Hörbuch

Hörbuch: „Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel“ von Jörg Maurer

Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel“ ist der 14. Band der Krimi-Reihe von Jörg Maurer rund um Kommissar Jennerwein und sein Team. Ich habe die meisten der Bücher gelesen, dieser Band ist nun der Erste den ich mir als Hörbuch angehört habe.

Das vom Autor selbst gelesene Hörbuch war definitiv eine gute Entscheidung, denn der Autor liest wirklich hervorragend, vor allem die Darstellung der verschiedenen Personen gelingt ihm wirklich brilliant und jeder Dialekt (egal ob bayerisch, österreichisch oder sogar holländisch) wird mit viel Authentizität, aber trotzdem klar verständlich (sofern man nicht generell ein großes Verständnisproblem mit Dialekten hat) rüber gebracht. Eine echte Bereicherung für das Hörbuch und der „Regionalkrimi“ wird einem so erst richtig nahe gebracht.

Wo viel Licht ist, ist hier aber leider auch relativ viel Schatten, denn inhaltlich hat der neue Jennerwein-Krimi doch so einige Schwächen. Schon öfters zeichneten sich die Krimis nicht gerade durch eine besonders überzeugende Krimihandlung aus, doch so abstrus wie dieses Mal denkt mir noch kein Band.

Am Beginn des Buches haben Jennerwein und sein Team gerade einen relativ unkomplizierten Kriminalfall abgeschlossen, während einer Sitzung steht Jennerwein plötzlich auf, verlässt das Polizeigebäude und …verschwindet.
Am nächsten Tag erwacht er in einer höchst präkeren und absurden Situation. Sein Team macht sich auf die Suche nach ihm, aber als dann auch noch ein Mordfall geschieht und Jennerweins DNA Spuren am Tatort gefunden werden, wird die Lage immer präkerer. Zur gleichen Zeit versucht Jennerwein auf eigene Faust rauszufinden was mit ihm passiert ist. Mehr möchte ich über die Handlung hier nicht verraten, da sonst zu viel gespoilert wird.

Allerdings hatte ich mit der Handlung 2 große Probleme. Erstens: lange Zeit passiert sehr wenig. Nach exakt 50% des Buches ereignet sich dann tatsächlich mal der oben erwähnte Mord. Vorher gibt es viel Drumherum, aber wenig Substanz. Zweitens: das was passiert ist doch ausgesprochen grotesk.
Im letzten Drittel nimmt die Handlung dann Fahrt auf, allerdings wurde ich den Gedanken nicht los, dass man das Buch auch gut um die Hälfte hätte kürzen können, ohne das Wesentliches gefehlt hätte.

Insgesamt würde ich den Band eher nur eingefleischten Jennerwein Fans empfehlen, dann aber gerne als Hörbuch, denn die lesende Darbietung der Geschichte ist wie gesagt exzellent.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Unterm Schinder“ von Andreas Föhr

Ich bin ein großer Fan der Krimi-Reihe von Andreas Föhr rund um Kommissar Wallner und seinem für einen Polizisten etwas fragwürdigen Mitarbeiter Kreuthner. Bisher habe ich alle Bände gelesen, „Unterm Schinder“ ist der erste Band den ich mir als Hörbuch angehört habe.

Die Geschichte geht direkt mit einer typischen Verfehlung von Kreuthner los. Um die neue (junge und gutaussehende) Kollegin Lisa zu beeindrucken fingiert Kreuthner an dem verlassenen Bauernhof seines Vaters einen bewaffneten Raubüberfall. Sein Kollege Sennleitner soll mit einer Schreckschusspistole den Einbrecher spielen, damit Kreuthner Lisa mit seinem beherzten Eingreifen vor der „Gefahr“ retten kann und sie sich am Besten gleich verliebt in seine Arme stürzt.
Stattdessen trifft Kreuthner dort aber auf einen echten Schusswechsel und findet dann auch noch eine Leiche. Bei dieser handelt es sich um die Ehefrau eines Mordopfers von vor 2 Jahren, was Wallner Kopfzerbrechen bereitet, denn die Mörderin des Ehemanns sitzt eigentlich im Gefängnis. Wurde die Ehefrau von jemand anderem getötet oder sitzt etwa die falsche Person seit 2 Jahren im Gefängnis?

Der Sprecher des Hörbuchs ist Michael Schwarzmeier, der die Geschichte in einem angenehmen ruhigen Ton vorliest, hervorragend gelingen ihm als Kontrast die Sprechstimmen der männlichen Protagonisten im Dialekt. Highlight war dabei für mich definitiv seine Darstellung von Wallners Großvater Manfred, der im Alter von 90 Jahren diesmal die Mangfall-Mühle und sogar Halluzinagene für sich entdeckt.

Insgesamt hat mir das Hörbuch sehr gut gefallen, der Kriminalfall ist relativ komplex für einen humoristischen Regionalkrimi, die Irrungen und Wirrungen von Manfred sorgen für eine heitere Auflockerung ohne dass der Klamauk im Buch überhand nimmt und das Format Hörbuch eignet sich für das Genre finde ich besonders gut, vor allem durch die gelungene Darbietung des Sprechers bei den Dialogen.

Bücher

Krimi-Tipp: „Bluthaus“ von Romy Fölck

Heute möchte ich „Bluthaus“ vorstellen, den 2. Regionalkrimi aus der Elbmarsch von Romy Fölck. Hauptperson der Krimireihe ist die Polizistin Frida Paulsen, die nach dramatischen Ereignissen im Vorgänger-Band mit ihrer Karriere als Polizistin hadert und eigentlich gerade eine Pause aus dem Polizeidienst nimmt.

Cover

Ein Reetdach-bedecktes Häuschen, das im Buch auch tatsächlich eine wichtige Rolle spielt: von dem her kann man sagen „Thema getroffen“.

Autor

Romy Fölck ist eine recht neue Stimme in der Deutschen Krimi-Szene. Ihren ersten Roman „Totenweg“ habe ich auch schon gelesen und für ziemlich gut befunden. Da Norddeutschland im Regionalkrimi-Markt noch nicht ganz so dominierend vertreten ist wie zum Beispiel die Alpenregion freue ich mich immer über neue Autoren in diesem Genre.

Charaktere

Hauptpersonen in dem Buch sind Frida Paulsen, eine noch junge Polizistin, die bei den Geschehnissen im ersten Band „Totenweg“ fast ums Leben kam. Weiterhin spielt ihr Kollege Bjarne Haverkorn eine wichtige Rolle im Buch. Er ist ein älterer bodenständiger Ermittlungsbeamter, dessen Privatleben auch in diesem Band einige Turbulenzen durchläuft. Die Krimihandlung dreht sich in diesem Band um Friedas alte und sprunghafte Jugendfreundin Jo, die im ersten Band auch schon auftauchte. Abgesehen davon gibt es in dem Buch noch einige Nebencharaktere, aber im Gegensatz zu anderen Krimireihen ist das Ermittlungsteam überschaubar, was mal eine nette Abwechslung ist. 

Plot

Eine Frau wird in einem alten leerstehenden Bauernhaus brutal erstochen und verblutet. Frida Paulsens Freundin Jo findet das Opfer und versucht sie zu retten. Nach der Befragung durch die Polizei verschwindet Jo aber und behauptet die Polizei wolle ihr etwas anhängen. Auch Frida merkt, dass Jo etwas verheimlicht und macht sich auf die Suche nach der Freundin. Hat sie etwa wirklich etwas mit dem Mord zu tun?

Schreibstil

Der Schreibstil ist sachlich, gut lesbar und unterhaltsam, so dass man Romy Fölcks Bücher schnell weglesen kann. Trotzdem sind die Charaktere lebendig geschildert und man kann sich gut mit ihnen identifizieren. 

Fazit

Die Krimis von Romy Fölck sind sehr gute Unterhaltung, wenn man gerne Regionalkrimis liest und einen gelungenen Mix zwischen Privatkram und Krimihandlung mag. Eigentlich würde ich dem Buch eine volle Leseempfehlung geben, hätten mich nicht einige unlogischen und unrealistischen Verhaltensweisen der Polizisten beim Ermitteln etwas genervt. So spielt zum Beispiel ein Teil der Handlung direkt an der Küste. Es gibt einen Notfall und Frida versucht einen Notruf abzusetzen, landet aber im dänischen Mobilnetz und beim dänischen Notruf. Anstatt dann auf Englisch um Hilfe zu bitten legt sie einfach auf und spricht einem Kollegen auf die Mailbox. Das fand ich einfach völlig abstrus und später passiert es dann auch nochmal fast genauso. Solche Versuche die Handlung künstlich dramatisch zu halten, finde ich dann doch auch handwerklich etwas arg ungeschickt.

Bücher

Jörg Maurer: „Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt“

„Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt“ ist schon die 11. Folge der Krimiserie von Jörg Maurer rund um Kommissar Jennerwein und sein Team.
Damit ist es wie bei vielen Regionalkrimi-Serien wohl auch eher ein Buch für Kenner und Fans der Serie und nicht unbedingt zum Einstieg geeignet.

In diesem Band hat Kommissar Jennerwein sein ganzes Team zum Feiern in seine Berghütte eingeladen. Es soll also mal nicht um Verbrechen und Ermittlungen gehen, sondern einfach nur um Spaß. So beginnt der Abend in der Hütte auch entsprechend entspannt, nach und nach kommen die Teammitglieder an (wenn auch teilweise mit erheblichen Schwierigkeiten), doch im Laufe des Abends wird klar, dass sich ein brandgefährlicher Eindringling unter den Feiernden befindet. Und so geht es plötzlich nicht mehr um einen geselligen Abend unter Kollegen, sondern ums pure Überleben.

Parallel zu der aktuellen Krimihandlung hat der Roman noch einen Sub-Plot in dem wir mehr über die Jugend von Jennerwein erfahren,  er erzählt nämlich seinen Kollegen von seinem ersten „Kriminalfall“. Zu Schulzeiten wurde seine Schule von einem Übeltäter heimgesucht, der während der ganzen Adventszeit Stinkbomben im Schulgebäude zündete…Jennerwein versuchte damals den Schuldigen zu ermitteln, was angeblich der Einstieg in seinen Berufswunsch als Polizist war. So springt das Buch zwischen diesen beiden Erzählsträngen hin und her, was eine abwechslungsreiche Geschichte ergibt.

Was mich an dem Roman etwas überrascht hat, ist dass die Handlung rund um die Berghütte doch relativ action-reich ist, ich hatte eher eine Art klassischen „Whodunnit“ Krimi auf einer Berghütte erwartet. Dadurch war das Buch aber sehr kurzweilig und unterhaltsam zu lesen, auch wenn die Handlung natürlich teilweise etwas ins Absurde abdriftete (das ist bei den Jennerwein Krimis aber öfters so). Insgesamt ist es ein nettes Buch für die Vorweihnachtszeit, das einen kurzweilig unterhält sofern man nicht zu viel Realismus erwartet.
Bücher

Regionalkrimi mit ein paar Schwächen: „Ostseefeuer“

„Ostseefeuer“ von Eva Almstädt ist schon der 10. Band der Krimireihe rund um die Kriminalkommissarin Pia Korritki und ihr Team.
Ich glaube ich habe schon einige Bücher aus der Reihe gelesen und diese haben prinzipiell alles was ein typischer Regionalkrimi so braucht, eine typische Deutsche Region (besonders beliebt Bayern und eben die Nord- oder Ostsee), ein mehr oder weniger markantes Ermittlerteam mit ein bisschen Privatleben und einen Kriminalfall, der gut ins entsprechende Regionalkrimimilieu passt. Ein Problem des Genres ist inzwischen sicher, dass der Markt ganz schön  überladen ist und sich die Bücher alle mehr oder weniger ähneln.
Ist der Krimi wirklich gut und unterhaltsam ist das für mich aber kein Problem, leider hat mich „Ostseefeuer“ aber nicht zu 100% überzeugt. Dabei fängt die Geschichte vielversprechend an: der Pfarrer eines kleinen Dorfes an der Ostsee wird in der Sakristei erschlagen aufgefunden und keiner der Dorfbewohner kann sich erklären was passiert ist. Der Pfarrer, der etwas frischen Wind in die Gemeinde bringen wollte hatte zwar hier und da kleinere Konflikte mit den Gemeindemitgliedern ausgefochten (z.B. darüber was wichtiger ist: Jugendarbeit oder die Renovation der alten Kirche), aber keiner davon scheint wichtig genug, um zu einem Mord zu führen.

Was mir an dem Buch gut gefallen hat, ist dass das Dorfleben und die unterschiedlichen Dorfbewohner gut und schlüssig dargestellt wird und dass es viele interessante und sympathische Charaktere gibt (unsympathische natürlich auch), die fast alle das eine oder andere Geheimnis mit sich rumtragen. Auch die Hauptermittlerin Pia ist eine interessante Person (auch wenn das Thema „wie schafft es eine Kommissarin gleichzeitig ihrem Kleinkind gerecht zu werden“ inzwischen auch Tatort-bedingt ein mehr als ausgelutschtes Dauerthema darstellt).
Gestört haben mich an dem Krimi allerdings zwei Dinge. Erstens ermitteln zwar alle Polizisten weitreichend in der Gegend rum und sprechen mit unzähligen Personen, diese haben aber gefühlt alle nur vage mit dem Opfer zu tun und ein richtiges Motiv tut sich bei keinem dieser vielen Menschen schlüssig auf, so dass alles etwas wahllos wirkt und so vor sich hin plätschert.
Zudem werden viele Handlungsstränge eröffnet, aber auch irgendwie nur lieblos wieder aufgelöst. Richtige Spannung kommt dadurch nicht auf. Weitaus störender war für mich allerdings, dass ich quasi beim ersten Auftauchen des Mörders/der Mörderin anhand der Beschreibung und einiger Nebensätze wusste, dass das der Mörder/die Mörderin sein würde, was hieß dass man die restlichen 95% Prozent des Buches nur noch auf die erwartete Auflösung wartete (selbst das Motiv ließ sich eigentlich gleich einigermaßen mit erraten). Ich denke für einigermaßen versierte Krimileser ist das Erraten des Mörders keine wirkliche Herausforderung.

Insgesamt ein gut lesbarer Regionalkrimi für zwischendurch und sicher ein guter Roman für Fans der Serie, die die Reihe eher wegen der persönlichen Entwicklung der Kommissarin lesen. Als Krimi hat mich das Buch aber nur bedingt überzeugt.

Bücher

Krimi-Jubiläum: „“Am Abgrund lässt man gern den Vortritt“ von Jörg Maurer

Diese Jahr feierten gleich zwei bayerische Regionalkrimis ihr „10-jähriges“, das heißt der jeweils 10. Band der Krimireihe erschien: einmal die beliebte „Kluftinger“ Reihe und zweitens die Reihe von Jörg Maurer rund um Kommissar Jennerwein.

Aus diesem Grund entschieden sich die Autoren wohl ihre Jubiläumsbände lose miteinander zu verbinden, so dass Kluftinger im neuesten Jörg Maurer Krimi einen kurzen Gastauftritt hatte und genauso auch andersrum. Lustigerweise erzählen beide Romane dann jeweils die gleichen Szenen, bloß aus Sicht des jeweiligen Kommissars. Da ich den Kluftinger zuerst gelesen habe, muss ich sagen, dass ich die Sache da etwas besser umgesetzt fand. Ob das Ganze überhaupt nötig war, ist die andere Frage, mich hat es jetzt nicht gestört, aber eine inhaltliche Bereicherung für die beiden Bücher war es auch nicht wirklich.
Davon einmal abgesehen fand ich beide Jubiläums-Krimis weitgehend gelungen. In „Am Abgrund lässt man gern den Vortritt“ will Kommissar Jennerwein eigentlich grad sein Sabbatical-Jahr beginnen und ist auf dem Weg in den Urlaub nach Schweden. Doch schon auf der Zugreise gen Norden erreicht ihn ein Anruf von Ursel Grasegger (Fans der Serie werden das Bestatterehepaar Grasegger auf jeden Fall kennen, denn die beiden spielten ja schon in mehreren Jennerwein Krimis eine wichtige Rolle 😉 ). Ihr Mann Ignaz ist verschwunden und sie hat eine Drohung erhalten, dir klar macht, dass Ignaz wohl entführt wurde. Und das gerade als die beiden nach ihrer Verurteilung wegen krimineller Machenschaften zurück in ein mehr oder weniger bürgerliches Leben finden wollten.
Jennerwein bricht also seinen Urlaub ab und macht sich inoffiziell ermittelnd zusammen mit Ursel auf die Suche nach Ignaz Grasegger.
Die Idee die Graseggers ziemlich in den Mittelpunkt der Serie zu stellen hat mir ganz gut gefallen, denn die beiden sind auf jeden Fall unterhaltsame und spezielle Charaktere. Auch die Ermittlungen von Ursel und Jennerwein haben mir gut gefallen. Trotzdem bleibt der Kriminalfall durchgehend etwas wirr (und auch etwas an den Haaren herbei gezogen). So bleibt für mich insgesamt ein wie immer humorvolles und unterhaltsames Buch, das aber für mich nicht ganz zu den besten Jennerwein Krimis zählt, sondern sich eher im Mittelfeld bewegt.
Bücher

Lesetipp: ein gelungenes 10-jähriges „Kluftinger“ Jubiläum

„Kluftinger“ ist der 10. Band aus der Krimireihe rund um Kommissar Kluftinger und trägt dazu passend auch schlicht den Namen seines Protagonisten als Titel. Auch der Inhalt des Buches bleibt hier konsequent, mehr noch als in allen anderen Folgen steht der Kommissar im Mittelpunkt und diesmal erfährt der Leser auch zum ersten Mal richtig viel über seine Vergangenheit, privat als auch im beruflichen Sinne. Sogar Kluftingers Vornamen wird verraten (und spielt eine prominentere Rolle als man erwarten würde).

Am Anfang des Buches spielen Ereignisse aus Kluftingers Privatleben die wichtigste Rollen, denn sein Sohn Markus und dessen Frau Yumiko sind tatsächlich Eltern geworden und der Kommissar glänzt in seiner neuen Rolle als Opa. Auch wenn Kluftingers Familie den ganzen Roman über eine wichtige Rolle spielt, ist das Verhältnis zwischen Privatleben und Ermittlung aber gut ausgewogen und sehr positiv fand ich auch, dass der Humor im Buch diesmal weniger klamaukig rüberkommt als in einigen anderen Büchern der Reihe, wo das manchmal etwas zu viel des Guten war.

Besonders gut gefallen hat mir in dem Buch die Darstellung des typisches „Landlebens“ und der Besonderheiten der Bevölkerung, da ich selbst vom Land komme, kann ich das denke ich recht gut beurteilen (auch wenn Schwaben und Bayern natürlich nochmal ein völlig unterschiedlicher Menschenschlag sind ;-)).

Der Kriminalfall steht diesmal völlig im Zeichen von Kluftingers Vergangenheit, denn irgendjemand trachtet dem Kommissar nach dem Leben und Klufti und seine Kollegen durchwühlen dessen Vergangenheit nach jemandem der offenbar auf Rache sinnt…und es scheint gleich mehrere Kandidaten zu geben. Anhand dieser Ermittlung werden immer wieder Episoden aus Kluftingers Vergangenheit geschildert (auch textlich durch Kursivschrift besonders hervorgehoben) und der Leser erfährt nicht nur wie Kluftinger als junger Teenager drauf war, sondern auch wie er seine Frau Erika kennenlernte und wie er zum Kriminalkommissar aufstieg.

Insgesamt fand ich den Band trotz des definitiv genug vorhandenen Humors etwas ernster als manche andere Bänder, was mir aber gut gefallen hat. Der Kriminalfall ist durch die Verwobenheit mit der Vergangenheit etwas ungewöhnlich, kommt aber bei der Auflösung teils fast ein bisschen gemächlich daher. Das Einzige was mir nicht ganz so gut gefallen hat, ist das ein Handlungsstrang der Auflösung am Ende irgendwie gar nicht aufgelöst wurde und der Grund dafür hat sich mir irgendwie auch nicht erschlossen. Das ist aber nur eine Kleinigkeit über die man hinwegsehen kann.

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Regionalkrimi – Tipp: „Totenweg“ von Romy Fölck

„Totenweg“ ist ein Regionalkrimi, der im Norden von Deutschland spielt, konkret in der Elbmarsch bei Hamburg. Die junge Kommissar-Anwärterin Linda ist mitten in der Lernphase für ihre Prüfungen als sie einen erschreckenden Anruf von ihrer Mutter bekommt: ihr Vater wurde hinterhältig niedergeschlagen und liegt in Lebensgefahr im Krankenhaus…Linda kehrt etwas widerwillig zurück auf den Apfel-Bauernhof ihrer Eltern, um ihre Mutter zu unterstützen. Dort kommen schlimme Erinnerungen an ihre Jugend zurück, denn als sie 14 war, wurde ihre beste Freundin Marit dort in der Nähe ermordet. Der Mörder wurde nie gefunden, doch Linda trägt seitdem ein schlimmes Geheimnis mit sich herum.

Der Kommissar Bjarne Haverkorn wird ebenfalls von schlimmen Erinnerungen eingeholt, als er die Ermittlungen zu dem Überfall auf Lindas Vater aufnimmt, denn er war auch schon beim Mord an Marit der leitende Ermittler und dass er den Mörder damals nicht fassen konnte, verfolgt ihn seitdem. Er war überzeugt, dass Linda damals etwas verbarg und nimmt sich vor die Ermittlungen an dem neuen Fall zu nutzen, um einen letzten Versuch zu unternehmen auch Marits Mörder zu finden.

Der Krimi ist der erste Teil einer neuen Reihe und hat mir auch wirklich gut gefallen. Die Handlung ist spannend und sehr kurzweilig erzählt. Auch die beiden Hauptpersonen sind gut ausgearbeitet und sympathisch und das Verhältnis zwischen Privatleben und Kriminalfall ist ausgewogen (wobei sich bei Linda sowieso alles vermischt). Ganz perfekt fand ich den Krimi trotzdem nicht, denn es gibt ein paar zu viele „klassische“ Krimikonstrukt-elemente (das ständige Wechselspiel zwischen 2 offensichtlichen Verdächtigen), die etwas subtiler hätten sein können. Außerdem hat Linda wiederholt die Angewohnheit in jeder Situation die dümmstmögliche Entscheidung zu treffen (zum Beispiel erhält sie im Laufe des Romans wiederholt Drohungen und wird verfolgt, lässt dann aber trotzdem ständig absichtlich ihr Smartphone zuhause liegen und schleicht dann alleine an verlassenen Orten rum – die Krimivariante von dem typischen Horrorfilm-Opfer das im dunklen Haus alleine in den Keller steigt wenn es ein merkwürdiges Geräuscht hört 😉 ). Da Linda ja eine Polizistin ist, wirkt das besonders irritierend und da es immer wieder passiert, fängt es irgendwann doch etwas an zu nerven.

Mich hat der Krimi also sehr gut unterhalten, es fehlte aber beim Plot vielleicht noch etwas Raffinesse. Trotzdem ein sehr gelungenes und spannendes Debut.

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Regionalkrimi-Tipp: „Rabenschwarze Beute“ von Nicola Förg

„Rabenschwarze Beute“ ist der neueste Regionalkrimi aus der Feder von Nicola Förg.
Das Buch beginnt in einer Silvesternacht in Murnau, beim Feiern wird der Architekt und passionierte Vogelschützer Markus Göldner kurz nach Mitternach vom Balkon seiner Freundin geschossen. Wer der Schütze war ist unklar, denn im Feuerwerkshagel ging der echte Schuss unter. Der erste Eindruck weist indessen auf einen cholerischen Nachbarn
und Waffennarr hin, der mit einer Schreckschusspistole die Nachbarschaft an Silvester terrorisierte.
Aber ist die Lösung wirklich so offensichtlich?
Komissarin Irmi und ihr Team stoßen im Laufe der Ermittlungen auf viele Spuren und Verdächtige, Markus Göldner hatte sich als Aktivist viele Feinde gemacht, aber alle vielversprechenden Ansätze scheinen erst mal im Sande zu verlaufen.
Während eines vom Chef verordneten Teambuilding-Events auf einer Berghütte werden die Polizisten dann auch noch in einen anderen Kriminalfall verwickelt, das Kind der angesagten Social-Media-Modebloggerin La Jolina verschwindet und wird wenig später erfroren aufgefunden. Als wäre das nicht genug verschwindet einige Tage später auch noch die trauernde Mutter…

Wie immer in den Krimis von Nicola Förg spielen ihre (offensichtlichen) Leidenschaften
Tiere und Naturschutz eine wichtige Rolle. In diesem Krimi hat mir das besonders gut gefallen, da ich bei einigen angesprochenen Themen auch eine eher leidenschaftliche Meinung habe (z.B. die Unnötigkeit von Feuerwerken 😛 ).
Auch hat Nicola Förg einige aktuelle kleinere Nachrichtenereignisse in die Handlung
eingearbeitet ohne dass es irgendwie besonders konstruiert wirkte.
Den Kriminalfall an sich fand ich auch gut und spannend umgesetzt. Eventuell gibt es ein paar Zufälle zu viel, die mitunter ein bisschen konstruiert wirken (z.B. dass die Polizisten just zufällig auf einer Berghütte ein berufliches Event haben, wo die angesagte Influencerin grad ihr neuesten Mode-Shooting hat), aber wirklich gestört hat das nicht.
Ich fand das Verhältnis zwischen Krimihandlung und (durchaus lehrreichen) Informationen zu aktuellen Themen wie Windkraft und Vogelschutz jedenfalls gut gelungen und auch dass der Krimi viel Bezug auf aktuelle Trends und Ereignisse nimmt, wirkt bei dieser Autorin nicht aufgesetzt. Das Buch liest sich jedenfalls kurzweilig und auch Humor kommt nicht zu kurz, obwohl der Kriminalfall an sich wirklich
recht düster und dramatisch ist. Insgesamt also eine sehr gelungene Mischung.

Nicht so gut gefallen haben mir bei diesem Regionalkrimi übrigens Cover und Titel.
Das Cover finde ich in der schwarz-roten Optik eher unattraktiv und nicht sehr
ansprechend (in einer Buchhandlung und beim Stöbern würde mich dieses Cover nicht zum Kauf animieren) und mit dem Titel „Rabenschwarze Beute“
konnte ich auch nicht wirklich etwas anfangen, zumal ich keine wirkliche Verbindung zum Inhalt des Buches herstellen kann (außer der kreative Anspruch hört bei „irgendwas das vogelmäßig klingt“ schon auf). Das ist allerdings nur eine Kleinigkeit, da
ich allerdings ein großer Freund von schönen Covern und Titeln bin, freue ich mich immer über Bücher wo man merkt, dass sich da viele Gedanken gemacht wurden.

Bücher

Krimis für den Sommer – Lesetipps August

Diesen Monat hab ich zwei Krimis gelesen, von denen ich einen uneingeschränkt weiterempfehlen kann, der andere ist eher nur etwas für Liebhaber der Reihe:

Andreas Föhr – „Schwarzwasser“ (Genre: Krimi)

Andreas Föhr ist unter den aktuellen Regionalkrimi Autoren aus Bayern einer meiner absoluten Favoriten, denn für mich versteht er es mit am besten Humor und Krimihandlung so zu mischen, dass der Klamauk nicht überwiegt und die Krimihandlung nicht zu kurz kommt. Es ist nun eine Weile her seit ich das letzte Mal einen Krimi von Föhr gelesen habe, aber „Schwarzwasser“ fand ich mal wieder besonders gelungen, denn die Story fand ich sehr interessant und auch im Gegensatz zu vielen anderen Krimis war es nicht so einfach die Hintergründe und Geschehnisse vorauszusagen, so dass die Auflösung bis zum Ende spannend blieb.

Am Anfang des Buchs wird unter sehr skurrilen Umständen eine Leiche gefunden, das Opfer, ein zurückgezogener älterer Mann liegt erschossen im Bett, eine junge Frau wird mit der Tatwaffe in der Hand festgenommen, auf den allerersten Blick eine offensichtliche Sache, vor allem als am nächsten Tag auch noch ein mögliches Mordmotiv zu Tage tritt. Doch Kommissar Wallner kommt das Ganze spanisch vor und schnell stellt sich raus, dass der Fall weitaus komplexer ist, als er zu sein scheint, denn auch der Tote scheint nicht der zu sein, für den er sich ausgibt.

Der nachfolgende Kriminalfall spielt dann einerseits in der Gegenwart, dazwischen werden immer wieder Rückblicke auf Ereignisse die 20 Jahre davor in Berlin stattfanden und mit dem aktuellem Mordfall zusammenhängen eingeflochten.

Auch Kommissar Kreuthner (Kenner der Reihe wissen wie berüchtigt er ist) spielt natürlich wieder eine gewichtige Rolle in dem Fall und wie immer kann man wenn man kritisch sein will der Meinung sein, dass alles um ihn herum doch etwas sehr an den Haaren herbeigezogen ist und den Krimis von Andreas Föhr doch Einiges an Glaubwürdigkeit raubt, denn im echten Leben wäre eine Person wie er im Polizeidienst (zumindest hoffentlich 😉 ) wohl nicht vorstellbar. Andererseits machen seine Eskapaden einen großen Teil des Unterhaltungswertes der Krimis aus, von dem her würde ich ihn nicht missen wollen.

Jussi Adler Olsen – „Selfies“ (Genre: Krimi/Thriller)

Nachdem ich den Vorgängerroman „Verheissung“ der Krimi-Reihe rund um Carl Morck und sein unkonventionelles Ermittlerteam überdurchschnittlich gut gelungen fand, hab ich mich auf den neuen Fall „Selfies“ auch wieder sehr gefreut. Allerdings wurden meine Erwartungen hier nur teilweise erfüllt.
Auf den ersten Blick ist der Plot des Romans sehr spannend, eine Autofahrerin überfährt mit dem Auto junge Frauen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben, außer dass sie alle von Sozialhilfe leben. Außerdem wird eine ältere Frau in einem Park brutal erschlagen, für das Team von Carl Morck stellt sich die Frage ob dieser Mord etwas mit einem anderen Mordfall von vor einigen Jahren zu tun hat, bei dem eine junge Lehrerin erschlagen wurde.

Parallel zu den Kriminalfällen dreht sich ein Großteil des Buches außerdem noch um Carls Mitarbeiterin Rose, die von den Ereignissen im Vorgängerroman immer noch schwer traumatisiert ist und deren labile Psyche mehr oder weniger komplett zusammengebrochen ist, weil der letzte Mordfall die Erinnerungen an ihren grausamen Vater und dessen mysteriösen Tod wieder voll in ihr Bewusstsein gerückt haben. Neben den Ermittlungen in den Mordfällen müssen Carl und Assad als auch noch herausfinden, was mit Roses Vater eigentlich wirklich passiert ist, um ihr zu helfen.

Insgesamt also eigentlich alles gute Zutaten für einen spannenden und komplexen Roman, allerdings ist das auch etwas das Problem des Buches gewesen, es gibt einfach zu viele Handlungsstränge und zu viele Zufälle, die alle Handlungen miteinander verbinden…spätestens als auch noch Roses Story sich mit dem aktuellen Kriminalfall verflechtet wird es dann doch etwas abstrus. Dadurch liest sich das ganze Buch etwas zu wirr und unglaubwürdig, weswegen ich es als eines der schwächeren Bücher der Reihe einordnen würde. Als Fan der Reihe an sich kommt man allerdings natürlich trotzdem nicht wirklich umhin das Buch zu lesen, denn man erfährt hier das erste Mal tiefgehende Hintergründe über einen der Ermittler, nämlich Rose…