Tyll“ von Daniel Kehlmann habe ich schon direkt nach dem Erscheinen auf meine „Must-Read“ Liste gesetzt. Erstens weil ich schon „Die Vermessung der Welt“ sehr gelungen fand (und das obwohl ich eigentlich nicht besonders gerne historische Romane lese) und zweitens weil ich auch die gesamte Idee des Buches wirklich spannend fand: ein Roman über Geschehnisse im 30-jährigen Krieg, die lose mit der (fiktiven) Lebensgeschichte von Till Eulenspiegel (im Buch Tyll Ulenspiegel) verknüpft ist. Das Spannende daran ja auch schon, dass ungeklärt ist ob die Figur des Till Eulenspiegels auf einer real lebenden Person basiert oder reine Fiktion ist.
Das Buch funktioniert erzählerisch auf zwei Ebenen, einerseits wird anfangs und in einigen anderen Kapiteln die Kindheit und das Leben von Tyll Ulenspiegel selbst geschildert, wobei vor allem das Schicksal seines Vaters als Hexer eine besonders eindringliches Ereignis darstellt. In anderen Kapiteln spielt Tyll eine Nebenrolle – in Form seines Berufs als Narr – im Leben verschiedener realer Personen, die eine mehr oder weniger gewichtige Rolle zu Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs spielten. So z.B. stehen im Mittelpunkt einzelner Kapitel der „Winterkönig“ Friedrich V., seine Ehefrau Elizabeth Stuart (die Enkelin von Maria Stuart) und der Jesuit und Gelehrte Athanasius Kircher (der im Buch eine gewichtige Rolle im Schicksal des jungen Tyll Ulenspiegels einnimmt). Das Buch bedient sich dabei keiner linearen Erzählweise, sondern greift in Zeitsprüngen einzelne Episoden aus dem gesamten Zeitstrahls des dreißigjährigen Krieges heraus.
Mir hat der Roman wirklich gut gefallen und trotz des eher schweren historischen Themas lasen sich die 300 Seiten ratzfatz weg. Die Sprache ist sehr farbig, so dass man als Leser wirklich in das Leben der Figuren gezogen wird, auch wenn das ein ganz anderer Roman war und ein Jugendbuch erinnerte mich das Gefühl beim Lesen vor allem anfangs bei der Kindheitsgeschichte von Tyll etwas an „Krabat“ von Otfried Preußler (eines meiner absoluten Lieblingsbücher). Andere Kapitel sind sehr bissig und mit einem ironischen Humor versehen andere sind durchaus emotional und auch die Brutalität und Sinnlosigkeit des Krieges wird überzeugend herausgearbeitet. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist dass man wirklich Lust bekommt sich intensiver mit dem Thema Dreißigjähriger Krieg auseinander zu setzen (die Geschichte von Friedrich V. habe ich zum Beispiel nebenher detaillierter nachgelesen). Für mich bisher eines der Lese Highlights von 2018 und mal wieder ein Beweis, dass historische Romane nicht langweilig oder kitschig sein müssen.