Normalerweise lese ich nicht besonders gerne historische Bücher. Es gibt aber Ausnahmen: so fasziniert mich warum auch immer schon das Thema Geisterschiffe, Meer und Forschungsreisen (meine Lieblingsbücher aus diesem Bereich sind „Das Floß der Medusa“ von Franzobel und „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann.
„Die Insel des kleinen Gottes“ von Alexander Pechmann sprach mich entsprechend auch sofort an, denn es ist ein fiktive Geschichte, die auf Legenden rund um einige realistische Ereignisse beruht: der historischen Fahrt der Princess Augusta, einem Schiff, dass im 18. Jahrhundert vor der Küste von Rhode Island unter mysteriösen Umständen auf Grund lief und aus dem Legenden über das Geisterschiff „Palatine Light“ entstanden.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Landvermesser namens David van Roon. Dieser arbeitet auf einer Insel vor Rhode Island an der Erstellung einer Karte und erlebt zufällig einen Schiffbruch mit, der unter turbulenten Umständen mit unzähligen Toten endet. Ein Jahr später kehrt David auf die Insel zurück, denn er hat die Geschehnisse vom Vorjahr nie wirklich verarbeitet. Erzählungen von einem brennenden Geisterschiff vor der Küste heizen seine Verwirrung und seine Alpträume an, so dass er keine andere Wahl sieht als herauszufinden was in der schicksalshaften Nacht vor einem Jahr wirklich passierte.
Mich hat das Buch wirklich begeistert. Der Roman ist nicht übermäßig dick und wirklich sehr mitreissend und lebendig geschrieben. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, einmal forscht David ein Jahr nach dem Glück über die Hintergründe und befragt vor allem zwei überlebende Frauen, darunter eine Wahrsagerin, die versucht ihm mit dem Legen von Karte eine Brücke zu seinen Erinnerungen zu bauen. Dazwischen wird die Überfahrt des Schiffes von Europa aus geschildert, mit zahlreichen hilflosen Flüchtlingen und Einwanderern an Bord die Grausamkeit und gierige Geschäftstüchtigkeit der Bootsunternehmen, die Krankheiten und schlimmen Verhältnisse. Dieser Teil lässt sich hervorragend auf die heutige Welt übertragen und zeigt, dass sich die Menschheit wohl niemals weiterentwickelt hat, auch wenn wir das so gerne von uns glauben möchten.
So liest sich das Buch wie eine Mischung aus Krimi, Geistergeschichte und historischem Roman, ohne unnötige Längen und mit einigen Überraschungen, insgesamt ein Buch das richtig Spaß macht, selbst wenn man sonst kein Fan historischer Romane ist.
