„Coram House“ von Bailey Seybolt ist ein Thriller, den ich als Hörbuch gehört habe.
Im Mittelpunkt steht die True Crime Autorin Alex Kelley, die nach dem Tod ihres Ehemannes und eines beruflichen Skandals ihre Wunden leckt. Als sie den Auftrag erhält quasi anonym im Auftrag eines Klienten ein weiteres Buch zu schreiben hofft sie auf einen literarischen Neuanfang ohne allzu viel Aufmerksamkeit.
Sie soll die tragischen Ereignisse rund um einen vor Jahrzehnten passierten Missbrauchsskandal in einem von Nonnen und Priestern geführten Kinderheims namens „Coram House“ literarisch aufarbeiten. Der Gerichtsprozess rund um die Ereignisse endete in den 1980er Jahren mit einem Vergleich, doch der damalige Chefermittler möchte sich mit dem in Auftrag gegebenen Buch ein Denkmal setzen.
Während ihrer Recherchen wird Alex auf Tommy, einen kleinen Jungen, aufmerksam, der wohl 1968 unter ungeklärten Umständen ertrank und gerade als Alex versucht tiefer in die damaligen Geschehnisse einzutauchen und rauszufinden was damals wirklich mit Tommy geschah, stößt sie im Wald auch noch auf eine ganz aktuelle Leiche. Hängt diese etwa mit den alten Geschehnissen zusammen?
Im Großen und Ganzen hat mir der Roman gut gefallen, auch wenn ich ihn eher als Mystery-Krimi bezeichnen würde als als Thriller. Die Geschichte ist mysteriös und interessant und die Vermischung der alten Geheimnisse und der Gefahren in der Gegenwart macht sie noch etwas interessanter. Allerdings hat mich die Geschichte nicht zu 100% überzeugt: etwas nervig fand ich Alex, die mir etwas zu ich-bezogen und selbstmitleidig um sich selbst kreist (vor allem dafür, dass sie ständig betont wie sehr sie Tommys Schicksal nicht loslässt). Und auch die zumindest angedeuteten romantischen Avancen zwischen Alex und anderen Charakteren im Buch fand ich für die Handlung und das Genre eher überflüssig. Davon abgesehen aber trotzdem ein guter Krimi.
Gelesen wird das Buch sehr gelungen von Heidi Jürgens (die die tatsächliche Handlung komplett liest) und Wolfgang Berger, der dazwischen eingeschobene Gerichtsprotokolle aus den 80er Jahren vorliest. Heidi Jürgens liest sehr lebendig und variiert sehr gut zwischen Alex und den anderen Charakteren, so dass es sehr viel Spaß macht das Buch als Hörbuch zu hören.
