Bücher

Meine Lieblings-Kinder und Jugendbücher – Teil 1

Aufgrund der netten Inspiration von Stefka (Stefka bloggt) möchte ich ihre Idee aufgreifen und meine Lieblings Kinder- und Jugendbücher hier vorstellen. Ich habe schon als Kind immer  extrem viel und extrem schnell gelesen und damals auch gerne mehrere Bücher gleichzeitig (die lagen dann auf einem hohen „lese ich gerade Stapel“ neben mir auf dem Sofa 😉 ). Da ich es nicht geschafft habe, eine Top 10 meiner Lieblingskinderbücher zu erstellen (der Stapel mit den Top 10 bestand nach erster Sichtung aus 21 Büchern), werde ich in diesem Thema erst mal einige meiner Lieblings-Kinderbuchautoren vorstellen, die Autoren von denen ich als Kind praktisch alle Bücher verschlungen habe:

Astrid Lindgren

Astrid Lindgren bleibt für mich vermutlich DIE Kinderbuchautorin schlechthin. Ich liebe fast alles was sie geschrieben hat und alle ihre Bücher kann man auch als Erwachsene noch lesen und sie bleiben weiterhin speziell und wunderbar. Ich konnte mich für fast alle Bücher von Astrid Lindgren begeistern (es gibt ein paar wenige, die ich gar nicht mag, wie z.B. „Karlsson vom Dach“, den Typen fand ich immer total gruselig…und ein paar die nie so richtig mein Ding waren wie „Ronja Räubertochter oder die ich einfach nie gelesen habe, aber im Großen und Ganzen finde ich ihr Gesamtwerk großartig), aber auch von ihr habe ich Favoriten, die da sind:

  • „Wir Kinder aus Bullerbü“: Als kleines Kind konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen als in einem „Dorf“ (wenn man 3 Höfe als Dorf bezeichnen kann) wie Bullerbü zu wohnen. Die Geschichten der Kinder aus Bullerbü sind einfach mit so viel Liebe und Humor erzählt. Ich mag auch die Verfilmungen unheimlich gerne. Ich denke meine Liebe zu Skandinavien wäre ohne diese Bücher vermutlich nicht so entstanden 😉
  • „Madita“ ist eine meiner Lieblings-„Heldinnen“ aus Astrid Lindgrens Geschichten, vielleicht gerade weil sie (und auch ihre kleine Schwester) keine typischen Heldin ist, keine nettes braves Mädchen, sondern ein Mädchen, das irgendwie ständig aneckt und gar nicht so „nett“ ist. Gerade das macht ihre Geschichten besonders liebenswert und realistisch. Und auch bei dieser Geschichte LIEBE ich die Verfilmungen (es gibt an Weihnachten ja nichts tolleres als die Astrid Lindgren Verfilmungen, die gerne jedes Jahr wiederholt werden)
  • „Kalle Blomquist“: einfach tolle Detektivgeschichten, die für mich richtig spannend waren. Eine der Geschichten (die mit dem Mord) fand ich sogar ein bisschen heftig gruselig als Kind. Ich sehe es sowieso als eine der großen Stärken von Astrid Lindgren an, dass sie spannende und schöne und traurige und leichte und schwere Bücher schreiben konnte und eigentlich alles gleich gut.
  • „Die Brüder Löwenherz“: dieses Buch habe ich als Kind nur einmal gelesen, da ich es einfach so furchtbar traurig fand (kein Wohlfühl-Buch das man immer und immer wieder lesen kann). Ich habe es vor einigen Jahren als Erwachsene wieder gelesen und fand es einfach unfassbar gut, aber immer noch furchtbar traurig. Und ich finde es ist ein sehr mutiges und wichtiges Thema für ein Kinderbuch.
  • „Pippi Langstrumpf“: Der Klassiker schlechthin 😉 Ich muss zugeben, dass ich die Bücher zwar gerne haben, aber dass für mich Pippi Langstrumpf für immer Inger Nilsson bleiben wird. Sie ist einfach so sehr „Pippi Langstrumpf“, dass das einer der wenigen Geschichten ist, wo ich wirklich die Verfilmung noch mehr mag als die Bücher. Und ich kann mir niemand anderen in der Rolle vorstellen.
  • „Mio mein Mio“: Auch das wie „Die Brüder Löwenherz“ ein eher schwermütigeres Buch von Astrid Lindgren, dessen Faszination mich erst mit den Jahren gepackt hat. Als Kind mochte ich diesen Roman nicht so besonders, aber als Jugendliche und Erwachsene fand ich ihn sehr sehr gut.

Wer sich übrigens für das Gesamtwerk von Astrid Lindgren interessiert und dicke Schmöker mag, dem kann ich das Buch „Zum Donnerdrummel!“ empfehlen, ein 1000 seitiges Werksporträt zu Astrid Lindgren, das mit wirklich viel Liebe und Hintergrundinfos und schönen Illustrationen daher kommt.

Wenn es einen Kinderbuchautor gibt, den ich genauso gut finde wie Astrid Lindgren, dann ist das:

Erich Kästner

Erich Kästner ist für mich einer der besten deutschen Schriftsteller, egal ob es um Kinder- oder um Erwachsenenbücher geht.

Meine Lieblingskinderbücher von ihm sind „Emil und die Detektive“, „Das fliegende Klassenzimmer“ und „Pünktchen und Anton“. „Das doppelte Lottchen“ hat mir durchaus auch gefallen, kann aber nicht ganz mit den anderen drei mithalten 😉 Wie auch bei Astrid Lindgren habe ich bei ihm auch die Verfilmungen seiner Romane sehr geliebt. Mein Favorit ist hierbei die Verfilmung von „Das fliegende Klassenzimmer“ aus dem Jahr 1973 (die mit Joachim Fuchsberger). Wie ich irgendwann im Internet erlesen habe, gilt diese als die schlechteste Verfilmung. Mir egal, ich find sie toll 😀

Und um den Eindruck zu verstärken, dass ich als Kind am Liebsten Bücher gelesen habe, die schon zu der Zeit Jahrzehnte alt waren 🙂 , kommt hier noch eine Autorin, die vermutlich noch altmodischer daher kommt als Astrid Lindgren und Erich Kästner:

Else Ury

Else Ury ist 1877 geboren und ihre Bücher sind vermutlich aus heutiger Sicht zumindest auch nicht NOCH altmodischer als in den 80ern als ich sie gelesen habe. Ihr bekanntestes Buch ist vermutlich „Nesthäkchen“, das ich auch im Bücherregal habe, aber meine absolute Liebe als Kind galt ihrer „Professors Zwillinge“ Reihe, diese ist ursprünglich in den 20er Jahren erschienen und umfasst 5 Bände. Die habe ich als Kind mehrfach verschlungen. Darin wird das Leben der Zwillinge Suse und Herbert (im ersten Band noch „Mädi“ und „Bubi“ 😀 ) von der Kindergartenzeit bis ins junge Erwachsenenleben geschildert. Hierbei ist die Sprache aus heutiger Sicht schon extrem altmodisch, aber mich hat das als Kind kein bisschen gestört. Aus heutiger Sicht ist das Frauenbild sicherlich auch sehr antiquiert, aber aus mir ist ja trotzdem was geworden 😉

Alle alten Bücher sind dann aber doch nicht zeitlos geeignet…

Und als Kontrast möchte ich zum Ende hin noch ein paar altmodische Kinderbücher herausgreifen, die mich als Kind doch etwas verstört haben, das wären:

  1. Der Struwwelpeter: Aus meiner Sicht ein grausliges moralisch fragwürdiges Machtwerk, das nur dazu diente, Kinder zu erschrecken und einzuschüchtern. Fand ich als Kind schon schrecklich und ich hoffe mal, dass es heute keine Eltern mehr gibt, die das ihren Kindern ernsthaft kaufen. Ich glaube als ich klein war, hat man das allen Kindern gekauft, weil man das halt so gemacht hat 😛
  2. Johanna Spyri – Gritlis Kinder Reihe: Johanna Spyri ist sicherlich am Bekanntesten als Autorin von „Heidi“. Ihre Reihe um „Gritli“ und „Gritli’s Kinder“ habe ich von meiner Oma geerbt. Mit den Büchern an sich ist eigentlich soweit alles in Ordnung, bloß stirbt gefühlt in jedem Buch ein Kind sehr realitätsnah beschrieben an Schwindsucht, nachdem es ewig blut hustend im Bett dahin gesiecht ist. Das fand ich als Kind dann doch etwas sehr verstörend, wenn auch für die Zeit des Romans sicherlich sehr realistisch…

Im nächsten Blogpost geht’s dann weiter mit mehr Kinderbüchern, ein paar sind vermutlich sogar nach dem 2. Weltkrieg veröffentlich worden 😉

Bücher

Für Leseratten: noch mehr Buch-Highlights aus 2015

Und hier geht’s weiter mit Buchentdeckungen in 2015:

Zuerst mal die Kategorie der 3Bs : Bewegendes, Berührendes und Belastendes

Das sind Bücher, die ich wirklich außergewöhnlich fand, die aber nichts sind, wenn man grad einfach nur gute Unterhaltung sucht, sondern eher so Bücher, die einem schon Einiges abverlangen oder sich mit wirklich schwierigen Themen beschäftigen. Ob ich diese Bücher empfehle, hängt also davon ab, ob man so was gerne liest, von dem her diese „Warnung“ vorab.

  • Rebecca Wait: Kopfüber zurück: Kopfüber zurück ist der Debutroman einer noch sehr jungen britischen Autorin und es handelt sich dabei um ein wirklich beeindruckendes Debut. In einer sehr nüchternen klaren Sprachen wird die Geschichte einer Familie erzählt, die offenbar große Probleme hat, die nach dem Tod eines der jugendlichen Kinder der Familie zerbrochen ist. In dem Buch geht es um schwierige Themen, welche genau möchte ich nicht verraten, um nicht zu viel von der Handlung zu verraten (der Klappentext des Buches ist in der Hinsicht übrigens mal wieder ziemlich irreführend. Ich finde es absolut  unverständlich, wieviele Bücher einen Klappentext haben, der gar nicht wirklich zur Handlung passt, das nur nebenbei angemerkt). Das Buch ist sicher keine leichte Kost und auch kein besonders hoffnungsvolles Buch. Gerade das macht die Geschichte aber so authentisch und bewegend.
  • Jon Bauer: Steine im Bauch: „Steine im Bauch“ wird aus Sicht eines Ich-Erzählers erzählt, dessen richtigen Namen wir nie so wirklich erfahren. Er kehrt nach Jahren im Ausland im Alter von Mitte/Ende 20 zu seiner Mutter nach Hause zurück, die schwer an einem Gehirntumor erkrankt dem Tode nahe ist. Die Geschichte erzählt immer abwechselnd eine Szene aus der jetzigen Zeit und eine Rückblende in die Kindheit des Jungen, als er etwa 7 Jahre alt war.
    Es wird schnell klar, dass der Erzähler seiner Mutter immer noch voller Wut gegenüber steht und dass er seine Kindheit nie wirklich überwunden hat. Die Familie hat früher immer wieder Pflegekinder aufgenommen, etwas das den 7-jährigen Jungen überfordert hat und bei ihm ständig zu dem Gefühl führte, von seinen Eltern benachteiligt und vernachlässigt worden zu sein. Wie viel davon reine Eifersucht war und wie viel tatsächliche Benachteiligung erfährt man dabei nie wirklich, da alle Geschehnisse aus Sicht des Jungen erzählt werden.
    Das Buch ist sprachlich wirklich hervorragend, die Szenen, die aus Sicht des 7-jährigen Jungen geschrieben sind, wirken nie wie wenn ein Erwachsener versucht als Kind zu schreiben, sondern man kann sich wirklich bei jedem Satz vorstellen, dass ein 7-jähriger genauso fühlt. Das Buch ist wirklich unglaublich berührend, denn die Gefühle des Jungen und seines erwachsenen Pendants sind so eindrücklich und verzweifelt, dass man ständig zwischen tiefem Mitleid für den Jungen/Mann und gelegentlichem Abscheu für sein Verhalten hin- und hergerissen wird. Einige Passagen fand ich schwer auszuhalten, da sie wirklich sehr grausam und verstörend auf mich wirkten, so dass ich mich knapp vor der Mitte sogar einmal kurz zwingen musste, weiterlesen. Das lohnt sich aber, denn die Geschichte ist insgesamt wirklich großartig. Ich kann mich selten erinnern, die tiefe Verzweiflung einer Romanfigur derart nachvollziehen zu können und der Ich-Erzähler ist eine wahrlich faszinierende zerrissene Figur, jemand der gegen die Dämonen in sich selbst ankämpft und selbst dann immer wieder das Falsche tut und andere und sich selbst verletzt, wenn er versucht das Richtige zu tun. Gegen Ende hat mich das Buch sogar kurz fast zum Weinen gebracht, was mir so gut wie nie passiert.
    Ob ich für dieses Buch eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen würde, weiß ich gar nicht, es ist sicher keine leichte Kost, aber gleichzeitig eines der besten Bücher, das ich seit langem gelesen habe.

Belletristik – Außergewöhnliches

In dieser Kategorie möchte ich Romane vorstellen, die für mich aus der Masse herausgestochen sind, entweder durch eine außergewöhnliche Thematik, durch außergewöhnliche Charaktere oder durch einen besonderen Schreibstil.

  • Ulrike Renker: Brehm 46: Brehm 46 ist eine Adresse in Düsseldorf, ein Mietshaus an einer vielbefahrenen Straße (das es durchaus tatsächlich gibt, ich hab dann mal auf Google Maps geschaut). Brehm 46 ist auch der Schauplatz dieses Romans, bei dem es sich nicht um eine lineare Erzählung handelt, sondern jedes Kapitel erzählt eine Episode aus dem Leben eines der Hausbewohners, wobei die Geschichten quasi im obersten Stock beginnen und sich Etage für Etage noch unten vorarbeiten. Die Schicksale der Personen sind dabei nur lose verknüpft, man trifft sich im Treppenhaus, streitet mit den Nachbarn oder kennt sich zufällig schon von woanders her. Die Geschichten sind dabei alle intensiv, humorvoll, dramatisch, traurig, ironisch, nicht einfach und oftmals sogar all das auf einmal, die Sprache ist wirklich toll und das Buch liest sich in Windeseile dahin, obwohl es keineswegs einfach ist. Dabei sind alle Geschichten von gleichbleibender Qualität (nur eine Episode fand ich ein kleines bisschen schwächer im Vergleich zu den anderen) und die große Stärke der Geschichten liegt in der Authentizität. Insgesamt ein wirklich überraschend gutes Buch, das mir nur anhand des Covers vermutlich in einer Buchhandlung nicht unbedingt ins Auge gestochen wäre.
  • Helwig Arenz: Der böse Nik: Dieses Buch habe ich gelesen, weil mir weder das Cover, noch der Titel, noch der Klappentext eine Vorstellung davon verschafft hat, was für ein Buch das eigentlich ist. Mit dieser Buchauswahlmethode habe ich dieses Jahr übrigens schon mehrfach sehr gute Erfahrungen gemacht. Kurz zum Inhalt: Der Held oder vielleicht auch Anti-Held der Geschichte ist Nik, dessen Alter und Hintergrundgeschichte wir nie so wirklich erfahren. Nik wohnt jedenfalls in einer Art privaten sozialen Wohnprojekt, das geleitet wird von Gabriel. Gabriel hält wohl nicht viel von offiziellen Anlaufstellen für Leute mit Problemen oder von Recht und Gesetz, sondern nimmt lieber auf eigene Faust Jugendliche und Erwachsene mit Problemen (z.B. kriminelle Vergangenheit oder Drogenprobleme) auf. Seine Motive und Intentionen dafür sind eher nebulös. Nik wohnt nun bei Gabriel, zusammen mit Lauri, die er begehrt, die aber mit Gabriel zusammen ist und diversen anderen eher suspekten Mitbewohnern. Eine Kombination, die nichts Gutes verheißt…Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es ist sprachlich sehr gut (wobei ich mich manchmal gefragt habe, ob jemand in Niks Situation wirklich so poetisch wäre, wie er es manchmal ist), die Story ist sehr interessant, die Charaktere sowieso und oft blitzt ein gemeiner aber wirklich feiner Humor durch.
  • Lorenza Gentile: Teo: „Teo“ ist nicht nur der Titel des Debütromans von Lorenza Gentile, sondern auch der Name des Protagonisten, aus dessen Sicht das ganze Buch erzählt wird. Teo ist ein ganz normaler 8-jähriger italienischer Junge, der in die Grundschule geht und mit seiner großen Schwester und seinen Eltern zusammen lebt. Doch Teo versucht am Anfang des Buches via Google herauszufinden, wie man sich am Besten selbst tötet (leider findet er keine der gefunden Optionen für sich in der Praxis umsetzbar). Der Grund: Teo möchte mit Napoleon reden, doch der ist schon tot. Teo leidet darunter, dass seine Eltern immer nur streiten, er möchte die Ehe seiner Eltern kitten, weiß aber nicht wie. Zu seinem Geburtstag hat er einen Comic über Napoleon geschenkt bekommen und der hat alle seine Schlachten gewonnen (so zumindest Teo’s Eindruck), deswegen muss er ihm doch sagen können, wie er selbst diese Schlacht um den Erhalt seiner Familie gewinnen kann. Deshalb versucht Teo herauszufinden, wie er Napoleon treffen kann, obwohl dieser schon lange tot ist. Auf dieser Prämisse ist der ganze Roman aufgebaut.Man kann wenn man denn kritisch sein will, dem Roman nun vorwerfen, dass er etwas zu gewollt daher kommt, dass die philosophischen Fragestellungen, die Teo zu klären versucht, etwas zu sehr ein Kunstgriff sind und auch das Ende hätte man vermutlich noch etwas besser machen können (da wendet sich doch alles etwas plötzlich von einer Richtung in die andere) . Aber selbst mit diesen kleinen Schwächen ist der Roman einfach unheimlich frisch und liebevoll geschrieben, Teo ein unheimlich liebenswertes Charakter, die kindliche Logik glaubhaft rüber gebracht und das Buch hat für mich so einen Sog erzeugt, dass ich es innerhalb eines Tages ausgelesen habe. Für mich sind damit alle Voraussetzungen für ein perfektes Lesevergnügen erfüllt, deswegen kann ich über die kleinen Schwächen problemlos hinweg sehen. Als Debüt von einer jungen Autorin ist das für mich ein wirkliches Ausnahmewerk.