„Tage der Schuld“ ist ein weiterer Krimi aus der Kommissar Erlendur Reihe von Arnaldur Indridason. Die Krimireihe umfasst schon einige Bände, die in der Gegenwart spielen, dazu kommen inzwischen einige Romane, die in der Vergangenheit spielen und in denen Kommissar Erlendur als Jung-Kommissar oder dessen Vorgesetzter Marian Briem im Mittelpunkt stehen. Insgesamt haben mir die meisten Fälle der Kommissar Erlendur Reihe gut gefallen, wobei ich sagen muss, das es doch auch ein paar schwächere Bände gibt. Dazu gehörte für mich zum Beispiel „Duell“, das in den 70er Jahren spielt und etwas zäh daher kam. Deswegen war ich mir vorab nicht sicher ob mir „Tage der Schuld“ gefallen würde, denn auch dieser Band spielt in den (späten) 70er Jahren. Allerdings steht dort wieder Jung-Kommissar Erlendur im Mittelpunkt und nicht wie bei „Duell“ Marian Briem.
In dem Krimi wird ein junger Mann tot aufgefunden und zwar in einem künstlichen Salzwasser-See, einem „Abfallprodukt“ des nahe gelegenen Geothermalkraftwerks (dieses Abfallprodukt gibt es noch heute und zwar als weltbekannte stylisch teure Wellness-Oase „Blaue Lagune“ –> die Isländer waren schon immer findig im Vermarkten ihrer Produkte). Schnell stellt sich heraus, dass der Mann nicht dort starb, sondern durch einen Sturz aus hoher Höhe auf einen harten Untergrund. Kommissar Erlendur und Marian Briem versuchen hinter den Tod des Mannes kommes. Hat die nahegelegene US-Militärbasis auf der der Mann gearbeitet hat, etwas mit seinem Tod zu tun?
Parallel ist Kommissar Erlendur privat mit seinem Lieblingsthema beschäftigt, von dem er seit dem Verschwinden seines eigenen Bruders als Kind besessen ist, dem spurlosen Verschwinden von Menschen auf Island. Konkret lässt ihn der alte Fall eines jungen Mädchens nicht los, das kurz nach ihrem 18. Geburtstag ihr Haus verließ und auf dem Schulweg spurlos verschwand. Auf eigene Faust versucht er den Fall noch mal aufzurollen und rauszufinden, was mit dem Mädchen passiert ist.
Die Kriminalfälle in „Tage der Schuld“ fand ich gut gelungen, beide sind spannend und interessant und man erfährt wie nebenbei noch interessante historische Informationen über Island, zum Beispiel über das ambivalente Verhältnis der Isländer zu der amerikanischen Militärpräsenz auf Island, über den Einfluß des Kalten Krieges auf das Land oder darüber wie die „Blaue Lagune“ tatsächlich entstanden ist (wußte ich auch nicht, obwohl ich auch schon darin geschwommen bin).
Der Schreibstil ist wie immer eher nüchtern und knapp, was manchmal ein bisschen dazu führt, dass selbst in spannenden oder lebensbedrohenden Situationen kein richtiges Gefühl für Gefahr aufkommt. Mir gefällt der Schreibstil von Indridason als Abwechslung von dynamischeren oder verspielteren Autoren aber zwischendrin immer gut. Als Schwäche könnte man dem Roman eventuell noch auslegen, dass die beiden Kriminalfälle nichts miteinander zu tun haben, so dass man eigentlich 2 Krimis in Einem liest. Da mir beide Handlungsstränge gefallen haben, ist das für mich aber kein Nachteil.