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Buch-Tipp: „Malibu Rising“ von Taylor Jenkins Reid

„Malibu Rising“ ist mein zweites Buch von Taylor Jenkins Reid, das erste war „Carrie Soto is back“, das mir schon wegen des Settings in der Profitennis-Szene ganz hervorragend gefallen hat.  In „Malibu Rising“ spielt Carrie Soto auch eine kleine Rolle, aber im Mittelpunkt des Buches steht in den 1980er Jahren die Familie Riva: die 4 Geschwister Nina, Jay, Hud und Kit sind die Kinder des berühmtes Rockstars Mick Riva und alle dabei sich in der Surfer-Szene von Malibu einen Namen zu machen. Nina, die älteste ist ein bekanntes Surf-Model und gibt jedes Jahr eine legendäre Party in ihrem Haus, zu der jeder kommen kann, der weiß dass und wo die Party stattfindet. Doch schon am Anfang des Buches ist klar, dass diese Nacht kein gutes Ende nehmen wird. 

Der Roman wird quasi zweigleisig erzählt, in der Gegenwart beginnt die Geschichte am Morgen der Party und endet mit dem Morgen nach der Party, die gesamte Geschichte in der Gegenwart spielt sich also grob innerhalb eines einzigen Tages ab. Dazwischen wird aber in Rückblenden, die Geschichte von June und Mick Riva – den Eltern der Riva Geschwister – erzählt und nach und nach erfahren die Leser:innen immer mehr darüber wie die Geschwister aufgewachsen sind, welche Beziehungen und Konflikte in der Familie schwelen, warum Nina sich für ihre jüngeren Geschwister so verantwortlich fühlt und was das alles mit den sich immer mehr eskalierenden Geschehnissen auf der Party zu tun hat. 

Dabei schafft es die Geschichte einen hervorragenden Spagat zwischen einer berührenden Familiengeschichte in der Vergangenheit und einer unterhaltsamen Dramatik in der Gegenwart herzustellen. Man fühlt mit den Riva Geschwistern mit und verfolgt mit immer mehr zunehmender Spannung wie sich der Partyabend seinem fulminanten Höhepunkt nähert. Dazu das Setting am Strand von Malibu und das Buch bietet sehr gute Unterhaltung für den Sommer. 

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Buch-Tipp: „Solitaire“ von Alice Oseman

Der ursprünglich 2014 erschienene Roman „Solitaire“ von Alice Oseman ist das Debut der jungen Autorin, die neben ihren Jugendbüchern vor allem durch ihre „Heartstopper“ Comics berühmt wurde, die inzwischen auch für Netflix verfilmt wurden. Genau daher kenne ich die Geschichten um Charlie Spring und seinen Freund Nick Nelson auch, die Comics habe ich bisher nicht gelesen, aber die Serie liebe ich (wie wohl jeder der sie gesehen hat). Deswegen wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, die Erfinderin des ganzen Universums rund um Charlie und Nick auch als Autorin kennen zu lernen. Und auch in „Solitaire“ steht die Familie Spring im Mittelpunkt, allerdings nicht Charlie, sondern seine minimal ältere Schwester Tori.

Tori ist 16, introvertiert, pessimistisch und meistens eher unglücklich (außer bei ihrem größten Hobby – bloggen), gerne mal wütend und das zu ändern fällt ihr trotz ihrer Freunde und ihrer Familie nicht leicht, doch ihr Alltag scheint zumindest einigermaßen stabil und vorhersehbar. Doch dann möchte plötzlich ein etwas merkwürdiger sehr extrovertierter Schüler namens Michael Holden aus für sie unerfindlichen Gründen unbedingt mit ihr befreundet sein und auch ihr bester Freund aus der Grundschule taucht nach einem Schulwechsel plötzlich wieder in ihrem Leben auf. Als wäre das nicht genug fängt eine anonyme Gruppierung namens „Solitaire“ an die Schule zu terrorisieren und niemand scheint sich so richtig dafür zu interessieren.

Es ist nicht ganz einfach den Roman zu beschreiben, den er ist sicherlich sowohl inhaltlich als auch von der Hauptperson her etwas ungewöhnlich. Es ist nicht einfach Tori mit ihrem ganzen Selbsthass und Zynismus zu mögen und auch die Geschehnisse rund um Solitaire wirken oft etwas absurd. Trotzdem hat mir das Buch im Großen und Ganzen sehr gut gefallen, denn die Charaktere sind sehr außergewöhnlich und Toris Gefühlsschwankungen zwischen Hoffnung und Verzweiflung sind mitreissend. Auch hat es mir sehr gut gefallen einen etwas weniger zuckersüßen Blick auf Charlie Spring zu bekommen als in der Netflix Serie, die aus 99% Romantik besteht und 1% Problemen, während in Solitaire Charlies Probleme mit mentaler Gesundheit im Vordergrund stehen. 

Trotzdem merkt man „Solitaire“ noch etwas an, dass es ein Debut ist, ich würde es im ganz wörtlichen Sinne als Rohdiamant bezeichnen (wild und ungeschliffen) und es liest sich als wäre es definitiv sehr kurz nach oder noch während einer ungeliebten Schulzeit geschrieben worden, von jemandem der sein eigenes Schultrauma noch lange nicht überwunden hatte. Das macht gerade diesen Aspekt aber sicherlich auch sehr authentisch. Tatsächlich gestört hat mich an dem Buch eigentlich nur, dass einige der Aktionen von „Solitaire“ etwas unrealistisch wirken, vor allem, da scheinbar kein Erwachsener oder keine Autoritätsperson darauf reagiert (warum z.B. kann eine anonyme Gruppe stundenlang den gleichen Popsong über die Schullautsprecher abspielen, ohne dass irgendwer in der Lage ist, diesen einfach wieder auszuschalten?). Darüber kann man aber leicht hinwegsehen und eine wirklich außergewöhnliche Coming-Of-Age Geschichte lesen.

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Buch-Tipp: „Last Night at the Telegraph Club“ von Malinda Lo

Das Jugendbuch „Last Night at the Telegraph Club“ von Malinda Lo ist definitiv eines meiner absoluten Lese-Highlights des Jahres 2023. Schon das Cover ist eine Augenweide, aber der Inhalt sogar noch mehr. Die 17-jährige Lily wächst in den 1950er Jahren als Tochter chinesischer Einwanderer:innen in San Francisco auf. Das Leben der Familien in Chinatown ist hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis möglichst amerikanisch und integriert rüber zu kommen und gleichzeitig chinesische Traditionen zu pflegen. In einer Zeit in der Konformität auch sonst gesellschaftlich eine dominierende Rolle spielt ist Lily anders als andere Mädchen ihres Alters. Nicht nur, dass sie sich leidenschaftlich für Raketen und Science Fiction Romane interessiert, auch ihre Gefühlswelt verwirrt sie, auch wenn sie noch nicht genau weiß inwiefern. Als sie ihrer Schulkameradin Kath näher kommt, nimmt Lilys bisher so behütetes und konservatives Leben einen Lauf, den sie sich nie hätte vorstellen können. Sie besucht sogar mit Kath einen Nachtclub, den „Telegraph Club“, in dem die Herrenimitatorin Tommy auftritt und für Lily eröffnet sich ab diesem Zeitpunkt eine ganz neue Welt. 

Mir hat an dem Buch eigentlich alles gefallen: Die Liebesgeschichte ist wundervoll gefühlvoll  erzählt, Lily ist ein ganz normales chinesisch-amerikanisches Mädchen, mit dem man mitfühlt und sich identifizieren kann, man lernt nebenbei noch wahnsinnig viel darüber wie es war als chinesische Einwandererfamilie in den USA der 1950er Jahre zu leben, immer in der Sorge abgeschoben zu werden oder vom FBI für Kommunisten gehalten zu werden. Auch die Einblicke in die chinesischen Familien und Traditionen waren wirklich informativ. Und natürlich lernt man wie nebenbei auch noch unheimlich viel über die LGBTIQ*-Szene der 1950er Jahre in San Francisco, über eine Subkultur, die lebte und gedieh, trotz Zwangs zur Heimlichtuerei und der ständigen Furcht vor Repressalien (deprimierend hierbei, dass manche US-Bundestaaten und Politiker gerade mit Hochdruck daran zu arbeiten scheinen derartige Verhältnisse wieder herzustellen, was dann auch noch gewisse CSU-Größen dazu animieren ähnlichen Quatsch zu twittern). 

Für mich ein sprachlich wie inhaltlich fast perfektes Jugendbuch, dass sich auch wunderbar für Erwachsene eignet und auch aus der Masse der LGBTIQ*-Literatur besonders hervorsticht. Hervorzuheben ist auch noch, dass das Buch am Ende ein Kapitel mit Hintergrundinformationen zu den Recherchen, Quellen und zur Historie der chinesisch-amerikanischen Einwanderer:innen und der queeren Szene in San Francisco in den 1950ern enthält, das ich super interessant fand. 

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Das Summen“ von Jordan Tannahill

„Das Summen“ von Jordan Tannahill hat mich wegen des ungewöhnliches Covers und der ebenso ungewöhnlichen Handlung angesprochen. Im Zentrum des Hörbuchs steht die Highschool-Lehrerin Claire. Sie führt ein ganz normales US-amerikanisches Vorstagdtleben, mit ihrem Mann Paul und ihrer 17-jährigen Tochter Ashley lebt sie in einem langweiligen Vorort und alles in ihrem Leben ist normal im Lot. Eines Tages hört sie ein komisches Hintergrundgeräusch, eine Art Summen, dass ihr den Schlaf raubt und dessen Ursprung sie sich nicht erklären kann. Zu ihrer Irritation kann ihre Familie es nicht hören und auch sonst niemand in ihrer Umgebung. Während Claire unter dem Summer psychisch und physisch leidet ist ihre Familie zunehmend genervt von ihrer Obsession damit. Als sich plötzlich herausstellt, dass Claires Schüler Kyle das Summen auch hören kann und Claire eine Gruppe Gleichgesinnter (oder besser Mitleidender?) findet, gerät Claires Leben immer mehr aus den Fugen.

Die erste Hälfte des Buches hat mir wirklich ganz hervorragend gefallen, die Geschichte wird im Nachhinein von Claire erzählt (nach einem tragischen Höhepunkt der am Anfang des Buches nur angedeutet wird) und ist trotz des ernstes Themas nicht schwer oder niederdrückend, sondern teilweise sogar etwas selbstironisch. Auch kann man Claires Verzweiflung und warum sie sich den anderen Menschen, die das Summen hören, anschließt kann man sehr gut nachvollziehen.

Etwas Schwierigkeiten hatte ich mit dem Übergang zur zweiten Hälfte des Buches, denn irgendwie war mir der Wechsel von einer harmlos wirkenden Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig unterstützen, zu einer abgedrifteten Sekte zu plötzlich, es bleibt für den Hörer irgendwie unklar wie und wann die Sache kippt, so dass auch die Eskalation am Ende irgendwie sehr plötzlich wirkt. Trotzdem hat mir das Buch alles in allem sehr gut gefallen, Thema, Atmosphäre und Idee sind sehr kreativ und gut umgesetzt. 

Gesprochen wird das Hörbuch von Marion Elskis, die das Buch lebhaft und mit einer gewissen sehr gut zum Text passenden Ironie liesst. Ihre Verkörperung von Claire war für mich sehr überzeugend, so dass man wirklich das Gefühl hat Claires Schilderungen der Ereignisse zuzuhören.

Bücher

Thriller-Tipp: „Die perfekte Familie“ von Shalini Boland

„Die perfekte Familie“ von Shalini Boland ist ein Psychothriller, der nicht unbedingt im kreativsten Gewand daherkommt. Das Cover suggeriert Genre-technisch eine Bedrohung und wirkt etwas sensationsheischend. Da ich aber mal wieder Lust hatte auf einen klassischen psychologischen Thriller für zwischendurch, wollte ich dem Buch eine Chance geben. Auch die Grundidee ist sicher nicht die allzu innovativste: Gemma führt erfolgreich ein Unternehmen für Facility Management, ihr Mann Robert ist Personal-Trainer, die beiden Töchter gehen auf die Grundschule. Eigentlich ist in Gemmas Leben alles in Ordnung, doch im täglichen Alltagschaos zwischen Familie und Beruf hat sie so langsam das Gefühl etwas die Kontrolle zu verlieren. Als sie feststellt, dass Robert und sie es beide verpasst haben die ältere Tochter Eva auf die Aufnahmeprüfung für die weiterführende Schule vorzubereiten, nimmt Gemma widerstrebend die Idee an eine Nanny für ihre Töchter zu engagieren, um sich zu entlasten. Mit Hilfe ihrer Schwiegermutter wird Sadie gefunden: jung, schüchtern, etwas altbacken und hochmotiviert. Auf den ersten Blick ein perfekter Match. Und während Gemmas Kinder von der neuen Nanny hochbegeistert sind und nach außen hin alles perfekt läuft, bekommt Gemma ein immer schlechteres Gefühl.

Ich habe sicher schon das eine oder andere Buch mit einem ähnlichem Thema gelesen. Trotzdem muss ich sagen, dass der Thriller mich nicht enttäuscht hat. Der Schreibstil ist einfach und eingängig, Gemma ist sympathisch und man kann mit ihren Alltagsproblemen mitfühlen, die Geschichte ist zwar nicht mega kreativ, aber auch nicht plump oder zu klischeehaft und der Roman lässt sich innerhalb von ein bis zwei Tagen runterlesen und unterhält sehr gut. Für das Genre also fast perfekte Unterhaltung. Einzig zwei Wendungen gegen Ende fand ich fast etwas zu abrupt und deswegen vielleicht für die Charaktere nicht unbedingt so nachvollziehbar, auch erfolgt die „Auflösung“ des Romans fast etwas schnell, so dass man dem letzten Drittel des Buches vielleicht etwas mehr Zeit hätte gönnen können. Das sind aber nur Kleinigkeiten, insgesamt auf jeden Fall ein Tipp für Thriller-Fans, denen es mehr um subtilen Grusel als um Schock Effekte geht.