Auch dieses Jahr habe ich schon einige Bücher gelesen, die Highlights möchte ich heute hier vorstellen, das sind all die Bücher, die ich aus irgendeinem Grund überdurchschnittlich gut fand, genreübergreifend. Zur Zeit lese ich eigentlich am Meisten Belletristik unterschiedlichster Art, so dass ich diesen Post diesmal auch genreübergreifend halten möchte.
- „Kameraübung“ – von Synke Köhler:„Kameraübung“ ist ein recht kompaktes Büchlein (ca. 125 Seiten) mit neun verschiedenen Erzählungen aus dem Alltag verschiedener Menschen. Das Cover ist schlicht und elegant und hat mich sofort angesprochen. Ich lese relativ selten Erzählungen oder Kurzgeschichten, wobei ich diese sehr gerne mag wenn sie wirklich gut sind.
Dieses Buch hat mich kein bisschen enttäuscht. Die verschiedenen Erzählungen im Buch sind fast alle auf sehr hohem Niveau und schildern ganz unterschiedliche kleine Alltagsbegegnungen oder -ereignisse auf eine sehr beeindruckende Art und Weise. Manche der Geschichten sind sehr nahe an den Hauptpersonen „dran“, man fühlt mit ihnen mit, in anderen Geschichten ist der Erzählstil distanziert und es wird eher die Sicht eines neutralen Beobachters eingenommen. Im Mittelpunkt der Geschichten stehen meist die Beziehungen zwischen den Personen, z.B. innerhalb einer Familie oder auch zwischen Menschen, die sich bisher gar nicht kannten. Was mich am meisten beeindruckt hat, ist das die Geschichten relativ kurz sind, man aber irgendwo trotzdem jedes mal sofort im Geschehen drin war und ein Gefühl für die Charaktere und Personen hatte.
- „EINS“ – von Sarah Crossan:„EINS“ von Sarah Crossan ist ein außergewöhnliches Buch, sowohl was das Thema angeht, als auch die Umsetzung. Es geht um die beiden 16-jährigen Schwestern Grace und Tippi (die Eltern waren Hitchcock Fans 😉 , siamesische Zwillinge, die von der Hüfte aus abwärts zusammengewachsen sind. Die Geschichte wird als Ich-Erzählung aus Sicht der einen Schwester Grace erzählt, in kleinen Episoden und das Buch zieht sich inhaltlich über den Zeitraum von einigen Monaten. Der Schreibstil des Buches ist auf den ersten Blick ungewöhnlich, die einzelnen Kapitel sind sehr kurz (oft nur ca. zwei Seiten) und in kleinen Textblöcken dargestellt, die auf den ersten Blick wie Gedichte wirken. Das stört den Lesefluss aber kein bisschen, grad durch die kleinen Häppchen, liest sich das Buch sehr schnell runter und entwickelt einen Sog, so dass man immer weiter und weiter lesen will. Die Sprache ist poetisch und berührend, ohne jemals kitschig zu werden. Das Buch schildert die Probleme und normalen Teenie-Alltagssorgen der beiden Schwestern, ihrer jüngeren Schwester Dragon, der Eltern, ihrer Freunde und die Reaktionen der Mitmenschen auf die beiden Schwestern. Zu Beginn des Buches ändert sich für Grace und Tippi in ihrem Leben gerade sehr viel, denn durch finanzielle Probleme der Eltern sind sie gezwungen auf eine „normale“ Schule zu gehen, anstatt wie bisher zu Hause unterrichtet zu werden. Abgesehen davon möchte ich von der Handlung allerdings nicht zu viel vorab verraten.
Das Buch ist rein fiktiv, im Epilog am Ende gibt die Autorin allerdings einige Hintergrundinfos über ihre Recherchen zu dem Thema und ich hatte den Eindruck, dass sie sich sehr intensiv und fundiert mit dem Thema auseinandergesetzt hat (auch aus medizinischer Sicht), so dass ich darauf vertraue, dass die Informationen in dem Buch realistisch sind.
Besonders gelungen finde ich bei diesem (Hardcover)-Buch übrigens auch das Cover, es besteht aus einem zum Teil transparenten Folienumschlag, dessen Bedeutung sich entpuppt wenn man ihn auch einmal entfernt und sieht zu dem auch sehr schön aus.
- „Bedenke, was Du tust“ – von Elizabeth George:Der neuste und 19. Roman aus der Inspector Lynley Krimi Reihe. Ich denke, jeder Krimileser kennt diese Reihe inzwischen entweder oder nicht, empfehlenswert sind die neuesten Bände sicherlich nur für Kenner, da das Privatleben der Kommissare ohne Vorkenntnisse vermutlich kein Interesse wecken kann, da man die Hintergründe des Verhaltens nicht verstehen würde. Standen in den letzten Inspector Lynley Romanen von Elizabeth George doch meistens Geschehnisse um Personen aus dem direkten Umfeld von Lynley und Havers im Mittelpunkt, so besinnt sich Elizabeth George hier meiner Meinung nach wieder etwas auf ihre Wurzeln, nämlich dem Schreiben von eher klassischen psychologischen Krimis. Natürlich spielt auch in diesem Fall das Privatleben von Lynley und Havers eine durchaus wichtige Rolle, aber es ist nicht ganz so im Fokus und der eigentliche Kriminalfall hat nichts mit den beiden zu tun, was ich angenehm fand.
Die Geschehnisse selbst sind allerdings auch nicht unbedingt ein typischer Krimi, stattdessen stehen die Beziehungen und Geheimnisse zwischen den verschiedenen Personen, die in der Handlung eine Rolle spiele im Mittelpunkt und Elizabeth George nimmt sich sehr viel Zeit diese Charaktere einzuführen und langsam nach und nach aufzudecken wie alles zusammenhängt. Dies lässt sich schon alleine daran erkenne, dass es 200 Seiten dauert bis überhaupt mal der eigentliche Mord, um den es sich dreht, passiert. Ermordert wird in diesem Roman eine bekannte Feministin und Buchautorin und die Aufgabe von Havers und Lynley ist es herauszufinden wer aus dem Umfeld der Autorin denn einen Grund gehabt hätte sie umzubringen. Im Fokus der Ermittlung steht dabei ihre Angestellte Caroline, deren Familienverhältnisse wiederum den eigentlichen Mittelpunkt des Buches darstellen.
Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, auch wenn es teilweise wirklich sehr ausschweifend erzählt ist, was aber für Elizabeth George ja typisch ist (Fans von actionreichen Thrillern und straffer Handlung und Erzählweise werden mit dieser Autorin sicherlich nicht warm werden). Kleine Punktabzüge gibt es dafür, dass ich das eigentliche „düstere Geheimnisse“ schon ganz am Anfang erraten habe, da es doch recht offensichtlich durchschimmerte und dafür dass der Anteil zwischen Krimihandlung und Privatleben der Ermittler zwar gut gepasst hat, dass mir die Stories um das Privatleben von Lynley und Havers allerdings langsam etwas bemüht wirken, so als wüsste Elizabeth George auch nicht mehr so wirklich was sie mit den beiden in Zukunft noch anfangen soll. Sonderlich störend fand ich diese Kleinigkeiten aber nicht.
- „Der Pfau“ – von Isabell Bogdan:Bücher, die mehr oder weniger dem Genre „Humor“ zugeordnet sind, betrachte ich ja oft etwas mit Skepsis, da Humor ja so eine individuelle Sache ist und man oft nicht weiß ob der eigene getroffen wird. An dem Buch „Der Pfau“ hat mich aber das wirklich außergewöhnlich schöne Cover, sowie das Setting in Schottland und das Thema Teambuilding angesprochen. Und dieses Mal wurde ich auch nicht enttäuscht.
Die Geschichte spielt auf einem alten Landsitz von Lady und Lord Macintosh, der von den beiden zu einem Hotel mit Cottages umgebaut wurde und das sie mit einigen wenigen Helfern betreiben. In diesem Hotel gibt es so allerlei Viechzeugs, darunter einige Pfaufen, darunter einen verrückten Pfau…dieser Pfau gibt nun der Geschichte den Namen und spielt auch durchaus eine Hauptrolle, wenn auch eher auf indirekte Art und Weise.
Besucht wird das Hotel von einer Gruppe Bankangestellter, samt Teambuildingscoach und Privatköchin, die ein Teambuilding-Wochenende in dem Hotel verbringen sollen. Durch eine Verkettung von Umständen wird das Wochenende etwas länger und ereignisreicher als erwartet. Allzuviel will ich von der Handlung auch gar nicht verraten.
Generell handelt es sich aber um ein Buch, das gar nicht mal mit so viel tatsächlicher Handlung daher kommt sondern der Sprachwitz und die Beziehungen zwischen den Charakteren machen den Reiz aus. Die Sprache ist dabei sehr leicht und trotzdem intelligent, humorvoll ohne überzogen zu sein und das Ganze Buch liest sich einfach locker und flockig in Windeseile herunter. Es erinnert mich ein bisschen an eine alte Screwball-Filmkomödie. Mir hat an dem Buch am Besten gefallen, dass die Geschehnisse zwar irgendwie absurd sind, die Menschen sich irrational verhalten, das Ganze aber trotzdem nicht unglaubwürdig ist, die Menschen verhalten sich nämlich auf genau so eine Art und Weise irrational wie Menschen das tatsächlich häufig tun. Man kann sich also fast vorstellen, dass das Ganze tatsächlich irgendwo in etwa so passieren könnte.
Mich hat das Buch insgesamt sehr gut unterhalten, es ist ein leichtes Buch, das aber trotzdem intelligent ist und so viel Spaß bereitet, es ist einfach ein charmantes kleines Buch.
- „Arschlochpferd – Allein unter Reitern“ von Nika S. Daveron:„Arschlochpferd“ basiert auf dem gleichnamigen Facebook-Blog über die Online- und Offline-Pferdewelt von Nika S. Daveron, der sich inzwischen auf Facebook großer Beliebtheit erfreut. Das Buch ist sicher nur für Reiter interessant, aber in dem Bereich der humoristischen Pferdeliteratur (der sowieso nicht besonders groß ist) sticht dieses Buch definitiv heraus. Beschäftigt es sich doch ironisch und bissig mit den Verrücktheiten der Pferdemenschen, sowohl in realer Wildbahn (Pferdehöfe) als auch in der virtuellen Welt (Pferdeforen und Facebook-Gruppen).
Da das Buch auf einem Blog basiert, hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass auch das Buch aus mehr oder weniger willkürlichen Blogbeiträgen und Episoden besteht, in Wirklichkeit ist es aber wirklich (fast) ein richtiger kleiner Roman, mit einer fortlaufenden Handlung, was mich sehr positiv überrascht hat und für ein Buch auch viel besser gefällt als lose Blogbeiträge. Geschildert wird das Leben einer fiktiven Neupferdebesitzerin, die sich mit wenig Herzblut und noch viel weniger Wissen durchs Neupferdebesitzerleben schlägt und dabei mit allen Skurrilitäten der Pferdewelt konfrontiert wird.
Sprachlich ist das Buch sehr gut gelungen, der Schreibstil ist halt sehr ironisch, aber trotz der kabarettistischen Herangehensweise ist der Inhalt des Buches sehr fundiert und das Buch hat auch durchaus eine ernste und ernstzunehmende Botschaft. Auch kann ich als erfahrene Reiterin (offline und online) sagen, dass der Inhalt trotz Parodie leider eigentlich erstaunlich weniger überzogen ist, genauso in etwa geht’s halt leider wirklich oft zu, was dann (für die Pferde) gar nicht mal so lustig ist, wie es auf den ersten Blick klingt.
Generell würde ich das Buch für jeden Pferdemenschen empfehlen, vorausgesetzt er hat Humor, ist nicht Überempfindlich und mag es auch gerne etwas bissiger und kritischer.