Bücher

Jugendbuch-Tipp: „Comedy-Queen“ von Jenny Jägerfeld

„Comedy Queen“ von Jenny Jägerfeld ist ein schwedisches Jugendbuch, in dessen Mittelpunkt die gerade 12 Jahre alt gewordene Sasha steht. Sasha lebt seitdem ihre depressive Mutter Selbstmord begangen hat zusammen mit ihrem Vater und hat nur ein neues Ziel, sie möchte unbedingt Stand-Up Comedienne werden. Denn ihre Mutter brachte seit Jahren Menschen zum weinen und traurig sein und Sasha ist überzeugt, möchte sie im Leben bestehen, muss sie alles genau gegenteilig machen wie ihre Mutter. Dafür hat sie extra eine Liste mit Dingen gemacht, die sie auf keinen Fall machen möchte und dazu gehören nicht nur Dinge die ihre Mutter gerne getan hat wie „in den Wald gehen“ oder „Bücher lesen“ (was Sashas schulisches Weiterkommen in eine schwere Krise versetzt, da es auch für Schulbücher gilt), sondern eben auch „Comedy Queen werden“ und „gar nicht erst versuchen sich um etwas Lebendiges zu kümmern“. Da Sasha niemandem von der Liste erzählt, führt ihr Verhalten zu so einiger Irriation bei Familie und Freunden und als ihr Vater sie auch noch zu einer psychologischen Beratung animieren möchte, um über den Tod der Mutter zu sprechen, ist Sasha umso entschlossener zu jeder Zeit möglichst normal und fröhlich rüber zu kommen.

Obwohl das Buch ein trauriges Thema hat, ist es nie deprimierend oder besonders düster, denn Sasha ist eine sehr sympathische und liebenswerte Hauptperson und ihre Erlebnisse sind mit viel Witz und Selbstironie erzählt, so dass das Buch das traurige Thema Depression und Verlust zwar 100% ernst nimmt, aber trotzdem einen Ton findet, der auch jugendliche Leser ansprechen dürfte und der das ganze Buch charmant und trotzdem berührend und einfühlsam macht. Empfohlen wird das Buch für die Altersgruppe 10 – 12 Jahre, aber ich fand es auch als Erwachsene sehr lesenswert.

Bücher

Buchtipp: „Das Gewicht von Schnee“ von Christian Guay-Poliquin

Der Roman „Das Gewicht von Schnee“ von Christian Guay-Poliquin spielt in Kanada, in einem von der Außenwelt abgeschnittenen im Schnee verschwundenen kleinen Dorf irgendwo in der Wildnis, wann genau und wo erfährt der Leser nicht. Das Einzige was man weiß, ist dass der Strom ausgefallen ist und zwar nicht nur dort, sondern vermutlich überall in Kanada oder vielleicht sogar auf der ganzen Welt? Die Bewohner des Dorfes haben sich organisiert und arrangiert, verteilen Lebensmittelvorräte an die Dorfbewohner, gehen Patrouille um sich vor Eindringlingen zu schützen und erhalten die Ordnung aufrecht. Ein harter Winter hat gerade erst angefangen und es wird Monate dauern bis der Schnee genug geschmolzen ist um überhaupt eine Chance zu haben das Dorf zu verlassen.

Hauptpersonen des Romans sind zwei Männer die als Schicksalsgemeinschaft wider Willen aneinandergekettet sind: Mattias ist ein älterer Mann, der einen Trip aus einer Großstadt aufs Land machte als er eine Auszeit von seiner dementen Ehefrau brauchte. Als der Strom ausfiel blieb er in dem Dorf stecken und wohnt nun im Vorbau eines Hauses etwas außerhalb des Dorfes.
Der junge Mann, der bei ihm wohnt ist auf ähnlich ungewollte Weise dort gelandet. Er stammt ursprünglich aus dem Dorf und wollte nach Jahren seinen Vater besuchen. Nicht nur ist dieser bereits verstorben, der junge Mann hatte auf dem Weg auch noch einen schweren Autounfall, brach sich beide Beide und konnte nur geradeso von den Dorfbewohnern gerettet werden. Diese kommen kurzerhand auf die Idee ihn bei Mattias, dem anderen „Eindringling“ abzuladen. Als Gegenleistung für die Pflege werden die beiden von den Dorfbewohnern mit Lebensmitteln versorgt.

Wir begleiten dieses ungleiche Paar also durch einen entbehrungsreichen Winter, während Mattias lediglich darauf hinarbeitet irgendwann das Dorf verlassen zu können, um seine Frau wiederzusehen (vor der Möglichkeit, dass sie den dystopischen Stromanfall gar nicht überlebt hat, verschließt er die Augen) ist der junge Mann ans Bett gefesselt und kann nichts anderes tun als aus dem Fenster auf die Schneemassen zu schauen. Obwohl Mattias eher ruppig auf seinen Mitbewohner reagiert und dieser mit seinem persönlichen Schicksal hadert baut sich über die Monate eine immer tiefere Verbindung auf.

Der Stil des Buches ist ruhig, poetisch und bringt die Abgeschiedenheit und Ausweglosigkeit in dem abgeschnitten Dorf perfekt rüber, fast hat man das Gefühl auch am Ende der Welt vom Schnee eingeschlossen zu sein, trotzdem ist die Geschichte nie langweilig und die wenigen Charaktere sind lebendig und wachsen einem ans Herz. Und auch wenn es sich bei der Geschichte um eine Dystopie handelt in der es eigentlich keinen glücklichen Ausgang geben kann, ist die Hoffnung wohl eine der zentralsten Botschaften des Buches. Für mich ein perfektes Buch für die Wintermonate.