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Buchrezension: „No plastic!: 101 einfache Wege, auf Plastik zu verzichten

Heute möchte ich zur Abwechslung einmal ein Sachbuch vorstellen und zwar „No Plastic!: 101 einfache Wege, auf Plastik zu verzichten“ von Harriet Dyer. Das Buch ist vom Umfang her mit 130 Seiten sehr kompakt und auch bei Vermittlung der Inhalte und Tipps wurde vor allem Wert auf eine kurze und knackige Darstellung gelegt, jede der Seiten enthält entweder einen einzelnen präzise formulierten schriftlichen Tipp oder gelegentlich auch mal eine anschauliche Grafik. Dabei ist das Buch in mehrere Kapitel gegliedert, z.B. „Haushalt“, „Kosmetik“, „Reisen“ oder „Upcycling“. Am Besten gefallen haben mir die grundsätzlichen Informationen zu Plastik, also welche Arten von Plastik gibt es, was sind die Problematiken, … auch finde ich es gut, dass das Buch so übersichtlich und auf den Punkt gehalten wurde, so dass man es wirklich innerhalb von ca. einer Stunde durchlesen kann. Allerdings muss ich sagen, dass mir die meisten Tipps im Buch schon bekannt waren (einen Teil davon habe ich auch schon umgesetzt, vor allem im Kosmetikbereich) und das Buch sich deswegen meiner Meinung nach vor allem für völlige Einsteiger in die Thematik eignet.

Am Anfang des Buches wird explizit darauf hingewiesen, dass nicht auf die Umweltbilanz von alternativen Produkten eingegangen wird, da das Buch nur darstellen möchte an welchen Stellen wie auf Plastik verzichtet werden kann. Das kann ich einerseits verstehen, da es sonst nicht möglich gewesen wäre die Kapitel so kurz und übersichtlich zu halten. Andererseits finde ich es schon wichtig zu wissen, was für Vor- und Nachteile ein Alternativprodukt hat und diese eventuell gar nicht so eine gute Umweltbilanz haben, wie man eventuell erwartet (z.B. enthalten wohl einige Bambuskaffeebecher laut Stiftung Warentest durchaus auch Plastik).

Das finale Kapitel über „Upcycling“ ist zwar interessant, aber die Tipps wohl eher nur was für sehr bastelfreudige Menschen mit Talent in dem Bereich. Für diese sind die Tipps sicher nett, allerdings weiß ich nicht ob man mit kurzen rein textuellen Anweisungen wirklich immer zurecht kommt.

Insgesamt ist das Buch sehr gut geeignet für den Neueinstieg in das Thema Plastikvermeidung. Wenn man sich schon etwas mit dem Thema auseinandergesetzt hat, kann man aber vermutlich auf diversen Zero Waste Blogs fundiertere und tiefgehendere Informationen und Praxiserfahrungen finden.

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Buchtipp: „Der Ausflug“ von Caroline Hulse

Im Mittelpunkt von „Der Ausflug – Ein Familienroman“ von Caroline Hulse stehen vier Erwachsene, ein Kind und ein überdimensionierter Fantasiehase: Matt und Claire waren ein Paar und haben eine gemeinsame 7-jährige Tochter, Scarlett. Scarlett verarbeitet die Trennung ihrer Eltern mit Hilfe ihres überdimensionierten imaginären Freunds. Posey, der Hase, ist die Reinkarnation eines schon vor längerem verlorenen Plüschtiers und zwar unsichtbar, aber dafür über 1,40m groß.

Alex ist Matts neue Freundin: Wissenschaftlerin, vernünftig und analytisch und trockene Alkoholikerin. Der letzte in der Runde ist Patrick, Claires neuer Freund: beruflich erfolgreich, etwas spiessig und verbissen und versucht sich seinen Selbstwert durch die Teilnahme an einem Triathlon zu beweisen. Eigentlich läuft es bei allen auf den ersten Blick relativ gut, doch dann eröffnen Matt und Claire ihren Partnern, dass sie Weihnachten dieses Jahr alle zusammen zu viert feiern werden, damit Scarlett Weihnachten mit beiden Eltern verbringen kann. Ort des Geschehens ist ein Wald-Ressort für die ganze Familie (mit zahlreichen Aktivitäten für Jung und Alt, wie Spa, Minigolf, Burlesque Tanzkursen für Kinder, Weihnachtsmann, Schwimmbad und Bogenschießen)…zwar halten fast alle Beteiligten das insgeheim für eine ganz furchtbare Idee, doch da ja alle erwachsen und vernünftig sind und sich sowieso als Patchwork-Familie ganz hervorragend verstehen, traut sich keiner Nein zu sagen…

Der Roman erzählt in der Folge im Wechsel aus den Perspektiven von Matt, Alex, Patrick und Scarlett die Geschehnisse bis hin zum Höhepunkt des Ausflugs (der wie man recht früh in der Story erfährt nicht ganz so harmonisch ausfällt wie erhofft). Die Geschichte wird dabei mit viel Witz, Ironie und bissigem Humor erzählt und ist extrem kurzweilig und unterhaltsam, ohne dass es zu klamaukig wird. Wie man sich denken kann, verläuft der Ausflug nicht ganz so wie geplant und die Befindlichkeiten und Gefühlswelten der verschiedenen Charaktere, die schnell an ihre Grenzen geraten, werden wirklich gut dargestellt. Lediglich Claire bleibt bis zum Schluss etwas eindimensional, da man sie nur von außen kennen lernt, als fast zu perfekte immer freundliche, immer großherzige Gastgeberin…das ist aber sicher auch als Stilmittel bewusst so gewählt.

Insgesamt für mich ein fast perfektes Buch wenn man mal eine bissige und humorvolle Charakterstudie lesen will. Lediglich die Darstellung von Scarlett fand ich etwas zu frühreif/erwachsen für eine Siebenjährige.

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Buchtipp: „Vater unser“ von Angela Lehner

„Vater unser“ von Angela Lehner ist ein österreichischer Roman mit einer sehr ungewöhnlichen Protagonistin. Eva Gruber ist Ich-Erzählerin und wurde gerade in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, weil sie (zum Glück nur) behauptete eine Kindergartenklasse erschossen zu haben. Die Hintergründe ihres Verhaltens und ihr Motiv bleibt dabei erstmal unklar. Als Leser merkt man schnell, dass man Eva als Erzählerin nicht unbedingt trauen kann. Sie ist auf jeden Fall hochintelligent, hat einen bissigen Humor, ist scharfzüngig, aber schon in der Schule sagten die Klassenkameraden über sie häufig „Die Eva lügt immer!“.

Ebenfalls in der psychatrischen Klinik in Behandlung ist Evas Bruder Bernhard, der wegen Magersucht dort behandelt wird. Schnell drängt sich beim Leser der Verdacht auf, dass Eva vielleicht nur wegen ihm in der Klinik ist. Vorgeblich möchte sie ihren Bruder retten, doch der reagiert eher ablehnend auf Eva und es ist klar, dass die familiären Verhältnisse der Geschwister kompliziert sind. Schnell wird klar, dass für Eva alles mit ihrem Vater zusammenhängt und dass Eva und Bernhard ihre Kindheit als traumatisierend empfunden habe, doch was genau die Hintergründe für die psychischen Probleme der beiden Geschwister sind bleibt schwammig. Man erfährt in sprunghaften kurzen Kapitels Episoden aus Evas Kindheit und muss sich ansonsten ganz auf ihre Erzählungen verlassen, bei denen man aber nie wirklich weiß was Wahrheit und was Lüge ist.

Das Buch liest sich dabei kurzweilig und sehr unterhaltsam. Eva ist mit ihrer Egozentrik und ihrem Hang zur Manipulation ihres Umfelds sicher kein besonders sympathischer Charakter, trotzdem sind die Schilderungen des Klinikalltags oft erstaunlich pointiert und man fragt sich oft, wer nun eigentlich „verrückt“ ist.

Mir hat das außergewöhnliche Buch sehr gut gefallen.