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Lesetipp: „Und es schmilzt“ von Lize Spit

Heute möchte ich den Debütroman einer jungen belgischen Autorin, Lize Spit, vorstellen.

Ihr Buch „Und es schmilzt“ ist ein Roman, der mit sehr vielen Lobpreisungen überhäuft wurde (und auch einen Preis gewonnen hat) und Lize Spit wird quasi als neue junge „Wunderautorin“ angepriesen. Oft ist es ja so, dass man sich dann vor dem Lesen doch fragt ob das Buch diesen Erwartungen und Ankündigungen überhaupt gerecht werden kann, ich kann aber gleich sagen, dass ich es in diesem Fall wirklich mehr als zutreffend finde, denn das Buch ist wirklich außergewöhnlich, intensiv und erschütternd.

Die Handlung wird von der Hauptperson Eva erzählt, einer jungen Frau, die nach vielen Jahren auf Einladung ihres ehemaligen Schulfreundes Pim, das erste Mal wieder in ihr altes Heimatdorf zurückkehrt, im Gepäck nur viele Erinnerungen an die Vergangenheit und obskurerweise einen Eisblock. Dessen Bedeutung erfährt man erst im Laufe des Buches. Am Anfang weiß der Leser nicht viel, nur dass in der Kindheit Evas etwas Schlimmes passiert ist, dass Pims Bruder Jan damals zu Tode kam, dass Pim mit der Einladung dem 30. Geburtstag seines Bruders Jan gedenken will und dass Evas Besuch im Heimatdorf, etwas mit dieser Vergangenheit zu tun hat.

Die ersten 40 Seiten hatte ich etwas Schwierigkeiten in den Lesefluss zu finden, allein deswegen weil das Buch in einer Sprache geschrieben ist, bei der in fast jedem Nebensatz so viel steckt, dass man eigentlich erst mal drüber nachdenken muss. Trotzdem liest sich das Buch spannend und der Stil ist nicht kompliziert. Nachdem ich erst mal drin war, war das Buch wie ein Sog, bei dem man gar nicht mehr aufhören kann zu lesen.

Das Buch spielt in zwei Zeitebenen, die meiste Zeit erzählt Eva von dem schicksalhaften Jahr 2002, in dem sich für sie alles änderte und von ihrer Kindheit und familiären Situation. Dazwischen spielt das Buch in der Gegenwart und beschreibt Evas Fahrt in ihr Heimatdorf…wie alles zusammenhängt und was es mit dem Eisblock auf sich hat, erfährt der Leser so Scheibchen für Scheibchen.

Die große Stärke des Buches ist, wie es den Leser zum Nachdenken bringt und wie die ganze Geschichte relativ harmlos anfängt und ein immer größerer Gefühl der Bedrohung aufbaut. Zum Inhalt möchte ich in dieser Rezension gar nicht viel mehr verraten. Für mich definitiv eines der besten Bücher, das ich dieses Jahr gelesen habe, allerdings ist es sicher nicht für jeden geeignet, da gegen Ende einige Szene doch sehr brutal sind, allerdings für mich im Kontext des Buches völlig nachvollziehbar und notwendig. Trotzdem kann man das Buch empfindsamen Lesern nicht uneingeschränkt empfehlen. Wer gerne auch mal etwas wirklich Erschütterndes liest, kann mit diesem Buch aber definitiv nichts falsch machen.