Bücher, yoga

Yoga-Tipp: „Tantra Yoga“ von Diana Sans

Heute möchte ich einmal ein Sachbuch vorstellen – „Tantra Yoga – Der Weg zum grossen Ja“ von Diana Sans – das sich mit einem meiner größten Hobbies beschäftigt, nämlich dem Yoga. 2020 ist für mich persönlich tatsächlich ein ganz besonders intensives Yoga-Jahr, auch wenn Corona Präsenzunterricht leider sehr erschwert hat. Seit Beginn der Pandemie konnte ich nur an 11 Präsenz-Stunden teilnehmen, was ich schon schade finde, denn erstens ist eine direkte Korrektur durch einen Lehrer zumindest gelegentlich wichtig und zweitens ist auch das Üben in der Gruppe etwas, das manchmal sehr bereichernd sein kann. Hoffen wir mal, dass kommendes Jahr schon wieder etwas mehr oder regelmäßiger möglich sein wird – Auch das Yez Yoga Festival in Stuttgart werde ich diesen Winter vermissen und hoffe mal auf Januar 2022!

Trotzdem hat Yoga natürlich auch den Vorteil, dass man es wirklich problemlos zuhause üben kann, außer einer Yogamatte (und optimalerweise vielleicht noch ein paar Hilfsmitteln) braucht man gar nichts und auch nicht viel Platz. Das perfekte Hobby für zuhause also und tatsächlich mache ich seit diesem Jahr 4x in der Woche 60 Minuten Online Yoga Klassen bei „Yoga International“. So habe ich sogar 2 Asanas im Selbststudium neu gelernt, den Kopfstand und die Krähe.

Das Üben ganz ohne Lehrer ist mir bisher aber noch nie so richtig gelungen, dafür fehlt mir immer etwas die Struktur oder auch die Ideen zum Aufbau. Deswegen fand ich das kleine Karten-Set „Tantra Yoga – Der Weg zum großen Ja“ von Diana Sans sehr interessant. Mit Tantra Yoga hatte ich bisher noch keine Berührungspunkte, der Deutsche denkt bei dem Begriff Tantra wohl gerne zuerst mal an Sex, weswegen auch gleich 2x im Begleitbuch und in der Einleitung darauf hingewiesen wird, dass es bei Tantra keineswegs um Sex geht, sondern es sich um ein spirituelles Lehr- und Praxissystem handelt, das im indischen Mittelalter seine Blüte erlebte.

Das Set kommt im handlichen DIN A 5 Format daher und ist edel in weiß und gold aufgemacht. Es besteht aus einem Begleitbüchlein, dass eine kurze Einführung in die Tantra Philosophie bietet (natürlich aufgrund des Umfangs wirklich nur sehr verkürzt, die Autorin hat auch noch ein Buch über Tantra geschrieben, namens „Der Weg zum grossen Ja“, ich könnte mir durchaus vorstellen, das auch noch zu lesen) , einige einführende Worte zu Yoga enthält und erläutert wie das Karten-Set zu benutzen ist. Außerdem enthält es für jede Übungskarte eine Beschreibung. Die Karten sind in 3 Kategorien eingeteilt, „Impuls“, „Reflexion“ und „Übung“. Für eine Praxiseinheit zieht man blind zum Beispiel je 1 Karte aus den Kategorien „Impuls“ und „Reflexion“ und 3-6 aus der Kategorie „Übung“. Die Inhalte sind eigentlich recht selbsterklärend, die Impulskarten enthalten wirklich „Impulse“ also Denkanregungen. Die Reflexionskarten haben ebenso spirituelle Schwerpunkte, aber mit konkreten Aufgaben zum Beispiel zum Thema Achtsamkeit, die man z.b. durch Niederschreiben in ein Tagebuch gestalten kann. Und die „Übung“ Karten enthalten praktische Yoga-Asanas, die man dann in eine sinnvolle Reihenfolge bringen und ausführen soll. Der Fokus der Ausführung ist dabei oft etwas spielerischer, kreativer oder spiritueller als in der üblichen Asana-Praxis in anderen Yoga-Stilen. Zusätzlich zu den Übungskarten enthält das Buch als Warmup noch eine tantrische Variante des Sonnengrußes und einen Link zu 3 geführten Audio-Meditationen.

Mein erster Versuch mit einer solchen gezogenen (ist sicher etwas an Tarot angelehnt) Yoga-Session waren gleich sehr gut und hat mir viel Spaß gemacht, die Sitzung dauerte ca. 30 Minuten was sich also super als Tag in den Start nutzen lässt. Ich hab mir schon fest vorgenommen, das Set einmal fest in der Woche zu benutzen.

Empfehlen würde ich das Set jedem der schon etwas Yoga-Praxis-Erfahrung hat. Für blutige Anfänger ist es denke ich nicht geeignet, denn erstens sind manche der Asanas durchaus fortgeschritten (in meinem ersten Versuch war gleich die Krähe dabei) und zweitens werden sie natürlich nur kurz erklärt und es sind auch nicht bei allen Zeichnungen dabei, ganz ohne Vorkenntnisse stelle ich mir eine gesunde Praxis schwer möglich vor. Außerdem sollte man auch schon Kenntnisse zum Sinnvollen Aufbau einer Yoga-Einheit haben, damit man die gezogenen Karten in eine körperlich sinnvolle Reihenfolge bringt. Für Yoga-Erfahrene aber ein tolles Set für eine spielerisch, sinnvolle und inspierende Selbst-Praxis.

Bücher

Buchtipp: „Herzfaden – Roman der Augsburger Puppenkiste“ von Thomas Hettche

„Herzfaden – Roman der Augsburger Puppenkiste“ von Thomas Hettche ist das Buch auf das ich dieses Jahr vielleicht am Gespanntesten war. Denn die Augsburger Puppenkiste mag ich schon lange, liebte ich doch als Kind „Lukas den Lokomotivführer“ und noch viel mehr den „Kater Mikesch“ (und zwar unbedingt die ältere Version in Schwarzweiss!). Eigentlich hatte ich dieses Jahr mit einer Freundin einen Städtetrip nach Augsburg geplant, bei dem ich auch gerne das Museum der Augsburger Puppenkiste besucht hätte, das fiel aber Corona-bedingt alles ins Wasser. Da ist ein Buch, das in Romanform die Geschichte von Hannelore „Hatü“ Marschall-Oehmichen, der Tochter von Walter Oehmichen – dem Gründer der Augsburger Puppenkiste erzählt – natürlich ein schöner Ersatz (und der Städtetrip nach Augsburg kann hoffentlich kommendes Jahr nachgeholt werden).

Das Märchenhafte des Buches entsteht vor allem durch den Rahmen: nach einer Vorstellung der Augsburger Puppenkiste findet sich ein 12-jähriges Mädchen nach dem Entdecken einer Tür mitsamt seines iPhones auf einem düsteren Dachboden wieder, plötzlich umringt von den zum Leben erwachten Marionetten der Augsburger Puppenkiste und von Hatü, die ihr ihre Geschichte und die ihrer Marionetten erzählt. Die Geschichte beginnt als Hatü und ihre Schwester 8 und 9 Jahre acht sind und ihr Vater im 2. Weltkrieg als Soldat eingezogen wird. Nachdem er in der Gefangenschaft einen Puppenschnitzer kennenlernt und für die eigene Familie ein Marionettentheater baut, beginnt Hatü gemeinsam mit ihrer Vater Marionetten zu schnitzen und gemeinsam Theater zu spielen, zuerst als Aufmunterung für Kriegsversehrte, bis das ursprüngliche Theater in der Bombennacht 1944 komplett verbrennt. Auch nach dem Krieg ist die Leidenschaft nicht erloschen, so dass Hatü und ihr Vater, das Theater wiederbeleben und zum Beruf machen.

Dass mir das Buch gefallen würde, hatte ich schon erwartet, nicht aber wie „magisch“ die Erzählung auf mich wirken würde, denn dem Autor ist wirklich ein Buch gelungen, dass Märchen und historische Erzählung stilistisch und inhaltlich so verbindet, dass die Art Buch herauskommt, die wirklich jeder lesen kann, Erwachsener oder Kind. Das Buch erinnerte mich etwas an ein Werk von Michael Ende, das sich aber trotzdem mit den schwierigsten Themen auseinander setzt, die man literarisch angehen kann, denn Hannelores Kindheitsbeschreibung zeigt nicht nur die Entstehung der Augsburger Puppenkiste, sondern auch eine Kindheit und Jugend im Dritten Reich, die nicht nur geprägt ist von den Schrecken des Krieges, sondern auch von der Frage nach der eigenen Schuld und dem Hin- und Wegschauen.

Für mich sprachlich und inhaltlich bisher mit Abstand das beste und schönste und charmanteste Buch das ich 2020 gelesen habe. Abgerundet und bereichert wird das Buch durch einige schöne filigrane Bleistiftzeichnungen.