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Buchtipp-Mix: Mai 2025 – Schweden-Krimi, Jennifer Weist und eine queere Autobiografie

Heute möchte ich drei ganz unterschiedliche Bücher vorstellen, die ich diesen Monat beendet habe:

„Never Not Changing – 25 erste Male“ von Gazelle & Gialu

„Never not changing“ von Gazelle und Gialu ist eine Art Tagebuch über „25 erste Male“ der beiden queeren Influencer:innen. 

Gazelle & Gialu sind mir schon länger bekannt, da mir Gazelles Instagram Account irgendwann in den letzten Jahren vom Algorithmus vorgeschlagen wurden. Gazelles humorvolle Videos über „typisch Deutsche“ Eigenschaften und Verhaltensweisen sind unheimlich lustig und auf den Punkt, so dass ich ihr seitdem folge. In Ihrem autobiografischen gemeinsamen Buch teilen Gazelle und Gialu verschiedene zeitlich unabhängige Episoden aus ihrem Leben, Themen wie Coming-Out, Erfahrungen mit der Gazelles Erfahrungen als transexuelle Frau im (Büro-)Berufsleben, aber auch Transfeindlichkeit und Einblicke in ihre Beziehung werden in abwechselnden und kurzweiligen Häppchen sehr unterhaltsam geteilt, untermalt mit charmanten Illustrationen und Tipps zur Selbstliebe für die Leser:innen. 

„Der Polarkreis“ von Liza Marklund

„Der Polarkreis“ von Liza Marklund ist ein sehr schöner Krimi mit literarischem Setting: im Zentrum stehen 5 Freundinnen in einem kleinen schwedischen Dorf, die im Sommer 1980 kurz vor dem Schulabschluss stehen. Seit Jahren sind sie als außerschulische Mitglieder eines kleines Lesezirkels in dem sie jeden Monat ein Buch besprechen. Doch so wie sich auch ihre gemeinsame Schulzeit dem Ende zuneigt, so fängt auch die Freundschaft der Mädchen an zu zerfallen. Dann verschwindet eines der Mädchen und knapp 40 Jahre später wird ihre Leiche bei Sanierungsarbeiten an einer Brücke im Dorf gefunden. Wird sich jetzt herausstellen was damals geschah?

Mir hat das Buch wirklich sehr gut gefallen, es hat ein eher ruhiges Erzähltempo, aber die Erzählweise und vor allem der Aufhänger mit dem Buchclub hat mir wirklich super gefallen und ist etwas für alle die alles rund um Literatur lieben. Auch dass die Geschichte nacheinander aus der Perspektive aller 5 Mädchen/Frauen erzählt wird, die sehr unterschiedlich (und auch nicht alle sympathisch) sind, war ein super Kniff. Ein Krimi für alle die psychologische und eher verspielte Krimis mögen. 

„Nackt“ von Jennifer Weist

„Nackt“ von Jennifer Weist habe ich mir gekauft, da ich schon seit Jennifer Rostock Zeiten ein großer Fan von ihr und ihrer Musik bin  (egal ob von Jennifer Rostock oder von ihrem Solo-Projekt Yaenniver) und Jennifer auch schon seit Jahren auf Instagram folge. Über ihre Vergangenheit oder auch über die Bandgeschichte von Jennifer Rostock wußte ich aber bisher nur wenig (ich habe als Fan eigentlich immer nur die Musik angehört), also war ich sehr gespannt auf das Buch. Jennifer erzählt darin auf etwas über 400 Seiten einerseits autobiografisch von ihrer Kindheit und ihrer Zeit mit Jennifer Rostock (vor allem den Anfängen der Band), ihren Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch, mit Drogen, mit Dating und mit Machtmissbrauch in der Musikbranche (leider klingen diese Erlebnisse immer gleich, egal ob man die Erfahrungen von Cher in den 1960ern oder 1970ern liest oder die Erfahrungen von Frauen in den 2000ern oder heute) . Das Buch enthält aber nicht nur rein autobiografische Anekdoten, sondern auch Betrachtungen und Überlegungen zu Feminismus, sexueller Selbstbestimmung, Gesundheit, Politik und viel Selbstreflexion. Natürlich ist das Buch genau wie Jennifer meinungsstark, laut, kritisch, aber auch erfrischend selbstkritisch und sehr abwechslungsreich, fast jeder Lebens- und Gesellschaftsbereich wird abgedeckt (ich fand z.B. Jennifers Erfahrungen mit gesundheitlichen Problemen sehr informativ, da viele Menschen die ich kenne ähnliche Probleme haben oder hatten). Insgesamt ein super Buch, das inspiriert und zum Nachdenken anregt und das ich nicht nur gelesen habe, sondern auch im Rahmen von Jennifers Lese- und Akustiktour live erlebt habe, in einer großartigen und inspirierenden Mischung aus Lesung, persönlichen Anekdoten und musikalischer Begleitung. 

Bücher

Buch-Tipp: „Killer Potential“ von Hannah Deitch

„Killer Potential“ ist der Debütroman von Hannah Deitch und als Thriller einkategorisiert. Ein klassischer Hochspannungs-Thriller ist das Buch allerdings für mich nicht, Cover, Klappentext und Atmosphäre weckten in mir sofort Assoziationen zu Bonnie & Clyde oder Thelma & Louise:

Die SAT-Tutorin (Nachhilfelehrerin für die amerikanische Abschlussprüfung) Evie verdient ihr Geld damit den Sprösslingen reicher Familien in Los Angeles in deren Luxus-Zuhause Nachhilfe zu geben. Doch an einem Tag geht alles schief: als Evie am Haus ihrer Schülerin ankommt, entdeckt sie deren Eltern ermordet im Pool und als wäre das nicht genug auch noch eine gefesselte Frau in einer Kammer. Durch eine Verquickung unglücklicher Umstände geraten Evie und die Fremde unter Verdacht und fliehen vom Tatort. Es folgt ein Roadtrip durch die ganze USA mit unerwarteten Folgen, während dessen sich Evie und die geheimnisvolle Fremde immer näher kommen.

Die Idee des Buches fand ich wirklich super und auch die Erzählweise ist kreativ und mal was anderes für einen Thriller. Evie erzählt die Geschichte in der Ich-Perspektive und man erfährt viel über ihre Gedankenwelt und Gefühle. Insgesamt handelt es sich um eine verspielten und durchaus außergewöhnlichen Roman. Trotzdem hat er mich nicht 100% überzeugt, denn im Mittelteil gab es doch einige Längen, in denen nicht wirklich viel tatsächlich passiert. Der zweite Schwachpunkt ist meiner Meinung nach, dass der Verlauf der Flucht nicht wirklich unbedingt sehr glaubwürdig ist, ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass die beiden Flüchtenden im realen Leben nicht relativ schnell gefasst worden wären. 

Allerdings nahm das Buch im letzten Drittel für mich wieder deutlich an Fahrt auf und wenn man die Skepsis im Bezug auf den Plot etwas ausblendet kann man mit dem Roman trotzdem sehr gut unterhalten werden. Auf jeden Fall ein beachtliches Debut, die Schwächen kann die Autorin in weiteren Büchern dann hoffentlich auch noch beheben.