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Buch-Tipp: „Risse“ von Angelika Klüssendorf

Das Genre der Autofiktion (ein autobiografischer, aber teils fiktionaler Roman) erfreut sich seit einiger Zeit steigender Beliebtheit bei Autor*innen, aber auch bei Leser*innen. Angelika Klüssendorf kann vielleicht durchaus als Vorreiterin dieses Genres angesehen werden, erregte sie doch vor 20 Jahren Aufmerksamkeit mit ihrem Roman „Das Mädchen“ über ihre schwierige Kindheit in DDR mit einer tyrannischen Mutter, Armut, Vernachlässigung und Heimerfahrungen. Das Buch habe ich damals gelesen und es hat mir auch sehr gut gefallen. „Risse“ (das es auch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises schaffte) ist nun sozusagen eine Erweiterung des damaligen Romans, in 10 Geschichten werden weitere Episoden aus dem Leben des Mädchens erzählt, Erfahrungen mit der Mutter, Erfahrungen mit dem sprunghaften und alkoholkranken Vater und Erfahrungen aus dem Leben im Heim.

Am Ende jedes Kapitels gibt es eine kurze kursiv geschriebene Einordnung der Geschichte, die mehr über die dahinter liegende Beziehungen verrät und auch zumindest kleinere Hinweise, was von den Geschichten wirklich Autobiografie war und was fiktional verändert. Trotzdem bleibt bei dieser Art Roman natürlich immer eine Unsicherheit, was der Wucht und Kraft der Geschichten aber natürlich auch keinen Abbruch tut, auch als reine Erfinderungen wären sie literarisch außergewöhnlich stark. Ich denke, dass es deswegen auch egal ist ob man „Das Mädchen“ jeweils gelesen hat, die Geschichten sind auch für sich ganz allein stehend unheimlich berührend und einfühlsam, allerdings natürlich auch keine leichte Kost und deswegen für sehr sensible Menschen sicher nicht unbedingt empfehlenswert.

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