Musik

Album-Rezension: „Rausch“ (Deluxe-Edition) von Helene Fischer

„Rausch“ ist Helene Fischers 8. Studioalbum. Ich bin seit 2015 Fan von Helene obwohl ich eigentlich nicht gerne Schlager höre (zumindest keinen modernen, wenn dann eher so etwas wie Juliane Werding oder die alten „Klassiker“). Helenes Album „Farbenspiel“ fand ich sehr gelungen, auch wenn es nicht 100% meinen Musikgeschmack traf. Den Nachfolger „Helene Fischer“ fand ich eher mittelmäßig, es waren gute Songs darauf, aber mir fehlte etwas der rote Faden, sehr altmodische Schlager befanden sich wild neben eher modernen Dance-Pop-Schlager Songs, coolen Country Nummern und einem wunderschönen Chanson. Dazu Texte die überwiegend vor allem durch sehr viel „Nichts“ auffielen. Entsprechend waren meine Erwartungen an „Rausch“ nicht unbedingt extrem hoch, obwohl ich mich auf neue Musik von Helene nach der längeren Corona-Pause sehr freute. Schon bei den Hörproben war ich positiv überrascht und nach dem ersten Hören des ersten Albums dann völlig hin und weg. Für mich ist „Rausch“ im Vergleich zum Vorgänger geradezu ein Quantensprung und vor allem ein klares „Ja“ zu einer musikalischen und künstlerlischen Weiterentwicklung, weg von dem Anspruch es immer allen Alt-Schlagerfans recht zu machen und ja niemanden zu vergraulen.

Was mir an dem Album besonders gut gefällt:

Erstens werden mit der Musik von „Rausch“ viel mehr und neue Facetten von Helenes Stimme gezeigt, sie singt nicht mehr so glatt und „musical-esque“ wie früher und auch das charakterische Jauchzen ist zumindest sehr deutlich reduziert, was vor allem den Balladen extrem zu Gute kommt, die nicht mehr so künstlich wirken, sondern mit viel mehr echten und überzeugenden Emotionen gesungen werden, ohne dass zusätzlicher Schmalz oder Pathos darüber gelegt wird. Bei manchen Songs ist Helenes Stimme rauchiger als früher und auch durch die eher am Pop orientierte verwaschene Aussprache nicht mehr so geleckt (was allerdings manche Hörer sicher auch stören wird).

Zweitens ist das Album von Stil wirklich rund, es gibt einen roten Faden, trotzdem sind die Songs abwechslungsreich und zeigen auch ganz neue musikalische Seiten von Helene (besondere Tipps hier von mir „Spiele“ – mein absoluter Top Favorit – und „Die Erste Deiner Art“). Eher klassische Dance-Pop/Dance-Schlager-Pop Nummern, wechseln sich mit ruhigen und pompösen Balladen ab, auf der ersten CD überwiegen eher die Uptempo Nummern, die zweite CD bietet dann vor allem zum Ende hin mehr für Balladen-Fans. Thematisch sind es einerseits – natürlich – viele Songs über Liebe (vor allem Helenes persönliches Glück findet sich durchaus sehr übersprudelnd wieder), allerdings kommen diesmal auch einige anderen Themen zum Zuge, z.B. die Umwelt und ein Frauen-Empowerment-Song sind als Beispiele zu nennen.

Drittens: die Texte sind deutlich besser. Zwar handelt es sich sicherlich auch noch nicht um Stoff für eine intellektuellen Lesezirkel (allerdings frage ich mich welche internationalen oder Deutschen Pop Songs eigentlich ernsthaft bessere Texte haben), trotzdem fand ich die Texte überwiegend gelungen, teils sogar richtig stark, wie bei „Hand in Hand“, einer laut Helene autobiografischen Liebeshymne über ihre neue Beziehung oder bei „Die Erste Deiner Art“ und „Wunden“.

Trotzdem finde ich „Rausch“ übrigens keinen dramatischen Abkehr von Helenes früherer Musik, eher ist es einer konsequente Fortführung dessen was sich in Ansätzen schon in „Helene Fischer“ abgezeichnet hat. Dass sie selbst dem Schlager musikalisch gar nicht sooo sehr zugetan ist, ist auch kein besonderes Geheimnis. Trotzdem finde ich, dass auf dem Album auch noch genug Songs für die schlager-affinere Zielgruppe vorhanden sind, wie z.B. „Volle Kraft Voraus“ oder „Wenn alles durchdreht“. Allerdings gibt es auch einige Fans deren Meinungen zum neuen Album klingen als hätte Helene ein Depri-Album knapp zwischen Lana Del Rey und The Cure auf dem Weg zum Goth veröffentlicht, das mit Schlager quasi nix mehr zu tun hat, was in mir den Eindruck erweckt, dass leider manche Schlagerfans anderen Hörgewohnheiten gegenüber ungefähr so offen sind wie der arrogante Feuilleton es oftmals gegenüber Helene ist. Schade eigentlich. Auch schade finde ich, dass die Songs wohl alle weiterhin nur maximal im Schlager-Radio gespielt werden werden, obwohl einige Songs wenn sie genau gleich von Sarah Connor wären vermutlich im Pop Radio laufen würden und als besonders ehrliche handgemachte Deutschpop-Musik gelten würden.

Insgesamt ist „Rausch“ für mich einerseits ein wundervolles Album zum Anhören, bei dem ich es kaum mehr erwarten kann zu sehen wie es auf die Bühne gebracht wird (hoffentlich schon kommendes Jahr Open Air, wenn Corona keinen Strich durch die Rechnung macht, sonst spätestens bei der angeteaserten Tour 2023), andererseits ein Zeichen, dass man in Zukunft noch viel mehr Veränderung und Weiterentwicklung von Helene erwarten darf. 10/10 Punkte.

Zur Abrundung noch eine Betrachtung der einzelnen Songs des Albums:

CD 1:

  1. Volle Kraft Voraus„: eine eher klassische Uptempo-Ballade, die leise anfängt und dann Fahrt aufnimmt. Laut Helene ihrer „ehemaligen Beziehung“ gewidmet, die sie offenbar sehr nachhaltig hinter sich gelassen hat, trotz dieses kleinen musikalischen Dankeschöns. Gleichzeitig die 2. Single des Albums. Ein Song den wohl sowohl traditionelle Schlagerfans als auch eher Pop-affine gut hören können. 7/10 Punkte.
  2. Wenn alles durchdreht„: Sowohl vom Titel/Text als auch von der Melodie für mich ein relativ klassischer Uptempo-Pop-Schlager. 5/10 Punkte.
  3. Vamos a Marte„: Ein halb Spanisches/halb Deutsches Duett mit Luis Fonsi. Die erste Single des Albums. Kam in der Fangemeinde eher gemischt an, mir gefällt es eigentlich ganz gut. 6/10 Punkte.
  4. Null auf 100„: Eine Adaption eines holländisches Dancefloor-Hits, gleichzeitig die 3. Single des Albums. Für mich ein unglaublich starker Song, der live sicher richtig reinhauen wird. 10/10 Punkte.
  5. Engel ohne Flügel„: Ein sicherlich von Corona inspirierter Dankes-Song für „Alltagshelden“, eine minimal kitschige, aber sehr schöne Ballade. 7/10 Punkte.
  6. Danke für Dich„: Eine klassische Liebesballade. 6/10 Punkte.
  7. Wunden„: Ein leicht rockiger Uptempo Song mit genialer Melodie und Text, einer meiner absoluten Top-Favoriten, laut Helene von einem Team aus dem Hip Hop Bereich geschrieben: 10/10 Punkte.
  8. Wann wachen wir auf„: Ein Song für den gesellschaftlichen Zusammenhalt mit vermutlich etwas unglücklich gewähltem Titel, da sich einige Querdenker/Verschwörungstheoretiker nun geliebt fühlen. Diese werden aber vermutlich spätestens dann enttäuscht, wenn Helene aus kommerziellen Gründen bei der ersten 3G/2G Veranstaltung auftritt ;-). 7/10 Punkte
  9. Spiele„: Ein Song über eine offensichtlich toxische Beziehung. Sicherlich der musikalisch außergewöhnlichste Titel auf dem Album, aus meiner Sicht aber tatsächlich auch der Beste. 10/10 Punkte.
  10. Liebe ist ein Tanz„: Eher simple Uptempo-Dancefloor Nummer, die aus irgendeinem Grund unglaublich eingängig auf mich wirkt und einfach gute Laune macht. 10/10 Punkte
  11. Hand in Hand„: Eine Adaption einer amerikanischen christlichen Pop-Ballade mit einem Deutschen Text, den Helene laut Booklet und Eigenaussage komplett selbst geschrieben hat. Eine hymnische Balade für ihren aktuellen Lebensgefährten, die absoluter Perfektion schon sehr nahe kommt und trotzdem absolut authentisch und gefühlsecht rüber kommt. Vermutlich der stärkste Song auf dem Album, zumindest unter den Balladen. 10/10 Punkte.
  12. Zuhaus„: Laut Helene ein Song „für Kinder“ bei dem sie in die Rolle der Mutter Erde schlüpft um Kindern das Thema Umwelt nahe zu bringen. Beim ersten Hören des Songs war ich in meinen Hörgewohnheiten irgendwie irritiert, der Refrain ist außergewöhnlich, dazu am Ende ein Kinderchor, mit dem ich beim ersten Hören fremdelte, aber nachdem ich mich daran gewohnt habe, ist es sogar ein Lieblingssong geworden. Wenn Greta Thunberg ihr Thema mittels „Love Bombing“ vermitteln wollen würde, käme wohl sowas raus 😉 . 10/10 Punkte

CD 2:

  1. Rausch„: Eine ruhige Nummer zum Träumen mit orientalischen Klängen im Hintergrund. Passende Untermalung für die mit der Ampel-Koalition vermutlich anstehende Cannabis Legalisierung 😛 . 7/10 Punkte.
  2. Blitz„: Sehr eingängige Uptempo-Dance-Nummer, die irgendwie einen leicht altmodischen 80er/90er Jahre Vibe hat. 7/10 Punkte
  3. Genau dieses Gefühl„: Hymnischer Gute Laune Song, dem etwas die Höhepunkte fehlen. 5/10 Punkte
  4. Die Erste deiner Art„: Müsste ich neben „Spiele“ einen anderen absoluten Lieblingssong benennen, dann wäre es dieser. Ein absolut starker Power-Song für Frauen, der von der sehr talentierten jungen Songwriterin und Sängerin Alina geschrieben wurde und den Helene kraftvoll und überzeugend rüber bringt. 10/10 Punkte
  5. Bis du wieder scheinst„: Hymnischer Song, der Hoffnung verbreitet, mit einem sehr berührenden Text. 7/10 Punkte.
  6. Wir werden eins„: Einer der wenigen Songs, den ich relativ austauschbar finde und der auf einem beliebigen Schlageralbum sein könnte. Aber ein Song muss ja die rote Laterne tragen. 4/10 Punkte.
  7. Glückwärts„: Bei dieser ruhigen Ballade ist mir der Text bzw. vor allem der Titel dann doch mal wieder etwas zu schlageresque, aber sehr schön und melancholisch gesungen. 7/10 Punkte.
  8. Alles von mir: Eine weitere klassische Liebesballade. 6 von 10 Punkte.
  9. Jetzt oder nie„: Spielerische und eingängige Uptempo Nummer die ich mir live auch toll vorstellen kann. 7 von 10 Punkten.
  10. Zeit„: Melancholischer ruhiger Song über die Zeit, könnte von der Melodie her auf einem typischen Disney Soundtrack sein. 7 von 10 Punkten.
  11. Luftballon„: Ein sehr ruhige traurige und berührende Ballade über den Verlust eines geliebten Menschen an den Tod. 10 von 10 Punkten.
  12. Nichts auf der Welt: Auf gefühlt jedem Album widmet Helene einen Song ihren Eltern, auf diesem Album dürfte das dieser sein. Diesmal zum Glück völlig unkitschig und damit sehr gelungen. 8 von 10 Punkten.
Musik

„Helene Fischer“ von Helene Fischer mit Helene Fischer – Albumrezension Teil 2

Heute möchte ich auch noch die 2. Hälfte des Doppel-Albums „Helene Fischer Deluxe“ rezensieren. Apropos „Deluxe“, das Album gibt es natürlich wie heute üblich in mehreren Versionen, die Standard-Version enthält 18 Songs (ob es sich dabei wirklich um eine gute Auswahl aus den 24 der Deluxe handelt, hab ich noch nicht wirklich betrachtet, ich frag mich immer wer eigentlich noch die Standardversionen kauft, wenn es zu gefühlt jedem Musik-Album heute eine Deluxe Version mit mehr Songs gibt, die kaum mehr kostet).

Außerdem gibt es noch eine „Fanbox“, die zusätzlich noch eine CD mit (deutschsprachigen) Duetten aus den „Helene Fischer Show“ Aufzeichnungen der letzte Jahre enthält, sowie etwas Promotionsmaterial (ein ziemlich billiges Notizbuch mit Helene Foto vorne drauf und 5 große Foto-Prints mit mittelmäßig gelungenen Promo-Fotos).

Wenn man sich alle Songs der Deluxe am Stück durchhört war es für mich so, dass ich fand, dass das Album stark anfängt, in der Mitte einen Durchhänger hat und zum Ende hin wieder stark anzieht. Hört man die beiden CDs getrennt, führt das dazu, dass die erste stark anfängt und dann abflacht und die zweite eher mäßig anfängt und dann zum Ende stark wird. Die Songs der 2. CD erhalten hier natürlich auch wieder eine detaillierte Bewertung inkl. intellektuell tiefgründiger Textinterpretationen 😛

1. „Achterbahn“

Sound: Eine Uptempo Nummer im Dance-Pop-Schlager Gewand, gemischt mit Elektro-Spielereien (inkl. einer Verfremdung von Helenes Stimme im Refrain, ein Effekt der vermutlich Anfang der 1990er innovativ war, aber jetzt schon wieder so retro ist, dass er wieder kommen kann 😀 ). Der Song ist auf eine spielerische Art und Weise süß und gefällt mir deswegen erstaunlich gut (und immer besser je öfter ich ihn höre).

Text: Zwei neu verliebte Liebende genießen das Leben in vollen Zügen und können gemeinsam alles erreichen (fröhlich). Klischee-Highlight: „In meinem Kopf ist eine Achterbahn“

4/5 Sterne

2. „Das volle Programm“

Sound: Als der anlief, stand ich zum Glück grad an einer Ampel und konnte deswegen relativ gefahrlos reflexartig die „Weiter“ Taste drücken als der Refrain losging. Bei dem Song von Bibis Beauty Palace auf Youtube hab ich länger durchgehalten 😛 Um diese Rezension beenden zu können, hab ich den Song aber eisern 1x durchgehört.  Die Strophe klingt nach irgendeinem 08/15 MDR Schlager und der Refrain entweder wie Modern Talking (Urteil einer Freundin) oder Micky Krause (anderer Vorschlag eines Freundes). Leider ist der Micky Krause Vergleich treffender, Modern Talking ginge ja noch. Den Song kann man bestimmt super mitgrölen wenn man am Ballermann schon 8 Eimer Sangria intus hat.

Text: Wenn Du (angesungene Person) so einen grauenhaften Alltag hast und Dein Leben so hasst, dass du Montag morgens um 8:30 schon jeglichen Lebensmut verloren hast, es aber irgendwie schaffst Dich ohne Selbstmord durch den Rest der Woche zu quälen, DANN kann Helene Fischer Dir am Wochende einmal für die 5 Minuten dieses Songs das Gefühl geben, dass Du doch irgendwie lebendig bist und Dein Leben nicht komplett sinnlos (vorausgesetzt Du hast genug Alkohol intus, um den Song gut zu finden, aber wenig genug Alkohol, um noch einen Rest Bewusstsein zu verspüren). Nach diesem aufbauenden Motivations-Konzept für Abgehängte funktionieren übrigens viele Helene Fischer Songs und das ganze Produkt Helene Fischer, aber manchmal wird es ein bisschen subtiler rüber gebracht.

Klischee-Highlight: „Ouh-ouh, hier wird gelebt!“

0/5 Sterne

3. „Ich wollte mich nie mehr verlieben“

Sound: Eine mittlere Uptempo Nummer im Dance-Pop-Schlager Gewand, ohne große Auffälligkeiten, die nicht stört, aber auch nicht wirklich notwendig gewesen wäre.

Text: Die Sängerin wollte sich eigentlich nie mehr verlieben, hat aber ihre Meinung geändert und deswegen: zwei neu verliebte Liebende genießen das Leben in vollen Zügen und können gemeinsam alles erreichen (fröhlich). Klischee-Highlight: „Doch dann hast du unser Leben aufgedreht“ (ist euch schon mal diese Besessenheit von Schlagertexten mit „drehen“ aufgefallen? Erde rückwärts drehen, Erde vorwärts drehen, Glücksrad drehen, Leben aufdrehen, vermutlich gibt es irgendeinen Schlagersong namens „Drehwurm“).

3/5 Sterne

4. „Lieb mich dann“

Sound: Dramatische Ballade, die leise beginnt und kraftvoll endet. Sehr stark gesungen, allerdings gegen Ende mit etwas viel Helene typischem „Schluchzen“ beim Singen (etwas, dass sie sich beim Rest des Albums fast komplett verkniffen hat). Etwas zurückgenommener hätte mir der Song noch besser gefallen, aber er ist auch so sehr gut.

Text: Die Sängerin ist sehr dankbar, dass ihr Partner sie auch liebt, wenn sie echt miese Laune hat und ihn ständig anzickt. Der Song ist natürlich nicht über Helene Fischer, weil die hat ja immer gute Laune. Das ist übrigens der einzige Song an dem Helene auch selbst als Songwriterin beteiligt war (laut Booklet). Erfreulicherweise ist es auch der Song mit dem besten Text, das macht ja Hoffnung für in 20 Jahren oder so, wenn der Hype (vielleicht?!) so abgeflacht ist, dass man künstlerisch mehr wagen kann, ohne kommerzielle Einbuße zu befürchten (weil die dann ja eh schon längst passiert sind).

Klischee-Highlight: „Stark für zwei, du bist stark für zwei“

4/5 Sterne

5. „Die schönste Reise“

Sound: Schmalzige Ballade, die offenbar an ein Kind addressiert ist. Denke für Kinder ist der Song auch gut geeignet. Mir ist das wieder zu Disney.

Text: Liebevoller Erbauungssong für ein geliebtes Kind.

Klischee-Highlight: „Flieg hoch und gib nie auf“

2/5 Sterne

6. „Schmetterling“

Sound: Der Song ist weder besonders schnell, noch besonders langsam, Midtempo Nummer, die für mich etwas vor sich hinplätschert, aber eigentlich gar nicht so schlecht ist (den Halbsatz hab ich für V. aus M. hinzugefügt, damit es positiver klingt).

Text: Aufmunterungssong für Menschen, die grad etwas down sind, inkl. des Verprechens, dass mit Hilfe der Sängerin alles wieder gut wird und Du Dich irgendwann (wieder) in einen Schmetterling verwandeln kannst (irgendwie nehmen in der 2. Hälfte des Albums, die Aufmunterungssongs enorm zu, ob man denkt der Hörer hat das da nötiger als am Anfang?)

Klischee-Highlight: „Aus dem Schatten willst du ans Licht
Glaub mir, du wirst Liebe spüren
Wenn du die Einsamkeit durchbrichst“

3/5 Sterne

7. „Dein Blick“

Sound: Ein echter (schneller) amerikanischer Country Song! Ich liebe Country!! Ergo find ich den natürlich ganz toll. Der Song wurde laut Booklet zuerst auf Englisch geschrieben und dann ins Deutsche übertragen. Ich wollte hier reinschreiben, dass ich die englische Version auch total gerne mal gehört hätte, dass hat sich aber erübrigt, da sich rausgestellt hat, dass der Song 2012 schon für den Soundtrack der Serie „Nashville“ auf Englisch rauskam und zwar unter dem Titel „Telescope“ gesungen von Hayden Panettiere (wußte gar nicht, dass die auch singt). Die englische Version ist auch gut, aber mir gefällt Helenes Version tatsächlich besser (ihre Stimme ist rauchiger), obwohl amerikanischer Country auf Deutsch im ersten Moment etwas ungewohnt klingt. Country passt finde ich übrigens wirklich hervorragend zu Helenes Stimme (genau wie übrigens Swing und ich finde dieser moderne Elektro-Pop ist auch genau das Richtige für sie. Im Schlager fand ich sie oft etwas unterfordert und bei Balladen früher oft zu Musical-esque). Wenn ihr später in ihrer Karriere mal langweilig würde und sie nur aus Spaß ein reines Country Album rausbringen würde (wie es z.B. Cyndi Lauper auch getan hat), dann wäre ich total glücklich 😀

Text: Den Song hab ich schon ca. 10 x durchgehört ohne den Text zu bemerken, die Melodie ist so mitreißend 😛 Nachgucken ergibt: Angesungene Person fängt Sängerin auf wenn das Leben mal wieder zu hektisch ist.

Klischee-Highlight: „Du tanzt die Last von mir! Tanzt die Last von mir!“

5/5 Sterne

8. „Mit jedem Herzschlag“

Sound: „Mit jedem Herzschlag“ wurde ursprünglich auf Englisch (Titel: „Fighter“) für die „Special Olympics 2017“ in Schladming geschrieben, wo Helene den Titel auch bei der Eröffnungs- und Schlussfeier gesungen hat. Für ihr Album wurde der Song (mit verändertem Text) ins Deutsche übertragen. Mir haben beide Versionen gut gefallen, die Deutsche aber tatsächlich etwas mehr, da der Deutsche Text etwas erwachsener daher kommt und der Song deswegen nicht so sehr nach Disney-Pop-Hymne klingt. Es handelt sich um eine kraftvolle Power-Ballade mit internationalem Sound.

Text: Du kannst alles erreichen, wenn Du nur daran glaubst und kämpfst. Tschakka! (sag ja, Erbauungslieder stark im Trend auf CD 2, vielleicht liegt das auch daran, dass man auf CD1 gefühlt 10x mit der Botschaft beschallt wird dass die Sängerin mit ihrem perfekten Seelenpartner das Leben in vollen Zügen genießt und bis ans Ende aller Tage – oder zumindest bis zum Tod – in Glückseligkeit dahinlebt, während dem Traumpaar sowieso die ganze Welt offen steht. Otto Normalhörer wird nach dem 10. Song realisieren, dass er selbst nur stinknormale Beziehungen hat, mit nervigem Alltagszeugs, Trennungen, Streit und so weiter und deswegen in eine tiefe Depression verfallen, wo dann glücklicherweise Helene Fischer mit erquicklichen Erbauungsliedern zur Rettung eilt und ihm neuen Lebensmut verleiht ❤  )

Klischee-Highlight: „Das Leuchten im Blick und dem Glück auf den Fersen“

5/5 Sterne

9. „Sowieso“

Sound: Pop-Schlager mit starkem Party-Beat, der etwas an die Uptempo Nummern von „Farbenspiel“ erinnert (eigentlich der einzige Song, der mich stilistisch an das Vorgängeralbum erinnert. Der Song ist eigentlich total albern und etwas geschmacklos, fetzt aber und macht total gute Laune, weswegen er trotzdem einer meiner Lieblinge auf dem Album ist.

Text: Nachdem die Sängerin ca. 14 Songs darüber gesungen hat wie sie mit ihrem perfekten Seelenpartner das Leben in vollen Zügen genießt und bis ans Ende aller Tage – oder zumindest bis zum Tod – in Glückseligkeit dahin lebt, kann sie es echt nicht mehr hören und flüchtet sich in den coolsten Club der Stadt, wo sie den nächstbesten heißen Kerl aufreißt um mit ihm für einen One Night Stand ins Bett zu hüpfen. Kann man ja nun auch irgendwie nachvollziehen. Textueller Highlight hierbei der Satz „Ich sage Nein und meine Ja“ bei dem Alice Schwarzer und alle Aktivisten des „Nein heißt Nein“ Paragraphen vor Schreck das Blut in den Adern gefriert und der beweist, dass an dem Album doch noch einige Alt-Schlager-Muftis mitgeschrieben haben (alternativ ist es wirklich so, dass Helene wie Pressetexten zu entnehmen ist am Entstehungsprozess jeden Songs – es waren angeblich  (laut BILD) übrigens derer 1000 in der Auswahl! – von Anfang bis Ende intensiv dabei war und jeder einzelne Song ihr Innerstes wiederspiegelt. Übrigens find ich dafür, dass das die besten 24 aus 1000 Songs sein sollen, die wenigen schwachen Songs dann doch erstaunlich schwach, deswegen an dieser Stelle mein Beileid an die mir unbekannten Menschen die tatsächlich alle 1000 Songs angehört haben).

Klischee-Highlight: „Im coolsten Club dieser Stadt, und die Luft ist so heiß, das kleine Schwarze auf der Haut“

5/5 Sterne

10. „Genau mein Ding“

Sound: Pop-Schlager von mittlerem Tempo ohne besondere Merkmale.

Text: Musste ich nachschlagen. So arg ist mir der Song in Erinnerung geblieben. Auch Betrachten des Textes im Booklet führt nicht zu wirklicher inhaltlicher Erkenntnis. Ich glaub glücklich sein ist genau ihr Ding, am Liebsten mit dem perfekten Seelenpartner.

Klischee-Highlight: „Im Raumschiff der Träume ne Runde drehen“

2/5 Sterne

11. „Weil Liebe nie zerbricht“

Sound: Melancholische Ballade mit leisen Tönen, sehr gefühlvoll und zart. Auch ein sehr starker Song, der höchstens etwas daran leidet, dass vorher schon einige vergleichbare Songs auf dem Album Eindruck gemacht haben. Trotzdem ist auch dieser einer der Highlights unter den Balladen.

Text: Liebeserklärung an eine geliebten Seelenpartner, der offenbar schon tot ist.

Klischee-Highlight: „Ich fühl den Wind in meinem Haar“

4/5 Sterne

12. „Adieu“

Sound: Ein altmodischer melancholischer klassischer Chanson mit dem Flair von französischer Straßenmusik, wunderschön und sehr berührend.

Text: Dieser Song hat bei hysterisch veranlagten Helene Fans bei Ankündigung der Songliste zu leichten Panikattacken geführt, da sie sich textlich darunter wohl etwas vorstellten wie: „Nun verlass ich die Bühne und leg mich für den Rest meines Lebens mit den Milliönchen, die ihr für meine Produkte ausgegeben habt unter ne Palme und genieß die Sonne, Tschö ihr anhänglichen Ultras, Goodbye, Arrividerci und Adieu!“. Glücklicherweise geht’s aber nur um ne Frau in Paris, die eine melancholische Ode an ihren verstorbenen Geliebten singt (sterben tun auf dem Album schon ganz schön viele). Puh, was eine Erleichterung!

Adieu ist für mich definitiv einer der stärksten Songs auf dem Album, der mich persönlich musikalisch und inhaltlich am Meisten berührt hat (hatte beim ersten Hören im Auto sogar Gänsehaut). Grund dafür ist glaube ich auch, dass es der einzige Song ist, wo die Sängerin offen und unverstellt als Erzählerin einer Geschichte auftritt. Für mich macht das die Gefühle um so echter. Normalerweise funktionieren die Texte auf der CD primär dadurch, dass sie als Projektionsfläche für Gefühle des Zuhörers dienen und eine persönliche Beziehung zum Hörer aufbauen, jeder soll und kann die Situationen der Texte auf eigene Lebenssituationen und Gefühle übertragen (das war übrigens auf „Farbenspiel“ nicht so extrem deutlich merkbar), durch Wortwahl und die Art und Wiese wie die Texte aufgebaut sind werden Knöpfe beim Zuhörer gedrückt, die Gefühle auslösen (ähnlich wie in Disneyfilmen wenn Simbas Papa stirbt 😛 ). Nach 15x kann einem das aber ein bisschen auf den Keks gehen und bei mir bewirkt es irgendwie das Gegenteil. Wobei es bei den Uptempo Nummern nicht stört, weil die Texte da eh egal sind 😉 Bei Adieu ist die Geschichte aber zu speziell und funktioniert einfach für sich selbst, für mich deshalb einfach perfekt und wunderschön.

Klischee-Highlight: „Der Sommer hat die Koffer gepackt“

5/5 Sterne

Fazit

Kurzversion

Geiles Album mit ein paar kleinen Schwächen, die nicht ins Gewicht fallen, weil das Album für alle Bedürfnisse das Richtige bietet.

Langversion

Für mich ist „Helene Fischer“ eine deutliche Verbesserung zu „Farbenspiel“, wobei „Farbenspiel“ durchaus ein gelungenes Album war und als abgeschlossenes Musikalbum vermutlich sogar kohärenter daher kommt, da es einen kompakten Umfang hat und einen klar erkennbaren Stil.

„Helene Fischer“ ist mehr wie ein Musik-Potpourri, nicht wie ein in sich abgeschlossenes Album, ca. 1/3 moderner Elektro-Pop zum Abtanzen, 1/3 moderner Pop-Schlager von guter Qualität und ein paar Alt-Schlager und Party-Schlager für die ursprüngliche Fanbase. Wie meist bei Helene Fischer also der ultimative Griff zur Massenkompatibilität (verbunden mit einem Marketing-Konzept und Image was einem selbst als Fan gewaltig auf den Keks gehen kann 😀 ), was aber nichts dran ändert, dass Vieles auf „Helene Fischer“ wirklich eine tolle Weiterentwicklung darstellt, noch dazu in eine Richtung, die genau meinen Geschmack trifft und die Helene super steht. Man fragt sich als Fan manchmal wo sich das Ganze noch hinentwickeln soll und wie lange man diesen Spagat die Bedürfnisse aller mehr als unterschiedlichen Fans gleichzeitig zu befriedigen noch durchhalten kann und will (und wie man aus dem Konzept jemals herauskommen will, falls man es man mal nicht mehr möchte), aber für den Moment funktioniert das Konzept „Helene Fischer“ immer noch ganz hervorragend und die Zukunft bleibt spannend. Für mich ist Helene Fischer perfekte Unterhaltung (Helene ist sozusagen das „Amazon“ der Musik, es gibt dort alles und es ist richtig geil), die mir nur NOCH mehr Spaß machen würde, wenn man auch marketingtechnisch etwas offener damit umginge, das man einfach nur ein geniales Entertainment-Produkt verkauft 😉 Wenn man bei Starbucks einen Iced Caramel Mocha Frappucino mit  Smarties Topping und Einhornglitzerbecher bestellt, kann man das ja auch einfach genießen ohne das jemand darauf besteht das ist Kaffee 😀 (der Vergleich ist extra für Doris M. aus W.).

Zum Abschluss noch ein Eindruck vom neuen Album, von der ESC-After Show Party aus der ARD Mediathek (lässt sich leider nur noch bis 21.05. abrufen):

http://www.ardmediathek.de/tv/Eurovision-Song-Contest/Helene-Fischer-Herzbeben/Das-Erste/Video?bcastId=9525092&documentId=42813962