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Buch-Tipp: „Kankos Reise“ von Rin Usami

„Kankos Reise“ ist das zweite Buch, das ich von der jungen und sehr talentierten japanischen Autorin Rin Usami lese. Ihr erstes Buch „Idol in Flammen“ hat mir schon hervorragend gefallen.

Wie auch in „Idol in Flammen“ steht in „Kankos Reise“ eine jugendliche Japanerin im Mittelpunkt. Seit eigener Zeit „funktioniert“ Kanko nicht mehr, ihr Körper macht nicht mehr mit, sie leidet an Depressionen, schafft es oft nicht in die Schule oder schläft dort im Unterricht ein. Ursache dürften ihre schwierigen Familienverhältnisse sein. Erfährt man am Anfang nur, dass Kankos Mutter nach einem Schlaganfall noch nicht wieder ganz ins Leben zurückgefunden hat, wird schnell klar, dass die Probleme in der Familie viel tiefer liegen. Kankos älterer Bruder ist ausgezogen und hat sich von der Familie distanziert und auch ihr kleiner Bruder ist nach einem Schulwechsel zu den Großeltern gezogen. Als die andere Großmutter – die Mutter von Kankos Vater – stirbt, trifft sich zum ersten Mal seit langem die ganze Familie auf der Beerdigung wieder. Schon auf der Reise dorthin brechen alte und neue Konflikte aus und das ganze Ausmaß der dysfunktionalen Familie – Gewalt, Streit, Herabwürdigung und schulischer Druck – kommt ans Licht.

Das Buch ist sicherlich keine leichte Kost, trotzdem hab ich es innerhalb von 2 Tagen verschlungen, so einen Sog hat es auf mich entwickelt. Das Geschehen in der Familie und Kankos Zerrissenheit, die ihre Familie trotzdem liebt und nicht wie ihre Brüder einfach aufgeben will, wird eindringlich geschildert. Die Sprache ist schlicht und sehr direkt, um so eindringlicher erleben die Leser:innen aber vielleicht gerade deswegen die Gefühlswelt der Familie, die durch vererbte Traumata nachhaltig geschädigt ist.