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Buch-Tipp: „Deine Margot“ von Meri Valkama

„Deine Margot“ von Meri Valkama hat wegen des außergewöhnlichen Settings mein Interesse geweckt. Das Buch spielt überwiegend in den 1980er Jahren in Ostberlin und schildert das Leben in den letzten Jahren der ehemaligen DDR aus der Sicht der Familie eines finnischen Auslandskorrespondenten. Die Autorin hat selbst als Kind in Ostberlin gelebt, so dass ich davon ausgehe, dass eigene Erfahrungen in das Buch eingeflossen sind.

Zur Geschichte: Im Jahr 2011 findet Silja nach dem Tod ihres Vaters einen Briefwechsel, aus dem klar wird, dass ihr Vater in Ostberlin eine Geliebte hatte, die sich noch dazu offenbar sehr mit Silja als Kleinkind verbunden fühlte. Doch Silja, die damals ca 3 oder 4 Jahre alt war kann sich an die Frau überhaupt nicht erinnern. Auf der Suche nach mehr Wahrheit über ihre Kindheit und ihre Familie (die vor dem Tod des Vaters längst zerbrochen war) reist sie nach Ostberlin, mit dem Ziel mehr über das Leben ihres Vaters und seine damalige Geliebte herauszufinden. Und das obwohl sie nicht mal ihren Namen kennt, denn im Briefwechsel schrieben ihr Vater und seine Geliebte sich unter den Decknamen Margot und Erich (natürlich angelehnt an die Honeckers).
Trotz der schwierigen Ausgangslage ist Siljas Recherche mit der Hilfe einer alten Freundin ihrer Mutter Rosa auf einem guten Weg, doch bald muss sich Silja fragen, ob sie wirklich alles über das Leben ihrer Eltern in der DDR wissen möchte.

Der Roman wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und auf verschiedenen Zeitebenen. Während die Leser:innen im Jahr 2011 mit Silja in der Vergangenheit wühlen, erfährt man in Rückblenden wie Siljas Eltern, Markus und Rosa, das gemeinsame Leben in der DDR empfunden haben. Dabei ist das Kernthema des Buches sicherlich die Entfremdung der Familienmitglieder und die Zerrissenheit und Unzufriedenheit der Eltern. Gleichzeitig erlebt man auch die gesellschaftlichen und politischen Umbrüche als Leser:in hautnah mit und auch Siljas Entwicklung und Privatleben in in der Gegenwart wird einfühlsam geschildert. Das Buch ist dabei sehr authentisch, poetisch und etwas melancholisch, aber nie hoffnungslos. Ein sehr dichter und beeindruckender Familien- und Gesellschaftsroman.