Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Die Burg“ von Ursula Poznanski

„Die Burg“ von Ursula Poznanski habe ich mir als Hörbuch rausgesucht, da ich einen leichten, aber unterhaltsamen Thriller haben wollte, der nicht zu blutig ist und aus meiner Erfahrung mit Ursula Poznanskis Büchern war ich zuversichtlich das all das auf „Die Burg“ zutrifft. Meine Erwartungen wurden auch nicht enttäuscht: das Trendthema „KI“ wurde unterhaltsam in Szene gesetzt (ob alles davon realistisch ist, ist bei einem Thriller ja nicht wirklich wichtig). Auch Fans von Escape Rooms und Escape Room Spielen sollten mit dem Buch voll auf ihre Kosten kommen: der exzentrische Millinär Nevio (der sofort an jemanden wie Elon Musk erinnert) hat eine alte Burg komplett in ein KI-gesteuertes Escape Room Adventure umgebaut. Vor der Eröffnung hat er eine gemischte Runde von Personen eingeladen, um die Anlage auf Herz und Nieren zu testen: darunter Maxim, den Besitzer einiger traditioneller Escape Rooms, Professor Melerski, der die historische Umsetzung der Burg-Escape Rooms bewerten soll und Yvonne, Influencerin, die natürlich kräftig die Werbetrommel rühren soll. Dazu kommen noch Emil, ein ehemaliger Top-Athlet und Petra, die die Teilnahme bei einem Gewinnspiel gewonnen hat. Doch während alle ein harmloses spannendes Wochenende erwarten, hat die KI andere Pläne…

Während des Hörens war ich mir nicht zu 100% sicher, ob es sich bei „Die Burg“ um einen Thriller für Erwachsene oder Jugendliche handelt (da Poznanski ja auch viele Jugendthriller schreibt). Da auf blutige Details weitgehend verzichtet wurde, würde ich sagen, dass das Buch sich an der Grenze bewegt. Für Fans von wirklich brutalen Thrillern ist das Buch also vermutlich nichts, aber für mich war es genau das Richtige. Ein paar Kleinigkeiten kann man sicherlich bemängeln, die Charakterentwicklung bleibt teilweise etwas auf der Strecke (vor allem bei den Mitarbeitern) und manchmal benehmen sich die Charaktere etwas sehr blauäugig (so stellen die Mitarbeiter bestimmt 2x fest, dass sie sich wohl nicht lautstark vor der „mitlauschenden“ KI unterhalten sollten, damit diese nichts von ihren Plänen erfährt, kommen aber trotzdem das ganze Buch lang nicht auf die Idee sich darauf zu einigen das eben tatsächlich nicht mehr zu tun). Das Hören der Geschichte macht aber einfach Spaß, was einen über kleine Schwächen großzügig hinwegsehen lässt.

Der Sprecher Rainer Strecker hat mich bei dem Buch zu 100% überzeugt. Er liest lebendig und mit einer zur Story passenden Art und Weise, die das ganze Hörbuch fast wie ein Hörspiel wirken lässt. Das passt hervorragend zu dem dynamischen und spielerischen Ansatz des Buches.

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Thriller-Tipp: „Die Auszeit“ von Emily Rudolf

„Die Auszeit“ ist das Thriller Debut von Emily Rudolf. Mit deutschsprachigen Thrillern stehe ich ja etwas auf dem Kriegsfuss, da ich sie vor allem sprachlich im Vergleich zu Autoren aus Nordamerika oder Nordeuropa oft ziemlich flach finde und die Plots neigen meiner Meinung nach gerne dazu überzogen oder unlogisch zu sein (vor allem bei den Stars der Szene). Gleich zu Beginn muss ich sagen, dass mich die Sprache von Emily Rudolf auch nicht unbedingt vom Hocker gerissen hat, ist sie doch auch recht einfach gehalten und das Buch ist jetzt sicher kein literarisches Meisterwerk.

Davon abgesehen war „Die Auszeit“ aber ein sehr vergnügliches Leseerlebnis. Des Setup des Thrillers ist keine besonders neuartige Erfindung: die Influencerin Viktoria Kaplan (die knapp davor steht 1 Million Follower zu erreichen) wird zusammen mit einer Gruppe ihrer Freunde in ein exklusives und abgelegene neues Retreat in den Alpen eingeladen. Das Ziel der Sache natürlich eine wirtschaftliche Kooperation, Viktoria soll das Retreat mit ihren Social Media Posts veredeln. Entsprechend aufgeregt ist Pierre, der Besitzer des Retreats, der alles versucht es den anspruchsvollen und luxusverwöhnten Gästen Recht zu machen. Ebenso aufgeregt ist Josefine, die neue Freundin von Viktorias Bruder Max, die als Einzige nicht schon lange zu der Clique gehört und Sorge hat von den Reichen und Schönen nicht ernst genommen oder abgelehnt zu werden. Nicht ganz abwegig, denn auch Max’ Ex-Freundin Karla ist beim Retreat dabei. 

Wie man sich denken kann, dauert es nicht lange bis erste Konflikte sich manifestieren und nach einem Unwetter ist nicht nur das Retreat von der Außenwelt abgeschlossen, auch eine Person ist nicht mehr am Leben.

Was mir an dem Buch (das ich gemeinsam mit einer Freundin gelesen habe) besonders gut gefallen hat ,ist, dass man die ganze Zeit mitraten kann wer der Mörder ist. Natürlich versucht die Autorin dabei auch immer wieder falsche Fährten zu legen, was ihr vor allem für eine Thriller-Debutantin wirklich sehr gut gelingt. Ich empfehle das Buch jedem der eher leichte, unterhaltsame und nicht zu blutige Thriller mag. Für mich ein sehr gelungenes Debut. 

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Hörbuch-Tipp: „Die Verborgenen“ von Linus Geschke

Heute möchte ich ein Hörbuch vorstellen: „Die Verborgenen“ von Linus Geschke, ein Psychothriller mit einem düsteren unheimlichen Cover, das gut zum Ausgangspunkt der Story passt. Die Familie Hoffmann, Vater Sven, Mutter Franziska und die Teenager-Rochter Tabea leben an der Küste in einem schönen Haus, nach außen hin ist die Familie perfekt. Doch hinter der Fassade bröckelt es: Sven wollte eigentlich nie an die Küste ziehen, Franziska liebt er schon lange nicht mehr, stattdessen seine Geliebte Lara. Franziska ist konservativ und selbstgerecht, doch während sie gerne über andere urteilt, hat sie längst selbst eine Affäre. Tabea ist ein normaler Teenager,  doch ihre Eltern wissen wenig über ihr Leben. Als sich ein mysteriöser Eindringling, ein Phrogger (das sind wohl Menschen, die heimlich in den Häusern anderer Leute wohnen), in das Haus der Hoffmanns einnistet und dort Unfrieden stiftet, zieht das Misstrauen in die Familie ein. 

Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht der unterschiedlichsten Personen erzählt: Sven, Franziska, Tabea, dem Eindringling und in der zweiten Hälften gibt es sogar noch mehr Perspektiven. Das macht die Erzählweise des Buches sehr dynamisch und mitreissend, was vor allem beim Hörbuch besonders gut zur Geltung kommt. Allerdings wird die Handlung dadurch auch etwas unübersichtlich. Zusätzlich gibt es parallel auch noch einen Mordfall, dessen Verbindungen zu den anderen Geschehnissen sich erst gegen Ende offenbart. Einerseits macht es das Buch sehr abwechslungsreich, andererseits hätte vielleicht auch einer der Handlungsideen und -stränge für ein spannendes Buch ausgereicht. 

Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, der aber für Thriller-Fans vielleicht ein bisschen zu brav und harmlos daher kommt, richtig Grusel oder Hochspannung kam bei mir nicht auf, dafür eine sehr kurzweilige und durchaus aussergewöhnliche Geschichte. 

Die Hörbuchsprecher (sechs an der Zahl) lesen das Buch sehr lebhaft und trotz der großen Anzahl an Sprechern in einem so einheitlichen Stil, dass das ganze Hörbuch aus einem Guss erscheint, eine sehr gute Leistung. 

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Thriller-Tipp: „Die perfekte Familie“ von Shalini Boland

„Die perfekte Familie“ von Shalini Boland ist ein Psychothriller, der nicht unbedingt im kreativsten Gewand daherkommt. Das Cover suggeriert Genre-technisch eine Bedrohung und wirkt etwas sensationsheischend. Da ich aber mal wieder Lust hatte auf einen klassischen psychologischen Thriller für zwischendurch, wollte ich dem Buch eine Chance geben. Auch die Grundidee ist sicher nicht die allzu innovativste: Gemma führt erfolgreich ein Unternehmen für Facility Management, ihr Mann Robert ist Personal-Trainer, die beiden Töchter gehen auf die Grundschule. Eigentlich ist in Gemmas Leben alles in Ordnung, doch im täglichen Alltagschaos zwischen Familie und Beruf hat sie so langsam das Gefühl etwas die Kontrolle zu verlieren. Als sie feststellt, dass Robert und sie es beide verpasst haben die ältere Tochter Eva auf die Aufnahmeprüfung für die weiterführende Schule vorzubereiten, nimmt Gemma widerstrebend die Idee an eine Nanny für ihre Töchter zu engagieren, um sich zu entlasten. Mit Hilfe ihrer Schwiegermutter wird Sadie gefunden: jung, schüchtern, etwas altbacken und hochmotiviert. Auf den ersten Blick ein perfekter Match. Und während Gemmas Kinder von der neuen Nanny hochbegeistert sind und nach außen hin alles perfekt läuft, bekommt Gemma ein immer schlechteres Gefühl.

Ich habe sicher schon das eine oder andere Buch mit einem ähnlichem Thema gelesen. Trotzdem muss ich sagen, dass der Thriller mich nicht enttäuscht hat. Der Schreibstil ist einfach und eingängig, Gemma ist sympathisch und man kann mit ihren Alltagsproblemen mitfühlen, die Geschichte ist zwar nicht mega kreativ, aber auch nicht plump oder zu klischeehaft und der Roman lässt sich innerhalb von ein bis zwei Tagen runterlesen und unterhält sehr gut. Für das Genre also fast perfekte Unterhaltung. Einzig zwei Wendungen gegen Ende fand ich fast etwas zu abrupt und deswegen vielleicht für die Charaktere nicht unbedingt so nachvollziehbar, auch erfolgt die „Auflösung“ des Romans fast etwas schnell, so dass man dem letzten Drittel des Buches vielleicht etwas mehr Zeit hätte gönnen können. Das sind aber nur Kleinigkeiten, insgesamt auf jeden Fall ein Tipp für Thriller-Fans, denen es mehr um subtilen Grusel als um Schock Effekte geht.

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Buch-Tipp: „The Shards“ von Bret Easton Ellis

„The Shards“ von Bret Easton Ellis habe ich mir zum Lesen ausgesucht, da die Beschreibung sehr interessant klang und der Autor seit „American Psycho“ wohl den meisten Leser:innen ein Begriff sein dürfte. Allerdings hatte ich im Vorfeld schon einige eher durchwachsene Rezensionen gelesen, was bei mir aber den Eindruck erweckte, dass einige Leser:innen mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen sind. Einen klassischen Psychothriller darf man dabei nämlich sicher nicht erwarten. Das Buch ist sehr dick und Bret Easton Ellis generell nicht gerade für leichte Kost bekannt.
Zum Buch: der junge Bret geht in den 1980’er Jahren in Los Angeles auf die private Buckley School. Seine Freunde und er stammen aus privilegierten Elternhäusern. Geld, Drogen, Autos und viel Freiheit stehen im Überfluss zur Verfügung. Bret wohnt aktuell sogar alleine in der Villa seiner Eltern, da diese sich auf einem mehrmonatigen Europa-Trip befinden. Nach einem unbeschwerten Sommer geht das Abschlussschuljahr der Freundes-Clique los und gleichzeitig mit dem Beginn der düsteren Jahreszeit scheint sich auch sonst in Los Angeles Einiges zu verdüstern: eine merkwürdige esoterische Sekte terrorisiert die Stadt und ein Serienmörder tötet und misshandelt junge Frauen. Auch in Brets Jahrgangsstufe gibt es eine Veränderung, ein neuer Schüler – Robert – stößt dazu und von Anfang an ist Bret fasziniert von dem gutaussehenden Jungen, findet ihn einerseits anziehend und attraktiv und andererseits verstörend…schnell ist Bret überzeugt, dass Robert etwas mit den Morden zu tun hat und er hat das Gefühl ihn als Einziger zu durchschauen.

Wer nun anhand dieser Beschreibung einen Sebastian Fitzek mäßigen Thriller erwartet, könnte nicht falscher liegen. Das Buch ist nämlich sehr ausschweifend und beschäftigt sich eigentlich nur am Rande mit dem Serienmörder, sehr viel intensiver mit Bret und deswegen zahlreichen Problemen. Bret ist schwul und versucht nach außen hin die Rolle des heterosexuellen aktiven aufmerksamen Freundes seiner in der High School beliebten Freundin zu spielen, während er trotzdem versucht seine Schwärmereien und homosexuellen Bedürfnisse heimlich auszuleben. Dabei verstrickt er sich immer mehr in seiner Besessenheit mit Robert, doch sind seine Vorstellungen und Verdächtigen real oder findet alles nur in seinem Kopf statt? Ist Robert wirklich so gestört wie Bret es empfindet? Und warum interessiert sich außer ihm niemand für die Geschehnisse?

Ich fand das Buch sehr außergewöhnlich und durchaus sehr herausragend, wenn man sich von dem weitschweifenden Stil und den vielen Beschreibungen von Musik, Filmen und Popkultur nicht abschrecken lässt. Dem Autor geht es mit dem Buch sicher auch darum ein bestimmtes Lebensgefühl und eine bestimmte Zeit zu beschreiben, was ihm hervorragend gelingt. Gleichzeitig werden die Leser:innen mit in Brets Kopf genommen und zweifeln eigentlich selbst die ganze Zeit an der Frage wem man in dem Buch eigentlich glauben kann. Das Buch hat eigentlich viele Themen, Selbstfindung, Erwachsen werden, der Umgang mit der eigenen Sexualität in einer Zeit wo ein Coming-Out noch undenkbar war, Verlustängste, Eifersucht und Einsamkeit. Ich vermute dieses Buch kann man nur entweder weglegen oder genial finden, einen Effekt den Bret Easton Ellis bisher wohl mit fast allen seiner Bücher bewirkte. Ich gehöre definitiv zu den Leuten, die er damit abgeholt hat und es hat in mir auch die Lust geweckt einige seiner älteren Bücher zu lesen (und „American Psycho“ ein zweites Mal). Ein Buch das man jedem empfehlen kann, ist es aber sicherlich nicht. Für mich definitiv ein Meisterwerk.

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Hörbuch-Tipp: „Der Aufstieg“ von Amy McCulloch

„Der Aufstieg“ von Amy McCulloch ist ein Hörbuch-Thriller, den ich mir vor allem wegen der Hintergrund-Thematik ausgesucht habe, denn das Buch spielt in eisiger Höhe, auf einem 8000er, dem Manaslu in den Anden. Der Manaslu ist der achthöchste Berg der Welt und ich fand die Idee eines Thrillers im Bergsteiger-Milieu sehr spannend, da ich auch Interesse daran hatte, mehr darüber zu erfahren wie es ist einen solch hohen Berg zu besteigen. Eine kurze Recherche zur Autorin ergab, dass sie wohl auch definitiv weiß worüber sie schreibt, denn Amy McCulloch ist laut ihrer Biografie die jüngste Kanadierin der es gelang den Manaslu zu besteigen.

Im Mittelpunkt des Buches steht die junge Journalistin Cecily Wong. Sie bekam überraschend die einmalige Gelegenheit den Bergsteiger-Superstar Charles McVeigh zu interviewen, der es sich als Ziel gesetzt hat alle 14 Achttausender im Alpinstil (ohne Hilfsmittel) zu besteigen. Allerdings hat der Auftrag einen Haken: Cecily bekommt das Interview erst wenn sie gemeinsam mit Charles und seinem Team den Manaslu Gipfel erreicht. Diese einmalige Gelegenheit beruflich durchzustarten will sich Cecily nicht entgehen lassen, obwohl ihre eigene Bergsteiger:innen Karriere bisher vor allem durch Selbstzweifel und Misserfolge geprägt war. 

Mit im Team sind außer Cecily noch diverse Sherpas, der etwas mürrische aber erfahrene Guide Doug, eine Influenzerin, einige weitere Einzelkämpfer und natürlich Charles, der aber erst später zum Team stößt. Doch die Expedition scheint unter keinem guten Stern zu stehen, kaum im Base Camp angekommen, verunglückt ein Bergsteiger tödlich noch bevor es überhaupt losgeht. Und das ausgerechnet kurz nachdem er Cecily von einem anderen mysteriösen Todesfall bei einer früheren Expedition erzählt hat. Cecily hat kein gutes Bauchgefühl und je länger und höher die Expedition steigt, desto unheimlicher und bedenklicher werden die Geschehnisse.

Das Hörbuch hat auf jeden Fall meine Erwartungen mehr darüber zu erfahren wie eine 8000er-Besteigung abläuft voll erfüllt und hat mich in diesem Bereich auch sehr viel gelehrt und gleichzeitig hervorragend unterhalten. Ein zweiter großer Pluspunkt ist die Sprecherin Britta Steffenhagen, die die Geschichte sehr dynamisch, lebendig und mitreissend liest. Dank ihrer Performance habe ich das Hörbuch innerhalb kürzester Zeit verschlungen und hatte viel Spaß damit. Ob auch Thriller-Fans 100% zufrieden sind, ist die andere Frage. Die Autorin schrieb bisher vor allem Jugendbücher, „Der Aufstieg“ ist ihr erster Thriller für Erwachsene und ganz so düster und nervenzerreißend ist er dann aber doch nicht geraten. Auch kommen die meisten Neben-Charaktere etwas blass daher und auch sprachlich ist das Buch nicht immer gerade ein Meisterwerk (etwas amüsant wie oft Doug „mit düsterem Blick ein Zelt betritt“ oder „Das Herz in Cecilys Brust hämmert“). Wenn man aber keine überdurchschnittliche Thriller-Kost, sondern nur eine unterhaltsame Geschichte mit coolem Setting erwartet, kann das Buch hervorragend unterhalten.

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Hörbuch-Tipp: „Happy New Year“ von Malin Stehn

Heute möchte ich eines meiner Hörbuch-Highlights von 2022 vorstellen, den schwedischen Thriller „Happy New Year“ von Malin Stehn. Aufmerksam wurde ich auf das Hörbuch vor allem durch das sehr auffällige pinke Cover, das frisch und auffällig wirkt. Da auch der Klappentext nach etwas Abwechslung von typischer Thrillerkost (wie z.B. Serienmörder entführt und tötet Frauen) klang, griff ich zu und habe die Wahl auch nicht bereut.

Der Startpunkt des Thrillers ist eine Silvesterfeier in Malmö. Das Ehepaar Nina und Frederik sind bei ihren alten Jugendfreunden Lollo und Max eingeladen, während ihre 17-jährige Tochter Smilla zusammen mit Lollos und Max Tochter Jennifer das erste Mal im Zuhause von Nina und Frederik eine eigene Silvesterparty feiern dürfen. Nina hat ein schlechtes Bauchgefühl dabei, aber was soll schon passieren.
Während die Party der Erwachsenen aufgrund einiger betrunkenen Ausfälle von Max nicht besonders harmonisch ausfällt, kommt das böse Erwachen erst am Folgetag. Jennifer hat die Party der Teenager schon vor Mitternacht verlassen, kam aber nie zuhause an. Ihr Verschwinden ist ein Schock und warum verhält sich Frederik seit der Nacht so komisch? Das Buch schildert die Monate nach der verhängnisvollen Silvesternacht, aber auch einige Rückblicke, die die Beziehungen zwischen den Freunden und Familien erklären. Als Leser:in weiß man immer etwas mehr als die Charaktere, aber trotzdem gibt es noch viele Überraschungen und Wendungen.

Es ist natürlich immer schwierig zu sagen, ob einem ein Buch als Hörbuch oder selbst gelesen besser gefallen würde, da der Vergleich ja fehlt. Trotzdem ist „Happy New Year“ eins der Bücher, wo ich vermute, dass es als Hörbuch besonders gut zur Geltung kommt. Denn die Geschichte wird aus Sicht von 3 Personen erzählt – Frederik, Nina und Lollo – und entsprechend hat das Hörbuch auch 3 Sprecher, was dem ganzen sehr viel Dynamik verleiht und die ganze Geschichte sehr lebendig wirken lässt. Man kann sich sehr gut in die Personen hineinversetzen und die jeweiligen Perspektivenwechsel wirken sehr natürlich und authentisch.

Gibt es an dem Buch nun auch etwas zu kritisieren? Keine Kritik, aber für Fans von eher klassischen Spannungs-Thrillern (z.B. Sebastian Fitzek) ist das Buch eventuell nicht geeignet, denn es handelt sich eher um einen psychologischen Thriller, der den Fokus ganz auf die Geheimnisse und Abgründe hinter einigen eigentlich spießigen und bodenständigen Mittelstandsfamilien legt.
Außerdem sind die Charaktere allesamt nicht unbedingt Sympathieträger (vor allem die ich-bezogene und selbstgerechte Nina kann einem doch ganz schön auf die Nerven gehen), wer also gerne Bücher liest, bei denen er sich mit den Charakteren besonders gerne identifizieren oder mitleiden kann, ist vielleicht auch nicht 100% abgeholt. Aber davon abgesehen hat mich der Roman wirklich begeistert und extrem gut unterhalten.

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Thriller-Tipp: „Die Lügen“ von Lesley Kara

Die Lügen“ von Lesley Kara ist ein britischer Psychothriller, der durch den interessanten Klappentext mein Interesse geweckt hat. Lizzie ist gerade mit ihrem Verlobten in ein neues Haus gezogen und eigentlich steht sie vor einem schönen Neuanfang. Ihre Kindheit war durch ihre schwere Epilepsie überschattet, wegen der sie in der Schule gemobbt wurde und oft eingeschränkt war. Außerdem wurde ihre Jugendzeit von einem schrecklichen Erlebnis überschattet, ihre beste und einzige Freundin Alice wurde an einem unbeschrankten Bahnübergang von einem Zug überfahren und Lizzie war dabei, kann sich aber aufgrund eines epileptischen Anfalls nicht daran erinnern was passiert ist. Doch diese Zeit scheint nun endgültig hinter ihr zu liegen, ihre Epilepsie ist medikamentös gut eingestellt, sie scheint den Mann fürs Leben gefunden zu haben, …

Doch dann holt die Vergangenheit Lizzie wieder ein, in Form von Alice’s großer Schwester Katherine, die Lizzie nach Alice’s mit offener Feindseligkeit begegnete. Ausgerechnet sie ist eine neue Kollegin von Lizzies Verlobten. Und warum bekommt Lizzie plötzlich komische Anrufe und Botschaften?

Mir hat der Thriller gut gefallen, alles spielt sich eher auf einer psychologischen Ebene ab, was mir gut gefallen hat, denn blutrünstige Thriller mag ich nicht wirklich. Auch ist die Geschichte mitreissend und interessant und wechselt zwischen der Gegenwart und Episoden aus Lizzies Kindheit ab, in denen man mehr über die Beziehung zwischen Lizzie und Alice erfährt. Zwar wirkt alles auf den ersten Blick etwas vorhersehbar, aber zum Ende hin nimmt die Geschichte dann doch noch eine ungewöhnliche Wendung, die sie aus dem Thriller Einheitsbrei heraushebt. Für mich eine Leseempfehlung für alle, die eher psychologische Spannung mögen.

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Krimi-Tipp: „Die Frau vom Strand“ von Petra Johann

„Die Frau vom Strand“ von Petra Johann spielt in einem beschaulichen Küstenstädtchen an der Ostsee. Rebecca lebt dort mit ihrer Frau Lucy und ihrer kleinen 5 Monate alten Tochter in einem Haus fast direkt am Strand. Unter der Woche ist Rebecca mit ihrer Tochter meist allein, denn ihre Frau arbeitet in Hamburg als Geschäftsführerin einer Firma, die Computerspiele entwickelt und wohnt unter der Woche wegen der Pendelstrecke meist in einer Zweitwohnung vor Ort. Rebecca genießt die Ruhe am Meer, trotzdem freut sie sich als sie durch eine Zufallsbegegnung Julia kennen lernt, eine junge Frau die angeblich Urlaub an der Ostsee macht. Die beiden Frauen freunden sich rapide an und treffen sich jeden Tag. Um so erstaunter ist Rebecca als Julia nach einer Woche plötzlich genauso überraschend spurlos verschwunden ist wie sie plötzlich aufgetaucht ist. Erst versucht Rebecca sie wiederzufinden, doch bald geht ihr auf, dass Julia nicht der Mensch war für den sie sie gehalten hat…

Diese Vorgeschichte ist im Roman sehr intensiv in Form einer Ich-Erzählung von Rebecca erzählt, etwas überraschend schwenkt der Roman danach in einen klassischen Ermittlungskrimi um, der aus Sicht der leitenden Kommissarin erzählt wird (worin genau sie ermittelt möchte ich hier nicht verraten, um nicht zu viel zu spoilern), ein interessanter Stilbruch. Auch der Teil der aus Sicht der Kommissarin erzählt wird fand ich sehr atmosphärisch, dicht und voller interessanter gut ausgearbeiteter Charaktere. Die Einordnung des Buches als „Thriller“ finde ich hingegen nicht so sehr gelungen, da ich das Buch eigentlich für einen klassischen Krimi halte (was mir aber sehr recht ist, da ich Thriller eher selten wirklich mag und dem Buch nur wegen des spannend klingenden Klappentextes eine Chance gegeben habe).

Ingesamt haben ich sowohl Charaktere als auch Plot überzeugt und der Spannungsbogen ist so gelungen, dass ich das Buch innerhalb weniger Stunden verschlungen habe, immer ein klares Qualitätsmerkmal für einen Krimi. Petra Johann ist somit eine deutsche Autorin nach der ich in Zukunft öfter Ausschau halten werde.

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Thriller Tipp – „Wenn das Licht gefriert“ von Roman Klementovic

„Wenn das Licht gefriert“ ist ein Psychothriller des österreichischen Schriftstellers Roman Klementovic.
Vor vielen Jahr verschwand die 18-jährige Anna nach ihrer Geburtstagsparty spurlos, Tage später wurde ihre Leiche im Wald gefunden. Der Täter wurde nie gefasst, zusätzlich schien in der Gegend auch noch ein weiterer Psychopath sein Unwesen zu treiben, der immer wieder Menschen überfiel unter verprügelte.

Jahrzehnte später sind Annas Eltern immer noch nicht über den Verlust hinweg und auch Elisabeth, die Mutter von Annas bester Freundin Valerie konnte die schlimmen Ereignisse von damals nie wirklich vergessen. Dann dreht auch noch ein TV-Sender eine reisserische TV-Reportage über den Fall. Elisabeth schaut die TV-Sendung zusammen mit ihrem an Alzheimer erkrankten Mann und ist geschockt als dieser bisher unbekannte Dinge über die damalige Mordnacht erzählt. Hat er etwa etwas mit dem damaligen Mord zu tun oder sind das nur wirre Gedanken eines dementen Mannes?

Da Elisabeth nicht zur Ruhe kommt, fängt sie auf eigene Faust an Nachforschungen anzustellen und löst eine Kette von Ereignissen aus, die bald lebensgefährlich werden.

Generell habe ich mit dem Genre Thriller etwas Probleme, vor allem bei deutschsprachigen Thrillern, da diese mir oft zu reißerisch sind. Hier fand ich die Ausgangsidee aber mal richtig spannend, so dass ich dem Genre mal wieder eine Chance geben wollte. Grundsätzlich wurden meine Erwartungen auch nicht enttäuscht, die Story beginnt sehr spannend und man wird sofort in die Geschichte hineingesogen. Das bleibt im Prinzip auch so bis zum Ende, allerdings wurde es mir in Teilen dann doch wieder zu klischeehaft, da etwas zu viele konstruierte „überraschende Wendungen“ auftauchten und hier und da einiger der typischen „Frau hört nachts komisches Geräusch im Keller und geht natürlich alleine nachsehen“ Momente. So fand ich die 2. Hälfte nicht mehr ganz so stark wie die Erste, aber trotzdem war es ein sehr solider unterhaltsamer Thriller. Zu reißerisch und blutig wurde es auch keineswegs, es ist eher etwas für Leute, die es etwas subtiler mögen.