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Buch-Tipp: „Die Ausweichschule“ von Kaleb Erdmann

„Die Ausweichschule“ von Kaleb Erdmann ist das zweite Buch das ich mir dieses Jahr von der Longlist des Deutschen Buchpreises herausgesucht habe und auch dieses Buch hatte es auf jeden Fall verdient auf die Shortlist zu kommen, auch wenn es am Ende nicht gewonnen hat. Das Buch beschäftigt sich mit dem Amoklauf in Erfurt der 2002 im Gutenberg-Gymnasium verübt wurde und bei dem der Täter 16 Menschen ermordete. 

Viele Jahre später arbeitet der Ich-Erzähler von „Die Ausweichschule“, der den Amoklauf als Kind miterlebte, an einem Buch über das damalige Geschehen, hadert aber damit ob es überhaupt in Ordnung ist, sein damaliges Trauma literarisch zu verarbeiten und versucht zu ergründen warum der Amoklauf über 20 Jahre später durch eine Zufallsbegegnung wieder so präsent in seinem Denken geworden ist. Bei dem Buch handelt es sich somit um ein Genre, dass die letzten Jahre sehr beliebt geworden ist: Autofiktion, denn der Autor Kaleb Erdmann war tatsächlich Schüler am Gutenberg-Gymnasium und hat den Amoklauf überlebt.

Es handelt sich also gewissermaßen um einen Meta-Roman, der in weiten Teilen den Schaffens- und Denkprozess des Autors zum Inhalt hat. Dies funktioniert aber ganz hervorragend, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht wenig zugänglich klingt. Mich hat das Buch aber sehr abgeholt und auch angeregt, mich weiter mit dem Thema und Literatur zu beschäftigen und somit ist das „Experiment“ für mich absolut gelungen und empfehlenswert, vor allem da das Buch sich durch den leisen und feinen Humor auch trotz des schweren Themas Leichtigkeit bewahrt.