Musik

Album – Rezension – „Helene Fischer“ von „Helene Fischer“ – Teil 1

Normalerweise rezensiere ich ja nur Bücher und nur ganz selten mal Musik, aber beim neuen Album von Deutschlands Queen of Pop/Schlager/Schlager-Pop/Wer weiß was sonst noch alles mache sogar ich mal eine Ausnahme.

Von Helenes bisherigen Studio-Alben (es sind derer schon 7, wenn man das Weihnachts-Album mitzählt) besitze ich nur die letzten 3 (in die ersten 4 habe ich bei Amazon Prime Music mal reingehört, was durchschnittlich ca. 10 Minuten gedauert hat und mit viel panikartigem „Weiter“ klicken verbunden war 😀 ). Wobei durchaus auch einzelne gute Songs drauf sind, die aber qualitativ so billig produziert klingen, als ob ich sie selber mit irgendeiner Programmtaste meines 80 Euro Keyboards eingespielt hätte, weswegen auch die guten Songs in der Studioversion nicht brauchbar waren.

Helenes drittletztes Album „Für einen Tag“ habe ich mal gekauft, aber dann für völlig unhörbar empfunden (hat aber ein hübsches Design). „Farbenspiel“ ist vom Inhalt schon sehr sehr gut, ich mag gut 2/3 der Songs drauf wirklich, klingt in der Studioversion aber immer noch zu Synthesizer mäßig (ich habe es aber ca. 3x gehört!) und „Weihnachten“ ist wirklich toll, aus anlassbedingten Gründen aber nur knapp 2 Monate im Jahr anhörbar. Ergo habe ich bisher fast ausschließlich die Live-Alben gehört, die wirklich erstklassig sind.

Da es von dem neuen Album aber logischerweise erst in vielen Monaten ein Live-Album geben wird, hab ich gespannt darauf gehofft, dass man diesmal bitte bitte schon die Studioversion anhören kann und wurde glücklicherweise nicht enttäuscht. Denn das Album ist vom Sound wirklich klasse und auch vom Inhalt zum größten Teil sehr überzeugend.

Allerdings ist es auch sehr sehr lang, in der Standardversion sind 18 Songs drauf, bei der Deluxe Version handelt es sich sogar um eine Doppel CD mit 24 Songs. Wenn man sich jetzt fragt, ob das nicht ein bisschen viel ist, dann ist das wohl berechtigt, allerdings ist zu bedenken, dass Helenes Plattenfirma und Management vor dem neuen Album vor der undankbaren Aufgabe stand, Helenes heterogene Fanbase zu befriedigen, was heißt man muss Leute glücklich machen, die mit Begeisterung SWR4 hören und Leute, die fast gegen eine Leitplanke fahren, wenn sie beim Radiosender suchen ausversehen SWR4 erwischen. Das könnte man nun natürlich theoretisch lösen, in dem man eine Entscheidung trifft, für einen Musik-Stil und einen roten Faden und sagt „die Leute, denen das nicht gefällt, auf die verzichten wir“ (je nach Entscheidung wäre das die eine oder die andere Hälfte der Fanbase). Das wäre aber neoliberal kapitalistisch gesehen gar nicht von Vorteil, weswegen man sich dafür entschieden hat, einfach für jeden passende Songs aufs Album zu packen, so dass für jeden was dabei ist (und jeder ca. ein Drittel der Songs halt in einen Unterordner namens „SWR 4 Schlager“ oder „blöder Pop Scheiß“ verschieben muss (die „Mitte“ der Songs sind für beide Zielgruppen anhörbar, nur die Extreme nicht).

Aus diesem Grund ist diese Rezension auch auf 2 Blogeinträge eingeteilt, hier für wirklich Interessierte die Rezension pro Song, inkl. tiefgründiger Textinterpretationen und Bewertung:

1. „Nur mit Dir“

Sound: Eine Uptempo Nummer im Dance-Pop-Schlager Gewand, die auf den ersten Blick ziemlich durchschnittlich klingt, aber irgendwie so mitreißend ist, dass man sie immer wieder anhören möchte und die deswegen Hit-potential hat.

Text: Zwei Liebende genießen das Leben in vollen Zügen und können gemeinsam alles erreichen (fröhlich). Klischee-Highlight: „Drückst meinen Knopf zum Schleudersitz“

5/5 Sterne

2. „Sonne auf der Haut“

Sound: Klingt wie ein merkwürdiges Musik-Gemisch aus irgendner komischer irischen Folklore am Anfang und billigem Dance-Schlager mit SWR4 Charme, eigentümlicherweise von Kristina Bach geschrieben, die immerhin auch Atemlos hingekriegt hat.

Text: Aneinanderreihung von Schlager-Klischee-Wortfetzen (Sonne, Glück, Freude, Liebe, Licht, Sommer, Leben…), vermutlich von Jim Pandzkos Affen beim  „Menschen Leben Tanzen Welt“ als Abfallprodukt abgefallen. Klischee-Highlight: „Dreh die Welt ins Licht“.

1/5 Sterne

3. „Wenn Du lachst“

Sound: eine ruhige sentimentale Ballade mit Gospel Chor Anklängen am Ende, die dadurch sehr kraftvoll wird. Schön kitschig und für mich eine der beste Balladen auf dem Album

Text: Lachen der adressierten Person erfüllt Sängerin mit Glückseligkeit und noch viel mehr. Klischee-Highlight: „Dann schaltest Du die Sonne ein“

5/5 Sterne

4. „Flieger“

Sound: Kraftvoller Pop-Schlager, der durchaus Hymnen-Potential hat. Für mich eines der stärksten Songs auf dem Album (das schreib ich insgesamt 10 x , weil ich 10 Favoriten habe 😛 )

Text: Zwei Liebende genießen das Leben in vollen Zügen und können gemeinsam alles erreichen (fröhlich). Konkreter Text ist eigentlich total bescheuert, wer hat sich nur diese Flugzeug Allegorie ausgedacht? Einer der Songs der glücklicherweise so gut ist, dass der Text völlig ignoriert werden kann. Klischee-Highlight:  „Am Glücksrad drehen“

5/5 Sterne

5. „Herzbeben“

Sound: geiler Dancefloor Elektro Pop Song zum Abtanzen, bei dem sogar absolute Disco- und Partymuffel (wie ich) sofort auf die Tanzfläche stürmen wollen. Wird live im Stadium garantiert der Hammer. Für mich mit Abstand der beste Song auf dem Album. Er wurde übrigens von Stephanie Stumph geschrieben, bisher  besser bekannt als Schauspielerin und Tochter des Schauspielers Wolfgang Stumph (Stubbe).

Text: Zwei Liebende genießen das Leben in vollen Zügen und können gemeinsam alles erreichen (fröhlich). Klischee-Highlight: Der Titel „Herzbeben“ ist das Klischee. Song hat vermutlich 99% der Fans positiv überrascht, weil vorher vermutlich jeder ihn wie ich mit Andrea Bergs Albumtitel „Seelenbeben“ assoziiert hat.

10/5 Sterne

6. „Wir zwei“

Sound: moderner Schlager Pop, der mich vom Stil an „Flieger“ erinnert, aber für mich nicht ganz so stark ist.

Text: Zwei neu verliebte Liebende genießen das Leben in vollen Zügen und können gemeinsam alles erreichen (fröhlich). Klischee – Highlight: „Die Welt neu erfinden und aus den Angeln heben“

4/5 Sterne (eigentlich würd ich 3/5 Sterne vergeben, aber dann haut mich eine bestimmte Freundin)

7. „Schon lang nicht mehr getanzt“

Sound: Altmodische träge Schlager-Ballade anno 2001, die immer grad läuft wenn man ausversehen am MDR vorbeizappt.

Text: Sängerin würde gern mal wieder das Leben in vollen Zügen genießen und gemeinsam alles erreichen, der Deckel zum Topf ist grad aber blöderweise nicht da (melancholisch).

2/5 Sterne

8. „Viva La Vida“

Sound: Ricky Martin in Castrop-Rauxel. Mein absolutes Hass-Lied beim ersten Hören, man stellt sich vor wie so ein deutscher Songschreiber ohne jeglichen Migrationshintergrund vor seiner Gelsenkirchner Barock Schrankwand sitzt und denkt „so jetzt schreib ich mal nen Sommer-Hit mit heißen lateinamerikanischen Rhythmen für die Andrea Berg, der genauso klingt wie bei dieser Shakira immer“. Man gewöhnt sich aber dran. Bei den Latin-Rhythmen an sich kann man ja nicht viel falsch machen.

Text: Zwei Liebende genießen das Leben in vollen Zügen und können gemeinsam alles erreichen (fröhlich). Klischee-Highlight: „Alles dreht, alles brennt“

3/5 Sterne

9. „Mit dem Wind“

Sound: Leichter melodischer Pop-Song mit Country Anklängen.  Wurde von einem amerikanischen Songschreiber geschrieben, was man irgendwie hört. Auch eines meiner absoluten Favoriten auf dem Album. Man hat sofort Sommer-Feeling und stellt sich vor im offenen Cabrio mit wehenden Haaren über einen amerikanischen Highway zu fahren.

Text: Zwei Liebende genießen das Leben in vollen Zügen und können gemeinsam alles erreichen, egal wo auf der Welt (fröhlich). Klischee-Highlight: „Der Sand in unsren Schuhen trägt uns dahin, wo die großen Wellen sind“ (hihihihihi)

5/5 Sterne

10. „Wir brechen das Schweigen“

Sound: Leichte Uptempo Nummer, die eine wirklich süße und charmante Melodie hat, die richtig süchtig macht und bei der Helene schön rau und kratzig klingt (schön, dass sie anfängt mit ihrer Stimme mehr zu spielen).

Text: Zwei Liebende genießen das Leben in vollen Zügen und können gemeinsam alles erreichen (fröhlich). Das ist ein Song bei dem man vom Titel erwartet hätte, dass es in dem Text um irgendetwas gehen MUSS. Denkste! Es geht genau um das gleiche banale Nichts, wie in den 9 davor auch. Eine beeindruckende Leistung, wenn man darüber nachdenkt. Klischee-Highlight: „Wir zünden die Sonne an“ (kommt mir unnötig vor) und „Wir schalten den Himmel ein“

5/5 Sterne

11. „Gibt mir Deine Hand“

Sound: sehr ruhige und traurige sentimentale Pop-Ballade, die grade das richtige Maß an Kitsch-Faktor hat, um zu funktionieren

Text: Zwei Liebende, die das Leben in vollen Zügen genossen haben und gemeinsam alles erreicht haben, müssen sich verabschieden, weil einer glaub grad das Zeitliche segnet (traurig, aber mit viel Hoffnung und Dankbarkeit und Stärke, weil so ein Abschied die Sängerin natürlich nur mit mehr Kraft für die Zukunft erfüllt, ist schließlich Helene Fischer, die kann nichts erschüttern!). Schlager-Klischee: „Jeder Weg ist auch ein Abschied“

4/5 Sterne

12. „Du hast mich stark gemacht“

Sound: Gefühlsduselige Ballade eines Kindes an die Eltern, das Helene mit 100% iger Sicherheit beim Premienkonzert ihres Albums entweder ihrer Mama, ihrem Papa oder beiden widmen wird (letzteres wäre netter). So was ist mir immer zu Disney.

Text: „You are the wind beneath my wings“ für Eltern auf Deutsch. Schlager-Klischee: „Und war ich einmal schwach, hast Du meinen Flügeln Wind gegeben“

2/5 Sterne

To be continued…

Allgemein, Fernsehen, Musik

Zwischen Alphorn und Jazz-Kneipe: Helene Fischer Show Aufzeichnung 2016 – Teil 1

Seit ca. Anfang 2015 bin ich ja Helene Fischer Fan, nachdem ich den Fehler (? finanziell gesehen, auf jeden Fall) gemacht habe, mir interessehalber ein ganzes Konzert und eine ganze Dokumentation auf Youtube anzugucken (Open Air Berlin Waldbühne 2013 gefolgt von „Allein im Licht“). Die Helene Fischer Show hatte ich aber trotzdem auch schon vorher zumindest in Teilen an Weihnachten gesehen. Die Sendung ist ja eine Personality Show (was auch immer das genau bedeuten mag) und erinnert ein bisschen an so eine schöne Samstagabendsendung aus den frühen 80er Jahren, die man damals schon alleine deshalb mit der ganzen Familie angeschaut hat, weil es damals ja noch gar keine richtige Auswahl gab (an die Jugend von heute: man hatte bis zum Erblühen der Privatsender in der Regel nur 3 Fernsehprogramme!) . Die Sendung ist also ein bisschen Retro und ein bisschen öffentlich-rechtlich gediegen und damit genau das richtige für den 2. Weihnachtsfeiertag. Außerdem kommt Helene Fischer in 99% davon vor, was für die meisten Leute der Hauptgrund ist einzuschalten (oder nicht einzuschalten). Auf mich hat Helene da immer einen ganz sympathischen und talentierten Eindruck gemacht (allerdings dachte ich damals sie ist ca. Ende 30 und redet bestimmt privat auch immer so gestelzt wie Carmen Nebel). Ergo, ich schaute die Sendung gerne, hätte jetzt aber nicht das Bedürfnis gehabt zu einer TV Aufzeichnung zu gehen, da diese Berichten zufolge sehr lange dauert (von 20:00 – 2 Uhr morgens) und durch viele Umbaupausen und Wiederholungen wegen Moderationsfehlern geprägt ist (die aber angeblich immer voll mega lustig und unterhaltsam sind). Neugier und Gruppenzwang haben mich aber umgestimmt. Da die Sendung erst am 25.12. um 20:15 ausgestrahlt wird (Schleichwerbung!) , sollte jeder der sich vorher nicht spoilern will, genau JETZT aufhören zu lesen. Wenn es ein Riesenproblem ist, dass ich das jetzt schon veröffentliche, meldet sich hoffentlich jemand, dann nehm ich es sofort wieder runter.

Aufzeichnungsdauer und Ablauf

Die Helene Fischer Show wird immer an 2 Aufzeichnungstagen aufgezeichnet. Der fanatische Fan geht natürlich zu beiden Tagen. Für das volle Erlebnis haben wir (ich, plus 2 Freundinnen) also natürlich auch Karten für beide Tage besorgt. Das war dann gleich ein bisschen teuer, weil die Preise im Vergleich zu 2015 um 100% angehoben wurden (wenn schon, denn schon, wird man sich gedacht haben). Da der Kartenvorverkauf ein bisschen interessant war, hatten wir danach für Tag 1 drei Karten nebeneinander im Oberrang fast ganz hinten (Schnäppchenpreis von 89 Euro) und für Tag 2 drei Karten einzeln verstreut, wobei ich durch merkwürdiges Glück ganz vorne in Reihe 1 gelandet bin.

Da Fans erzählt hatten, dass die Aufzeichnungen in den letzten Jahren immer sehr lange dauerten, habe ich mich also auf lange Wartezeiten, viel Langeweile zwischendurch und völlige Übermüdung eingestellt, irgendwer hat da wohl aber was optimiert (die Sendung wurde auch von Berlin nach Düsseldorf verlegt, weswegen wir den Plan das mit einer Städtereise nach Berlin zu verbinden aus logistischen Gründen verworfen haben), so dass Frau Fischer im Affenzahn und fast fehlerfrei durch den Abend galoppierte, weswegen es praktisch unmöglich war auf Toilette zu gehen oder etwas zu Trinken ohne Auftritte zu verpassen (wenn man während was Langweiligem rausging verpasste man automatisch den Auftritt danach auch noch) und irgendwann gegen Ende nach zwei eher „psychedelisch aber geil“ Auftritten befand mein Gehirn sich in einem Zustand der Überlastung knapp vor einem Deadlock. Der positive Nebeneffekt war aber, dass es schon 23:15 vorbei war und wir deswegen am 2. Aufzeichnungstag wieder ziemlich fit und voll aufnahmefähig waren (anstatt übermüdet und halbtot). Der 2. Tag dauerte dann tatsächlich etwas länger (ich glaube bis kurz nach Mitternacht), war aber auch angenehm straff. Etwas skurril war, dass das ZDF oder die Veranstaltungsfirma am ersten Tag wohl am Anheizer sparen musste und einen völlig unmotivierten und eher unfreundlichen Menschen irgendwo von der Straße aufgelesen hatten, der einem gleich am Anfang die Lust am Applaus eher aktiv vermieste. Für den 2. Tag wurde dann ein unterhaltsamer professioneller Animateur aufgefahren. Zwar ist es durchaus mehr oder weniger inoffiziell so, dass der erste Tag als Generalprobe gilt und der 2. als Aufzeichnungstag, trotzdem wirkt das angesichts der Höhe der GEZ Gebühren 😛 doch etwas albern. Generell waren die beiden Aufzeichnungstage fast gleich, lediglich Reinhard Fendrich war nur am ersten Tag da (ihn hätte ich definitiv nicht verpassen wollen, allein deswegen hat sich Tag 1 gelohnt) und Olly Murs sowie 2 weitere Nummern nur am Zweiten. Wenn man nur einen Aufzeichnungstag besuchen möchte, dann empfiehlt es sich sicherlich den zweiten zu nehmen.

Von dem Ablauf der Aufzeichnung und den Gästen und Besonderheiten der Schlagerbranche möchte ich im Folgenden in vermutlich mehreren Blogeinträgen (ich versuche es in 3-4 zu schaffen 😀 ) berichten, ich hoffe ich krieg es noch einigermaßen zusammen 😉

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Helene Solo mit „100 Prozent“

Da Helene grad noch keine neuen Songs hat (das neue Album kommt 2017), hat sie für die diesjährige Helene Fischer Show für ihre Soloauftritte vor allem ältere Songs ausgegraben, worüber ich aber sehr froh war, weil sie ihre „Greatest Hits“ schon bei gefühlt 3278 Promo-Auftritten als Medley präsentiert hat (meist hat so ein Medley eine durchschnittliche Länge von gefühlten 43 Minuten und da ist das 28-minütige Atemlos-Medley noch gar nicht mit eingerechnet). Da waren mir als Alternative ältere Songs mehr als Recht. „100 Prozent“ ist auch immer ganz nett, da kann man selbst als Jetzt-nicht-GANZ-so-großer-Schlagerfan (dieser Fantypus ist unter Helene Fans gar nicht mal so selten vertreten, ist aber vielleicht auch nicht so schlimm, weil Helenes Bekenntnisse zum Schlager in ihren Interviews gelegentlich auch Nicht-immer-GANZ-so-leidenschaftlich klingen) entspannt mitklatschen/mitwippen/mitsingen.

Tom Jones

Von Tom Jones kenne ich zugegebenermaßen eigentlich nur „Sex Bomb“ so wirklich und da ich dieses Lied seit Jahren mit einem etwas bizarren humoristischen Eiskunstlauf-Auftritt von Evgeny Plushenko (hier völlig sinnfrei eingefügt, aber wer die HF Show guckt, kann auch mit so was was anfangen)

(und – für Insider – mit einer langen feucht fröhlichen Hotel-Disco-Nacht mit Sasha Abt, Amber Corwin und ebendiesem Evgeny Plushenko) verbinde 😀 hatte ich jetzt nicht so das dringende Bedürfnis ausgerechnet den Song von Tom Jones in der Show zu hören. Tatsächlich war es aber dann das Duett, das er mit Helene gesungen hat, ich war aber dann tatsächlich sehr sehr positiv überrascht, denn das Arrangement (das sehr ruhig und dramatisch begann und dann in der 2. Hälfte energiegeladener wurde), fand ich wirklich fantastisch und stimmlich bei beiden absolut Top. Da merkte man auch sofort warum Tom Jones ein Weltstar ist. Ein Riesen-Highlight gleich am Anfang.

Als 2. Nummer hat Tom Jones später eine sehr ruhige Nummer gesungen, die mich stilistisch ein bisschen an einen meiner absoluten Lieblingssänger, nämlich Johnny Cash, erinnert hat und die ich einfach unglaublich gut fand. Chapeau!!!!!

Olly Murs

Olly Murs ist so ein Engländer, der recht viele Charthits hatte (glaube ich), aber die Art moderne Popmusik macht, die ich sehr wenig beachte und über die ich deswegen fast nichts weiß. Ein paar seiner Lieder kenne ich aber (habe gegoogelt). Den Song den er in der Helene Fischer gesungen hat, kannte ich nicht. Als Duett mit Helene hat er „Up“ gesungen (das kannte ich eigentlich auch nicht, aber ich hab mir den Titel gemerkt). Generell haben seine Auftritte nicht gestört, aber auch keinen besonderen Eindruck hinterlassen, was vermutlich der Grund ist, warum ich diese Art Popmusik nicht näher verfolge.

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klubbb3

klubbb3 bestehen aus Florian Silbereisen und 2 Männern aus Belgien und Holland, die hier in Deutschland eigentlich keiner kennt (außer man verfolgt die Schlagerszene in Belgien und Holland, denke ich mal) und die ich immer noch ständig verwechsle obwohl sie gar nicht die gleiche Haarfarbe haben. Das ist so die Art Party-Schlager-Musik, die man gut mal anhören kann, wenn man sich in einer Apres Ski Bar befindet oder beim Oktoberfest/Cannstatter Wasen oder auf einer Schlagerparty. Die 3 „b’s“ haben angeblich eine Bedeutung, die aber nicht verraten wird, solange das so ist tippe ich auf „Bier, Bräute, Ballermann“ 😀 (Alternativvorschläge werden gerne entgegen genommen).

Mit Helene haben die ein Duett, nein Quartett, gesungen wo alle Songs verwurstet wurden in deren Titel ein Frauenname vorkommt. Ich wusste gar nicht wie viele Songs mit Frauennamen es in der Musikgeschichte schon gab, ich glaube es waren ca. 32467.

Das Interessanteste an klubbb3 ist bisher der Text ihrer ersten Single, auf den mich meine Freundin aufmerksam gemacht hat (die irgendwie immer mehr von der Volksmusik- und Schlagerszene mitkriegt als ich, obwohl sie nicht mal Helene Fan ist), der Song heißt nämlich „Du schaffst das schon“ und lässt vom Titel her gar nicht erwarten, dass es da um so interessante Dinge geht, nämlich:

Heute Nacht, heute Nacht

wirst du die Versuchung sein.

Keine Angst, keine Angst,

trink einfach noch einen Wein,

und dann binde mir die Augen zu,

ich vertrau dir es gibt kein Tabu,

nur bei dir lass‘ ich mich wirklich fall’n

bis zum Wahnsinn …

Mach mit mir was du willst,

zeig mir alles was du fühlst,

du schaffst das schon…

Schalt mich ein schalt mich aus,

und hol alles aus mir raus,

du schaffst das schon…

Wie eine Königin,

die über mich bestimmt,

so regierst du mein Herz

und auch meinen Schmerz,

du schaffst das schon.

Allein über „Schalt mich ein, Schalt mich aus“ kann man schon locker einen ganzen Auftritt lang nachdenken.

Ich hatte ja mit den üblichen maximal 2 Songs pro Abend gerechnet (1 Duett, 1 Solo), die jedem Gast maximal zustehen, aber klubbb3 haben auch an beiden Abenden je eine Umbaupause musikalisch begleitet, so dass sie gefühlt jeden Abend 30 Minuten da waren (irgendwie hat sonst keiner der anderen Gäste in den Umbaupausen gesungen, sicherlich Zufall. Dafür hatten ein paar andere Gäste gar keine Soloauftritte). Am ersten Abend hab ich auch erst nach einigen Minuten realisiert, dass das jetzt die Umbaupause und nicht der Auftritt ist, am 2. Abend war ich da schon souveräner, obwohl sie da absurderweise in der Umbaupause auch schon den neuen Song gesungen haben, der später als tatsächlicher Auftritt nochmal kam.

Der neue Song heißt übrigens „Jetzt erst recht“ und hat glaub ich keine „Shades of Grey“ Thematik. Für die Helene Fischer Shows 2017 und 2018 erwarte ich die Weltpremien von „Immer weiter so“ und „Wir sind noch lange nicht am Ende“.

Am 2. Aufzeichnungstag hat Helene klubbb3 dann noch kurz interviewt. Das Thema Interviews in Schlagersendungen ist ja ein faszinierendes Thema. Die letzten 10 Jahre ist ja nur Helene immer 1-3 x im Jahr in den Sendungen von Florian aufgetreten und nicht umgekehrt, das musste nun dringend mal angepasst werden.

Ohne langgehütete Showbusiness und Volksmusik-Szene-Erfolgsrezepte ausplaudern zu wollen, laufen Interviews zwischen Florian Silbereisen und Helene Fischer immer so ab, dass Fanfragen eingesammelt werden, die von einem MDR/ARD/ZDF-Praktikanten dann direkt in den Outlook-Papierkorb verschoben werden und durch möglichst banale und sinnlose Fragen ersetzt werden (meist wird eine berufliche Frage mit reingenommen wie z.b. „wann kommt Dein neues Album raus?“, die Helene dann natürlich aber nicht beantwortet, sondern elegant ausweichend umschifft). Dann fragt der Florian die Helene was, z.B. „Was hast Du für Hobbies?“, „Kochst Du gerne?“, „Trägst Du privat auch mal Jogginganzug?“, „Machst Du viel Sport?“. Darauf antwortet Helene dann mit Sätzen wie „Also ich tanze sehr gerne mal spontan durchs Haus, aber das weißt DU doch am Besten“, “Ich koche sehr gerne, am Liebsten Pasta, nicht soooo, aber es schmeckt schon, aber das kannst DU ja am Besten beurteilen”, „BEI UNS ist das ja so, dass…“ , „manchmal machen wir ja ZUSAMMEN Sport und manchmal alleine“, …Dadurch wird der Eindruck erweckt (Psychologie für Angefangene), man wäre praktisch ganz nah dran an den Fischer/Silbereisens (die ja bekanntlich ihr Privat- und Berufsleben 100% strikt und konsequent trennen und trotzdem immer von der Yellow Press verfolgt werden). Man kann sich sozusagen bildlich vor Augen vorstellen wie die Helene in Starnberg/am Ammersee/auf Mallorca beim Kochen eine Gurke schält, wonach der Florian ihr fürsorglich mit einem blauweiß karierten Geschirrtuch hinterher beim Abspülen hilft, wie das bei uns zusammen zuhause halt so ist.

Jedenfalls war die spannende Frage ob sich dieses Konzept wohl auch in der Helene Fischer Show wiederfinden würde und doch JA, es kam vor. Zugegebenermaßen nicht ganz so auffällig und gehäuft wie in den Silbereisen-schen Sendungen, aber für den geübten (ich gucke jetzt schon seit Anfang 2015) Zuschauer trotzdem keine große Herausforderung, die 1-2 Exemplare zu entdecken 😉

Es gibt Leute, die behaupten, dass hinter der Marke und dem Konzept Helene Fischer ein 250 Mann Team (inkl. einiger Psychologen) stehen. Das kann gut sein, ich habe hingegen den Verdacht, dass man einfach nur das in der Volksmusik Szene erprobte Konzept mit dem schon Marianne und Michael schon seit Jahrzehnten erfolgreich waren ein paar Nummern größer gemacht hat (einmal hab ich als Eiskunstlauf-Fan ein Video aus den 60er Jahren geguckt wo Marika Kilius und Hans Jürgen Bäumler in der Show von Peter Alexander interviewt werden und das war exakt genau gleich wie wenn Florian Silbereisen Helene interviewt, bloß ohne dass Hans Jürgen Bäumler auch noch da rum steht halt).

Für die TV-Macher/Manager/ÖR-Fernsehen/Wer auch immer da sonst noch von profitiert, muss die Erkenntnis, dass sich das was man Jahrzehntelang vor allem für die werbe-nicht-so-relevante-Zielgruppe von 49+ gemacht hat bombastisch aufgezogen zu einem generationenübergreifenden Massenphänomen eignet, ja zu einem gewaltigen Euro-Zeichen-In-Den-Augen-Aufblitz Moment geführt haben.

Interessant wird allerdings die nächsten Jahre die Frage (neben der Frage wie Donald Trump als US Präsident die Welt so verändert) wie es mit dem Fischer-Silbereisen-Imperium mittel- bis langfristig weitergeht. Im Moment sehe ich da 2 mögliche Szenarien

  1. das geht einfach noch 30 Jahre so weiter, Marianne und Michael haben ja auch erst grade ihren Bühnen-Rücktritt verkündet. Im Moment scheint alles drauf hinzudeuten, da das Ganze gerade erst so richtig Fahrt aufzunehmen scheint. Vielleicht ist es aber auch nur ein sich rapide nähernder Peak, nachdem es wieder absinkt, sich verändert oder in etwas anderes umgewandelt wird.

  2. Helene Fischer beendet schlagartig ihre Karriere und hinterlässt ein Schwarzes Loch in der Mitte von Unterhaltungs-Deutschland (sowohl Fans als auch Hater/Kritiker verlieren 50% ihres Lebensinhaltes), weil ihr einfällt, dass sie keinen Bock mehr hat und mit ihren Millionen lieber den Rest ihres Leben unter einer Südseepalme rumliegen möchte. Dies würde jeder normale Mensch so machen, aber jeder normale Mensch ist ja auch nicht Helene Fischer. Falls Florian Silbereisen auch mit zurücktritt müsste übrigens Horst Seehofer gar nicht mehr damit drohen die beiden Öffentlich Rechtlichen Hauptsender zusammenlegen, weil ARD und ZDF entsetzt feststellen würden, dass sie gar nicht mehr genug Sendungsinhalte für zwei Fernsehsender haben und sich selbst zusammenlegen würden – auch der MDR würde sich sofort automatisch selbst abschalten.

Helene Solo mit “Lieb mich”

Nach diesem kleinen Exkurs in die Irrungen und Wirrungen des Showbiz, ging es weiter mit Helene Solo mit ihrem glaube ich schon ziemlich alten Song “Lieb mich” (eine Herz-Schmerz-Ballade), der aber wirklich sehr sehr schön arrangiert war und etwas beliebig mit 3 sich in blinkenden Reifen drehenden Artisten begleitet wurde (die ohne böswillig sein zu wollen ein ganz kleines bisschen nicht sooooo 100% fit und professionell wirkten).

To be continued…

Allgemein, Musik

Helene Fischer Fantypen for Dummies

Seit ca. einem Jahr bin ich ja Helene Fischer Fan. Das ist einfach so passiert. Beziehungsweise dafür gibt es sogar einen Fachbegriff, der vermutlich knapp davor ist in den Duden aufgenommen zu werden, nämlich die sogenannte „Helenisierung“. Vor diesem Vorgang ist durchaus zu warnen, denn ist er erstmal losgelaufen ist er schnell voranschreitend, anscheinend umumkehrbar und führt gerne mal zu ernsthaften Löchern im Geldbeutel.

Nach einem Jahr im Helene Fischer Fan Universum hab ich festgestellt, dass das Unterhaltsamste an Helene Fischer gar nicht alleine sie selber oder ihr künstlerisches Schaffen ist, sondern dass es noch eine Metaebene der Unterhaltung gibt, die eigentlich genauso faszinierend ist, nämlich ihre Fans.

Diese möchte ich deswegen grob kategorisiert hier vorstellen, inkl. einer Bewertung der Marketingrelevanz (den das Marketing-Imperium ‚Helene Fischer‘ ist auch noch so ein Punkt der totaaaaaal faszinierend und unterhaltsam ist).

Wenn man entweder Helene Fischer oder sich selbst sehr ernst nimmt, dann empfiehlt es sich die Lektüre an dieser Stelle abzubrechen. Wer’s nicht tut, braucht dann hinterher auch nicht meckern 😉

Fantypus 1: der Anspruchsvolle

Der Anspruchsvolle „hört ja eigentlich gar keinen Schlager“ und ist deswegen latent davon angenervt, dass er das tun muss, weil Helene Fischer nichts anderes singt. (Gut, manchmal singt sie kitschige Disney Songs oder 80er/90er Jahre Klassiker, die beim Hörer zur Ausbildung eines wohlig warmen Nostalgiegefühls in der Magengrube führen (sollen)). Deswegen verbringt der Anspruchsvolle die meiste Zeit damit, zu betonen, dass Helene Fischer hoffentlich in Zukunft „andere“ Musik macht (die Vorstellungen wie, was und warum divergieren hier aber beträchtlich unter den Vetretern dieses Fan-Typus). Der Anspruchsvolle findet „Weihnachten“ das musikalisch Beste Album von Helene Fischer und findet das selber skurril.

Der Anspruchsvolle wird gerne mal dazu verführt sich Dinge im TV anzuschauen, die er eigentlich sonst nicht anschauen würde, weil Helene darin auftritt. So zum Beispiel Sendungen von Florian Silbereisen. Dabei  erleidet er einen Kulturschock, während dessen er sich verzweifelt fragt, wann denn endlich Oliver Kalkofe von links ins Bild hüpft. Da Oli Kalkofe ausbleibt, kompensiert er das durch das reflexartige Absondern eigener sarkastischen Äußerungen im Sekundentakt, was zu regelmäßigen Konflikten mit „Fantypus 2: der Alt-Fan“ führt.

Der Anspruchsvolle kann durchschnittlich 98% der Kritik, die  Kritiker an Helene äußern nachvollziehen, findet die restlichen 2% aber ausreichend, um sie trotzdem für eine – Quatsch DIE – Göttin zu halten.

Der Anspruchsvolle ist für die Marketing-Abteilung vermutlich anstrengend, da er auf den ersten Blick den Eindruck erweckt immer nur zu meckern, zu lästern und zu hinterfragen. Allerdings ist er aus Marketing Sicht trotzdem wichtig und vermutlich gar nicht mal so kompliziert, kauft er doch wie alle anderen Fantypen reflexartig alles wo Helene Fischer draufsteht, vor allem sämtliche Live-Alben und Live-DVDs und Dokumentationen. Er besitzt sogar einen Helene Fischer Parfum Flakon und das Studioalbum von „Farbenspiel“, das er aber noch nie komplett angehört hat.

Fantypus 2: der Alt-Fan

Der Alt-Fan war schon 2005 Helene Fischer Fan oder zumindest 2008. Der Alt-Fan fühlt sich im Schlager-Kosmus rundum wohl und mag an Helene Fischer außer Helene Fischer vor allem die Musik von Jean Frankfurter (die Vorstellung von Alben ohne Jean Frankfurter erfüllt ihn mit tiefer Skepsis). Er bezeichnet Helene gerne mit Beschreibungen wie „Unser Sonnenschein“ und mag an ihr am Meisten, dass sie so nett, süß, authentisch, warmherzig und bodenständig ist, sowie ihre von Herzen kommenden natürlich spontanen Zwischenmoderationen. Er hofft im tiefsten Inneren immer noch, dass Geschenkübergaben und Autogrammstunden auf Tourneen wieder eingeführt werden und ärgert sich, dass er Helene im Stadion mit 45000 anderen teilen muss, die sie gar nicht richtig zu würdigen wissen und auch noch Schuld daran sind, dass richtige „Fannähe“ nicht mehr wie früher möglich ist.

Der Alt-Fan neigt dazu Atemlos-Parodien von Carolin Kebekus kein bisschen lustig zu finden und diese Meinung ausgiebig und markig auf der Facebook-Seite von Frau Kebekus zu äußern, um sich dann darüber zu wundern, dass sie Helene Fischer Fans hinterher noch doofer findet als vorher.

Der Alt-Fan äußert gelegentlich Bedenken, dass der (31 jährigen) Helene Fischer ihre jugendliche Frische und der kindliche Charme verloren zu gehen scheint. Der Alt-Fan ist aus Marketing Sicht wichtig, denn ihm wird eine ausgeprägte Fan-Treue nachgesagt. Allerdings besteht immer die Gefahr, dass der Alt-Fan sich eine neue Schlagerprinzessin sucht wenn Helene Fischer mit 39,5 Jahren dann doch endgültig der kindliche Charme verloren gegangen ist.

Für die Marketing Abteilung ist der Alt-Fan keine besondere Herausforderung, denn man kann die Marketing Methoden einsetzen, mit denen man in der Schlagerbranche schon 50 Jahre Erfahrung hat.

Fantypus 3: der Hard-Core Fan

Der Hard-Core Fan ist vermutlich kein richtiger eigener Fan-Typ, sondern eine extreme und finanzstarke Einzelausgabe aus dem Pool der anderen Fantypen. Er ist daran zu erkennen, dass er deutschlandweit bei JEDEM Konzert und JEDER Fernsehshow in einer der ersten Reihen steht oder sitzt, so dass der zuhause gebliebene Fan vor dem Fernseher das Gefühl hat ihn schon öfter gesehen zu haben als Helene.

Der Hard-Core Fan gibt durchschnittlich 67 520 Euro im Jahr für Helene Fischer aus. Aus Marketing Sicht ist er somit immens wichtig, benötigt aber keine besondere Aufmerksamkeit mehr, da er sich zum Selbstläufer entwickelt hat.

Fantypus 4: der Gelegenheitsfan

Der Gelegenheitsfan ist das Gegenteil des Hard-Core-Fan. Er geht ins Stadion, weil er auf Mallorca so oft mit „Atemlos“ beschallt wurde oder weil die Helene ja schon geil aussieht oder so ne tolle Figur hat. Er zieht sich quer durch jede Gesellschaftsschicht und jedes Alter. Er tritt gern in männlichen oder weiblichen Kleingruppen auf. Männliche Vertreter nerven andere Besucher gerne damit, dass sie alle 10 Minuten ein neues Bier holen gehen oder sich atemlos durch langweilige Balladen gröhlen. Weibliche Gelegenheitsfangruppen sind gerne an stereotypischen Bemerkungen wie „was will die nur mit dem Silbereisen“ oder „die macht halt schon ne geile Show“ zu erkennen.

Der Gelegenheitsfan ist aus Marketing Sicht kompliziert. Er ist per Definition flüchtig, deswegen ist es wichtig das Marketing-Konzept so zu gestalten, dass kontinuierlich genug neue Gelegenheitsfans nachproduziert werden.

Fantypus 5: Fischis

Fischis nennen sich selber so. Fischis tragen Shirts mit der Aufschrift „Egal wie Fisch Du bist, Helene ist Fischer“ (ohne Witz). Fischis finden Helene ist einfach perfekt, die perfekte Mama (das mit den Silberfischen wird ja wohl irgendwann noch kommen), die perfekte Schwester, der perfekte Lieblingsmensch, das perfekte Paar (das nur in Kombination mit Florian), die Schönste, die Tollste, die Hübscheste, alles was sie tut ist prinzipiell sooooo süß, dass man sofort sterben gehen muss. Das alles äußern Fischis auf Instagram, in What’s App Gruppen und in sonstigen Social Media. Wären Fischis 20 Jahre früher geboren, wären sie Kelly Family Fans (hatten die eigentlich auch nen Namen?).

Fischis schreiben gerne Fan-Fiction, mehr möchte man darüber aber nicht wissen (es gibt auch „alternative Fischis“, die nicht auf Helene & Florian stehen, die schreiben dann einfach Fan-Fiction über Helene und jemand anderen).

Fischis sind die einzige Fangruppierung, die es heutzutage noch schafft regelmäßig Selfies mit Helene zu bekommen, da sie hartnäckig genug sind, um auch mal bis 5 Uhr morgens neben einem Hintereingang rumzustehen. Auf den geposteten Fotos lässt sich dann oft verwundert feststellen, dass Fischis gar nicht wie 12,13 oder 14 aussehen, sondern wie 25 (das liegt aber daran, dass den minderjährigen Fischis von Erziehungsberechtigten regelmäßig nicht erlaubt wird Helene nachzureisen, worüber sie dann auch ihren Unmut in sozialen Netzwerken äußern).

Fischis sind aus Marketing-Sicht wichtig, weil sie kostenloses Social Media Marketing betreiben, in dem sie alles begeistert weiter verteilen, was auf Instagram woher auch immer so auftaucht. Außerdem sind sie die Nr.1 Fangruppierung, die nur wegen Helene auch Sachen von Florian Silbereisen kauft, vor allem Tickets für seine Sendung. Die finanzielle Bedeutung hingegen ist schwankend und hängt vom Alter ab oder vom Geldbeutel der Eltern. Fischis sind aus Marketing Sicht nicht soo kompliziert, ein bis zwei Häppchen im Jahr (wie ein „Vom Winde verweht“ artiger Kuss bei Florian Silbereisen), durchschnittlich eins im Sommer, eins im Winter, plus zusätzlich wenn man grade was zu promoten hat reichen aus, um Fischis für Wochen in Ekstase zu versetzen.

 

 

 

Musik

„Eigentlich höre ich ja gar keinen Schlager“ – Konzertbericht Helene Fischer in Köln

Gestern war ich also bei Helene Fischer. Ich finde Helene ja schon ziemlich lange ziemlich gut (so ca. 2009 – lange vor Atemlos – hab ich sie glaub das erste Mal beim Echo gesehen und gedacht: „das kann man sich für Schlager ja echt gut anschauen/anhören“). Seitdem hab ich sie immer gerne angeschaut, wenn es sich so ergeben hat (die Helene-Fischer-Show ist so schön Retro an Weihnachten, wie so eine Sendung aus der Zeit als es nur 3 Programme gab und man mit der ganzen Familie angeguckt hat was halt grade kam), vor allem weil ich ihre Musical-Stimme sehr schön finde, warm und klar, ähnlich wie Barbra Streisand, die ich auch sehr gerne mag.

Ich finde sie auch nicht „zu perfekt“ oder habe ein Problem mit unglaubwürdiger Kräuterbutter Werbung (oder was man sonst so heutzutage gemeinhin an ihr nicht mag)…übrigens glaub ich auch nicht, dass George Clooney ne Nespresso daheim hat oder Thomas Gottschalk dauernd Gummibärchen isst.

Allerdings wäre ich trotzdem eher nicht auf die Idee gekommen zu einem Schlagerkonzert zu gehen, bis meine Mutter sich das gewünscht hat. Daraufhin hab ich mit etwas Mühe Tickets in einer halbwegs südlichen Stadt ergattert (war ja eigentlich alles schon ausverkauft, außer irgendwelcher Zusatzkonzerte im Osten), deshalb auch Köln und nicht Stuttgart.
Zur Einstimmung hab ich ein paar ältere Konzerte von Helene recherchiert und festgestellt, dass Helene’s Live Shows viel geiler sind als erwartet, ein bisschen wie Madonna, bloß jugendfrei und mit Stimme (bei Madonna ist ja alles entweder Playback oder eher ausbaufähig live gesungen). Im Fernsehen kommt sie ja immer etwas übertrieben seriös und gestelzt rüber (vor allem für eine 30-jährige), aber das ist bei den Live-Konzerten gar nicht so. Seitdem hab ich mich echt auf das Konzert gefreut. Man sollte bei Youtube allerdings nicht weiter zurücksuchen als ca. 2009, außer zwecks Skurrilität (nachdem ich ein paar Videos von den Anfängen von Helene’s Karriere gesehen habe, also aus der Zeit als Florian Silbereisen noch ausgesehen hat wie seine eigene Switch-Parodie, gönne ich ihr übrigens jede verdiente Million schon als Entschädigung für Auftritte aus dieser Zeit 😉 Ein Highlight (ich übernehme keine Verantwortung für abgestorbene Gehirnzellen): https://www.youtube.com/watch?v=3u3V6bGSLqE#t=2m40s )

Die Anfahrt nach Köln mit der Bahn hatte ich aufgrund langjähriger Anreiseerfahrungen zu Urlauben und Events (mit Highlights wie: hinter Oldtimertraktorkette feststecken, liegengebliebener Zug, verdächtiges Gepäckstück im Zug, gestrichener Flug mit Info-Email im Spam Ordner, Notarzteinsatz im Flugzeug, …) sehr großzügig geplant.
Prompt blieben wir nach dem in die S-Bahn einsteigen an der 2. Haltestelle wegen eines „Notarzteinsatz im Zug“ auf „unbestimmte Zeit“ (eine meiner Lieblingsbahnformulierungen) stehen. Nach nur 15 Minuten mussten/durften wir aber die S-Bahn wechseln und haben unsren Zug zum Glück noch gekriegt (bei Zugbindung muss man als Bahn-Kunde ja die Verspätung der Bahnen hinterher vermutlich aufwändig beweisen, deswegen war mir das sehr recht).

Am Stuttgarter Hbf hab ich mich dank Stuttgart 21 Umbauten übrigens auch nicht mehr ausgekannt, obwohl ich da seit 15 Jahren regelmäßig unterwegs bin und von der S-Bahn zu den Fernzügen und umgekehrt muss man jetzt echt wandern…dann doch lieber mit dem Auto auf der A8 im Berufsverkehr.

Im Zug hab ich dann festgestellt, dass ich alles Wichtige eingepackt habe außer Unterhaltungsmedien (Buch, Kindle, Tablet) und mit dem Smartphone rumspielen ging auch nicht, weil ich das Ladegerät vergessen habe und mit Netzverbindung geht der Akku zu schnell leer. Außerdem hat man in der Bahn eh nie Datenempfang.
Also musste ich 3 Stunden Bahn fahren ohne Ablenkung und mit schlafendem Mitreisenden. Da ich mich extrem schnell langweile eine echte Herausforderung. Das „DB Mobil“ Magazin bot wie immer auch nur Unterhaltung für ca. 5 Minuten inkl.eines Interviews mit Jan Böhmermann wo er mal wieder Helene Fischer disst. Wobei er ihre Musik ja gerne scheisse finden darf, aber seine abwertend gemeinte Aussage, dass „Helene irgendwann keine Stadion mehr füllen wird“ vor einiger Zeit finde ich wirklich saudumm, weil es a) extrem wenige internationale und nationale Künstler gibt, die über Jahre und Jahrzehnte Stadien füllen, außer so Leuten wie AC/DC oder Grönemeyer und b) 99,9% der Musiker niemals auch nur in die Nähe von einmaligen Stadionkonzerten kommen und deutsche weibliche Künstler schon erst recht nicht (mir fällt da höchstens Nena in den 80ern ein, die mag ich übrigens auch sehr gerne, obwohl fast alle anderen die furchtbar finden 😉 ), so dass es selbst wenn das Helene’s allereinzigste Stadiontour bleiben sollte meiner Meinung nach eine unheimlich tolle Leistung ist, das überhaupt mal geschafft zu haben. Und ich finde sowas sollte man immer respektieren (ich finde die Scorpions z.B. musikalisch auch furchtbar, aber ihr Erfolg ist/war trotzdem was Besonderes).
Jetzt kling ich vermutlich schon wie so ein Helene Fischer Ultra, aber das musste jetzt mal gesagt werden 😉

Unser Hotel war super von mir ausgewählt, ca. 5 Minuten Fußweg vom Stadion weg und echt empfehlenswert (DHSH Gästehaus Köln, ein 2 Sterne Gästehaus der Deutschen Sporthochschule – eigentlich für Sportler, kann man aber auch so buchen – das aber durchaus mit so manchen 3 Sterne Hotels mithalten kann. Sauber, großzügige helle Zimmer, gutes Bad/Dusche und Frühstück auch völlig in Ordnung). Für ein Event im Rhein-Energie-Stadion echt unschlagbar. Wir waren also gechillt so um 17 Uhr rum im Hotel und sind dann so um 18:00 zum Stadion gelaufen.
Ich hab mich da schon gewundert, dass es an dem ersten Eingang den wir fanden (Südseite des Stadions) keine Schlange gab und wir innerhalb von 5 Minuten drin waren, bei einer Zuschaueranzahl von knapp 40 000 irgendwie verwunderlich (bei Madonna in der Halle und ca. 10 000 Zuschauern war immer eine Riesenschlange). Außerdem hat auch keiner unsre Taschen kontrolliert (da hätt ich auch meine Spiegelreflexkamera mitnehmen können). Heut hab ich aber auf Fotos Bilder vom Haupteingang im Norden gesehen, da war sehr wohl eine Riesenschlange. Glück gehabt offenbar, dass wir von hinten kamen.

Hinter dem Eingang mussten wir dann einige aufdringliche Douglas Mitarbeiter abwehren (das Parfum haben wir trotz Proben-Abwehr mehr als genug wahr genommen, war genauso wie wenn man in eine Douglas Filiale reinläuft 😛 ), aber sonst hielt sich das mit dem Merchandising echt in Grenzen und Kräuterbutter gabs auch keine (ich finde ja Til Schweiger hätte ruhig vorbei kommen können und Werbung für den gemeinsamen Tatort machen 😀 ).

Die Preise für Essen und Getränke fand ich dann gar nicht so überteuert wie erwartet, war ok, wir haben uns mit 2x Erdbeerbowle (lecker, aber gefährlich), Wurst und selbstgemachten Kartoffelchips (extrem unpraktisch im Handling) versorgt.

Erdbeerbowle Grundprodukt
Erdbeerbowle Grundprodukt
Warten auf Konzertbeginn…

Unsre Plätze fand ich echt in Ordnung, das waren auf der Tribüne so Business Seats (voll die VIP-weichen Sitze, nicht so Plastikschalen wie im Rest vom Stadion) und mein Platz gehört im Normalbetrieb wohl eigentlich:

Mein Platz
Mein Platz

(nebendran war „Begleitung von Toni Schmumacher“ und „Dopingarzt“ 😀 ).
Der junge Mann neben mir hat dann übrigens das Toni Schumacher Schild hinter meinem Rücken weggeklaut und mitgenommen (falls das hier jemand vom Rhein-Energie-Stadion liesst: ich saß da nur, ich hab das Schild nicht geklaut! ).

Die Zeit bis zur Vorgruppe ging dann echt im Flug rum, aber die Stimmung im Stadion und Drumherum war auch echt toll, wie auf einem XXL-Volksfest, aber ohne die negativen Ausschweifungen (nicht, dass die Leute da nicht saufen, aber es liegen halt keine Schnapsleichen mitten auf der Hauptstraße wie beim Oktoberfest und es kotzt nicht ständig jemand :-P). Sozusagen ein Volksfest mit Niveau 😀 Und alle waren so offen und fröhlich und gut gelaunt. Nicht, dass ich behaupten will, dass bei anderen Konzerten lauter schlecht gelaunte Leute rumliefen, aber es ist mir halt trotzdem irgendwie besonders aufgefallen, die sehr positive angenehme Grundstimmung. Und das Publikum ist wirklich so heterogen wie die Zeitungen immer schreiben, von 8 – 88, wie auf Ravensburger Brettspielen 😉

@Steffi: den Kommentar, dass unsrer Norwegen Busreise letztes Jahr ein paar Helene-Fans gut getan hätten, kann ich absolut unterschreiben.Ich würd definitiv lieber auf der Busfahrt ständig Atemlos singen anstatt zwischen lauter miesepetrigen Nörgeltouristen zu hocken 😉

Die Vorband „Glasperlenspiel“ fand ich dann tatsächlich ganz gut. Die machen so „Gute-Laune-Elektro-Pop“. Zwei Songs kannte ich auch schon, „Echt“ und „Nie vergessen“, aber mehr auf so eine „hat man schonmal gehört“ Art. Die Sängerin hat gut gesungen und die Musik war echt ok, bloß sind die Lieder alle etwas gleichartig und die Versuche der Sängerin die Leute zum Mitsingen zu bewegen warennicht grad von Erfolg gekrönt, aber das geht auch echt nicht, wenn man die Songs kaum kennt. Vorband ist natürlich auch immer eine schwere Aufgabe, weil alle grade erst ankommen oder Essen/Trinken (ich hab auch gegessen und getrunken). Dafür haben die das aber gut gemacht und es war definitiv eine Vorband, die man sich gut anhören konnte. Und ich finds auch gut, dass es kein Schlager-Act war (Helene hat ja sehr viele „eigentlich höre ich sonst gar keinen Schlager“-Fans, dazu gehöre ich auch :D, wobei ich diese Uralt-Dorffest-Schlager alle sehr gerne mag, aber sonst halt keine aktuellen Schlagersänger).

Glasperlenspiel
Glasperlenspiel

Das tatsächliche Konzert fand ich dann echt großartig, ganz anders als alle Konzerte wo ich bisher war (als Jugendliche war ich bei Guns N’Roses im Stadion, plus 2x bei Pur und den Prinzen – ich hatte schon immer einen flexiblen Musikgeschmack :D, als Erwachsene bei Melissa Etheridge, Nena, 2x bei Madonna und Rosenstolz), die Stimmung war so toll, sogar auf der Tribüne wo wir waren. Ich war bei Madonna einmal im Innenraum und bei G’N’R im Stadion auf den Tribünen und beim 2. Mal Madonna und Rosenstolz auch auf der Tribüne. Und bei allen Konzerten sind die Leute auf der Tribüne eigentlich immer gesessen, bei G’N’R hatte ich damals auch das Gefühl schon etwas von der Stimmung abgeschnitten zu sein (meine Eltern hatten mir mit 14 Innenraum nicht erlaubt). Das war gestern gar nicht so, weil fast alle auf den Tribünen auch von Anfang an fast die ganze Zeit gestanden sind und mitgesungen haben.

Überrascht war ich erstmal von der Lautstärke. Ich hatte gelesen, dass der Sound bei Helene in der Vergangenheit oft relativ leise war/ist, was mich etwas mit Besorgnis erfüllt hat, weil ich es hasse Musik zu leise zu hören und alle anderen Leute immer finden, dass ich abartig laut Musik höre. deswegen war ich erstmal kurzzeitig geschockt als Glasperlenspiel los spielten, weil ich spontan im ersten Moment dachte mir haut es das rechte Trommelfell weg, in Kombination mit Bass durch den ganzen Körper. So die erste Hälfte von Helene fand ich dann auch wirklich sehr laut und mein rechtes Ohr hat sogar leicht weh getan, aber egal. besser als zu leise. Vielleicht werde ich auch alt 😀 , wobei beim Rausgehen die Leute hinter mir sich drüber lustig gemacht haben, dass die Tochter in ein paar Tagen auch noch zu AC/DC geht wenn sie bei Helene schon Ohrstöpsel wollte, also fanden andere es wohl auch sehr laut (und es gibt offenbar noch mehr Leute mit einem flexiblen Musikgeschmack 😉 ).  In der 2. Konzerthälfte war es aber nicht mehr so extrem, keine Ahnung ob das daran lag, dass es keine so basslastigen Songs mehr waren oder ob die noch was nachjustiert haben, da fand ich den Sound dann jedenfalls genau richtig.

Helene fand ich toll, sie ist allerdings wirklich unglaublich winzig (jaja, genauso groß wie ich halt 😛 ) und die Bühne unglaublich riesig. Vielleicht wurde das signalgelbe Einstiegs-Outfit deswegen zum „Künstlerin erstmal finden“ ausgewählt 😉 Rein körperlich sah die Glasperlenspiel Sängerin echt ungefähr doppelt so groß aus 😀

Wahre Größe kommt von innen
Wahre Größe kommt von innen

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Die Show war auch klasse, die ersten paar Songs hatte ich etwas optische und akustische Reizüberflutung, das war so dynamisch und schnell/schnell, ich war richtig erleichtert als die erste Ballade kam (ich werde vermutlich tatsächlich alt ). So richtig megamäßig gepackt hats mich dann ab dem „Party Rock Medley“, einer theoretisch gewagten aber praktisch total geilen Komposition bestehend aus „Seven Nation Army“, „Sexy“ von Marius Müller Westernhagen, „Männer“ von Grönemeyer, „Sex on Fire“ von Kings of Leon und „The Best“ von Tina Turner. Aus irgendeinem Grund finde ich passt vor allem „Sexy“ total zu Helene’s Stimme, hätte ich nicht gedacht.
Danach fand ich auch die Gesamtstimmung nochmal so richtig am Kochen, obwohl die schon von Anfang an richtig gut war. Ab da wars bis zum Ende ein richtiger Flow. Wobei ich überrascht war, dass mir ganz andere Sachen am Besten gefallen haben, als ursprünglich erwartet. Bei Madonna fand ich immer dieses Gesamtding aus Show/Musik/Tänzern/Bühnenbild am Besten und weil Helene das ja auch so ähnlich macht, dachte ich, dass mir das hier auch am Besten gefallen wird, aber es hat sich rausgestellt, dass mir bei Helene eigentlich immer die Nummern am Allerbesten gefallen haben, wo sie einfach nur gesungen hat und gar nicht so viel Drumrum war (gut die Diskrepanz in dieser Hinsicht zwischen Madonna und Helene könnten an Madonna’s sehr begrenzten Live-Gesangfähigkeiten liegen 😉  ). Die amerikanischen Tänzer bei Helene sind zwar z.B. auch wirklich super, aber ich hab festgestellt,ich hätte die da gar nicht unbedingt gebraucht.

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In der kitschigen Blume hat Helene sehr schön gesungen
In der kitschigen Blume hat Helene sehr schön gesungen
Die Bilder find ich für ne Kompaktkamera im Automatikmodus echt nicht übel
Die Bilder find ich für ne Kompaktkamera im Automatikmodus echt nicht übel

Musikalisch fand ich dann wie gesagt das Party Rock Medley wirklich Hammer, dann „Ich wollt nie erwachsen sein“ (von Peter Maffay aus Tabaluga & Lily) und dann fand ich ausgerechnet „Everything I do“ von Bryan Adams absolut hammermäßig gut, obwohl ich den Song eigentlich absolut nicht ausstehen kann. Das hat Helene aber soooo toll gesungen. Von Helene’s eigenen Songs fand ich die Songs super, die Peter Plate von Rosenstolz für sie geschrieben hat (nicht sehr verwunderlich, Rosenstolz war ja auch meine Lieblingsband) und „Ein kleines Glück“, was der Graf von Unheilig für sie geschrieben hat (schon verwunderlicher, weil ich Unheilig musikalisch wirklich furchtbar finde) und natürlich „The Rose“ von Bette Midler,was einer meiner absoluten Lieblingssongs von einer meiner Lieblingssängerinnen ist. Ich liebe ja Barbra Streisand und Bette Midler und Helene ist die Einzige, die das singen kann und es gefällt mir dann genauso gut wie das Original. Und die Flugshow war geil (ich weiß das Pink das auch schon gemacht hat, aber da war ich ja nicht), siehe:

Wir waren uns einig, dass wir das auch mal gerne machen würden (aber vermutlich benötigt man dazu einen absolut nicht unerhebliches Ausmass an Körperspannung um nicht dazuhängen wie ein Mehlsack 😛 ).

Ansonsten muss ich sagen, live fand ich auch, dass Helene mit ihren „Uptempo-Schlagern“ stimmlich doch recht unterfordert ist, die Diskrepanz zu den Balladen und den Cover Songs fand ich da ziemlich krass, da bin ich echt mal gespannt was sie in Zukunft macht. Die Show hat sich vom Schlager ja eh schon sehr weit entfernt, bloß die deutschen Uptempo-Schlager sind da quasi noch übrig (wozu ich Atemlos nicht zählen würde, das ist ein reiner Party-Song). Die Schlager Songs sind halt zum Mitsingen fürs Publikum am Besten, aber Helene kann da stimmlich echt nicht viel zeigen. Ich finde ihre Stimme kommt bei ihren deutschen Balladen und bei englischen Musical- und Pop-Songs am besten zur Geltung (Rock klingt auch nicht schlecht, aber immer sehr retro nach einer Mischung aus Bonnie Tyler und Doro Pesch). Von dem her würde ich mir fürs nächste Album etwas Risikobereitschaft wünschen (den kommerziellen Erfolg von Atemlos und Farbenspiel zu toppen ist ja eh kaum vorstellbar), den eine Sängerin sollte von ihren eigenen Songs stimmlich halt eher nicht unterfordert werden…und ich hatte vom Mitsingen abgesehen echt nicht den Eindruck, dass die Schlagersongs besser angekommen sind als der Rest (der Anteil der tatsächlichen Schlagerfans bei einem Helene Konzert heutzutage würde mich eh mal interessieren, ich kenne eigentlich auch immer nur so „eigentlich hör ich das ja gar nicht“ Fans).

Noch ein paar Bühnenbild-Impressionen
Noch ein paar Bühnenbild-Impressionen
Hauptsache bunt
Hauptsache bunt

Bei Atemlos braucht Helene übrigens eigentlich nichts mehr zu machen, da könnte sie vermutlich auch auf der Bühne rumstehen und das Publikum würde das trotzdem alleine singen 😀
Es gab auch noch ein paar „Social Media“ Dinge, die ich schon aus beruflichen Gründen interessant fand. Helene hat mit der Person, die auf dem am Weitesten entfernten Platz sitzt (sowas um 150 Meter von der Bühne weg) ein Selfie gemacht, also die Person wurde auf der Leinwand eingeblendet und Helene hat mit einem iPad (Schleichwerbung) ein Selfie von sich mit der Person auf dem Leinwand gemacht (klingt jetzt komplizierter als es ist). das ist echt ne witzige Idee, wobei es mir peinlich wäre mit vollem Namen auf einer Leinwand vor 38 000 Menschen eingeblendet und angesprochen zu werden, aber ich würd mir auch nie so schlechte Plätze kaufen, da kann mir das ja nicht passieren (ich setz mich bei Veranstaltungen auch nie ganz nach vorne, damit ich nicht Gefahr laufe irgendwie einbezogen zu werden, sowas ist vermutlich nur was für extrovertierte Menschen 😛 ).

Und es gab eine Lightshow im Handy die man aktivieren konnte, so dass dann alle Handy zur Musik hübsch leuchten (hat bei mir nicht funktionieren, wegen zu alter Android Version), das fand ich auch nett. Alternativ natürlich das Einschalten der Taschenlampen-App im Handy zur Erzeugung von romantischer Stimmung. Übrigens haben bei meinem letzten Konzert die Leute tatsächlich noch mit Feuerzeugen romantische Stimmung erzeugt (ja, ich werde ja alt), allerdings muss ich sagen, das ist kein Beispiel für „früher war alles besser“, weil die leuchtenden Handys wirklich viel schöner aussehen. Außerdem raucht ja heutzutage keiner mehr und die Feuerzeug-Sache geht deswegen heute vermutlich gar nicht mehr 😀

Romantisch atmosphärisches Handy Bling Bling
Romantisch atmosphärisches Handy Bling Bling

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Insgesamt fand ich das Konzert jedenfalls echt ein einmaliges Erlebnis und mit Abstand das unterhaltsamste Konzert wo ich je war. Als Madonna Fan von mehreren Jahrzehnten schmerzt es auch etwas zu sagen, dass mir rein gar nichts einfällt was mir bei Madonna besser gefällt als bei Helene (außer dem etwas höheren Coolness-Faktor von Madonna’s Musik).

Ich werde auf jeden Fall wieder hingehen wenn Helene auf Tour geht.

Das Schlusswort überlass ich dem gestrigen Abend (ok, das ist jetzt zugegebenermaßen gesanglich auch nicht besser als Madonna 😀 ):