Adele Neuhauser ist aktuell meine Lieblings-Tatort-Schauspielerin. Ich muss zugeben, dass ich vor dem Tatort ihren Namen und ihr Gesicht auch schon kannte und sicher die eine oder andere Produktion gesehen hatte, aber leider nicht näher mit ihrer künstlerischen Arbeit vertraut war. Das lässt sich für ihre vergangene Arbeit als Theaterschauspielerin nicht mehr ändern, aber ich hoffe, ich werde die Zeit finden zumindest noch mehr von ihren anderen Filme und Serien anzuschauen. Die Tatort Figur der „Bibi Fellner“ finde ich aber dermaßen
charmant und gelungen, dass ich auf Anhieb zu einem Riesenfan von ihr wurde (ich war etwas entsetzt in dem Buch zu lesen, wie laut Adele Neuhauser die künstlerische Ausgestaltung von Bibi Fellner von den Deutschen Sendeanstalten – explizit nicht den Österreichischen – eingeschränkt wird…da wundert es mich nicht mehr, dass alle neuen Tatort Kommissare gefühlt nach 3 Folgen schon wieder hinwerfen 😛 ) und deswegen habe ich mich auch sehr darauf gefreut ihre Autobiografie zu lesen, die mir auch von meiner Freundin von Glimrende empfohlen wurde.
Das Buch macht auf den ersten Blick mit dem Titel „Ich war mein größter Feind“ einen eher düsteren Eindruck, ich kann in der Hinsicht allerdings Entwarnung geben, denn das Buch ist keineswegs traurig oder deprimierend, sondern sehr menschlich, unterhaltsam, berührend und abwechslungsreich. Adele hat das Buch nach eigener Aussage nach einer (unerwartet) sehr schweren Zeit in ihrem Leben geschrieben, nämlich nachdem beide Eltern und ihr Bruder Alexander innerhalb kurzer Zeit verstorben sind. Trotzdem ist es ein sehr lebensbejahendes und nach Vorne blickendes Buch geworden.
Es ist keine klassische chronologische Autobiographie, die mit der frühen Kindheit anfängt und sich ins Erwachsenenleben fortsetzt, sondern es sind ineinander abgeschlossene Kapitel, die sich jemals mit einem anderen Abschnitt oder Thema aus Adeles Leben beschäftigt. Dabei gibt es eine sehr gelungene Ausgewogenheit zwischen beruflichen und privaten Themen, es gibt tiefere Einblicke in Adeles Theaterkarriere (was ich sehr spannend fand, da ich mich mit diesem Teil des Showbusiness wenig auskenne) und dem damit verbundenen künstlerischen Prozess, sowie Einblicke in ihre spätere mehr TV- und Filmorientierte Karriere. Aber auch ihre Kindheit, die Lebensgeschichte ihrer Eltern, ihre Ausbildung, ihre Ehe und ihr Sohn, sowie Reflektionen über ihr eigene Entwicklung kommen nicht zu kurz. Der Schreibstil ist kurzweilig, gut zu lesen, nicht übermäßig sentimental, aber trotzdem sehr ehrlich und berührend, so dass ich das eine der schönsten Autobiografien fand, die ich bisher gelesen habe. Zudem ist Adele Neuhauser wie ich finde wirklich ein sehr faszinierender und besonderer Mensch.
Aufgelockert wird das Buch mit sehr schönen Bildern von Adele in jedem Alter und von ihren Familienmitgliedern.