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Buch-Tipp: „Wünschen“ von Chukwuebuka Ibeh

Der Roman „Wünschen“ ist ein unheimlich ergreifender Roman des jungen
nigerianischen Schriftstellers Chukwuebuka Ibeh, das mich trotz des
eher schweren Themas sofort angesprochen hat, auch das Cover hat mich
auf Anhieb berührt. In dem Buch geht es um den jungen Obiefuna, der in
Nigeria aufwächst. Während sein jüngerer Bruder ein ganz „typischer“
fußballbegeisterter Rabauke ist, ist Obiefuna sensibler, ein Tanztalent
und ein Junge der heraussticht und um den sich seine Mutter Sorgen
macht. Als Obiefunas  Vater ihn in einer intimen Situation mit einem
Jungen aus dem Heimatdorf der Familie erwischt, der zeitweise zum
Arbeiten bei der Familie wohnt, verfrachtet er ihn sofort in ein
christliches Jungen-Internat. Egal wo auf der Welt ist das nun nicht
gerade der richtige Ort, um weitere homosexuelle Erfahrungen zu
verhindern und Obiefuna schafft es mit einer Mischung aus Opportunismus
und einem Hauch von bewahrter Freiheit nicht nur zu überleben, sondern
eigentlich ganz gut zu überleben. Als er als Student seinen ersten
richtigen Freund kennenlernt und dessen liberalen Freundeskreis scheint
sich Obiefunas Wunsch nach einem freien selbstbestimmten Leben doch noch
zu erfüllen, doch politisch formiert sich eine immer größere Gefahr.

Für mich war dieses Buch einerseits sehr schön, aufgrund der
wunderschönen Sprache, des tollen Hauptcharakters und der Erzählweise.
Andererseits war es auch ein grausames Buch, denn die ganze Zeit wird
einem eine Hoffnung vermittelt, die im letzten Viertel grausam
weitgehend zerstört wird (so dass ich sogar einmal einen ganzen Tag
Pause machen musste, bevor ich weiterlesen konnte). Sehr gut schildert
das Buch wie Politiker aus reinem Kalkül und Eigennutz auf dem Rücken
von Minderheiten populistische Entscheidungen treffen, die sie gar nicht
wirklich interessieren, die aber Menschenleben und Menschenwürde ganzer
Bevölkerungsgruppen zerstören. Umso verwerflicher und umso wütender
macht es, dass auch in Deutschland Politiker mit dieser Art Populismus
agieren und damit meine ich nicht mal unbedingt die AfD, von der man gar
nichts anderes erwartet, sondern vor allem Politiker wie Söder oder
Merz, die für Parteien stehen, von denen man mehr erwarten können
sollte.Ein unheimlich wichtiges poetisches Buch, das auch jeder gelesen
haben sollte, der Sätze von sich gibt, wie zum Beispiel dass man Pride
Paraden doch heute gar nicht mehr braucht.