„Simón“ von Miqui Otero ist ein märchenhaft anmutender Roman aus Spanien. Im Zentrum steht der junge Simon, der quasi in der Bar seiner Familie in Barcelona aufwächst. Geführt wird diese gemeinsam von seinen Eltern und seinem Onkel und seiner Tante. Deswegen ist sein älterer Cousin Rico fast so etwas wie ein Bruder für ihn, cool und fast mystisch, den er bewundert und vergöttert. Ansonsten in der Schule nicht sehr beliebt, sondern als eher merkwürdig angesehen, hat Simon noch Estela, das exzentrische Nachbarsmädchen als Spielgefährtin und seine Bücher, die Rico im schenkte. Dazu viele schrullige Barbesucher, die seine Kindheit prägen. Diese erfährt aber einen drastischen Einschnitt, als sein Cousin Rico nach einer wilden Ausgehnacht zu der er Simon mitnahm einfach verschwindet. Ist er abgehauen, ist ihm etwas passiert, war jemand hinter ihm her? Und warum fragen ihn ständig Bekannte von Rico nach einem angeblichen Schatz? Die Familie redet nicht über Rico und Simon bleibt in Ungewissheit zurück, bis er eine Nachricht in einem Buch findet.
Es ist recht schwierig zu beschreiben, was „Simón“ für ein Buch ist. Einerseits hat es etwas märchenhaftes, was auch im Erzählstil widergespiegelt wird, andererseits ist es aber auch einfach eine Geschichte übers Erwachsenwerden, in der wir Simon über mehrere Jahrzehnte begleiten. Er träumt davon ein erfolgreicher Starkoch zu werden, reich und erfolgreich ´, lehnt seine Kindheit und Herkunft hat und vergisst auf einem kurzen Höhenflug fast seine alten Freunde…bis er unsanft auf dem Boden der Tatsache landet. Dazu ist der Roman aber auch ein Buch über Spanien, über Barcelona und über die Schwierigkeiten der jungen Generation dort zu „überleben“. Simon sucht seinen Cousin Rico und sich, der Leser wird auf diese Reise mitgenommen, in einem bunten und außergewöhnlichen Entwicklungsroman, der mir gut gefallen hat, auch wenn man sich auf eine etwas verspielte Sprache einlassen muss.
Heute geht es zur Abwechslung mal wieder nicht um Bücher. Denn ich möchte von einem tollen (noch relativen neuen) Event für Yogafreunde in Stuttgart erzählen, dem Yez Yoga Festival. Das Yoga Festival fand dieses Jahr schon zum 2. Mal statt und wird organisiert von dem Fußballer und Ex-Bundesliga-Spieler Timo Hildebrand, sowie dem Stuttgarter Yoga-Studio Yoga13. Zusammen mit einer guten Freundin war ich schon letztes Jahr bei der Premiere dabei und absolut begeistert, aber vielleicht damals zu erschöpft um darüber zu berichten? 😉 Keine Ahnung, aber dieses Jahr möchte ich die Gelegenheit auf jeden Fall nützen etwas detaillierter über das Festival zu schreiben.
Es dauert 2 Tage und findet in der Carl-Benz-Arena in Stuttgart statt (direkt neben dem Fußball-Stadion). Wir hatten uns sowohl letztes Jahr als auch dieses Jahr für ein Tagesticket für den Samstag entschieden. Der Yoga-Samstag geht dabei von 9:00 bis 20:00 und es werden jeweils Einheiten in 2 unterschiedlichen Spaces angeboten, einmal 8 teilweise sehr unterschiedliche Yoga-Sessions im großen Main Space und dazu noch kleinere Workshops (zum Beispiel zum Thema Blackroll, therapeutisches Yoga für den Rücken oder Faszientraining) in kleinem Blackroll Space. Dazu gibt es noch einen Shop- und Ausstellungsbereich mit Ständen von den zahlreichen Sponsoren (auch Shopping technisch wäre also Einiges geboten, allerdings bin ich Yoga-mäßig sehr gut ausgerüstet) , sowie einen Catering Bereich mit sehr sehr leckeren ausschließlich veganen Leckereien und Mittagsgerichten (wir entschieden uns für eine gebackene Süßkartoffel, mit Chutney, Linsen und Salat, eine sehr gute Entscheidung).
Von der Atmosphäre her muss man sich sicher etwas umstellen, wenn man in Kursen kleine ruhige Yoga-Klassen gewohnt ist oder zuhause praktiziert. Denn auf dem Main Floor reihen sich hunderte Matten neben und hintereinander und auch die Umgebungsgeräusche sind recht vielfältig (so ist z.B. der Ausstellungsbereich und der kleine Space nur mit einem Vorhang vom Main Space getrennt, so dass man hört wenn dort parallel Veranstaltungen stattfinden oder Menschen laut reden und lachen). Allerdings muss ich sagen, dass das erstens wohl dem typischen Yoga in Indien deutlich näher kommt als das „verwestlichte Feelgood-Entspannungs-Yoga“, das hier so weit verbreitet ist und zweitens, dass ich mich irgendwie in so einer Menschenmenge tatsächlich teilweise besser auf mich selbst fokussieren konnte als zuhause oder in einer ganz ruhigen Umgebung, wo jedes kleines Geräusch um so mehr auffällt. Ein tolles Erlebnis und spätestens bei Mantras oder kurzes Chants wird das Gruppenerlebnis definitiv um so eindrucksvoller.
Eröffnungsrede von Timo Hildebrand mit dem Yez Yoga Orga Team
Wie auch letztes Jahr nahmen wir ausschließlich an den Sessions im Main Space teil.Von den 8 angebotenen Yoga-Klassen haben wir auch dieses Jahr wieder 6 Stück „geschafft“, was eine zusammengerechneten Netto-Yoga-Zeit von 6:45 h ergab. Im letzten Jahr hatten wir es genauso gemacht und ich muss sagen, dass ich danach wirklich ziemlich erschöpft war. Dieses Jahr fielen mir die 6 Sessions im Vergleich geradezu leicht (obwohl auch wieder 2 sehr anspruchsvolle und sportliche dabei waren). Dabei denke ich, dass 2 Faktoren zusammen kamen: erstens bin ich tatsächlich schon deutlich fitter und geübter (letztes Jahr fielen mir einige Übungen wie Side-Planks und dynamische Übergänge mit vielen Chaturangas noch sehr schwer, dieses Jahr war ich da fast schon im Flow), zweitens war finde ich das Programm für den Samstag auch noch ein bisschen „cleverer“ aufgebaut. Letztes Jahr kamen fast alle anstrengenden Stile und Sessions am Stück und erst ganz am Ende ruhigere Stile wie Yin Yoga. Diesmal startete das Festival mit 3 kraftvollen Sessions, gefolgt von 2 ruhigeren bzw. alternativen, um dann am Ende nochmal Aktivität aufzunehmen. Ich denke, so kann der Körper zwischendrin auch besser regenerieren. Jedenfalls hätte ich denke ich dieses Jahr auch alle 8 Sessions am Samstag geschafft, allerdings wollten wir in Ruhe Mittagessen und die letzte Session ließen wir dann auch aus, um ums nicht ganz so spät auf den Heimweg zu machen.
Die Yoga-Stile waren dabei wieder abwechslungsreich und gut gemischt. Der Morgen begann mit einer langsamen klassischen Vinyasa Einheit mit Susanne Klingenstein aus Stuttgart zum Aufwärmen, gerade richtig um den Körper auf Betriebstemperatur zu kriegen 😉
Danach folgte das für mich erste große Highlight, die Jivamukti Session mit Gabriele Bozic aus München. Jivamukti Yoga habe ich erst wenige Male gemacht, ist aber ein relativ moderner Stil der definitiv sehr viel Spaß bereitet und durch die Kombination mit teilweise sehr mitreissender Musik unglaublich viel Energie im Körper erzeugt. Irgendwie fühlt man sich egal wie anstrengend es ist, hinterher kraftvoller als vorher. Außerdem hat Gabriela eine sehr charmante und humorvolle Art, die unheimlich motiviert.
Die Anusara Session mit Kat Swenson war herausfordernd und mit sehr klaren Anweisungen angesagt, die für diesen Yoga Stil, der sehr auf korrekte Ausführung und Ausrichtung bedacht ist, typisch und passend sind. Ich fand den Kontrast zwischen der sehr spielerischen Vermittlungsform von Gabriele Bozic und der etwas „autoritär“ (im positiven Sinne) wirkenden Kat Swenson etwas amüsant, so direkt hintereinander.
Nach der Mittagspause kam die für uns „experimentellste“ Stunde, nämlich eine Budokon Einheit mit Carola Fassl aus Wien. Dabei handelt es sich um eine interessante Mischung aus Bewegungen, die z.B. aus dem Kampfsport, aus Contemporary Dance und Animal Movements stammt und komplett im freien Raum ohne Matten stattfand. Mir hat es sehr gut gefallen, da man gezwungen war sich etwas aus seiner Komfortzone raus zu bewegen. Grad für introvertierte Menschen immer eine gute Sache! Außerdem würde ich mich generell gerne auch mehr mit Tanz beschäftigen.
Die nächste Klasse war wieder ein herausforderndes Highlight, eine weitere Jivamukti Stunde, diesmal mit Tobias Holzinger von Yoga13 . Diese Stunde verband wieder perfekt Humor, Musik, Chants, wirklich anstrengende Asanas und eine sehr kreative Session-Gestaltung.
Zum Abschluss gab es dann wieder komplettes Yoga-Neuland für mich: „Therapeutisches Fliegen“ mit Afia Joy Adu-Sanyah aus Frankfurt. Therapeuthisches Fliegen ist eine Art des Paar-Yogas, das auf den ersten Blick dem Acro-Yoga ähnelt, aber so wie ich verstanden habe eher einen therapeutischen Fokus in der Auswirkung der Übungen hat. Meiner Freundin und mir war es fürs erste Mal definitiv schon akrobatisch genug 😉 Die Übung, die wir in der Einheit gezeigt bekamen und dann auch selbst ausprobieren durften, war diese hier: https://www.instagram.com/p/BYsagFylarN/
Da wir es etwas anspruchsvoll fanden, das gleich als 2 komplette Anfänger zusammen zu probieren, waren wir froh, dass wir als dritte Partnerin eine schon etwas erfahrenere Yoga-Schülerin ins Team holen konnten, die die Übung schonmal gemacht hatte. So klappte es dann tatsächlich besser als wir erwartet hatten und war ein spannendes Erlebnis! Etwas schade war lediglich, dass die Session mit einer Länge von 45 Minuten etwas knapp bemessen war.
Danach begaben wir uns hochzufrieden und voller toller Anregungen für die eigene Yoga-Praxis auf dem Heimweg! Ich kann das Festival allen yoga-begeisternten (mit mindestens guten Grundkenntnissen in einer gängigen Yoga-Richtung) nur empfehlen. Falls es in eine 3. Runde geht, bin ich auf jeden Fall wieder dabei.
„Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit“ von Charlotte Roth ist eine Romanbiografie über den Schriftsteller Michael Ende. Wie vermutlich die meisten Kinder habe ich dessen berühmtesten Bücher „Lukas und der Lokomotivführer“, „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“ als Kind begeistert gelesen (und vor allem die Augsburger Puppenkisten Adaption vom Lukas geliebt). Mit seinem Leben und seiner Entwicklung als Autor habe ich mich aber nie näher beschäftigt. Trotzdem hat mich die Idee einer Romanbiografie über sein Leben sofort angesprochen, schon alleine durch den sehr faszinierenden und inspirierenden Titel.
Die Geschichte beginnt schon vor der Geburt Michael Endes, mit dem Kennenlernen seiner Eltern Edgar Ende und seiner Mutter Luise. Edgar Ende ist Künstler und Maler, vor und auch nach Michaels Geburt in Garmisch-Partenkirchen nur mit sehr wechselhaftem und unzuverlässigem kommerziellen Erfolg gesegnet. Michaels Mutter liebt ihren kleinen Sohn abgöttisch, eine Liebe die schon in den ersten Jahren des Familienlebens bei mir beim Lesen ein etwas unwohles Gefühl hervorrief, obwohl nichts im Text eine Erklärung dafür lieferte. Das das Gefühl etwas gerechtfertigt war, zeigte sich im späteren Verlauf des Buches allerdings noch, denn die Liebe von Michaels Mutter erschien dann später doch oft als durchaus „erdrückend“. Auch der starke Zusammenhalt der armen aber glücklichen Familie aus den ersten Jahren bleibt nicht lange erhalten, so dass Michaels Kindheit zuerst durch viele erbitterte Streitereien der Eltern und dann auch noch durch die Gräuel der Nazi-Zeit geprägt sind. Trotzdem bekommt Michael von seinen Eltern schon immer ein Faible für Kunst, Fantasie und Träumereien vermittelt. Nachdem es beruflich für seinen Vater zuerst etwas bergauf ging, wird dessen Kunst während der Nazizeit zu entarteter Kunst erklärt und verboten, die Familie landet wieder ganz am Anfang und kann sich nur durch die Arbeit der Mutter als Heil-Masseurin mit Mühe und Not in einer kleinen Münchner Wohnung über dem Wasser halten.
Beeindruckend fand ich bei dem Teil der Geschichte die Erzähl- und Bildkraft der Autorin Charlotte Roth, die den Einfluss der schwierigen Zeit auf das Kind Michael so lebhaft vermittelte, dass es für mich eine der eindrücklichsten und bewegendsten Schilderungen einer Kindheit im 3. Reich war, auch wenn das hier nur einen relativ kleinen Teil der Geschichte ausmachte. So lernte ich auch in diesem Buch das erste Mal welchen Einfluß diese Kindheitserfahrungen zum Beispiel auf die Entstehnung von „Momo“ waren und was Hintergrund und Inspiration für die Zeit stehlenden Grauen Herren waren, etwas das mir als Kind nicht bewußt war.
Der 2. Teil des Buches beschäftigt sich dann entsprechend einerseits überwiegend mit Michael Endes schriftstellerischer Karriere, die durch bemerkenswert viele Zweifel, Schreibblockaden und Fehlschläge geplagt war und andererseits mit seinen Beziehungen zu seiner ersten Ehefrau, der Schauspielerin Ingeborg Hoffmann, deren großen Einfluss auf sein künstlerisches Schaffen, sowie seinem etwas schwierigem Verhältnis zum Thema Treue. Besonders interessant fand ich auch zu erfahren wie schwierig und für den Autor deprimierend der Prozess der Verfilmung von „Die unendliche Geschichte“ verlief und wie unzufrieden und verhasst der endgültige Film für Michael Ende war (er wurde nur unter Androhung einer für seinen Verlag und ihn selbst existenzbedrohenden Klage dazu genötigt sich nicht mehr gegen den Film zu positionieren) . Da ich den Film als Kind gar nicht so schrecklich fand (obwohl ich die Kritik von Michael Ende aus dem Buch jetzt im Nachhinein schon gut nachvollziehen kann und es auch als Kind schon etwas merkwürdig fand, dass Fuchur aussieht wie ein putziger Hund), war das quasi erst mal etwas schockierend. Aber genauso habe ich erst dieses Jahr erfahren, dass Stephen King die doch sehr kultige Verfilmung von „Shining“ mit Jack Nicholson hasste. Vermutlich kommt es gar nicht so oft vor, dass eine Romanverfilmung die künstlerischen Ansprüche des Autors erfüllt.
Sprachlich und stilistisch fand ich das Buch wirklich herausragend und auch sonst hat es mir immens Spaß gemacht auf diese Art und Weise mehr über den Autor Michael Ende und seine Werke zu erfahren. So erhält man als Leser nochmal einen ganz anderen Zugang zu den Texten und Figuren eines Autors und ich habe richtig Lust bekommen die Klassiker von Michael Ende unter diesen neuen Voraussetzungen mal wieder zu lesen. Fans von Biografien (man sollte sich bewusst sein, dass bei einer Romanbiografie der künstlerische Ausdruck vor 100% Faktentreue steht, was im Vorwort auch betont wird) und Fans von Büchern über Autoren und Literatur, sowie allen Lesern, die Michael Endes Bücher mögen empfehle ich das Buch uneingeschränkt.
Heute möchte ich gerne eine außergewöhnliche Yoga-DVD vorstellen, die mir freundlicherweise von Klaus Busch von Fluid Yoga & GetFluid aus Bremen als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.
Ich war recht gespannt auf die DVD, da die Yoga Richtung „Fluid Yoga“ sich laut Trailer und Beschreibung doch etwas von den mir bekannteren Richtungen unterscheidet (ich mache im Kurs Iyengar Yoga habe zusätzlich schon einige Erfahrungen mit Stilen wie Vinyasa, Anusara und Jivamukti gesammelt). Allerdings muss man sofern man schon etwas Hatha Yoga Erfahrung hat keine Sorge haben, dass das Fluid Yoga sich zu sehr von den bekannteren Richtungen unterscheidet. Wenn ich es beschreiben müsste, würde ich sagen, dass es vergleichbar mit einer sehr sehr ruhigen Version von Vinyasa Yoga ist. Die Übungen werden zwar dynamisch ausgeführt, allerdings quasi in Zeitlupe und mit sehr sehr viel Fokus auf Details und Mikrobewegungen.
Auf der DVD gibt es eine kurze Einleitung, die sehr schön und stimmungsvoll gefilmt ist (hinterlegt mit schönen herbstlichen Naturaufnahmen) und in der die Hintergründe und Intention der DVD kurz erklärt werden. Man merkt dabei, dass auch sehr viel Wert darauf gelegt wurde eine besonders ästhetische DVD zu erstellen.
Der Praxisteil besteht aus 5 Übungsreihen und einer Tiefenentspannung. Die Yoga-Sequenzen sind in sehr reduziertem Rahmen gefilmt, mit voller Konzentration auf den Lehrer. Die Anweisungen weichen von „typischen“ Ansagen (z.B. aus dem Vinyasa Yoga) etwas ab, sind aber gut verständlich und auch recht intuitiv, so dass ich persönlich ohne größere Schwierigkeiten direkt damit zurecht kam. Allerdings wird nicht jede auszuführende Bewegung genau angesagt, so dass es nützlich sein kann, sich die Yoga-Übungsreihen vor dem Mitüben einmal anzuschauen.
Die einzelnen Module möchte ich hier kurz im Detail vorstellen:
Sonnengruß: eine ca. 14-minütige Interpretation eines Sonnengrußes bei der jede Seite je einmal sehr detailliert und präzise durchlaufen wird. Die Sequenz ist eher einfach und damit am Ehesten auch für komplette Einsteiger geeignet, vorausgesetzt man schaut sich die Sequenz vorher in Ruhe an.
Halbmond: eine kurze 7-minütige Einheit rund um den Halbmond, mit Dreiecksvarianten, dem klassischen Halbmond und einer seitlichen Halbmond Dehnung. Bei dieser Übungsreihe empfiehlt es sich auf jeden Fall die kurze Sequenz einmal komplett anzuschauen, bevor man sie selbst mitmacht, da nicht auf beiden Seiten alles detailliert angesagt wird und es im Dreieck nicht möglich ist, gleichzeitig auf den Bildschirm zu sehen. Ich habe direkt mitgemacht und dafür aber alles gleich 2x wiederholt. Fasziniert war ich davon wie stark meine Beweglichkeit sich durch/während dieser kurzen Sequenz verbesserte
Mondgruß: Der Mondgruß ist eine Reihe, die komplett im Sitzen und Liegen ausgeführt wird, aber gleichzeitig die vermutlich anspruchsvolle Sequenz, denn es handelt sich um eine 15-minütige Mischung aus Vorbeuge und Boot gefolgt von diversen Pflug und Schulterstand Variationen. Gerade wenn man den Pflug oder den klassischen Schulterstand noch nicht zu 100% beherrscht, sollte man mit dieser Reihe vorsichtig sein. Ich fand sie aber mit am Interessantesten, da ich Pflug und Krähe noch nie auf so eine dynamische und spielerische Art und Weise ausgeführt habe. Ich denke, das ist eine Sequenz mit der man sich immer wieder beschäftigen kann. Außerdem werden die Bauchmuskeln sehr gut beansprucht. Auch hier empfehle ich die Sequenz zuerst anzuschauen.
Vorwärtsbeugen: Eine ca. 12 minütige Sequenz aus mehreren Vorwärtsbeuge- Variationen im Sitzen inkl. gedrehter Varianten. Das ist eine Sequenz, die für mich persönlich herausfordernd ist, da meine Dehnfähigkeit in Vorwärtsbeugen nicht gerade überragend ist, aber auch hier war ich wieder extrem überrascht, wie sehr sich das innerhalb kürzester Zeit verbesserte, so einen starken Effekt in so kurzer Zeit hatte ich bisher weder in statischen Iyengar Yoga Stunden noch in dynamischen Vinyasa Einheiten. Die Methode die Asanas durch kleine und langsame vibrationsartige Bewegungen auszuführen scheint also wirklich nochmal eine besondere Wirkung auf den Körper zu haben.
Liegende Bäume: Wie der Name schon verspricht, handelt es sich hier um eine Sequenz (ebenfalls knapp 15 Minuten), die komplett im Liegen ausgeführt wird und diverse (auch gedrehte) Baum-Varianten und Bein-Dehnungen erhält. Wer keine besonders gute Beweglichkeit in der Hüfte und in den Beinrückseiten hat, sollte für diese Sequenz einen Yoga-Gurt bereitlegen.
Tiefenentspannung: eine klassische 12-minütige Tiefenentspannung (beginnend vom Kopf bis zu den Füßen angeleitet), die mir zu Abrundung der DVD sehr gut gefallen hat.
Zusätzlich enthält die DVD ein Lexikon (Liste der Asanas in den einzelnen Übungsreihen) . Alle Texte und Ansagen können wahlweise in Deutsch oder Englisch abgespielt werden. Musikalisch untermalt sind die Videosequenzen mit Gitarrenklängen.
Insgesamt hat mir die Yoga-DVD sehr gut gefallen, die einzelnen Übungsreihen sind durchdacht und abwechslungsreich und auch wenn es kein körperlich extrem forderndes Yoga ist, wirken die Asanas durch die langsamen Mikrobewegungen sehr intensiv und erhöhen Körpergefühl und Beweglichkeit auf sehr effektive Art und Weise. Ich hatte bisher noch nicht die Zeit alle Übungsreihen direkt hintereinander auf einmal zu üben, stelle mir das aber sehr intensiv vor und freue mich darauf, das demnächst einmal auszuprobieren.
Empfehlen würde ich die DVD für jeden außer für komplette Neueinsteiger ins Yoga, da man die einzelnen Asanas aus meiner Sicht erstmal unter Anleitung kennen lernen sollte, um Fehler in der Ausführung zu vermeiden (davon Yoga ausschließlich im Selbststudium zu lernen halte ich sowieso nichts, da ich das Risiko sich Fehler anzugewöhnen oder sich sogar zu schaden für zu hoch halte). Für fortgeschrittene Anfänger oder Fortgeschrittene ist sie aber auf jeden Fall zu empfehlen und vor allem für jeden, der einmal eine neue Sicht auf für ihn bekannte Yoga-Asanas und einen etwas anderen Stil kennen lernen möchte. Für mich war der größte Aha-Effekt bei dieser Yoga-Richtung wie sehr man seine Dehnfähigkeit und Beweglichkeit mit so kurzen ruhigen Einheiten verbessern kann, außerdem mochte ich die ruhige fast meditative Atmosphäre der DVD total gerne, die auch dazu führt, dass man sich ganz wunderbar konzentriert darin vertiefen kann.
Weitere detaillierte Informationen zur DVD und zu den Übungsreihen, sowie ein FAQ, findet man auch auf der zugehörigen Internetseite http://www.fluid-yoga.de
Die letzten beiden Wochen war ich zur Abwechslung einmal mit einem älteren Roman beschäftigt, der bereits 2003 in der 1. Auflage erschien und
den ich aus einer Bücherkiste entnommen habe. Da ich wie alle Bücherbegeisterten dazu neigte viel zu viele Bücher anzuhäufen, kaufe ich inzwischen nur noch sehr selten Bücher und lese stattdessen auch viel auf dem eReader. Physische Bücher lasse ich mir meist nur noch zu Weihnachten oder zum Geburtstag schenken oder bekomme sie entweder geliehen oder eben aus Büchertauschecken, die es ja zum Glück immer häufiger gibt.
„Visions of Hanna“ von der niederländischen Autorin Rascha Peper ist ein Familienroman mit einer eher ungewöhnlichen „Hauptfigur“.
Hanna – die dem Buch den Titel gibt – ist nämlich längst tot. Der Leser erfährt am Anfang des Buches nur vage, dass Hanna nach einem Bootsunglück auf offenem Meer mit einer Yacht versunken ist und und ihre Leiche mitsamt dem Boot nie geborgen wurde. Wie es genau dazu kam bleibt am Anfang offen. Trotzdem bleibt sie zentrales Thema des Buches, denn die Charaktere des Buches haben alle nie wirklich mit Hannas Tod abgeschlossen. Eeder ihr Vater, ein pensionierter Schneider, noch ihr Ex-Freund Gerard, ein Meeresforscher, der inzwischen in New York lebt und auch nicht dessen bester Freund Robin, der Hanna vor Jahren Gerard ausspannte, was zu einem Verwürfnis zwischen den beiden führte. Robin ist Taucher und besessen von dem Gedanken Hanna doch noch zu bergen, auch wenn ihm die Motive dafür selbst nicht 100% klar sind. Auch Emma, Hannas 15-jährige Nichte, ist merkwürdig faszinierend vom Schicksal ihrer Tante und verliebt sich dann auch noch mit der ganzen Leidenschaft einer 15-jährigen in den 37-jährigen Robin.
Die Erzählweise des Buches ist eher ruhig und gemächlich, aber für mich nie langweilig, vor allem weil die Geschichte viel leisen Humor und einen gewissen Hang zur Skurrilität mitbringt. Auch wachsen einem die unterschiedlichen Charaktere in Windeseile ans Herz, so dass die Geschichte mich trotz der relativ wenig „Handlung“ im klassischen Sinn sofort in den Bann zog und auch sehr gut unterhielt. Im Prinzip geht es in dem Buch darüber wie die betroffenen Personen mit Verlusten umgehen, wie sie versuchen ihr eigenes Leben mehr schlecht als recht weiter zu leben und um Versöhnung. Besonders gut gefallen haben mir dabei als Charaktere Emma und ihr Onkel Gerard, in dessen Leben sich auch noch eine Vielzahl weiterer sehr skurril und unterhaltsam ausgearbeitete Nebencharaktere tummeln.
Nicht ganz schlüssig war für mich die Bedeutung eines anderen Charakters (mit einem etwas merkwürdigen Fetisch), der keinen wirklichen Bezug zu Hanna hat, außer dass er am Ende zufällig eine Entdeckung macht, die etwas mit ihr zu tun hat. Außerdem war ich nicht 100% zufrieden mit dem Ende des Buches, das eine etwas vage Andeutung enthielt, die aber nie wirklich aufgelöst wurde. Wirklich überrascht hat mich diese Wendung auch nicht, aber sie hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen hat, da ich sie auch eher unnötig fand. So erweckte das Buch für mich den Eindruck eines wirklich lesenswerten, liebenswerten Romans bei dem ich mir nicht sicher bin ob die Autorin wirklich wusste worauf sie mit dem Buch am Ende heraus will.
Heute möchte ich einen Kurzgeschichtenband vorstellen, der für mich wirklich aus der Masse der Bücher herausgestochen ist, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
„Cat Person“ von Kristen Roupenian ist eine Sammlung von 12 Stories. Die titelgebende Geschichte wurde ursprünglich im New Yorker veröffentlicht, über einen Internet Hype bekannt und von Feuilleton-Zeitschriften mit Lob und Superlativen geradezu überhäuft. Laut THE GUARDIAN ist „Cat Person“ 2,6 Millionen mal geteilt worden und somit die ‚meistdiskutierte Story aller Zeiten‘ (ich vermute geteilt heißt auf Twitter, was ich nicht nutze und ergo hätte ich die angeblich meistdiskutierte Story aller Zeiten schlicht überhaupt nicht mitbekommen , wäre ich nicht beim Stöbern auf den Kurzgeschichten-Band gestoßen 😉 Spannend hierbei ist, dass die Geschichte wohl wirklich viral im Internet so oft verbreitet wurde, dass die Autorin allein daraus einen millionenschweren Vertrag für den zugehörigen Kurzgeschichten-Band bekommen hat, eine Art als Schriftsteller einzusteigen, die denke ich auch heute noch eher eine Ausnahme darstellt.
Mich machen solche übertriebene Lobpreißungen allerdings meist eher etwas skeptisch und da ich in letzter Zeit sowieso eine Pechsträhne mit Büchern hatte, die mich nicht wirklich überzeugt haben, ging ich eher ohne allzu große Erwartungen an das Buch heran. Auch lese ich das Genre Kurzgeschichten eher selten. Die Frage ist also, wie fand ich das Buch: Überraschenderweise muss ich sagen, dass es mich wirklich vom Hocker gehauen hat, denn die Geschichten sind kreativ, gemein, böse, brilliant geschrieben, teilweise schockierend, irritierend, anregend und kurzweilig, oft auch witzig…wirklich bemerkenswert etwas inhaltlich und stilistisch derart auf den Punkt gebrachtes und brilliant geschriebenes als Debut herauszubringen.
Trotz meiner Lobeshymne wird das Buch vermutlich nicht für jeden etwas sein, denn es ist wie jemand anders irgendwo treffend schrieb kein „nettes“ Buch. Die Geschichten legen schonungslos die Abgründe menschlicher Begierden, Sehnsüchte und verkorkster Beziehungen offen und sind dabei auch oft noch auf eine Art und Weise gemein, die mich an Roald Dahl denken lies (obwohl die Stories vom Inhalt her eigentlich völlig anders sind und natürlich weitaus moderner).
Die „Hype-Geschichte“ Cat Person fand ich auch wirklich gelungen, darin geht es um eine junge Frau (gerade dem Teenager Alter entwachsen), die einen älteren Typen kennenlernt und nach einer spaßigen und charmanten Chat-Flirt-Arie mit ihm ins Bett steigt, nur um festzustellen, dass das reale Erlebnis doch eher ein Erwachen mit Schrecken ist, es geht um Begierde, Flirten, schlechten Sex,…trotzdem ich die Story wirklich gut fand, gibt es doch einige Geschichten, die ich zwar einerseits skurriler, aber andererseits sogar noch einen Ticken genialer fand. Die meisten Geschichten im Buch beschäftigen sich mit den Irrungen und Wirrungen von sexuellen Beziehungen zwischen Frau und Mann oder Frau und Frau, es gibt aber auch einige Geschichten in denen einen Mutter-Kind Beziehung im Vordergrund steht oder die aus Sicht eines Kindes erzählt wird.
Note: This and the following blog entries are in English, because the topic is at least partly figure skating and I have more English speaking Facebook friends that might be interested in reading a report about skating than German ones 😉
Some years ago I was a really huge figure skating fan and my friend S. and I attended big events (usually Europeans, Worlds or the former Grand Prix in Gelsenkirchen) practically every year. Nowadays I’ve lost a bit of interest in skating, so we’ve only been travelling to a small local competition every year (Nebelhorn Trophy in Oberstdorf). But his year the combination of the World Championships taking place in one of our favorite cities (Helsinki) was just too good to say No 😉 , so we decided to go to our first big event in nearly 10 years (my last big competition as a spectator was Worlds in Göteborg 2008).
We arrived on Wednesday after a very smooth and punctual flight from Frankfurt and took the first day for a small walk to the harbour (our very excellent Hotel Fabian – I definitely recommend this hotel for any trip to Helsinki – was located very close to the harbour and the City center) and the cathedral before having dinner at a nice Italian restaurant.
Harbour of Helsinki in evening light
Wednesday, March 29th
Wednesday was the first competition day. We had been told by the hotel staff that it would be fastest to take any regional train to „Pasila“ station, but in order to see a bit of the city on the way we wanted to take the slower tram instead. Except for that we didn’t find the stop for Tram #7 and gave up after about 10 minutes of wandering around 😛 The event took place in „Hartwall Arena“, a rather modern typical multifunctional event arena, that I found quite comfortable in comparison to most other arenas of the past, especially the seats were rather soft and nice (not only in comparison to the worst arena ever – the architectally fancy and new Palavela in Torino, that still probably brings nightmares to any skating fan who has attended an event there). Also I found the food offers better than at many other events (here Worlds in Dortmund comes to mind as an exceptionally bad example), even if very „Fast food“ centric, but we still managed to avoid eating there for the entire week. Since the train to central station was so fast, we always went back to the city between the afternoon and evening events and ate something there.
Ladies Short program
The first event of the competition was one of my absolute favorites (I have to say I was very unhappy with the event schedule that placed Ladies and Pairs first and Men and Dance last 😛 ), the Ladies short program. Due to the rather high ticket prices we only had All event tickets for the upper ranks (or „Nosebleed seats“ as North Americans call those kinds of places), but we were quite pleased with them, the sight was rather better than I had feared. I hadn’t brought my DSLR camera, because I thought we’d be sitting too far away, but in hindsight the photos with zoom lens would probably have been not too bad.
The first highlight of the event was Carolina Kostner, who due to her comeback had to skate in a rather early group. She skated to a very dramatic music and was able to deliver a rather solid skate. Of the music choices of the SP I nominated „You raise me up“ (barf), „Tango de Roxanne“ and „Chicago“ as the most overused choices 😉 Of the earlier skaters I was the most impressed with Kailani Crane from Australia (which I had already seen at Nebelhorn Trophy), Yvett Toth from Hungary and the tiny Elisabet Tursynbaeva from Kazakhstan. Evgenia Medvedeva is undoubtedly the strongest female skater at the moment, but I think I wasn’t too crazy about her SP, because it was to some rather boring piano music. Ashley Wagner on the other Hand skated to a Dance Remix of „Sweet Dreams“ from the Eurythmics, which was a nice change from the more conservative choices. My favorite from the Ladies SP was Anna Pogorilaya, who just has a very mature style and always a certain drama about her.
Overall I was very impressed with the short program as a competition, because the level was great, nearly everybody skated clean or at least very nearly clean (I remember only a single really bad skate) and I was wondering whether the level of figure skating has improved so much over the last 10 years or if this was an exceptionally good event (the next days showed that it was rather the latter), because I remember sitting through some pretty horrid competitions during past events 😀 An unexpected surprise were 2 Canadian ladies on the podium after the SP, especially since Gabrielle Daleman seemed like pretty much a complete newcomer to me at the beginning of the season.
Pairs SP
The evening competition was the Pairs SP, which also turned out to be exceptionally good. Here the fact that you now have to reach a certain amount of Points earlier in the season to qualify for Worlds really seems to help the overall Level of skating, because quite honestly in the past there always were some weak pairs at Worlds and Euros that made you worry for the safety of the skaters when they tried overhead lifts or that were only capable of doing double side by side jumps or throws. Here we got to see some really good skates in the earlier Groups already, for example from the very promising Australian pair Alexandrovskaya & Windsor or from the rarely seen pair from North Korea Ryom & Kim, who seemed very excited about their good and engaging skate (it must be hard for the North Korean skaters to prepare well for big competitions, because they nearly never get to attend any international competitions, so they can’t get much experience in competing against rivals), which got them onto an excellent 14th place.
The top pairs were all very interesting to watch, also because they had a good mix of music choices, with Duhamel & Radford for example skating to the 80s song „Killer“ and the other Canadian pair to a Folklore program, that I already had liked very much at Nebelhorn. Marchei & Hotarek had managed to come up with a Blues Version of „Seven Nation Army“…I was very happy that Sui & Han (who definitely are my most favorite Chinese pair ever) were able to take the lead, she is just a rock star and totally sold that music (and I don’t even like Blues)
Sawchenko & Massot also skated well and their cute and fun program looked much improved from the beginning of the season. Aljona just seems to have so much more fun skating with Bruno Massot (which I’m sure has nothing to do with her former partner, but with the old coaching and overall situation of the combination „Sawchenko-Szolkowy-Steuer“) , which leads to me enjoying Sawchenko & Massot a lot more than Sawchenko & Szolkowy in the past, even if I find Robin was the more elegant skater. Bruno does well with Aljona, but of course his posture and expression leaves room for improvement. Robin of course also was at Worlds, as a coach for Tarasova & Morozov, who skated a Swing program and were very fast.
Overall I was very impressed with the first day of competition, because both events had exceptionally good performances and S. and I agreed that the trip had already been worth it for those 2 competitions alone 😉
Bevor das Jahr zu Ende geht, möchte ich noch einige weitere musikalische Highlights vorstellen, die ich dieses Jahr kennengelernt habe und die mich das ganze Jahr (vor allem im Auto) begleitet haben.
Jennifer Rostock sind schon seit einigen Jahren einer meiner Lieblingsbands (auch wenn ich für die zielgruppentechnisch eigentlich vermutlich zu alt bin 😀 ), bisher war mein absoluter Favorit unter den Alben das Vorgängeralbum „Schlaflos“, aber „Genau in diesem Ton“ knüpft für mich nahtlos an und ich könnte jetzt nicht sagen, welches der beiden Alben mir besser gefällt. Die Musik ist teilweise laut, aggressive, teilweise leise und berührend und dazwischen sind auch immer Songs, die leicht und fröhlich daher kommen. An Jennifer Weist finde ich toll, dass sie sowohl laut und aggressiv singen kann, aber auch tolle gefühlvolle Balladen und dass man Jennifer Rostock stilistisch schwer einordnen kann (Mainstream Punk/Rock/Pop/links/spassig/politisch?). Das Album ist kraftvoll und wütend und passt damit super zum Jahr 2016, man fragt sich manchmal wo die ganzen wütenden leidenschaftlichen Musiker eigentlich geblieben sind, ich finde 2016 hätte es ruhig ein paar mehr wütende Alben geben können 😛
Ich bin zwar kein Riesenfan von Robbie Williams, besitze aber glaub ich trotzdem so ziemlich jedes Album (mein Lieblingsalbum ist denke ich sein erstes Swing Album „Swing when you’re winning“, da ich generell ein großer Fan von Swing bin und es da gerne altmodisch mag, außerdem fand ich die Duette auf dem Album toll). „The Heavy Entertainment Show“ ist aber definitiv für mich auch eins von Robbies besten Alben, wobei ich finde dass die erste Single von dem Album ( „Dance Like a Russian“) einer der schwächsten Songs auf dem Album ist (es scheint einen neuen Trend zu geben immer das schlechteste Lied eines Albums als Lead Single zu verwenden, das ist mir dieses Jahr schon mehrfach so gegangen, dass mir die erste Single-Auskoppelung so ziemlich am Wenigsten gefällt). Das neue Album von Robbie ist insgesamt finde ich wohltuend „konventionell“, einfach gute Popmusik, die mich teilweise ein bisschen an die 80er/90er Jahre erinnert haben und zum Teil auch ein bisschen an Künstler wie den leider gerade verstorbenen George Michael. Meine Lieblingssongs auf dem Album sind die eher schnelleren Songs wie zum Beispiel das sehr funkige „Sensitive“ oder „Mixed Signals“.
Lady Gaga ist ja eine Künstlerin, die von vielen Leuten nur mit ihrem inzwischen etwas abgelegten schrillen und extravaganten Auftreten verbunden wird, tatsächlich ist Lady Gaga aber schon immer eine hervorragende Sängerin und Musikerin. Ich habe alle ihre bisherigen Alben gekauft, da war es aber eigentlich immer so, dass auf jedem Album 1-2 richtige Hits drauf waren und dann noch 2-3 Songs, die ich ganz gut fand, aber auch immer viele Songs mit denen ich nicht so viel anfangen konnte, da doch Vieles immer recht Dance lastig oder aus meiner Sicht „lärmig“ klang, was zwar vermutlich Trends entsprach, aber nicht unbedingt meinem Musikgeschmack.
Auf ihrem neuem Album ist aus meiner Sicht definitiv ein Stilwechsel zu erkennen, viele Songs auf dem Album sind ruhiger, viele gehen eher in Richtung „Country“ (das war bei früheren Alben nur bei „You and I“ deutlich der Fall und bei der „Country Roads“ Version von „Born this way“, beides absolute Lieblinge von mir). Deswegen trifft „Joanne“ als Album definitiv viel mehr meinen eigenen Musikgeschmack als Gagas ältere Alben und ist für mich schon allein deswegen mit Abstand das beste Album. Auch kommt ihre Stimme finde ich bei eher reduzierterer Musik und Konzentration aufs Wesentliche viel besser zur Geltung.
Leider wurde als erste Single von „Joanne“ ausgerechnet der Song „Perfect Illusion“ ausgewählt, den ich eher schwach und monoton finde, da finde ich so ziemlich alle anderen Songs auf dem Album deutlich besser. Meine Lieblingssongs aus dem Album sind von den Schnelleren definitiv „A-Yo“, sowie von den ruhigeren „Sinner’s Prayer“, „Angel Down“, „Joanne“ und nicht zu vergessen als besonderes Schmankerln gibt es noch ein Duett mit Florence Welch von Florence and the Machine.
Melissa Etheridge ist schon seit Jahrzehnten eine meiner Lieblingssängerinnen, ich habe sie auch schon mal in Stuttgart live gesehen. Trotzdem war ich mir nicht 100% sicher ob ich mir ihr neues Album kaufen soll, da es ein reines Blues und Soul Album ist und obwohl ich diese Musikrichtung durchaus mal gerne höre ist, ist es ein Genre das ich eher in kleinen Dosen mag. Deswegen war ich mir nicht sicher, ob mir ein ganzes Album nicht zu viel sein würde, aber ich wurde absolut nicht enttäuscht, die Soul und Blues Klassiker passen hervorragend zu Melissas Stimme und sie singt mit so viel Power und Leidenschaft, das mir das Album keinen Moment langweilig wurde. Definitiv eine runde Sache.
Weiter geht’s mit dem Bericht zur Helene Fischer Show 2016…
Spiegeltanz mit Kind
Als nächste Nummer hatte Helene eine Duett-Tanznummer mit einer 10-jährigen Tänzerin (namens Brightyn) aus den USA, die bei „America’s Got Talent“ war. Das war so eine Art Spiegeltanz, ich glaube das Mädchen sollte Helenes junges Selbst verkörpern 😀 Man hat gesehen, dass Helene tänzerisch nicht mehr ganz so fit ist wie das junge Mädchen (hat sie auch selber hinterher gesagt, dass sie etwas eingerostet ist), aber es wäre ja auch schlimm wenn das anders wäre. Die Nummer fand ich zur Auflockerung auf jeden Fall sehr nett und Helenes Leistung war definitiv finde ich sehr gut, wenn man bedenkt, dass sie so was eigentlich nur “nebenher” macht.
Wieviel Sport sie macht und was würde mich (als ebenfalls Sportbegeisterte) ja wirklich mal interessieren, aber das ist auch eine dieser völlig banalen Fragen, die ihr oft gestellt werden, die sie aber trotzdem nie beantwortet, außer mit Allgemeinplätzen und Platitüden (gut, das macht sie grundsätzlich bei allen Fragen so) Bestimmt weil, das sonst sicherlich alle einfach nachmachen würden 😛
Roland Kaiser
Eine jahrzehntelang erfolgreiche Schlager-Ikone gibt es auch in jeder HF Show, ich hatte ja auf Howard Carpendale gehofft (der war schon mal da und es war sehr nett). Zu Roland Kaiser hatte ich bisher keine besondere Meinung in irgendeine Richtung, aber seine Auftritte bei der HF Show haben mich jetzt nicht so vom Hocker gerissen, seine Solo-Nummer „Kein Problem“ war aus meiner Sicht der schwächste Song des Abends (die von klubbb3 sind wenigstens peppig) und das Duett mit Helene war jetzt auch nicht sooooo, das war irgendein Song von Rod Stewart den ich nicht kannte oder nicht wiedererkannte (Helene hat von einer Country-irgendwas-Version geredet, naja). Außerdem hat er seine Hand am ersten Abend beim Duett singen versehentlich ein bisschen weit unten auf Helenes …Rücken platziert, weswegen sie diese unauffällig hochprofessionell entfernen musste.
Gregor Meyle
Gregor Meyle ist ein Deutscher Popsänger/Songwriter aus dem erweiterten Umfeld von Stefan Raabs eigener Casting Show (die mit den vielen Buchstaben) und war auch schon bei „Sing meinen Song“. Er sieht immer ein bisschen aus als käme er grad von seinem Zweitjob als Lehrer an der Waldorf-Schule (und redet auch so), aber seine Musik mag ich eigentlich ganz gerne. Bei der HF Show hat er aber nicht sooo doll gesungen, also entweder ist er eher so der Musiker für Studioalbum hören oder er war nicht gut drauf (auf seiner Facebook Seite hatte er kurz vorher gepostet, dass er krank ist, vielleicht lag’s daran) oder er wollte Gentleman-like Helene besser wirken lassen und hat’s etwas übertrieben 😀 Ich fand’s aber trotzdem ganz nett. Er hat einen eigenen Song gesungen und einen mit Helene, das Duett fand ich am 2. Abend deutlich besser als am ersten und eigentlich auch total cool gewählt, aber vielleicht ein bisschen zu experimentierfreudig für eine Sendung wie die Helene Fischer Show.
Helene mit „Ich bin bereit“ aus dem Disney-Film „Vaiana“
Ein weiterer Pflicht-Act bei Helene Fischer ist, dass Helene immer einen Disney-Song aus einem brandaktuellen super beliebten Disney-Film singt, in den sie sich grad total schockverliebt hat. Die letzten Jahre war das immer „Lass jetzt los/Let it go“ aus der Eiskönigin/Frozen (in einem Radiointerview hat sie sich mal „Let it go“ von Passanger gewünscht und das mit den Worten „Keine Sorge, jetzt kommt nicht die Eiskönigin“ kommentiert 😛 ). Zum Kinostart von „Vaiana“ (was mit einer taffen Heldin aus der Südsee) ist es jetzt „Ich bin bereit“ aus eben diesem Film. Das mit den Disney Songs läuft dann immer so, dass ich den Film nie gucke und auch kein einziges anderes Lied daraus kenne, den einen Song aber mindestens 15x live sehe 😀 „Ich bin bereit“ gefällt mir aber schon mal viel besser als der Song aus „Frozen“, der ist nämlich recht rhythmisch und fröhlich und war mit einer ganz netten Tanz-Performance aufbereitet. Ich hör ihn aber präventiv lieber trotzdem erstmal nicht öfters an, um Abnutzungserscheinungen zu vermeiden. Der bleibt jetzt nämlich bestimmt im Programm bis in ein paar Jahren ein neuer Disney Film mit einer taffen Heldin aus den Anden rauskommt, in den sich Helene grad schockverliebt hat.
Duett mit der Accapella Truppe „Naturally 7“
Es hat ja jeder immer so EIN Lied jedes Jahr, das er absolut nicht ausstehen kann. Also bei mir war das 2015/2016 ja „Hello“ von Adele, ein Song der auch durchaus eine echte Gefahr darstellt, weil wenn man an einem diesigen Novembertag um 7:00 Uhr morgens halbtot zur Arbeit fährt und beim Umschalten ohne Vorwarnung plötzlich „HÄÄÄÄLLO FROM THE OTHER SIDE!!!!!!!!“ aus dem Radio plärrt (ich höre eigentlich so gut wie nie Radio, aber selbst unter diesen Voraussetzungen passiert einem das mindestens 3x im Monat), dann möchte man spontan schon mal sein Auto gegen den nächsten Baum lenken um auch schneller auf „the other side“ zu gelangen.
Da Adele nicht zur HF Show kommt, brauchte man sich ja keine großen Sorgen zu machen, diesem Song dort zu begegnen. Helene sang nun ja als nächstes ein Duett mit der Accapella Combo „Naturally 7“ aus den USA, wozu sie natürlich einen beliebten supererfolgreichen Song brauchte, den jeder mag. Naja.
Also so schlecht war’s dann aber echt nicht, denn die Combo ist sehr sehr gut und die Helene ist ja so ein fröhlicher immer gut gelaunter Mensch (das sind die ersten überlebenswichtigen Fan-Floskeln, die man als Neufan beim Helene-Fischer-Fan-Symposium lernt, außerdem ist sie auch noch total bodenständig und authentisch, also jetzt vielleicht nicht bei der Arbeit, aber daheim ims stillem Kämmerlein, wenn sie spontan mal durch’s Haus tanzt, dann ganz bestimmt), jedenfalls scheint ihr ja die Sonne aus…weswegen sie gar nicht in der Lage ist „Hello“ so depressiv zu singen, dass man sich irgendwo runterstürzen möchte 😀
Deswegen war das eigentlich trotz einer leichten Monotonie (die am Song liegt) ganz gut, aber die Version mag ich als Reiterin trotzdem lieber:
Diven Duett mit Grace Capristo
Grace Capristo kenne ich persönlich ja schon sehr lange, nämlich seit der Popstars Staffel #5, die zugleich die erste Popstars Staffel war, die ich geschaut habe, wegen der von mir zutiefst verehrten Nina Hagen in der Jury. Grace hieß damals noch Mandy und wurde damals als 16-jährige in die Siegerband „Monrose“ gewählt (die ich als einzige Popstars Band wirklich mochte, auch wegen der von mir damals als sehr unterhaltsam befundenen Senna Gammour 😀 ). Gesanglich fand ich Mandy damals in Monrose auch schon am Stärksten (Senna hatte ja eher andere Qualitäten, ich habe sie aber neulich erfreut als Schauspielerin in einem ZDF-Film entdeckt).
Seitdem war Mandy noch Spielerfrau (Mesut Özil, Beziehungsstatus laut Klatschpresse aktuell unklar?!) und Mercedes Markenbotschafterin (Schleichwerbung, aber Mercedes ist ja bekanntlich auch die beste Automarke), hieß dann irgendwann Mandy Grace Capristo und dann irgendwann nur noch Grace Capristo (so ein schlechter Name ist Mandy doch auch nicht?).
In der Helene Fischer Show war Grace nun, um mit Helene ein großes Diven Duett zu singen, unter anderem mit Songs von Marylin Monroe. Für die Performance hat Grace ihre wirklich beeindruckende Figur in eine passende unfassbar geile spektakuläre Robe gesteckt:
Helene hat ja objektiv und subjektiv eine ebenfalls unfassbar gute Figur, die aber eher sportlich und durchtrainiert ist und an eine Eiskunstläuferin (dazu kommen wir später noch) oder Gymnastin/Tänzerin erinnert, außerdem ist sie ja nicht ganz so groß (wobei 1,58m die beste Körpergröße der Welt ist, finde ich persönlich aus eigener Erfahrung – außer bei Konzertbesuchen im Publikum) und auch gar nicht mal soooooo gut darin ist auf High Heels in Abendroben elegant zu tanzen (obwohl sie seit 10 Jahren versucht den gegenteiligen Eindruck zu erwecken tanzt sie deutlich besser eher sportlich in flachen Schuhen oder barfuß). Vielleicht hat sie deswegen einen explodierten toten Vogel als Kleid angezogen, um gar nicht erst Vergleiche aufkommen zu lassen. Oder sie fand das Outfit einfach voll schön 😀
Abgesehen von derartigen Oberflächlichkeiten war das eine meiner absoluten Lieblings-Performances der Show, denn da passte einfach alles, tolle Songs, tolle Sängerinnen, deren Stimmen super harmonierten, eine etwas extravagante Idee Songs von Marylin Monroe von 2 Frauen zusammen performen zu lassen, aber hat super funktioniert und das ist eine der Nummern, bei der ich mich wirklich schon total freue sie im TV wieder zu sehen.
Symphoniacs in der Luft und auf dem Eis
Ein weiterer obligatorischer Programmpunkt bei der HF Show ist, dass einer Geige spielt (meistens David Garrett) und Helene dazu turnt, meist in luftiger Höhe. Dieses Jahr hat man das Konzept noch etwas gesteigert, es hat ein ganzes „Klassik Electro Pop Crossover-Projekt“ (hab ich von der offiziellen Beschreibung) namens Symphoniacs Instrumente gespielt und Helene hat nicht nur geturnt, sondern sogar noch ein bisschen Eiskunstlauf gemacht. Ich war ja ganz aufgeregt, als die da so ne putzige Mini-Eisfläche auf die Bühne geschoben haben (ich vermute mal das ist Kunsteis) und da plötzlich Leute mit Kufen an den Füßen waren, weil ich ja mal ein Riesen-Eiskunstlauffan war (inzwischen etwas eingeschlafen, aber 1 Event im Jahr wird trotzdem in der Regel noch mitgenommen). Jedenfalls gab das dann tatsächliche eine Adagio Paarlaufnummer (so heißt das im Fachjargon) mit 2 männlichen Eisläufern und Helene, die teils an Seilen über dem Eis stattfand und in Form von Paarlauf-Elementen auf dem Eis.
Nun war das für mich etwas witzig, weil ich solche Nummern als Eiskunstlauf-Fan in Shows bestimmt schon 35x gesehen habe (und ehrlichgesagt sind das nicht unbedingt die Nummern, die einen da vom Hocker reißen, weil man als Eiskunstlauf-Fan gern Eiskunstlauf sieht und keinen Artistik-Paarlauf-Crossover), aber so in der Helene Fischer Show mit Helene als Läuferin fand ich es trotzdem eine total witzige Idee, die beim Publikum auch super ankam.
Natürlich hat sich Helene um das Eislaufen an sich etwas rumgemogelt (kann sie ja auch nicht richtig können) und sich im Prinzip auf dem Eis nur heben lassen (das machen die ganzen professionellen Adagio Paarläuferinnen, die eigentlich Artisten sind aber eh genauso), aber auch das ist eine sportliche Höchstleistung schon von der Körperspannung her und beim Aufwärmen hat sie ein paar Kreise gedreht und ich würde ihre Basics/Skating Skills (so heißt das im Fachjargon 😛 ) durchaus als solides „Skating with the Stars“ Niveau beschreiben, andere Promis trainieren für das Level durchaus mal ne ganze Staffel ohne es zu erreichen 😀 Die Paarlauf Elemente waren so das was man bei so was immer sieht, besonders witzig finde ich, dass sie eine Hebung dabei hatten, die im Sport-Eiskunstlauf nur einmal kurzfristig als Markenzeichen von Mandy Wötzel & Ingo Steuer Bekanntheit errang um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden (das „Klappmesser“), wohl aus dem Grund, dass sie keine Ästhetik-Preise gewinnt 😀
Die Hälfte der Leser hab ich hier vermutlich schon lange abgehängt, aber ich bin hier grad in meinem Element 😛 Deswegen möchte ich noch erwähnen, dass es sich bei dem einen männlichen Eisläufer um Alexander Gaszi gehandelt hat, der zusammen mit Nelli Ziganshina zwar nicht das erfolgreichste, aber meiner Meinung nach eines der interessantesten Deutschen Eistanzpaare der letzten Jahre war 🙂 Die hatten mal so ein psychedelisches Zombie Programm:
Seit ca. Anfang 2015 bin ich ja Helene Fischer Fan, nachdem ich den Fehler (? finanziell gesehen, auf jeden Fall) gemacht habe, mir interessehalber ein ganzes Konzert und eine ganze Dokumentation auf Youtube anzugucken (Open Air Berlin Waldbühne 2013 gefolgt von „Allein im Licht“). Die Helene Fischer Show hatte ich aber trotzdem auch schon vorher zumindest in Teilen an Weihnachten gesehen. Die Sendung ist ja eine Personality Show (was auch immer das genau bedeuten mag) und erinnert ein bisschen an so eine schöne Samstagabendsendung aus den frühen 80er Jahren, die man damals schon alleine deshalb mit der ganzen Familie angeschaut hat, weil es damals ja noch gar keine richtige Auswahl gab (an die Jugend von heute: man hatte bis zum Erblühen der Privatsender in der Regel nur 3 Fernsehprogramme!) . Die Sendung ist also ein bisschen Retro und ein bisschen öffentlich-rechtlich gediegen und damit genau das richtige für den 2. Weihnachtsfeiertag. Außerdem kommt Helene Fischer in 99% davon vor, was für die meisten Leute der Hauptgrund ist einzuschalten (oder nicht einzuschalten). Auf mich hat Helene da immer einen ganz sympathischen und talentierten Eindruck gemacht (allerdings dachte ich damals sie ist ca. Ende 30 und redet bestimmt privat auch immer so gestelzt wie Carmen Nebel). Ergo, ich schaute die Sendung gerne, hätte jetzt aber nicht das Bedürfnis gehabt zu einer TV Aufzeichnung zu gehen, da diese Berichten zufolge sehr lange dauert (von 20:00 – 2 Uhr morgens) und durch viele Umbaupausen und Wiederholungen wegen Moderationsfehlern geprägt ist (die aber angeblich immer voll mega lustig und unterhaltsam sind). Neugier und Gruppenzwang haben mich aber umgestimmt. Da die Sendung erst am 25.12. um 20:15 ausgestrahlt wird (Schleichwerbung!) , sollte jeder der sich vorher nicht spoilern will, genau JETZT aufhören zu lesen. Wenn es ein Riesenproblem ist, dass ich das jetzt schon veröffentliche, meldet sich hoffentlich jemand, dann nehm ich es sofort wieder runter.
Aufzeichnungsdauer und Ablauf
Die Helene Fischer Show wird immer an 2 Aufzeichnungstagen aufgezeichnet. Der fanatische Fan geht natürlich zu beiden Tagen. Für das volle Erlebnis haben wir (ich, plus 2 Freundinnen) also natürlich auch Karten für beide Tage besorgt. Das war dann gleich ein bisschen teuer, weil die Preise im Vergleich zu 2015 um 100% angehoben wurden (wenn schon, denn schon, wird man sich gedacht haben). Da der Kartenvorverkauf ein bisschen interessant war, hatten wir danach für Tag 1 drei Karten nebeneinander im Oberrang fast ganz hinten (Schnäppchenpreis von 89 Euro) und für Tag 2 drei Karten einzeln verstreut, wobei ich durch merkwürdiges Glück ganz vorne in Reihe 1 gelandet bin.
Da Fans erzählt hatten, dass die Aufzeichnungen in den letzten Jahren immer sehr lange dauerten, habe ich mich also auf lange Wartezeiten, viel Langeweile zwischendurch und völlige Übermüdung eingestellt, irgendwer hat da wohl aber was optimiert (die Sendung wurde auch von Berlin nach Düsseldorf verlegt, weswegen wir den Plan das mit einer Städtereise nach Berlin zu verbinden aus logistischen Gründen verworfen haben), so dass Frau Fischer im Affenzahn und fast fehlerfrei durch den Abend galoppierte, weswegen es praktisch unmöglich war auf Toilette zu gehen oder etwas zu Trinken ohne Auftritte zu verpassen (wenn man während was Langweiligem rausging verpasste man automatisch den Auftritt danach auch noch) und irgendwann gegen Ende nach zwei eher „psychedelisch aber geil“ Auftritten befand mein Gehirn sich in einem Zustand der Überlastung knapp vor einem Deadlock. Der positive Nebeneffekt war aber, dass es schon 23:15 vorbei war und wir deswegen am 2. Aufzeichnungstag wieder ziemlich fit und voll aufnahmefähig waren (anstatt übermüdet und halbtot). Der 2. Tag dauerte dann tatsächlich etwas länger (ich glaube bis kurz nach Mitternacht), war aber auch angenehm straff. Etwas skurril war, dass das ZDF oder die Veranstaltungsfirma am ersten Tag wohl am Anheizer sparen musste und einen völlig unmotivierten und eher unfreundlichen Menschen irgendwo von der Straße aufgelesen hatten, der einem gleich am Anfang die Lust am Applaus eher aktiv vermieste. Für den 2. Tag wurde dann ein unterhaltsamer professioneller Animateur aufgefahren. Zwar ist es durchaus mehr oder weniger inoffiziell so, dass der erste Tag als Generalprobe gilt und der 2. als Aufzeichnungstag, trotzdem wirkt das angesichts der Höhe der GEZ Gebühren 😛 doch etwas albern. Generell waren die beiden Aufzeichnungstage fast gleich, lediglich Reinhard Fendrich war nur am ersten Tag da (ihn hätte ich definitiv nicht verpassen wollen, allein deswegen hat sich Tag 1 gelohnt) und Olly Murs sowie 2 weitere Nummern nur am Zweiten. Wenn man nur einen Aufzeichnungstag besuchen möchte, dann empfiehlt es sich sicherlich den zweiten zu nehmen.
Von dem Ablauf der Aufzeichnung und den Gästen und Besonderheiten der Schlagerbranche möchte ich im Folgenden in vermutlich mehreren Blogeinträgen (ich versuche es in 3-4 zu schaffen 😀 ) berichten, ich hoffe ich krieg es noch einigermaßen zusammen 😉
Helene Solo mit „100 Prozent“
Da Helene grad noch keine neuen Songs hat (das neue Album kommt 2017), hat sie für die diesjährige Helene Fischer Show für ihre Soloauftritte vor allem ältere Songs ausgegraben, worüber ich aber sehr froh war, weil sie ihre „Greatest Hits“ schon bei gefühlt 3278 Promo-Auftritten als Medley präsentiert hat (meist hat so ein Medley eine durchschnittliche Länge von gefühlten 43 Minuten und da ist das 28-minütige Atemlos-Medley noch gar nicht mit eingerechnet). Da waren mir als Alternative ältere Songs mehr als Recht. „100 Prozent“ ist auch immer ganz nett, da kann man selbst als Jetzt-nicht-GANZ-so-großer-Schlagerfan (dieser Fantypus ist unter Helene Fans gar nicht mal so selten vertreten, ist aber vielleicht auch nicht so schlimm, weil Helenes Bekenntnisse zum Schlager in ihren Interviews gelegentlich auch Nicht-immer-GANZ-so-leidenschaftlich klingen) entspannt mitklatschen/mitwippen/mitsingen.
Tom Jones
Von Tom Jones kenne ich zugegebenermaßen eigentlich nur „Sex Bomb“ so wirklich und da ich dieses Lied seit Jahren mit einem etwas bizarren humoristischen Eiskunstlauf-Auftritt von Evgeny Plushenko (hier völlig sinnfrei eingefügt, aber wer die HF Show guckt, kann auch mit so was was anfangen)
(und – für Insider – mit einer langen feucht fröhlichen Hotel-Disco-Nacht mit Sasha Abt, Amber Corwin und ebendiesem Evgeny Plushenko) verbinde 😀 hatte ich jetzt nicht so das dringende Bedürfnis ausgerechnet den Song von Tom Jones in der Show zu hören. Tatsächlich war es aber dann das Duett, das er mit Helene gesungen hat, ich war aber dann tatsächlich sehr sehr positiv überrascht, denn das Arrangement (das sehr ruhig und dramatisch begann und dann in der 2. Hälfte energiegeladener wurde), fand ich wirklich fantastisch und stimmlich bei beiden absolut Top. Da merkte man auch sofort warum Tom Jones ein Weltstar ist. Ein Riesen-Highlight gleich am Anfang.
Als 2. Nummer hat Tom Jones später eine sehr ruhige Nummer gesungen, die mich stilistisch ein bisschen an einen meiner absoluten Lieblingssänger, nämlich Johnny Cash, erinnert hat und die ich einfach unglaublich gut fand. Chapeau!!!!!
Olly Murs
Olly Murs ist so ein Engländer, der recht viele Charthits hatte (glaube ich), aber die Art moderne Popmusik macht, die ich sehr wenig beachte und über die ich deswegen fast nichts weiß. Ein paar seiner Lieder kenne ich aber (habe gegoogelt). Den Song den er in der Helene Fischer gesungen hat, kannte ich nicht. Als Duett mit Helene hat er „Up“ gesungen (das kannte ich eigentlich auch nicht, aber ich hab mir den Titel gemerkt). Generell haben seine Auftritte nicht gestört, aber auch keinen besonderen Eindruck hinterlassen, was vermutlich der Grund ist, warum ich diese Art Popmusik nicht näher verfolge.
klubbb3
klubbb3 bestehen aus Florian Silbereisen und 2 Männern aus Belgien und Holland, die hier in Deutschland eigentlich keiner kennt (außer man verfolgt die Schlagerszene in Belgien und Holland, denke ich mal) und die ich immer noch ständig verwechsle obwohl sie gar nicht die gleiche Haarfarbe haben. Das ist so die Art Party-Schlager-Musik, die man gut mal anhören kann, wenn man sich in einer Apres Ski Bar befindet oder beim Oktoberfest/Cannstatter Wasen oder auf einer Schlagerparty. Die 3 „b’s“ haben angeblich eine Bedeutung, die aber nicht verraten wird, solange das so ist tippe ich auf „Bier, Bräute, Ballermann“ 😀 (Alternativvorschläge werden gerne entgegen genommen).
Mit Helene haben die ein Duett, nein Quartett, gesungen wo alle Songs verwurstet wurden in deren Titel ein Frauenname vorkommt. Ich wusste gar nicht wie viele Songs mit Frauennamen es in der Musikgeschichte schon gab, ich glaube es waren ca. 32467.
Das Interessanteste an klubbb3 ist bisher der Text ihrer ersten Single, auf den mich meine Freundin aufmerksam gemacht hat (die irgendwie immer mehr von der Volksmusik- und Schlagerszene mitkriegt als ich, obwohl sie nicht mal Helene Fan ist), der Song heißt nämlich „Du schaffst das schon“ und lässt vom Titel her gar nicht erwarten, dass es da um so interessante Dinge geht, nämlich:
Heute Nacht, heute Nacht
wirst du die Versuchung sein.
Keine Angst, keine Angst,
trink einfach noch einen Wein,
und dann binde mir die Augen zu,
ich vertrau dir es gibt kein Tabu,
nur bei dir lass‘ ich mich wirklich fall’n
bis zum Wahnsinn …
Mach mit mir was du willst,
zeig mir alles was du fühlst,
du schaffst das schon…
Schalt mich ein schalt mich aus,
und hol alles aus mir raus,
du schaffst das schon…
Wie eine Königin,
die über mich bestimmt,
so regierst du mein Herz
und auch meinen Schmerz,
du schaffst das schon.
Allein über „Schalt mich ein, Schalt mich aus“ kann man schon locker einen ganzen Auftritt lang nachdenken.
Ich hatte ja mit den üblichen maximal 2 Songs pro Abend gerechnet (1 Duett, 1 Solo), die jedem Gast maximal zustehen, aber klubbb3 haben auch an beiden Abenden je eine Umbaupause musikalisch begleitet, so dass sie gefühlt jeden Abend 30 Minuten da waren (irgendwie hat sonst keiner der anderen Gäste in den Umbaupausen gesungen, sicherlich Zufall. Dafür hatten ein paar andere Gäste gar keine Soloauftritte). Am ersten Abend hab ich auch erst nach einigen Minuten realisiert, dass das jetzt die Umbaupause und nicht der Auftritt ist, am 2. Abend war ich da schon souveräner, obwohl sie da absurderweise in der Umbaupause auch schon den neuen Song gesungen haben, der später als tatsächlicher Auftritt nochmal kam.
Der neue Song heißt übrigens „Jetzt erst recht“ und hat glaub ich keine „Shades of Grey“ Thematik. Für die Helene Fischer Shows 2017 und 2018 erwarte ich die Weltpremien von „Immer weiter so“ und „Wir sind noch lange nicht am Ende“.
Am 2. Aufzeichnungstag hat Helene klubbb3 dann noch kurz interviewt. Das Thema Interviews in Schlagersendungen ist ja ein faszinierendes Thema. Die letzten 10 Jahre ist ja nur Helene immer 1-3 x im Jahr in den Sendungen von Florian aufgetreten und nicht umgekehrt, das musste nun dringend mal angepasst werden.
Ohne langgehütete Showbusiness und Volksmusik-Szene-Erfolgsrezepte ausplaudern zu wollen, laufen Interviews zwischen Florian Silbereisen und Helene Fischer immer so ab, dass Fanfragen eingesammelt werden, die von einem MDR/ARD/ZDF-Praktikanten dann direkt in den Outlook-Papierkorb verschoben werden und durch möglichst banale und sinnlose Fragen ersetzt werden (meist wird eine berufliche Frage mit reingenommen wie z.b. „wann kommt Dein neues Album raus?“, die Helene dann natürlich aber nicht beantwortet, sondern elegant ausweichend umschifft). Dann fragt der Florian die Helene was, z.B. „Was hast Du für Hobbies?“, „Kochst Du gerne?“, „Trägst Du privat auch mal Jogginganzug?“, „Machst Du viel Sport?“. Darauf antwortet Helene dann mit Sätzen wie „Also ich tanze sehr gerne mal spontan durchs Haus, aber das weißt DU doch am Besten“, “Ich koche sehr gerne, am Liebsten Pasta, nicht soooo, aber es schmeckt schon, aber das kannst DU ja am Besten beurteilen”, „BEI UNS ist das ja so, dass…“ , „manchmal machen wir ja ZUSAMMEN Sport und manchmal alleine“, …Dadurch wird der Eindruck erweckt (Psychologie für Angefangene), man wäre praktisch ganz nah dran an den Fischer/Silbereisens (die ja bekanntlich ihr Privat- und Berufsleben 100% strikt und konsequent trennen und trotzdem immer von der Yellow Press verfolgt werden). Man kann sich sozusagen bildlich vor Augen vorstellen wie die Helene in Starnberg/am Ammersee/auf Mallorca beim Kochen eine Gurke schält, wonach der Florian ihr fürsorglich mit einem blauweiß karierten Geschirrtuch hinterher beim Abspülen hilft, wie das bei uns zusammen zuhause halt so ist.
Jedenfalls war die spannende Frage ob sich dieses Konzept wohl auch in der Helene Fischer Show wiederfinden würde und doch JA, es kam vor. Zugegebenermaßen nicht ganz so auffällig und gehäuft wie in den Silbereisen-schen Sendungen, aber für den geübten (ich gucke jetzt schon seit Anfang 2015) Zuschauer trotzdem keine große Herausforderung, die 1-2 Exemplare zu entdecken 😉
Es gibt Leute, die behaupten, dass hinter der Marke und dem Konzept Helene Fischer ein 250 Mann Team (inkl. einiger Psychologen) stehen. Das kann gut sein, ich habe hingegen den Verdacht, dass man einfach nur das in der Volksmusik Szene erprobte Konzept mit dem schon Marianne und Michael schon seit Jahrzehnten erfolgreich waren ein paar Nummern größer gemacht hat (einmal hab ich als Eiskunstlauf-Fan ein Video aus den 60er Jahren geguckt wo Marika Kilius und Hans Jürgen Bäumler in der Show von Peter Alexander interviewt werden und das war exakt genau gleich wie wenn Florian Silbereisen Helene interviewt, bloß ohne dass Hans Jürgen Bäumler auch noch da rum steht halt).
Für die TV-Macher/Manager/ÖR-Fernsehen/Wer auch immer da sonst noch von profitiert, muss die Erkenntnis, dass sich das was man Jahrzehntelang vor allem für die werbe-nicht-so-relevante-Zielgruppe von 49+ gemacht hat bombastisch aufgezogen zu einem generationenübergreifenden Massenphänomen eignet, ja zu einem gewaltigen Euro-Zeichen-In-Den-Augen-Aufblitz Moment geführt haben.
Interessant wird allerdings die nächsten Jahre die Frage (neben der Frage wie Donald Trump als US Präsident die Welt so verändert) wie es mit dem Fischer-Silbereisen-Imperium mittel- bis langfristig weitergeht. Im Moment sehe ich da 2 mögliche Szenarien
das geht einfach noch 30 Jahre so weiter, Marianne und Michael haben ja auch erst grade ihren Bühnen-Rücktritt verkündet. Im Moment scheint alles drauf hinzudeuten, da das Ganze gerade erst so richtig Fahrt aufzunehmen scheint. Vielleicht ist es aber auch nur ein sich rapide nähernder Peak, nachdem es wieder absinkt, sich verändert oder in etwas anderes umgewandelt wird.
Helene Fischer beendet schlagartig ihre Karriere und hinterlässt ein Schwarzes Loch in der Mitte von Unterhaltungs-Deutschland (sowohl Fans als auch Hater/Kritiker verlieren 50% ihres Lebensinhaltes), weil ihr einfällt, dass sie keinen Bock mehr hat und mit ihren Millionen lieber den Rest ihres Leben unter einer Südseepalme rumliegen möchte. Dies würde jeder normale Mensch so machen, aber jeder normale Mensch ist ja auch nicht Helene Fischer. Falls Florian Silbereisen auch mit zurücktritt müsste übrigens Horst Seehofer gar nicht mehr damit drohen die beiden Öffentlich Rechtlichen Hauptsender zusammenlegen, weil ARD und ZDF entsetzt feststellen würden, dass sie gar nicht mehr genug Sendungsinhalte für zwei Fernsehsender haben und sich selbst zusammenlegen würden – auch der MDR würde sich sofort automatisch selbst abschalten.
Helene Solo mit “Lieb mich”
Nach diesem kleinen Exkurs in die Irrungen und Wirrungen des Showbiz, ging es weiter mit Helene Solo mit ihrem glaube ich schon ziemlich alten Song “Lieb mich” (eine Herz-Schmerz-Ballade), der aber wirklich sehr sehr schön arrangiert war und etwas beliebig mit 3 sich in blinkenden Reifen drehenden Artisten begleitet wurde (die ohne böswillig sein zu wollen ein ganz kleines bisschen nicht sooooo 100% fit und professionell wirkten).