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Buch-Tipp: „Die Privilegierten“ von Thomas von Steinaecker

„Die Privilegierten“ von Thomas von Steinaecker ist ein klassischer Gesellschaftsroman, mit einem interessanten Einstieg: wir lernen Bastian Klecka kennen, über den am Anfang des Buches nur bekannt ist, dass er in der norwegischen Einöde in einer Hütte als Selbstversorger ums Überleben kämpft und so langsam anfängt seine Sprache und seinen klaren Verstand zu verlieren.
Warum er dort ist und wie er dort hin gelangte erfährt man als Leser:in erstmal nicht.
Stattdessen springt der Roman zurück in Bastians Kindheit, in ein kleines Dort in den 1980ern oder 1990ern, in dem Bastian bei seinem Großvater aufwächst, nachdem seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind. Der Teil über Bastians Kindheit liest sich dabei wie ein typischer Coming-of-Age Roman, in dem die Themen Freundschaft und Erwachsen werden im Mittelpunkt stehen und die den meisten Leuten, die in einer ähnlichen Zeit aufgewachsen sind wohl ein Gefühl von Nostalgie vermitteln werden. Ein umso stärkerer Bruch wird die Entwicklung des Romans, wenn er sich in Richtung Gegenwart und zuletzt die Zukunft bewegt, Bastians Streben nach beruflichem und familiären Glück wird zunehmend frenetischer und fragiler, während gleichzeitig auch die Welt und die in Deutschland gewohnte Sicherheit zu zerfallen scheint, ein Gefühl das vielen Menschen heute wohl bekannt vorkommen dürfte. Und letztendlich muss Bastian feststellen, dass selbst sein scheinbar perfekter Sohn keine Garantie für Harmonie und Selbstverwirklichung darstellt.

Insgesamt fand ich „Die Privilegierten“ sowohl unterhaltsam als auch interessant und relevant und zum Nachdenken anregend, ein intelligenter Roman über die Herausforderungen und Privilegien der „typischen“ Deutschen meiner Generation. Zudem ist der ganze Roman mit einem subtilen ironischen Humor durchsetzt, der ihn für mich besonders vergnüglich gemacht hat.

Trotzdem gibt es auch kleinere Kritikpunkte, einige Stilmittel fand ich etwas zu betont als überfrachtetes Stilmittel erkennbar (Stichwort: Katze), da wäre etwas weniger vielleicht mehr gewesen. Trotzdem ein sehr beeindruckender Roman.