Heute möchte ich ein Buch vorstellen, dass sich nicht gerade als leichte Lektüre anbietet und von dem ich jetzt auch schwer sagen kann ob ich es jemanden „empfehlen“ würde: „Das zweite Leben von Adolf Eichmann“ von Arial Magnus. Der Autor ist der Enkel einer jüdischen Holocaust-Überlebenden, der sich in diesem Buch die Aufgabe gestellt hat eine Geschichte aus Sicht eines der schlimmsten Nazi-Verbrechers des 2. Weltkrieges zu schreiben.
Das Buch spielt im Buenos Aires der 1950er Jahre, nachdem es Eichmann (wie vielen anderen Nazis und SS-Angehörigen) gelungen ist sich nach Argentinien abzusetzen. Unter dem Namen Ricardo Klement lebt er völlig unbehelligt in Buenos Aires und schlägt sich mit wechselhaften Jobs durch. 1952 holt er seine Familie nach, er gibt sich aber als Onkel seiner Söhne aus um seine Identität zu verschleiern. Die Geschichte deckt den Zeitraum von 1952 (als Eichmann seine Familie nachholte) bis zu seiner Entführung durch den Mossad im Jahr 1960 ab.
Der Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben, was das Geschriebene besonders perfide machen, denn wer möchte schon in den Kopf und die kranke Ideologie eines solchen Menschen und unbelehrbaren Nazis eintauchen?
Der Stil des Buches ist der einer bitterbösen und bissigen Selbstdarstellung, die die kruden Denkweisen von Eichmann und seine Taten schonungslos offenlegt.
Die Handlung orientiert sich dabei stark an den tatsächlichen Ereignissen und als Quellen für Eichmanns Darstellung dienen zahlreiche Aussagen von ihm und auch seine Interviews die er in Buenos Aires mit dem rechtsextremen Journalisten Willem Sassen führte.
Befremdlich erscheint es wie wenig Mühe sich Eichmann eigentlich gab seine Identität tatsächlich zu verschleiern.
Am Ende des Buches gibt es abschließend noch ein Kapitel „After Office“ in dem der Autor seine Beweggründe für das Schreiben seines Buches und die verwendeten Quellen genauer ausführt, was zur Einordnung und zum besseren Verständnis sehr hilfreich ist. Parallel habe ich die historischen Ereignisse und Personen beim Lesen zusätzlich auch immer mal wieder gegoogelt, um mehr über die Hintergründe und Personen zu erfahren.