Auch im April, Mai und Juni habe ich wieder einige Bücher aus den Genres Belletristik, Young Adult und Krimis gelesen, die außergewöhnlichsten und spannendsten möchte ich hier wieder vorstellen.
Anneliese Mackintosh – „So bin ich nicht“ (Genre: Belletristik):
„So bin ich nicht“ von Anneliese Mackintosh ist definitiv das ungewöhnlichste und intensivste Buch, das ich dieses Jahr bisher gelesen habe.
Das Buch schildert in verschiedenen Episoden das Leben der jungen Greta, die sich durchs erste Drittel ihres Lebens kämpft und dabei auf der Suche nach sich selber ist und dabei oft scheitert. Im Zentrum des Buches steht außerdem das Verhältnis von Greta zu ihrer Familie, vor allem zu ihrem Vater. Allzu viel über den Inhalt des Buches zu verraten ist kaum möglich, handelt es sich doch nicht um eine lineare Geschichte oder einen klassischen Roman. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen fand ich das Buch extrem interessant und mitreissend.
Die Sprache in diesem Buch hat mir wirklich gut gefallen, sie schwankt allerdings passend zu dem intensiven Inhalt zwischen Extremen, teilweise ist sie sehr vulgär und promuisk, teilweise sehr poetisch, manchmal selbstironisch und sarkastisch. Manche Kapitel sind sehr persönlich geschildert, andere sind distanziert und trotzdem ergibt das Ganze für mich ein stimmiges Gesamtbild. Wer mit Vulgarität ein großes Problem hat, für den ist dieses Buch vielleicht nicht gut geeignet, aber sonst finde ich es absolut empfehlenswert. Obwohl der Inhalt des Buches oft eher traurig, teils schockierend und heftig ist, ist es kein hoffnungsloses oder besonders ernsthaftes Buch, ganz im Gegenteil hat es mich sehr oft zum Schmunzeln oder Lachen gebracht.
Rainbow Rowell – „Fangirl“ (Genre: Young Adult, Sprache: Englisch):
Die Hauptperson von „Fangirl“ ist Cath, ein 18-jähriges Mädchen das gerade frisch aufs College gekommen ist. Das eine Besondere an Cath ist, dass sie noch eine Zwillingsschwester hat, mit der sie die ersten 18 Jahre ihres Lebens eng verbunden war, doch diese möchte sich jetzt abnabeln und auf dem College ihr eigenes Leben führen. Für Cath ist das eine sehr schwierige Situation, denn sie ist ein unsicherer Mensch mit vielen Ängsten und Zwängen und mit der Situation erst mal komplett überfordert.
Die zweite Besonderheit an Cath ist, dass sie Fanfiction schreibt, über einen fiktiven Held einer megaerfolgreichen Fantasyreihe, dem Jungmagier Simon Snow (dem erfahrenen Leser werden so einige Parallelen zu einem anderen bekannten Jungmagier aus der Weltliteratur auffallen 😉 ). Und Cath ist so eine erfolgreiche Fanfiction Autorin, dass sie tausende Follower im Internet hat.
Soweit die Prämisse des Romans, der auch deswegen etwas Besonderes ist, da zwischendrin immer wieder kleine Ausschnitte aus der fiktiven „Simon Snow“ Reihe und aus Cath‘ eigenen Simon Snow Fanfiction Stories eingearbeitet sind, die tatsächlich auch für sich alleine spannend und literarisch sehr gut sind. Ansonsten ist die „Geschichte“, die in diesem Roman erzählt wird vielleicht nicht die Allerneueste, es handelt sich um eine klassische Coming-Of-Age Geschichte über Cath‘ Erwachsenenwerden mit den zentralen Themen „Erste Liebe“, Abnabelung, Erwachsen werden und der Verarbeitung von schwierigen Erlebnissen in der Kindheit. Trotzdem ist dies keine 08/15 Geschichte, denn Rainbow Rowell hat ein tolles Händchen für Charaktere und Details und es macht einfach einen riesigen Spaß ihre Charaktere auf einem Stück ihres Lebensweges zu begleiten, für mich ist Rainbow Rowell deswegen aktuell eine der stärksten Autorinnen für den Bereich „Young Adult“ und auch sprachlich ist sie eine der besten (als Hinweis: ich habe das Buch im englischen Original gelesen, eine deutsche Übersetzung gibt es meines Wissens leider auch noch nicht).
Jörg Maurer – Schwindelfrei ist nur der Tod (Genre: Regionalkrimi):
In Kommissar Jennerweins 7. Fall befindet sich der Kommissar sozusagen auf Abwegen. Statt im aktuellen Fall seines Teams zu ermitteln ist er die meiste Zeit des Buches damit beschäftigt sich durch die Irrungen und Wirrungen seines privaten Umfelds zu kämpfen, die kriminalistischen Inhalte kommen aber auch bei diesem Exkurs nicht zu kurz. Es ist recht schwierig auf diesen Aspekt des Buches einzugehen, ohne zu viel zu verraten, deswegen halte ich mich hier kurz und schreibe lediglich, dass mir die „Privatermittlungen“ des Kommissars wirklich gut gefallen haben und dass sie auch gut zum Rest des Romans passten.
Der „Hauptfall“ des Buches ist durchaus auch sehr ungewöhnlich, denn es gibt zwar einen Fall, aber erst mal keine Leiche. Stattdessen erfährt die Polizei lediglich, dass ein Ausflugs-Heißluftballon verschwunden ist. Von dem Ballonführer und seinen Gästen fehlt jede Spur und so hat Jennerweins Team die interessante Aufgabe herauszufinden was mit dem Ballon passiert ist und wer dafür verantwortlich ist, ohne den Ballon oder eines der mutmaßlichen Opfer überhaupt zu Gesicht bekommen zu haben.
Mir haben beide Handlungsstränge des Buches gut gefallen, natürlich gewinnt der Roman wie immer nicht unbedingt einen Realismus-Preis, aber er ist gewohnt scharfsinnig und scharfzügig erzählt, wobei ich diesmal den Eindruck hatte, dass etwas mehr Wert auf die Handlung gelegt wurde als in manchen früheren Krimis von Jörg Maurer, wo für mich oft die Satire und der Kabarettismus im Vordergrund stand. Für mich war das wegen der Ausgewogenheit von Satire, Humor und Handlung deswegen einer der besten Jennerwein Krimis.
Akte X – „Vertrauen Sie niemandem“ (Genre: Mystery):
„Akte X – Vertrauen Sie niemandem“ ist ein Sammelband mit einer Sammlung von Akte X Kurzgeschichten verschiedener Autoren. Ich bin schon seit Jahren ein Fan der Serie, habe sowohl die alten Staffeln als auch die Neuauflage dieses Jahr begeistert angeschaut und somit war dieser Kurzgeschichten eine willkommene Ergänzung zu dem diesjährigen Akte X „Revival“. Trotzdem war ich etwas skeptisch was für eine Qualität von einem solchen Band zu erwarten ist und ob es möglich ist, in solchen Kurzgeschichten ein authentisches Akte X Feeling rüberzubringen.
Allerdings wurden meine Erwartungen mehr als übertroffen, die Geschichten im Buch sind weitgehend wirklich unterhaltsam (natürlich gibt es immer mal wieder Geschichten, die einen nicht ganz so überzeugen wie andere, das ist aber bei jedem Kurzgeschichten-Band so) und besonders beeindruckend fand ich, dass das Feeling der Serie in fast jeder Geschichte perfekt rüber gebracht wird, man kann sich wirklich fast jede Geschichte als Akte X Folge vorstellen. In den meisten Stories stehen natürlich Mulder und Scully als Ermittler im Vordergrund, es gibt aber auch einige Geschichten in denen z.B. Skinner die Hauptrolle spielt (und sogar 1-2 in denen Mulder und/oder Scully gar nicht vorkommen). Thematisch beschäftigen sich die meisten Stories eher mit übernatürlichen Phänomenen und Monstern, die Alien Verschwörungen spielen eher weniger eine Rolle, was ich persönlich sehr gut fand, da ich bei der Serie auch die „Monster of the Week“ Folgen immer am Unterhaltsamsten fand. Auch Humor kommt in vielen Geschichten nicht zu kurz.
Natürlich ist dieses Buch primär etwas für Akte X Fans, einige Geschichten enthalten Verweise zu Geschehnissen aus der Serie und auch sonst wird einen das Buch vermutlich eher weniger fesseln, wenn man mit Akte X gar nichts anfangen kann oder die Serie gar nicht kennt. Ich denke aber, dass so ein Buch sowieso nur von Fans der Serie gekauft werden wird. Und für solche bietet es tolle Unterhaltung. Wobei es sicher kein Buch ist, dass man am Stück runterlesen wird, sondern eher häppchenweise jeden Tag oder jede Woche eine Geschichte, wie bei einer TV-Serie halt 😉