Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Ungeschminkt: Mein schrilles Doppelleben“ von Olivia Jones

Heute möchte ich ein weiteres Hörbuch vorstellen und zwar die Autobiografie „Ungeschminkt: Mein schrilles Doppelleben“ von Drag Queen und Kiez Ikone Olivia Jones.

In dem Buch schildert Olivia bzw. im sonstigen Alltag Oliver ihren/seinen Werdegang vom Aufwachsen in einer spießigen Kleinstadt bis zum Leben als einer der bekanntesten Travestie-Künstlerinnen Deutschlands. Die ca. 20 minütigen Kapitel sind dabei sehr abwechslungsreich und decken eine Vielzahl an Themen ab: das Aufwachsen in einer einer eheren biederen Kleinstadt mit einem früh gewachsenen Faible für Make up und schrille Outfits. Das Coming-Out in der Familie, Konflikte innerhalb der Familie (die sich zwar nicht daran stören, dass Oliver schwul ist, aber durchaus sehr an dem Berufswunsch Drag Queen). Die ersten Schritte als Travestie-Künstler und der tägliche Kampf darum überhaupt genug Geld fürs Überleben zu verdienen, berufliche Weggefährten und Freunde, Karriere-Höhepunkt, politisches Engagement, der Kampf gegen Homophobie, die Beinverkürzungs-OP des über 2-Meter großen Olivers, aber auch praktische Infos über die Arbeit als Drag Queen (wieviele Perücken besitzt Olivia, wie lange dauert das Make-up täglich). Anekdoten über Promi-Freunde wie Udo Lindenberg oder dem verstorbenen Daniel Küblböck, Fernsehsendungen wie das Dschungelcamp und darüber wie Corona das berufliche Leben auf dem Kiez fast zum Erliegen brachte.

Ein Buch und ein Leben das also für fast jeden etwas Spannendes bieten sollte. Dabei findet Olivia/Oliver eine sehr gute Balance zwischen sehr ernsthaften Themen und persönlichen Erfahrungen (wer traut sich schon den Besuch eines NPD-Parteitages zu und das noch dazu als Drag Queen) und lockeren Infos über den beruflichen Werdegangs Olivias, alles in einem lockeren Plauderton, der das sehr informative Buch trotzdem total kurzweilig wirken lässt.

Gelesen wird das Buch für mich zunächst etwas ungewöhnlich nicht von einem Sprecher, sondern immer abwechselnden von verschiedenen Angehörigen der „Olivia Jones Familie“. Einige wenige Kapitel liest Olivia selbst, ansonsten teilen sich ihre Kolleginnen Barbie Stupid, Veuve Noire, Fanny Funtastic und Magnif.ck (ich hoffe da fehlt niemand) die Kapitel untereinander auf. Den Übergang fand ich dabei im ersten Moment immer minimal gewöhnungsbedürftig, denn das Buch ist natürlich in der „Ich-Perspektive“ geschrieben und wenn dann die Stimme wechselt war das für mich immer kurz ein Bruch, man gewöhnt sich aber schnell daran.

Sehr gute Werbung für Olivia Jones ist das Buch sicherlich auch, nach dem Anhören habe ich sehr große Lust bekommen bei meinem nächsten Städtetrip nach Hamburg eine der Kult-Kiez-Touren der Olivia-Jones-Familie zu buchen.

Für mich eine sehr unterhaltsame und informative Autobiografie.

Hörbuch

Hörbuch: „Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel“ von Jörg Maurer

Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel“ ist der 14. Band der Krimi-Reihe von Jörg Maurer rund um Kommissar Jennerwein und sein Team. Ich habe die meisten der Bücher gelesen, dieser Band ist nun der Erste den ich mir als Hörbuch angehört habe.

Das vom Autor selbst gelesene Hörbuch war definitiv eine gute Entscheidung, denn der Autor liest wirklich hervorragend, vor allem die Darstellung der verschiedenen Personen gelingt ihm wirklich brilliant und jeder Dialekt (egal ob bayerisch, österreichisch oder sogar holländisch) wird mit viel Authentizität, aber trotzdem klar verständlich (sofern man nicht generell ein großes Verständnisproblem mit Dialekten hat) rüber gebracht. Eine echte Bereicherung für das Hörbuch und der „Regionalkrimi“ wird einem so erst richtig nahe gebracht.

Wo viel Licht ist, ist hier aber leider auch relativ viel Schatten, denn inhaltlich hat der neue Jennerwein-Krimi doch so einige Schwächen. Schon öfters zeichneten sich die Krimis nicht gerade durch eine besonders überzeugende Krimihandlung aus, doch so abstrus wie dieses Mal denkt mir noch kein Band.

Am Beginn des Buches haben Jennerwein und sein Team gerade einen relativ unkomplizierten Kriminalfall abgeschlossen, während einer Sitzung steht Jennerwein plötzlich auf, verlässt das Polizeigebäude und …verschwindet.
Am nächsten Tag erwacht er in einer höchst präkeren und absurden Situation. Sein Team macht sich auf die Suche nach ihm, aber als dann auch noch ein Mordfall geschieht und Jennerweins DNA Spuren am Tatort gefunden werden, wird die Lage immer präkerer. Zur gleichen Zeit versucht Jennerwein auf eigene Faust rauszufinden was mit ihm passiert ist. Mehr möchte ich über die Handlung hier nicht verraten, da sonst zu viel gespoilert wird.

Allerdings hatte ich mit der Handlung 2 große Probleme. Erstens: lange Zeit passiert sehr wenig. Nach exakt 50% des Buches ereignet sich dann tatsächlich mal der oben erwähnte Mord. Vorher gibt es viel Drumherum, aber wenig Substanz. Zweitens: das was passiert ist doch ausgesprochen grotesk.
Im letzten Drittel nimmt die Handlung dann Fahrt auf, allerdings wurde ich den Gedanken nicht los, dass man das Buch auch gut um die Hälfte hätte kürzen können, ohne das Wesentliches gefehlt hätte.

Insgesamt würde ich den Band eher nur eingefleischten Jennerwein Fans empfehlen, dann aber gerne als Hörbuch, denn die lesende Darbietung der Geschichte ist wie gesagt exzellent.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Unterm Schinder“ von Andreas Föhr

Ich bin ein großer Fan der Krimi-Reihe von Andreas Föhr rund um Kommissar Wallner und seinem für einen Polizisten etwas fragwürdigen Mitarbeiter Kreuthner. Bisher habe ich alle Bände gelesen, „Unterm Schinder“ ist der erste Band den ich mir als Hörbuch angehört habe.

Die Geschichte geht direkt mit einer typischen Verfehlung von Kreuthner los. Um die neue (junge und gutaussehende) Kollegin Lisa zu beeindrucken fingiert Kreuthner an dem verlassenen Bauernhof seines Vaters einen bewaffneten Raubüberfall. Sein Kollege Sennleitner soll mit einer Schreckschusspistole den Einbrecher spielen, damit Kreuthner Lisa mit seinem beherzten Eingreifen vor der „Gefahr“ retten kann und sie sich am Besten gleich verliebt in seine Arme stürzt.
Stattdessen trifft Kreuthner dort aber auf einen echten Schusswechsel und findet dann auch noch eine Leiche. Bei dieser handelt es sich um die Ehefrau eines Mordopfers von vor 2 Jahren, was Wallner Kopfzerbrechen bereitet, denn die Mörderin des Ehemanns sitzt eigentlich im Gefängnis. Wurde die Ehefrau von jemand anderem getötet oder sitzt etwa die falsche Person seit 2 Jahren im Gefängnis?

Der Sprecher des Hörbuchs ist Michael Schwarzmeier, der die Geschichte in einem angenehmen ruhigen Ton vorliest, hervorragend gelingen ihm als Kontrast die Sprechstimmen der männlichen Protagonisten im Dialekt. Highlight war dabei für mich definitiv seine Darstellung von Wallners Großvater Manfred, der im Alter von 90 Jahren diesmal die Mangfall-Mühle und sogar Halluzinagene für sich entdeckt.

Insgesamt hat mir das Hörbuch sehr gut gefallen, der Kriminalfall ist relativ komplex für einen humoristischen Regionalkrimi, die Irrungen und Wirrungen von Manfred sorgen für eine heitere Auflockerung ohne dass der Klamauk im Buch überhand nimmt und das Format Hörbuch eignet sich für das Genre finde ich besonders gut, vor allem durch die gelungene Darbietung des Sprechers bei den Dialogen.