„Ich bin Virginia Woolf“ von Pola Polanski hat mich aus zwei Gründen angesprochen, erstens finde ich Leben und Werk von Virginia Woolf schon immer faszinierend, zweitens erinnerte mich die Beschreibung des Romans etwas an den Klassiker „Ich habe Dir nie einen Rosengarten versprochen“ von Hannah Green, ebenfalls einer meines Lieblingsbücher. Die Assoziation passte auf jeden Fall, denn das Buch spielt sogar eine kleine Rolle in dem modernen sich ebenfalls mit Schizophrenie befassenden Roman von Pola Polanski. Die Hauptfigur des Romans ist Inka, die in Stuttgart vom Geld der Firma ihrer exzentrischen Eltern lebt (zugewiesen allerdings nur in monatlichen Brocken von 3000 Euro, die ihr ehrgeiziger und erfolgsorientierter Bruder ihr zukommen lässt) und ihre Tage recht ziellos in der alten Villa ihrer Familie verbringt. Die Eltern sind bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, als die beiden Kinder noch jung waren und so richtig auf die Reihe gekriegt hat Inka ihr Leben bisher nicht.
Sie ist aber überzeugt davon, dass in ihr eine brillante wenn nicht gar geniale Schriftstellerin schlummert, lediglich verhindert wird diese durch Inkas Schreibblockade, die sich leider so intensiv darstellt, dass Inka noch nie wirklich mehr als ein paar Worte oder ein Gedicht geschrieben hat. Doch das soll sich ändern, denn Inka fühlt sich nicht nur seelenverwandt mit Virginia Woolf (deren Werke sie stets bei sich hat), sondern ist inzwischen sogar überzeugt, dass sie eine Reinkarnation von Virginia ist. Als sie nach einem weiteren missglückten Schriftsteller-Versuch auf die Idee kommt eine hypnotische Rückführungstherapie bei dem charismatischen Julian zu buchen, nimmt das Unheil seinen Lauf und Inka verliert sich immer mehr in ihrer Wahnvorstellungen…
Was nun ziemlich abgedreht und düster klingt, macht trotzdem einen sehr unterhaltsamen Roman aus. Inka ist nicht unbedingt eine super sympathische Hauptfigur aus, hat aber irgendwie trotzdem einen Charme und nimmt den Leser auf einen Trip in ihre Vorstellungen mit, der sowohl amüsant als auch erschreckend ist.
Klingt interessant 🙂