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Buch-Tipp: „Ein schönes Ausländerkind“ von Toxische Pommes

„Ein schönes Ausländerkind“ von Toxische Pommes (mit richtigem Namen Irina, eine Juristin aus Wien) habe ich gelesen, weil ich schon seit einigen Jahren Fan ihres Instagram-Auftritts und ihrer Comedy bin, die mit schonungsloser Ehrlichkeit die Bigotterie der österreichischen Gesellschaft offen legt. „Ein schönes Ausländerkind“ ist ihr erster Roman, der mich insofern überrascht hat, da in ihrem Schreibstil nichts (oder zumindest fast nichts) von dem Zynismus zu finden ist, der ihre satirische Comedy ausmacht. Das macht den Roman aber umso stärker und umso emotional bewegender und ich kann gleich am Anfang sagen, dass er eines der absoluten Lese-Highlights meines Lesejahres 2025 war. 

In dem (vermutlich in weiten Teilen autobiografischen) Roman erzählt die Ich-Erzählerin davon wie ihre Familie aufgrund des Jugoslawien Krieges nach Österreich floh und dort zunächst bei einer Familie unterkam, die einen Teil ihres Hauses gegen Vollzeit-Arbeit im Haushalt der Familie überließ. Während die Mutter dort fast rund um die Uhr arbeitet und es schließlich schafft eine offizielle Arbeitserlaubnis in Österreich zu bekommen, scheitert der Vater an letzterem und wird Hausmann. Solange die Ich-Erzählerin noch ein kleines Kind ist führt dies dazu, dass sie ein sehr enges Verhältnis zu ihrem Vater hat, der mit ihr spielt und immer für sie da ist, während die Mutter von ihrer Arbeit verschlungen ist. Doch je älter die Ich-Erzählerin wird, desto mehr leben sie und ihr Vater sich auseinander: sie arbeitet in der Schule hart an exzellenten Noten, immer das Ziel des Aufstiegs und der österreichischen Staatsbürgerschaft vor Augen, die Mutter erwirbt die Qualifikation ihren ursprünglichen pharmazeutischen Beruf auch in Österreich ausüben zu dürfen und steigt beruflich kontinuierlich auf, doch der Vater bleibt abgehängt, ist fast nur zuhause, spricht nicht so gut Deutsch und traut sich nicht sich in das soziale Umfeld der beiden anderen Familienmitglieder. 

Dieses zunehmend komplizierte Verhältnis zwischen Tochter und Vater ist sicherlich das Hauptthema des Buches und unheimlich berührend geschildert, ehrlich, schonungslos und trotzdem humorvoll und mit feiner Ironie. Außerdem erfährt man „nebenbei“ einiges über die kulturellen Eigenheiten und Konflikte im ehemaligen Jugoslawien und natürlich über die Schwierigkeiten die es bedeutet von heute auf morgen ein völlig neues Leben in einem neuen Land anzufangen.

Die Sprache ist dabei wirklich schön, so dass man das Gefühl hat für die Dauer das Buches tatsächlich mit dieser kleinen Familie zusammen zu leben. Absolute Leseempfehlung!