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Lesetipp: „Die Optimierer“ von Theresa Hannig

Heute möchte ich eine spannende Neuerscheinung vorstellen, die sich mit brandaktuellen Zukunfts-Themen beschäftigt, nämlich den Roman „Die Optimierer“ von Theresa Hannig. Eigentlich lese ich nicht besonders gerne Bücher aus dem Genre Sci-Fi, allerdings handelt es sich bei dem Buch eher um eine unterhaltsame Gesellschaftskritik und -utopie, die auch für Leser geeignet ist, die nicht so gerne Bücher lesen, die in der Zukunft spielen.

„Die Optimierer“ von Theresa Hannig spielt im Jahr 2052. Deutschland gibt es nicht mehr, stattdessen haben sich einige Staaten zur sogenannten Bundesrepublik Europa
zusammengeschlossen.

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Auch der Kapitalimus ist „überwunden“ und durch die sogenannte Optimalwohlökonomie“ ersetzt, in der der Staat für jeden Bürger den optimalen Beruf und Lebensweg bestimmt (oder ihn sofern es keinen optimalen Beruf gibt in die Kontemplation – ergo ins Nichtstun – schickt), Roboter viele Arbeiten übernehmen und alle Bürger (natürlich zu ihrer eigenen Sicherheit) quasi nonstop überwacht werden.

Samson Freitag, die Hauptperson des Romans, ist Lebensberater im Staatsdienst und dafür zuständig die Bürger in für sie 100% passende Berufe und Lebenswege zu vermitteln. Samson ist ein pedantisch überzeugter Vertreter der Optimalwohlökonomie. Fast täglich schickt er digitale Verbesserungsvorschläge an die zuständige Stellen (ein Weg um wertvolle Sozialpunkte zu sammeln, die das eigene Standing in der Gesellschaft und den beruflichen Aufstieg sichern) und geht in seinem Beruf auf.
Dass seine Eltern und seine Freundin von der aktuellen Staatsform gar nicht so überzeugt sind wie er und seine begeistert naive Staatstreue eher nervig finden, kann er gar nicht nachvollziehen.

Doch dann gerät Samsons perfekt systemkonformes Leben so langsam aus den Fugen: seine Freundin verlässt ihn, eine Lebensberatung geht völlig schief, bei der Arbeit geht es generell steil bergab, seine Gesundheit macht ihm zu schaffen und während Samsons beruflichen Erfolge und Sozialpunkte dahin schwinden, gerät er immer mehr in einen Strudel der ihn bis in seine Grundfeste erschüttert.

Mir hat der Roman hervorragend gefallen, einerseits liest er sich extrem kurzweilig und spannend (ich glaube ich habe ihn in knapp 3 Stunden verschlungen),
besticht durch einen feinen Humor und ist trotzdem auch sehr beunruhigend, da man sich Vieles darin für die Zukunft zu 100% vorstellen kann, wenn man die Entwicklungen
der heutigen Zeit betrachtet. Vom Klappentext hatte ich eine moderne Art „1984“ oder „Schöne neue Welt“ erwartet, der Vergleich ist auch nicht ganz unpassend, wobei das Buch mit solchen Klassikern vielleicht doch nicht ganz mitteilen kann, denn die Gesellschaftskritik bleibt doch eher an der Oberfläche.
Dafür liest sich das Buch fast wie ein Krimi oder Thriller und hat einen sehr hohen Unterhaltungswert.

Möchte man etwas kritisieren, dann vielleicht, dass ich die erste Hälfte des Buches, in der die Gesellschaft in der Samson lebt überhaupt erst vorgestellt wird und die Samsons Absturz beschreibt etwas gelungener finde als die zweite Hälfte, wo Samsons Umgang mit seiner Situation und der Weg hin zur finalen Auflösung doch ein bisschen wie abgekürzt erzählt wird. Außerdem lässt sich eine überraschende Wende am Ende des Romans für geübte Leser wirklich leicht vorab erraten.
Dem Unterhaltungswert des Romans tut das aber keinen Abbruch, mir hat er insgesamt wirklich super gefallen.

 

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Lesetipp: „Und es schmilzt“ von Lize Spit

Heute möchte ich den Debütroman einer jungen belgischen Autorin, Lize Spit, vorstellen.

Ihr Buch „Und es schmilzt“ ist ein Roman, der mit sehr vielen Lobpreisungen überhäuft wurde (und auch einen Preis gewonnen hat) und Lize Spit wird quasi als neue junge „Wunderautorin“ angepriesen. Oft ist es ja so, dass man sich dann vor dem Lesen doch fragt ob das Buch diesen Erwartungen und Ankündigungen überhaupt gerecht werden kann, ich kann aber gleich sagen, dass ich es in diesem Fall wirklich mehr als zutreffend finde, denn das Buch ist wirklich außergewöhnlich, intensiv und erschütternd.

Die Handlung wird von der Hauptperson Eva erzählt, einer jungen Frau, die nach vielen Jahren auf Einladung ihres ehemaligen Schulfreundes Pim, das erste Mal wieder in ihr altes Heimatdorf zurückkehrt, im Gepäck nur viele Erinnerungen an die Vergangenheit und obskurerweise einen Eisblock. Dessen Bedeutung erfährt man erst im Laufe des Buches. Am Anfang weiß der Leser nicht viel, nur dass in der Kindheit Evas etwas Schlimmes passiert ist, dass Pims Bruder Jan damals zu Tode kam, dass Pim mit der Einladung dem 30. Geburtstag seines Bruders Jan gedenken will und dass Evas Besuch im Heimatdorf, etwas mit dieser Vergangenheit zu tun hat.

Die ersten 40 Seiten hatte ich etwas Schwierigkeiten in den Lesefluss zu finden, allein deswegen weil das Buch in einer Sprache geschrieben ist, bei der in fast jedem Nebensatz so viel steckt, dass man eigentlich erst mal drüber nachdenken muss. Trotzdem liest sich das Buch spannend und der Stil ist nicht kompliziert. Nachdem ich erst mal drin war, war das Buch wie ein Sog, bei dem man gar nicht mehr aufhören kann zu lesen.

Das Buch spielt in zwei Zeitebenen, die meiste Zeit erzählt Eva von dem schicksalhaften Jahr 2002, in dem sich für sie alles änderte und von ihrer Kindheit und familiären Situation. Dazwischen spielt das Buch in der Gegenwart und beschreibt Evas Fahrt in ihr Heimatdorf…wie alles zusammenhängt und was es mit dem Eisblock auf sich hat, erfährt der Leser so Scheibchen für Scheibchen.

Die große Stärke des Buches ist, wie es den Leser zum Nachdenken bringt und wie die ganze Geschichte relativ harmlos anfängt und ein immer größerer Gefühl der Bedrohung aufbaut. Zum Inhalt möchte ich in dieser Rezension gar nicht viel mehr verraten. Für mich definitiv eines der besten Bücher, das ich dieses Jahr gelesen habe, allerdings ist es sicher nicht für jeden geeignet, da gegen Ende einige Szene doch sehr brutal sind, allerdings für mich im Kontext des Buches völlig nachvollziehbar und notwendig. Trotzdem kann man das Buch empfindsamen Lesern nicht uneingeschränkt empfehlen. Wer gerne auch mal etwas wirklich Erschütterndes liest, kann mit diesem Buch aber definitiv nichts falsch machen.

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Lesetipps: Krimis aus den Niederlanden

Heute möchte ich einmal eine komplette Krimireihe auf einmal vorstellen und zwar die Bände der „Nordsee-Morde“ Reihe der niederländischen Autorin Isa Maron. Wobei ich da einleitend gleich drauf hinweisen muss, dass „Nordsee-Morde“ etwas irreführend ist, denn dies erweckt beim Leser wohl das Bild typischer Regionalkrimis (vermutlich dachte man beim deutschen Verlag, dass das zwecks Marketing beim deutschen Leser am Besten zieht) und bei der Krimi-Reihe handelt es sich aber eher um eine typische Krimireihe, die eher noch in Richtung „Serienkiller-Thriller“ geht und größtenteils in Amsterdam spielt. Die Nordsee spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle.

Für mich ist das eine der besten Krimireihen, die ich seit längerem neu entdeckt habe, auch da die Ermittler mal was anderes sind und sich von den typischen skandinavisch melancholischen Kommissaren und auch den typischen britischen High-Society Ermittlern unterscheiden 😉

Als kleiner Wehrmutstropfen: von den 3 bisher erschienenen Bänden konnten mich nur zwei davon zu 100% überzeugen, aber insgesamt immer noch ein sehr sehr gutes Fazit.

Es ist zu beachten, dass man diese Krimireihe unbedingt chronologisch von Anfang an lesen sollen, da die Bände nur sehr schlecht für sich allein stehen können.

Hier nun die Rezensionen zu den einzelnen Bänden:

Isa Maron – „Dunkle Flut“ (Genre: Krimi)

„Dunkle Flut“ ist der erste Band einer Reihe von Krimis rund um ein ungewöhnliches Ermittlerduo, die Kommissarin Maud Mertens und die junge Abiturientin Kyra Slagter, die unbedingt Polizistin werden will, seitdem ihre ältere Schwester Sarina vor einigen Jahren spurlos verschwand. Zuerst war ich etwas skeptisch, als ich gelesen habe, dass eine Schülerin an den Mordermittlungen beteiligt ist, da mir das doch etwas sehr unrealistisch erschien. Das hat sich aber schnell gelegt, nachdem mir klar wurde, dass Kyra nicht tatsächlich offiziell mitermittelt, sondern quasi auf eigene Faust auf Mördersuche geht (das ist natürlich auch nicht wirklich so realistisch, aber es ist ja nur ein Buch 😉 ).

Am Anfang des Buches wird ein Mann aufgeknöpft an einem Laternenpfahl am Amsterdamer Hafen gefunden. Da ihr Bruder die Leiche entdeckt, ist Kyra noch knapp vor der Polizei am Tatort und kann die Leiche in Augenschein nehmen. Erschrocken erkennt sie, dass es sich bei dem Toten um ihren Kunstlehrer handelt…sowieso schon besessen von dem Beruf des Kriminalisten und von Morden beschließt sie, dass sie unbedingt dahinter kommen will, was passiert ist.

Auch Maud Mertens arbeitet mit dem Team an dem Fall, doch die Suche nach einem Motiv ist nicht leicht und mit der Zeit wird klar, dass es sich nicht um einen Einzelmord handelt, sondern dass der Täter Blut geleckt hat.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, vor allem die Charaktere sind vielschichtig und nicht so eindimensional wie sonst oft, Kyra ist ein typischer Teenager, oft impulsiv und unvernünftig, dabei aber völlig von sich überzeugt. Maud Mertens führt eigentlich ein ganz normales Leben (mal keine völlig gescheiterte Existenz als Kommissar 😉 ), hat aber außer mit der widerspenstigen Kyra auch noch mit ihrer eigenen Tochter im Teenageralter zu kämpfen. Insgesamt muss ich sagen, dass mir an dem Buch die Charakterentwicklung und auch das im Hintergrund immer mit vorhandene Rätsel um Kyras verschwundene Schwester sogar etwas besser gefallen hat als der Kriminalfall an sich (der zwar auch spannend ist, aber in einer ähnlichen Form doch schon oft dagewesen). Insgesamt finde ich die Reihe sehr vielversprechend und auch das Setting in Amsterdam und an der Nordsee ist mal etwas anderes.

Isa Maron – „Kalte Brandung“ (Genre: Krimi)

Kyra Slagter, die im ersten Teil noch zur Schule ging, hat inzwischen ihr Studium der Kriminalistik angefangen und ist somit ihrem Ziel Polizistin zu werden und auch beruflich Kriminalfälle zu lösen einen Schritt näher gekommen. Zusätzlich zu der Beschäftigung mit Kriminalistik, versucht sie natürlich immer noch das Verschwinden ihrer Schwester vor einigen Jahren aufzuklären.

Auch Maud Mertens hat mehr als genug zu tun, denn zum Schrecken der ganzen Niederlande verschwinden innerhalb weniger Tage zahlreiche Kinder spurlos und immer von belebten Plätzen wie Geburtstagsfeiern oder Zoos. Während immer mehr Kinder verschwinden, versuchen Maud Mertens und ihr Team unter Hochdruck dahinter zu kommen, was hinter den Entführungen steckt, ein spannender und mitreißender Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Auch Kyra ist wieder am Rande mit dem Fall verbandelt (wie realistisch das ist, sei mal dahingestellt), denn sie kennt das erste entführte Kind flüchtig und eine ihrer Freundinnen ist das Kindermädchen des Jungen gewesen. Abgesehen von dieser etwas konstruierten Verbindung ist Kyra diesmal aber nicht wirklich in die Ermittlungen zu dem großen Kriminallfall eingebunden, was ich angenehm fand, da es sonst vermutlich zu unrealistisch geworden wäre. Stattdessen konzentriert sich ihre Rolle auf die Suche nach ihrer Schwester, in deren Fall durch neue Ermittlungsergebnisse aus den USA auch neues Leben kommt.

Insgesamt fand ich den zweiten Band der Reihe fast noch besser als den ersten, der Kriminalfall ist wirklich spannend, die Charaktere werden weiterentwickelt und auch der Fall von Kyras Schwester nimmt deutlich Fahrt auf.

Isa Maron – „Schwarzes Wasser“ (Genre: Krimi)

Nachdem ich den 2. Band wirklich herausragend fand (noch etwas besser als Band 1), war ich sehr gespannt auf den 3. Teil. Leider wurden meine Erwartungen nur teilweise erfüllt.

Am Anfang des Buches steht mal wieder ein spektakulärer Leichenfund, im Garten eines Hauses in der Nachbarschaft von Kyra Slagter werden bei professionellen Gartenarbeiten einige menschliche Schädel gefunden. In dem Haus wohnte bis vor einigen Jahren ein inzwischen verstorbener umstrittener Politiker und seine Familie, hatte er etwas damit zu tun?

Parallel zu dem Kriminalfall kommt Fahrt in die Suche nach Kyras verschwundener Schwester und der Fall nimmt deutlich mehr Raum ein als in den ersten beiden Bändern.

Auch in diesem Band hat es Spaß gemacht, die Ermittlungen von Maud und Kyra zu verfolgen und dass es mit dem Geheimnis um Kyras Schwester langsam wirklich voran geht fand ich auch gut.

Allerdings ist das auch etwas die Schwäche des Bandes, irgendwie gibt es gefühlt zu viele Handlungsstränge und Personen, die auch noch alle miteinander verbandelt sind. Ich fand es deswegen zum ersten Mal etwas schwierig, die Übersicht über alle Charaktere zu behalten und einige Stränge verliefen sich auch im Laufe des Buches etwas im Sande. Dass das ganze Buch dann auch noch mit einem kompletten Cliffhanger endet, passt zu diesem Gesamtbild.

Insgesamt wirkt der 3. Band leider etwas als ob er nur ein „Zwischen-Roman“ ist, der zu einem großen Finale hinführt und er funktioniert deswegen als eigenständiger Krimi auch nicht so gut wie die ersten beiden Bände.

Trotzdem ist die Reihe an sich grandios und weiterlesen muss man sowieso, wenn man hinter das Geheimnis um Kyras Schwester kommen will. Allerdings schreibt die Autorin eigentlich brilliant genug, um solche „Kniffe“ zur Kundenbindung gar nicht nötig zu haben. Von dem her hoffe ich, dass der 4. Band wieder etwas eigenständiger wird.

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Lesetipps zum Herbstanfang

Diesen Monat möchte ich zwei sehr unterschiedliche Romane vorstellen, einmal ein solider Thriller von Sebastian Fitzek, der mich leider nicht komplett vom Hocker gerissen hat und zweitens einen sehr intensiven gesellschaftskritischen Roman, der perfekt in die heutigen Zeiten passt:

T.C. Boyle – América (Genre: Belletristik)

„América“ (im Original „The Tortilla Curtain“) von T.C. Boyle ist ein gesellschaftskritischer Roman von 1996, der aber genauso gut 2016 oder 2017 geschrieben sein könnte, denn er hat nichts von seiner Aktualität verloren. Der Roman spielt im Kalifornien der 90er Jahre und liest sich fast wie eine groteske griechische Tragödie, an der allerdings nichts unrealistisch ist (bis auf vielleicht das etwas überzogene Ende, das aber ein sicherlich absichtliches Stilmittel ist und den Roman gelungen abrundet). Am Anfang des Romans treffen zwei Welten aufeinander. Delaney Mossbacher, der mit seiner Frau, seinem Sohn, 2 Hunden und einer Katze in einem exklusiven Wohngebiet in den Hügeln oberhalb von Los Angeles lebt, ist ganz selbsternannter Naturmensch, er verdient sein Geld damit in den Canyons von Kalifornien umherzuwandern und in Naturzeitschriften Kolumnen über Flora und Fauna zu schreiben (den tatsächlichen Lebensunterhalt der Familie verdient zum Glück seine Frau, die als Maklerin 6 Tage die Woche 10 Stunden arbeitet). Delaney liebt die Natur direkt vor der Haustür, zumindest solange bis Koyoten die Haustierpopulation der Mossbachers empfindlich dezimieren.

Als wäre das nicht schlimm genug, fährt Delaney Mossbacher auf der Heimfahrt auf der Canyon Straße auch noch einen Mann an, einen offenbar illegalen mexikanischen Einwanderer (der den Vorschlag einen Arzt zu rufen vehement ablehnt) und von Delaney trotz schwerer Verletzungen im Eifer des Gefechts mit 20 Dollar „Schmerzensgeld“ abgefertigt wird. Diese Szene ist der Einstieg des Buches und legt den Grundstein für einen Strudel an Ereignissen, der immer abwechselnd aus Sicht von Delaney und Cándido (dem Unfallopfer) erzählt wird. Cándido ist das genaue Gegenteil von den Mossbachers, er ist mit seiner jungen schwangeren 17-jährigen Freundin América aus Mexiko in die USA gekommen, um Geld zu verdienen. Statt großer Träume von einem eigenen Haus finden die beiden sich in einem behelfsmäßigen selbstgebastelten Lager im Canyon wieder und anstatt Arbeit (mit einem Stundenlohn von 3-4 Dollar) zu finden, versucht Candido von seinen Verletzungen zu genesen, während América sich auf Arbeitssuche macht. Ab diesem Zeitpunkt geht es für Delaney und Candido quasi nur noch bergab und die Ereignisse eskalieren immer schneller und schlimmer, bis zum dramatischen Finale…trotz der harten Kost liest sich der Roman dank der ironischen und bissigen Erzählweise nie zu deprimierend, dabei ist er auch noch hochspannend und eine hervorragende Analyse der heutigen Gesellschaft und Trumps USA, die sich aber auch problemlos auf unsere eigene Gesellschaft übertragen lässt und verdeutlich was passiert, wenn Leute nur noch angstgetrieben agieren und reagieren.

Sebastian Fitzek – „Achtnacht“ (Genre: Thriller)

Romane von Sebastian Fitzek lese ich meist nur, wenn ich sie mir von Verwandten oder Freunden ausleihen kann, da ich zugeben muss, dass ich mit dem Autor meist nicht 100% warm werde. Manchmal sind mir seine Bücher zu brutal, manchmal zu reißerisch, so richtig vom Hocker gerissen hat mich selten eins. Trotzdem bieten sie in der Regel kurzweilige Unterhaltung, weswegen ich zwischendurch doch immer wieder zugreife.

„Achtnacht“ hat auf den ersten paar Seiten sofort mein Interesse geweckt, die Story fängt mit viel Dynamik an und auch die Thematik, die total in das heutige Smartphone und Social Media affine Zeitalter passt und einige Themen überzeugend aufgreift, haben in mir zunächst den Eindruck geweckt, dass das mal ein Fitzek sein könnte, der mich von Anfang bis Ende überzeugt.

Der Hauptprotagonist Ben, ein beruflich und privat gescheiterter Familienvater findet sich plötzlich in einem Albtraum wieder, er ist auf der Todesliste eines ominösen Internet-Spiels gelandet, im Zuge dessen ein per Los ausgewählter Mensch für eine Nacht „vogelfrei“ erklärt wird, das heißt alle anderen Menschen dürfen den Ausgewählten töten ohne Konsequenzen fürchten zu müssen und es winkt ein Kopfgeld von 10 Millionen Euro. Gleichzeitig versucht Ben auch noch herauszufinden warum seine körperbehinderte Tochter Selbstmord begangen hat, oder steckt doch etwas anderes hinter ihrem Sturz vom Dach ihres Appartments?

Gut gefallen hat mir an dem Roman die Unklarheit des Spiels, existiert es wirklich, ist es nur ein durch einen Massenhype im Internet außer Kontrolle geratenes Experiment? Vieles in dem Buch hat erschreckend viel mit der heutigen Social Media Realität zu tun und scheint angesichts von Shitstorm, Selfie- und Youtube Wahn duchaus vorstellbar.

Leider passiert in Fitzeks Buch dann aber was fast immer passiert, die Handlung wird einfach immer überzogener und abstruser und irgendwann geht dadurch die ganze Spannung verloren (hier wäre weniger oft mehr), weswegen ich dem Buch am Ende doch wieder nur eine mittelmäßige Gesamtbewertung geben kann. Wer die Romane von Fitzek mag, kann mit diesen Buch aber sicherlich nicht viel falsch machen.

 

Reisen

Impressionen aus Slowenien – Tag 7 und 8

Am Freitag hatten wir ursprünglich geplant nochmal an den Bleder See zu fahren und dort eine Wanderung in die Vintgar Klamm zu machen. Allerdings schlug dann (wie fast überall in Europa) am Freitag morgen das Wetter rapide um (am Vortag waren wir noch bei 30 Grad in der Sonne unterwegs 😀 ), so dass wir für die letzten 2 Tage ein etwas kulturelleres Ersatzprogramm starteten 😉

Für den Freitag hatten wir uns vorgenommen, dass Museum der Zeitgeschichte zu besuchen, da die kleine Ausstellung zur Geschichte der Burg in Slowenien uns auch schon sehr gut gefallen hatte. Der Regen kam dann auch so pünktlich, dass wir im strömenden Regen zum Museum unterwegs waren (erinnerte mich an ein ähnliches Erlebnis in Dresden vor ein paar Jahren :-P).

Nachdem wir das im Tivoli Park gelegene Museum gefunden hatte, wurde es glücklicherweise etwas trockener…

Das Museum hat mir gut gefallen, es behandelte die Jahre 1914 bis heute und da Slowenien in diesem Zeitraum eine sehr wechselhafte Geschichte hatte (unser Reiseführer Andrej erzählte uns am Vortag, dass sein Großvater – wie natürlich Viele in dieser Generation – in 4 verschiedenen Systemen gelebt hätte, zuerst Habsburgmonarchie, dann Faschismus unter Mussolini, dann Sozialismus im ehem. Yugoslawien und zuletzt ab 1991 die Demokratie als eigenständiger Staat). So ließen sich die Auswirkungen dieser Geschichte im kleinen aber informativen Museum gut nachvollziehen. Zur Auflockerung gab es am Anfang der Ausstellung ein Zimmer mit fotografischen und filmischen Eindrücken von Slowenischem Urlaubsleben der letzten Jahrzehnte.

Nach dem Museumsbesuch hatte es tatsächlich mal aufgehört zu regnen und wir konnten noch einen Schlenker durch den Tivoli Park machen.

 

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Tivoli Park

Nach einer Stärkung mit Apfelstrudel und einer wortwörtlichen „Heißen Schokolade“ (die wirklich aus geschmolzener Schokolade bestand 😀 ), gab’s noch eine kleine Shopping Tour und abends war das Wetter immerhin brauchbar genug, dass wir noch mal im Freien essen konnten.

Den Samstag hatten wir dann der modernen Kunst gewidmet, durch einen Besuch der beiden modernen Kunstmuseen in Ljubljana, dem „Museum of Modern Art“, in dem vor allem moderne Bilder von slowenischen Künstlern ausgestellt sind und dem „Museum of Contemporary Art“, das vor allem Installationen, Informationen über vergangene Kunst-Aktionen und Sonderausstellung zu einzelnen Künstlern oder Gruppen zeigt.

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Im „Museum of Modern Art“

Im Museum of Modern Art hat mir besonders gefallen, dass im zweiten Museumsteil auch auf historische Ereignisse (vor allem die Zeit rund um den Krieg in Yugoslawien und den 10-tägigen Unabhängigkeitskrieg von Slowenien) und aktuelle Ereignisse (wie die Flüchtlingskrise) Bezug genommen wurde, so dass hier ein Bogen von Kunst zu Politik gespannt wurde.

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Im „Museum of Contemporary Art“ hat mich vor allem die Sonderausstellung zu den „Women in Black“ beeindruckt, dabei handelt es sich um eine feministische Anti-militärische Friedensorganisation. Die Ausstellungen zeigte Informationen über zahlreiche Demonstrationen und Aktionen im ehemaligen Yugoslawien und Slowenien und erinnerte vor allem eindrücklich und beklemmend an den Völkermord in Srebrenica.

Abends ließen wir den Urlaub dann nochmal (ebenfalls draußen sitzend, schon allein da Ljubljana touristisch nicht wirklich auf viele Indoor-Restaurantbesucher eingestellt ist 😉  ) am Fluß ausklingen und hatten beide Lust auf ziemlich dekadente gefüllte Crêpes, S. hatte einen namens „Schwarzwald“ und ich entschied mich für den Crepe „Kinder“, der entsprechend leicht mit einer Schicht Nutella und einer Schicht Milchcreme befüllt war (und vorsorglich auch noch zusätzlich mit Schokosauce bedeckt war)…gesund Essen kann man ja zuhause 😛

Reisen

Impressionen aus Slowenien – Tag 6

Am Donnerstag stand unser nächster gebuchter Tagesausflug auf dem Programm, diesmal ein Ausflug an die Küste, der den Besuch von Städten in gleich 3 Ländern umfasste: ein kleines Hügeldorf in Kroatien, Piran in Slowenien und Trieste in Italien.

Bei diesem Ausflug wurde unsre „Sorge“ wahr, dass wir mit dem Tourguide sein würden 😀 (Sorge, weil wir beide nicht unbedingt Lust hatten, ständig Smalltalk zu machen, aber das war sowieso unbegründet, da unser Fahrer Andrej uns zwar auf der Fahrt und am Beginn der Stadtbesuche mit nützlichen und wissenswerten Infos versorgte uns dann aber immer genug Zeit liess, die Städte auf eigene Faust anzuschauen. Es war also mehr so als hätten wir unseren eigenen Fahrer dabei).

Wir fuhren also zuerst nach Kroatien (da Kroatien nicht im Schengen-Raum ist, mussten wir auf Hin- und Rückfahrt ca. 20 Minuten an der Grenze warten) und besuchten das Hügeldorf Groznjan in der Region Istrien.

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Der Ziegenbock (siehe Fenster) ist das Wappentier der Region Istrien

 

Das Dorf hat heute ganze 736 Einwohner und war wie viele ähnliche Dörfer nach dem 2. Weltkrieg quasi verlassen, weil die italienische Bevölkerung nach dem Anschluss an Yugoslawien massenhaft emigrierte und wurde aber in den 60er Jahren durch die Umwandlung in ein Künstlerkolonie „wiederbelebt“.

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Die Gassen von Groznjan

 

Heute lebt das Dorf sicherlich primär von Tourismus und von künstlerischen Veranstaltungen wie einem jährlichen Jazz-Festival.

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Blick von Grosnjan

 

Anschließend ging es nach Piran, einem von nur 3 slowenischen Städten an der nur 47-km langen Küste (auch das einzigen touristische Bade-Ressort in Slowenien bekamen wir auf dem Weg dorthin zu sehen, genauso wie die Salinen zum Salzabbau).

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Piran – auf den Kirchturm im Hintergrund sind wir gestiegen

 

Piran ist wirklich ein wunderschönes Küstenstädtchen und wäre sicher ein toller Ort für einen etwas längeren Urlaub (nur richtige Badestrände gibt es dort nicht, aber dafür läge ja das Baderessort quasi direkt daneben).

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Wir stärkten uns erst mal mit einem Mittagessen mit Blick aufs Meer und stiegen dann trotz der immensen Hitze auf den Aussichtsturm der kleinen Kirche, was sich absolut lohnte.

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Blick über Piran

 

Für mich war Piran definitiv eines der Highlights des gesamten Urlaubs.

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Rundumblick vom Kirchturm

 

Zuletzt gab es noch einen Stop in Trieste (der Besuch von 3 Städten an einem Tag klingt zwar viel, aber da alles so nahe beisammen liegt, hielt sich die Reisezeit trotz Grenze sehr im Rahmen und es blieb genug Zeit für die Stadtbesuche).

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in Trieste

 

Dort gönnten wir uns auf Tipp von Andrej ein sehr gutes Eis und schlenderten etwas durch die Stadt und die Hafengegend.

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Trieste ist aber im Gegensatz zu den anderen beiden Orten sicherlich zu groß, um sich in kurzer Zeit einen richtigen Eindruck zu verschaffen.

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am Hafen

 

Reisen

Impressionen aus Slowenien – Tag 5

Am Mittwoch liessen wir es nach 2 Tagesausflügen mal wieder etwas ruhiger angehen und hatten uns ursprünglich für diesen Tag nur einen Besuch auf der Burg von Ljubljana vorgenommen.

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Die Burg ist schon einige Jahrhunderte alt, wurde aber immer wieder modernisiert und renoviert und immer wieder unterschiedlich genutzt (als Wohnungsnot herrschte, gab es dort sogar mal Wohnungen). Heute wird die Burg teils für Kulturveranstaltungen, als Museum und natürlich als Ausflugsziel benutzt.

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Innenraum der Burg

 

Wir benutzten an diesem Tag die relativ neue Seilbahn, da wir ja schon am Ankunftstag zur Burg hochgelaufen waren 😉

Zuerst besuchten wir die zahlreichen Aussstellungen und Museen, es gab einerseits eine Ausstellung zu der architektonischen Entwicklung der Burg, zur wechselhaften und turbulente Geschichte Sloweniens, sowie den ehemaligen Kerker vom 1. Weltkrieg, als die Burg für Kriegsgefangene benutzt wurde und eine kleine Kapelle. Außerdem gibt es auf der Burg noch ein Puppenspiel-Museum. Ich bin ja eigentlich überhaupt kein Fan von Puppen (wobei ich die Augsburger Puppenkiste teilweise auch mag), aber das Museum fand ich wirklich toll und die gezeigten Puppen und Ausschnitte aus Puppenspielen waren teilweise auch wirklich sehr faszinierend.

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Puppen inkl. Grusel-Clown

Außerdem war es ein Museum „zum Anfassen“, wo man auch einige Handpuppen selbst ausprobieren konnte.

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Karlsson vom Dach

 

 

Zuletzt stiegen wir noch auf den Aufsichtsturm, der als so ziemlich Einziger, tatsächlich einen Ausblick über ganz Ljubljana bot (die ganzen natürlich Berge und Hügel waren nämlich immer zu stark mit Bäumen und Büschen bewachsen 😀 ).

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Blick über Ljubljana

 

Nach dem Besuch der Burg, liefen wir noch kurz zu dem zur Burg gehörigen Weinberg und machten danach noch einen kleinen Stadtbummel (mit der obligatorischen Eispause).

Eigentlich hatten wir uns vorgenommen am Ende der Woche noch eine kleine Stadtführung in Ljubljana mitzumachen. Da die Wettervorhersage für das Ende der Woche aber ziemlich durchwachsen aussah, entschlossen wir uns spontan dafür das noch am heutigen Tag zu machen. Zusammen mit 2 anderen Deutschen und 2 Italienern ging es also zur Nationalgallerie, wo der Guide uns einige der bekanntesten Werke zeigte und durch Altstadt und Botschaftsviertel. Besonders interessant fand ich den Besuch der Nikolaikirche wo 2 Kirchentüren extra für den Besuch des letzten Papstes neu gestaltet worden waren. Das sind Details, die man ohne eine Führung doch eher übersieht. Insgeamt war die 2-stündige Tour eine sehr kurzweilige Angelegenheit, die auch nicht besonders teuer war.

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Am Fluß

 

Abends aßen wir in einer Bar, die laut Speisekarte „Fusion Kitchen“ anbot, eine etwas ambitionierte Beschreibung dafür, dass das kulinarische Angebot aus der zugegebermaßen sehr willkürlichen Kombination aus entweder mexikanisch oder gefüllte Crepes aller Art bestand 😀

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Impressionen aus Slowenien – Tag 4

Am vierten Tag hatten wir einen Tagesausflug in die Berge, genauer gesagt zum Fluß Soca, gebucht. Die Tourgruppe erwies sich dabei als angenehm klein, nur wir, unser Guide Luca, sowie eine 4-köpfige Familie aus Colorada.

Die Fahrt ging zuerst von Ljubljana ins relativ bekannte Skigebiet „Kransjka Gora“, das auf mich einen gemütlichen Eindruck machte. Generell ist die Bergwelt in Slowenien beeindruckend und gleichzeitig, aber auch charmant, da alles ein paar Nummern kleiner wirkt als zum Beispiel in Österreich.

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in Kransjka Gora

Schnell stellen wir fest, dass in den Bergen Slowenien 90% der anderen Touristen Deutsche zu sein schienen (und ein paar Österreicher natürlich auch). Ebenso stellen wir fest, dass grundsätzliches JEDES Gewässer in den Bergen zum Baden genutzt wird, trotz kuscheliger Wassertemperatur von gefühlt 15 Grad 😀

Unsre Fahrt führten uns dann über den längsten Pass von Slowenien, wo wir auch eine kleine russische Kapelle besuchten, die als Gedenken für die russischen Kriegsgefangenen errichtet wurde, die beim Bau dieser Passstraße ums Leben gekommen sind.

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Bergwelt

Da wir als Teil unsres Ausflugs optional Rafting dazu gebucht hatten, war keine Zeit für ein ordentliches Mittagessen, weswegen die Auswahl mitten im kleinen Bergdorf quasi zwischen Döner und Börek bestand (letzteres fand ich ja nicht so übel).

Der nächste Programmpunkt war eine ca. 30 minütige Mini-Wanderung zu einem Wasserfall in einer Höhle (auch dort badeten natürlich Menschen), die viel Spaß gemacht hat und eine passende Abwechslung zum Auto fahren war und einige besonders schöne Blicke auf den wunderschönen Soca Fluß bot (nicht umsonst wird dieser Fluß für die Touristik Werbung „Emerald River“ getauft):

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Danach kam nach dem Besuch eines weiteren Ausichtspunkts der für S. und mich spannende Programmpunkt „Rafting“ (die Familie aus Colorado war Rafting erprobt, kein Wunder bei dem Heimat-Staat). S. hatte Rafting schon immer mal ausprobieren wollen und ich war auch nicht abgeneigt, allerdings stellen wir beide fest, dass wir uns eigentlich nie wirklich damit beschäftigt hatten wie das überhaupt genau geht 😀 Ich hatte deswegen auch etwas Skepsis bezüglich meiner Fähigkeiten im Umgang mit einem Paddel (mit Ruderbooten konnte ich mich als Kind nie so wirklich anfreunden), allerdings ging das Ganze unter Anleitung des Kommando gebenden Guides dann besser als ich erwartet hatte und hat total viel Spaß gemacht (besonders körperlich anstrengend fand ich es auch nicht). Den leuchtend grünen Fluß vom Wasser aus zu sehen, war auch nochmal ein besonders tolles Naturerlebnis und wir fanden uns (mehr oder weniger unter Gruppenzwang 😛 ) mit unsren Neoprenanzügen (meiner war so verschlissen, dass ich vermute, dass er noch die Zeiten des Sozialismus miterlebt hat) schwimmend im Wasser wieder … das war aber eh nicht so schlimm, weil wir es immerhin schafften bei unsrer ersten Rafting Tour das ganze Boot mit Wasser volllaufen zu lassen, wir wären also so oder so nass geworden. Trotz einiger kleinen Turbulenzen fand ich das Rafting echt toll und würde das definitiv nochmal machen.

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Hier wurden laut Guide die Endszenen des Films „Die Chroniken von Narnia“ gedreht

Die Rückfahrt erfolgte dann statt zurück über den Pass durch einen sehr verlassenen Zipfel von Italien bei Travisio (unser Guide versicherte den Amerikanern, die keinen Reisepass dabei hatten und somit eigentlich nicht wirklich einfach durch Italien hätten reisen dürfen, dass er absolut noch nie kontrolliert worden sei, ich hätt mich ja da trotzdem etwas unwohl gefühlt 😀 ), der ein bisschen den Eindruck erweckte man sei aus der Welt gefallen, was aber auch eine ganze eigene Atmosphäre hatte.

Zurück in Slowenien war noch Zeit für einen kurzen Besuch bei der Skiflugschanze in Planica, irgendwann werden S. und ich sicherlich mal alle Skisprung- und Skiflugschanzen der Welt besichtigt haben 😀

Insgesamt fand ich die Tour super und würde solchen geführten Touren in Kleingruppen jederzeit weiterempfehlen (gut, man könnte als Touranbieter vllt. die Info was man alles mitbringen sollte optimieren, denn sowohl die Amerikaner als auch S. und ich waren auf unterschiedliche Art und Weise nicht optimal ausgerüstet, was man durch einige kurze Hinweise in der Tourbeschreibung hätte vermeiden können).

Reisen

Impressionen aus Slowenien – Tag 3

Am dritten Tag haben wir das erste Mal einen Ausflug gemacht und zwar nach Bled zum Bleder See. Der Bleder See ist eines der beliebtesten Touristenziele in Slowenien und von Ljubljana gut mit dem Zug zu erreichen (die einstündige Zugfahrt kostete insgesamt für Hin- und Rückfahrt gerade mal ca. 10 Euro). S. und ich waren etwas verwundert, dass es in Slowenien anscheinend nicht möglich ist, irgendwelche Zugtickets an einem Automaten zu kaufen, es scheint tatsächlich nur den guten alten Ticketschalter zu geben. Was insofern ungewöhnlich ist, weil Slowenien ansonsten (ähnliche wie andere kleinere Länder wie Estland) bei der Digitalisierung (z.B. Freies Wifi) eher weiter zu sein scheint als Deutschland. Aber vielleicht lohnen sich in dem kleinen eher überschaulichen Land größere Investionen in dem Bereich nicht.

Da es vom Bahnhof in einem Nebenort von Bled nur 4km zu Fuß zum Bleder See waren, sind wir den Hinweg zum See zu Fuß gegangen.

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Am Bleder See – Die kleine Insel mit der Kirche drauf ist die einzige natürliche Insel in ganz Slowenien

Nach einer Erfrischung in einem Cafe (auf die traditionelle „Bleder Cremeschnitte“ hab ich verzichten, da ich sahnige Kuchen nicht wirklich mag) machten wir uns darum den See zu umrunden, das sind ca. 6 km und somit eher gemütlicher Spaziergang, den man gut in 2 Stunden erledigen kann. Bled scheint bei Engländern sehr beliebt zu sein, denn gefühlt 90% der Touristen schienen Briten zu sein von dem was man hörte. Das war sowieso eine ganz amüsante Erkenntnis, in Ljubljana waren die Touristen recht gleichmäßig gemischt zwischen Briten, Amerikanern, Deutschen und Asiaten…am Bleder See schien es dann nur Briten zu geben und später in den Bergen dann nur Deutsche, daran kann man wohl sehen wie die Interessen in Punkto Bergwandern vs. Flachlandurlaub verteilt sind 😉

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Teile des Rundwegs verlaufen direkt am Seeufer

Beim Rundweg um den See kamen wir auch an Titos ehemaliger Sommerresidenz „Villa Bled“ und dem architektonisch interessanten Pavillon „Belvedere“ vorbei, der zu Zeiten Titos als repräsenatives Teehaus benutzt wurde (deswegen waren darin auch Fotos von Besuchen Willy Brandts und anderere Staatsleuten zu sehen, heute befindet sich dort ein Café).

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Belvedere

Vom Pavillon aus hat man einen sehr schönen Blick über den See.

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Gegen Ende des Rundwegs sind wir nach einer Café-Pause (mit sehr leckerem „Vegan raw cake“) noch zu der oberhalb des Sees gelegenen Burg aufgestiegen, auf eine Besichtigung haben wir aber verzichtet (schließlich wollten wir auch noch die Burg in Ljubljana besichtigen).

Eigentlich hatten wir noch vor nach der Rundwanderung zu der kleinen Insel rüber zu fahren, allerdings fahren die Boote dorthin nur stündlich und das Wetter schwang zum nachmittag um und wurde gewittrig. Auch unsren für einen anderen Tag geplante Wanderung in die Vintgar-Klamm bei Bled mussten wir leider streichen, da an dem Tag ebenfalls starke Gewitter angesagt waren (daraus gelernt: längere Wanderungen bei schönem Wetter lieber gleich machen). Insgesamt ist der Bleder See als Ausflugsziel absolut zu empfehlen, möchte man alles sehen und noch etwas wandern, kann man dort sicherlich gut 2-3 Tage verbringen.

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Reisen

Impressionen aus Slowenien – Tag 2

Am zweiten Tag war es immer noch sehr heiß, weswegen wir uns nicht viel vorgenommen haben, außer den größten Park Ljubljanas zu besuchen, den Tivoli Park.

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Statue im Garten des Tivoli Park

 

Von der Stadtmitte aus läuft man zu dieser grünen Oase mindestens 5 – 10 Minuten 😉 Nachdem wir am Kongressplatz das Universitätsgebäude angeschaut hatten, ging es vorbei am architektonisch interessanten Parlamentsgebäude und durch ein Viertel mit vielen Museen und Konsulaten (die Info, dass die Konsulate der USA, Russland und Deutschland direkt nebeneinander liegen und Putin, Trump und Merkel sich dort sozusagen direkt bespitzeln können, ist offenbar ein Lieblingsanekdote slowenischer Reiseführer, denn das bekamen wir im Laufe der Woche gleich zwei Mal zu hören).

Der Tivoli Park ist sehr abwechslungsreich und beinhaltet zum Beispiel auch eine Foto-Ausstellung über die architektonische Stadtentwicklung von Ljubljana und Bau und Renovierung der Flußbrücken, wie bei fast allem was in Ljubljana mit Architektur zu tun hat, stand dabei der Architekt Plesnic im Mittelgrund, der offenbar für die Geschichte Ljubljanas eine sehr große Rolle gespielt hat (es gibt sogar Plesnic-Kugeln analog zu den Mozart Kugeln in Österreich).

Nachdem wir uns mit einem Getränk nochmal gestärkt hatten, entschieden wir uns wegen der knalligen Sonne für eine kleine Wanderung im Wald oberhalb des Parks, wo ein Art Naturkundepfad angeschrieben war. Der war zwar nur auf slowenisch beschriftet, wir trauten uns aber zu die Strecke anhand eines Fotos davon zu finden (was auch zu sagen wir mal 75% geklappt hat 😉 ).

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Mitten in der Stadt mitten im Wald

Nachdem wir nach ca. der Hälfte dann doch etwas von dem geplanten Pfad abgekommen waren (und eine kleine Extrarunde gedreht hatten), fanden wir mit Hilfe einiger anderen Spaziergänger (denen wir an einer Art Absperrung vorbei folgten) doch wieder auf unsren geplanten Weg zurück und entdeckten dabei sogar noch ein altes ausgebranntes Haus am Waldrand:

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Bevor es zurück in die Stadt ging, schauten wir uns noch den Rest des Tivoli Parks an und entdeckten noch den Rosengarten

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und einen Seerosenteich, der so mit Seerosen zugewachsen war, dass die Enten und Entenküken mehr darauf spazieren gingen als auf dem Wasser zu schwimmen

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Ljubljana ist offenbar eine Stadt in der Bücher eine wichtige Rolle spielen, denn wir sahen in der Stadt unzählige Antiquariate. Dazu passt auch eine sehr charmante Sommer-Aktion, die wir schon am Vortag am Fluß entdeckt hatten, die „Library under the Trees“, an 8 Stellen in Ljubljana werden im Sommer kleine Mini-Büchereien aufgestellt, mit Liegestühlen und Sitzkissen, wo man sich bedienen kann.

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Bibliothek unter den Bäumen

S. und ich haben die Gelegenheit gleich genutzt, um eine Pause zu machen und da es tatsächlich auch einige englischsprachige Bücher gab (sowie deutsche und französische 😉 ), hab ich mir die Zeit mit einem architektonischen Reiseführer und mit einem tollen Bildband über den „Green Ring“ bzw. den „Path of Remembrance and Comradeship“ vertrieben. Zu Zeiten des 2. Weltkriegs, als Ljubljana von den Nazis besetzt war, wurde die ganze Stadt von den Italienern mit einem Zaun eingezäunt. In den 80er Jahren wurde entlang diesen ehemaligen Zauns ein 34 km langer Wanderpfad mit Erinnerungsstätten angelegt, auf dem man heute Ljubljana quasi ein mal komplett umrunden kann. Im Bildband waren Fotos von diesem Pfad zu allen Jahreszeiten und mit allen möglichen Aktivitäten abgebildet (dadurch konnte ich übrigens auch feststellen, dass es auf jeden Fall auch einige Islandpferde in Slowenien gibt 😀 ).

Auf dem Heimweg besichtigten wir noch kurz eine russisch-orthodoxe Kirche (vor der gerade eine Mischung aus Mini-Volksfest und politischer Kundgebung dieser slowenischen Minderheit stattfand) und schauten uns die Drachenbrücke nochmal in Ruhe an, bevor es abends zum Essen in einer Pizzeria ging.