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Lesetipp für Island-Fans: „Die Eismalerin“

„Die Eismalerin“ ist ein historischer Frauenroman der isländischen Autorin Kristin Marja Baldursdottir, der auf Island in den Jahren 1915 bis ca. 1939 spielt.
Die halbwüchsige Karitas lebt zusammen mit ihrer Mutter Steinunn, ihren beiden älteren Schwestern und ihren Brüdern in den Westfjorden von Island ein einfaches Leben.
Der Vater kam vor einiger Zeit auf See ums Leben. Um allen ihren Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen, macht die Mutter sich mit ihnen auf eine beschwerliche Schiffsreise nach Akureyi im Norden Islands.

Der erste Teil des Buches erzählt von dem Leben der Familie in dieser Zeit, von der harten Arbeit die alle leisten müssen, um über die Runden zu kommen, von Schicksalsschlägen, aber auch von den Privilegien, die Steinunn ihren Kindern durch ihre Zielstrebigkeit ermöglicht.
Karitas zeichnet schon seit ihrer frühen Kindheit für ihr Leben gern und als eine reiche Dame auf ihr Talent aufmerksam wird, geschieht das für sie Undenkbare: ihr wird ein Kunststudium an der Kunstakademie in Copenhagen ermöglicht.

Nach diesem ersten Teil des Buches, der mir wirklich sehr gut gefallen hat, weil das Leben von Karitas und ihrer Familie sehr lebendig und mit etwas Humor geschildert wird, springt die Handlung 5 Jahre in die Zukunft. Karitas ist zurück in Island (von ihrer Zeit in Copenhagen erfährt man leider sehr wenig) und möchte eigentlich ein Atelier in Reykjavik eröffnen…da es ihr aber an Geld fehlt, möchte sie zuerst einen Sommer lang beim Herings ausnehmen an der Küste etwas Geld verdienen. Dort trifft sie auf den charismatischen und gutaussehenden Sigmar (etwas klischeehafter Charakter) und es kommt wie es kommen muss: Karitas wird unerwartet schwanger und geht mehr oder wenig widerwillig zusammen mit Sigmar zurück in sein Heimatdorf in den Ostfjorden. Dort lebt sie ein einfaches und eher einsames Leben, Sigmar ist in den Wintermonaten monatelang unterwegs auf Fischfang, während Karitas versucht trotz des
Lebens allein mit ihrem kleinen Kind weiter an ihrer Kunst zu arbeiten. Über die Jahre und als noch ein schwerer Schicksalsschlag hinzu kommt, kommt Karitas aber immer weniger mit der Einsamkeit und mit dem Leben in den Ostfjorden zurecht und ihr Lebensweg erfährt erneut eine größere Wende, die sie erst mal von Sigmar trennt.

Im Prinzip hat mir „Die Eismalerin“ gut gefallen, dem Buch gelingt es sehr gut zu schildern wie schwer es für Karitas (und vermutlich junge Frauen im allgemeinen) zur damaligen Zeit war selbst bei theoretisch überdurchschnittlich guten Voraussetzungen ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das würde ich auch als Hauptthema des
Buches ansehen, auch wenn der Klappentext teilweise versucht es als Liebesgeschichte zu verkaufen: dafür finde ich die ambivalente Beziehung zwischen Karitas und Sigmar aber doch etwas zu problembehaftet, abgesehen davon, dass sie die meiste Zeit des Buches getrennt verbringen und Sigmar als Charakter zu schablonenhaft verbleibt.
Weiterhin vermittelt das Buch einen guten Einblick wie hart das Leben auf Island im allgemeinen zu dieser Zeit war. Die Erzählweise des Buches ist detailliert und ruhig, was gut zu den Geschehnissen passt, ich finde das Buch ist aber keine ganz „leichte“ Lektüre, es eignet sich also nicht zum zwischendurch lesen, sondern man benötigt schon Zeit. Wer historische Romane mag und sich für Island interessiert, findet in der „Eismalerin“ sicherlich eine anregende Lektüre. Mir persönlich hat das erste Drittel des Buches deutlich besser gefallen als die beiden späteren, was die Lektüre gegen Ende etwas zäher werden liess. Wobei die späteren Abschnitte auch nicht schlecht sind, aber das Ganze wird doch etwas schwerer und für mich deshalb etwas weniger gut zugänglich. Aber trotzdem ein lesenswertes Buch, das aus meinen typischen Lesegewohnheiten etwas ausbricht.

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