Hörbuch

Hörspiel-Tipp: „Momo“ von Michael Ende (Neuerscheinung zum Jubiläum)

Heute möchte ich ein ganz besonderes Hörbuch oder besser Hörspiel vorstellen. Zum 50. Geburtstag des Buches „Momo“ von Michael Ende wurde eine neue Hörspiel Version herausgegeben und diese hat mich wirklich rundum begeistert. Ein Fan von Michael Ende bin ich schon immer, doch Momo habe ich schon lange nicht mehr gelesen und in Erinnerung geblieben war mir vor allem Radost Bokel in ihrer Rolle aus der TV-Verfilmung, die wohl die meisten Menschen meines Alters (Jahrgang 1979) mit der „Momo“ assoziieren. Beim Hören des Hörspiels wurde mir schnell klar, dass ich weite Teile der Geschichte vergessen hatte, was das Anhören um so Spannender machte. Vor allem fand ich faszinierend wie aktuell und zeitlos die 50 Jahre alte Geschichte immer noch ist, als wäre sie gerade für die heutige Zeit geschrieben.

Sogar noch mehr als die Geschichte hat mich aber die wirklich unheimlich liebevolle und zauberhafte Umsetzung des Hörspiels überzeugt, es fällt mir wirklich schwer etwas zu finden beziehungsweise es ist tatsächlich unmöglich etwas zu finden, das man hätte besser machen können. Die Sprecher sind alle zu 100% überzeugend und passen zu ihren Rollen und die junge Paula Drescher liest die Momo wirklich hervorragend, authentisch und warmherzig. Auch ganz großartig fand ich wie die grauen Herren gesprochen wurde (für kleinere Kinder könnte das durchaus manchmal etwas gruselig sein). Abgerundet wird das ganze Erlebnis durch die großartige musikalische Untermalung, es kommen nicht übermäßig viele Lieder in der Geschichte vor und diese sind sehr kurz, doch definitiv wirklich eine Bereicherung. Für mich ein absolutes Highlight und sicherlich das Beste das ich im Jahr 2023 bisher gehört habe.

Bücher

Buch-Tipp: „Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger

Der österreichische Roman „Echtzeitalter“ von Tonio Schachinger ist ein weiteres Buch, dass dieses Jahr für den Deutschen Buchpreis nominiert ist und es sogar auf die Shortlist geschafft hat (die Bekanntgabe des Gewinners hat zum Zeitpunkt dieser Rezension noch nicht statt gefunden). Schauplatz des Buches ist ein Wiener Elite Gymnasium,  das Marianum,  Protagonist der Geschichte ist der junge Till Konkorda, dessen Schulzeit im Roman über einige Jahre hinweg geschildert wird.

Till ist weder ein besonders guter Schüler, noch bei seinem Mitschülern besonders beliebt, er hat nur ein geheimes Talent, er spielt leidenschaftlich gerne und dadurch auch irgendwann hoch erfolgreich das Online-Strategiespiel Age of Empires 2. Während er über die Jahre hinweg zwar in diesem nerdigen Kosmos zu einer kleinen Internet-Berühmtheit aufsteigt, hat er in der Schule ganz andere Probleme: ausgerechnet in der Klasse des despotischen, autoritären und exzentrischen Lehrers Dolinar ist Till gelandet. Während alle anderen Klassen ein halbwegs normales Leben mit einer normalen Balance zwischen Freizeit und Schule führen können, duldet der Dolinar keine weltlichen Ablenkungen vom Lernen und tyrannisiert seine Schüler täglich, der Best Case ist wenn man es schafft von ihm möglichst wenig beachtet zu werden, was Till leider nur am Anfang seiner Schulkarriere gelingt.

So begleiten wir als Leser:innen Till durch seine Schulzeit bis hin zum Abschluss im Jahre 2020 und verarbeiten mit ihm so einige Themen, die erste Liebe, den Verlust des Vater, die Höhen und Tiefen des Schulalltags und sein merkwürdiges Doppelleben zwischen mittelmäßigen Schüler und Internet-Gaming-Genie.  

Die große Genialität und Unterhaltsamkeit des Romanes lag für mich dabei definitiv in seiner Sprache, die in manchen Fällen dermaßen pointiert, witzig und raffiniert Gesellschaftskritik enthält, dass ich einige Passagen direkt nach dem Lesen nochmal ein zweites Mal lesen musste, etwas das mir wirklich so gut wie niemals passiert. Aber auch Till wächst einem ans Herz und das Schulleben liest sich immer unterhaltsam, obwohl gar nicht so viele wirklich außergewöhnliche Dinge passieren.

Für mich definitiv eines der besten Bücher des Jahres, das die Nominierung für den Buchpreis absolut verdient hat. Möchte man etwas kritisieren, könnte ich mir vorstellen, dass die längeren Ausführung über Gaming-Themen vielleicht etwas schwer verständlich sein können wenn man mit dem Thema nicht sehr vertraut ist.