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Hörbuch-Tipp: „You’d Be Home Now“ von Kathleen Glasgow

„You’d Be Home Now“ von Kathleen Glasgow ist ein Young Adult Roman dessen zentrales Thema etwas ernsthafter und dramatischer ist als es sonst oft der Fall ist. Schon das Cover – verziert mit einigen Pillen – lässt erraten worum es geht: Drogensucht bei Teenagern und die generelle Drogen-/Opiodkrise in den USA (deren Ausmaße für uns in Deutschland trotz vieler Filme und Berichte darüber finde ich immer noch schwer vorstellbar ist).
Hauptperson des Buches ist die Jugendliche Emory, die in ihrer Familie nach eigenem Gefühl ein Schattendasein führt. Ihre ältere Schwester Maddie ist schön, erfolgreich und selbstbewusst. Ihr Bruder Joey dagegen ist das Schwarze Schaf der Familie: drogensüchtig und am Anfang des Buches gerade in der Entzugsklinik gelandet, nachdem sein ebenfalls drogensüchtiger Freund Luther einen Autounfall verursacht hat, bei dem Emory sich schwer am Knie verletzte und eine andere Schulkameradin sogar ums Leben kam.
Emory fällt in ihrer Familie weder positiv noch negativ besonders auf und fühlt sich in ihrer Familie deswegen nicht wohl, auch die super kritische und extrem kontrollierende Mutter (die ihren Kindern sogar den Umgang mit Freunden verbietet oder erlaubt) macht das Familienleben nicht gerade angenehm. Emorys Rebellionen geschehen ganz heimlich, ansonsten hat sie es sich zur Aufgabe gemacht die Auswirkungen der Suchtprobleme ihres Bruders möglichst erfolgreich zu vertuschen, auch wenn sie alles damit natürlich nur noch schlimmer macht…

Die Geschichte wird in der Ich-Form aus Sicht von Emory erzählt und beim Hörbuch sehr gut und für eine Teenagerstimme glaubwürdig und sympathisch von Nora Schulte gelesen. Generell höre ich am Liebsten Hörbücher die sehr dynamisch sind und viele Dialoge enthalten, aber Nora Schulte hat es geschafft, dass mich auch dieses aus Sicht einer Person erzählte Hörbuch durchgehend gefesselt hat.

Das Buch an sich hat mir auch gut gefallen. Joeys Drogensucht und die Auswirkungen auf seine Familie wird soweit ich es beurteilen kann realistisch und nicht romantisiert erzählt und das Buch hebt sich von den typischen Young Adult Roman durch seine Thematik ab. Kleinere Schwächen gab es aus meiner Sicht auch: handlungstechnisch passiert in dem Roman gar nicht sooo viel, dafür werden viele verschiedene Teenie-Themen aufgegriffen, das wirkt vielleicht minimal überladen. Trotzdem hat mir das Buch wirklich gut gefallen und wer sich an das Thema heranwagen will, erhält auf jeden Fall ein sehr gelungenes Hörbuch.

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Young-Adult-Tipp: „Clean“ von Juno Dawson

Letzte Woche habe ich mir mit „Clean“ von Juno Dawson einen Young Adult Roman ausgesucht, der in einem etwas anderen Milieu spielt als die typischen „High School“ Geschichten, die man sonst oft liest und in denen normale Teenager „wie Du und ich“ die Hauptrolle spielen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht das 17-jährige IT-Girl Lexi Volkov aus London. Lexis Vater ist eine Art russischer Oligarch, der in Großbritannien mit einer eigenen Luxus-Hotelkette zu Ruhm und Reichtum gekommen ist.
Lexi und ihr Bruder Nikolai führen entsprechend ein ziemliches Luxusleben, sie leben meist in einem der Hotels ihres Vaters, gehen auf Parties und Rote Teppiche, umgeben sich mit anderen Sternchen und haben quasi alles das man sich vorstellen kann (der Gedanke an eine Art Britische Version der Hilton Schwestern drängt sich auf).

Trotzdem läuft im Leben von Lexi gerade nichts wirklich rund, denn am Anfang des Buches wird sie gerade von ihrem Bruder in einer Luxus-Entzugsklinik auf einer abgelegenen Insel im wahrsten Sinne des Wortes abgeladen, nachdem sie nach einer Party mit ihrem älteren Freund Kurt fast an einer Überdosis Heroin gestorben wäre. Lexi ist anfangs allerdings der Meinung keineswegs ein ernsthaftes Drogenproblem zu haben und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Einweisung…doch ihr Bruder bleibt hart.

Soweit die Prämisse des Buches. Die einzelnen Kapitel sind im Stil eines 12-Punkte-Programms für Abhängige aufgebaut und thematisieren als Kapitelüberschrift jeweils ein Ziel aus einem typischen 12-Punkte Programm. Die ersten Kapitel behandeln Lexis körperlichen Entzug und ihre ersten Begegnungen mit den anderen „Klienten“ der Klinik, die alle aus eher reichem Haus stammen und auf irgendeine Art und Weise unter einer Suche leiden. Die späteren Kapitel beschäftigen sich eher mit Lexis Entwicklung und ihrer Beziehung zu ihrer Familie und den anderen Patienten, mit ihrer Vergangenheit, ihrer toxischen Beziehung zu Kurt und damit wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass sie mit einem ernsthaften Drogenproblem in der Klinik landete.

Ich war mir nach Ansicht von Cover und Klappentext nicht ganz sicher wie gut mir das Buch gefallen würde, da es doch ein bisschen so aussah als könnte es sich dabei um so eine Art Luxus-Seifenoper-Geschichte (im Stile von amerikanischen TV-Soap-Operas) handeln, die potentiell kitschig sein könnte.
Allerdings wurde ich dann mehr als positiv überrascht. Lexi ist trotz ihrer Schwierigkeiten und Privilegien doch eine überwiegend sympathische Hauptfigur, die ihre Geschichte mit viel Ironie und Witz in der Ich-Perspektive erzählt. Und das Buch findet einen guten Mittelweg darin wirklich ernsthafte Themen zu behandeln und trotzdem einen hohen Unterhaltungswert und viel Lockerheit und Leichtigkeit zu besitzen. Auch der Schreibstil ist durchweg mitreissend und auf einem hohen Niveau.
Natürlich darf auch die für einen Young Adult Roman obligatorische Liebesgeschichte nicht fehlen, die aber nicht zu sehr dominiert und auch durchaus gut zur Handlung passt.

Es gab einige wenige Stellen, die ich trotzdem etwas zu kitschig fand, so gibt es zum Beispiel auf der Insel auch einen Pferdestall für die Patienten und klischeehafterweise trifft Lexi dort auf einen verwilderten großes schwarzen Wallach namens Storm (kicher), der sich nicht zähmen lässt, woraufhin sie natürlich die Sache in die Hand nimmt und eine besondere Beziehung zu ihm aufbaut und so weiter und so fort, …was definitiv zu Wendy/Ostwind-mäßig rüberkam und auch gar nicht so recht zum Rest des Buches passen wollte (zumal einige Dinge erfahrenen Pferdeleute fachlich irritieren werden, so ist der gute Storm ein hoffnungsloser Fall, weil er „schon“ 3 Jahre alt ist und immer noch nicht geritten werden kann). Das wirft wirklich die Frage auf, warum es keine Autoren von Teenie Romanen gibt, die es schaffen über Pferde zu schreiben ohne völlig verkitscht und unrealistisch zu werden (die letzten guten Jugendromane in denen Pferde einigermaßen realistisch dargestellt werden stammen vermutlich noch aus den 80ern wie z.B. „Britta und ihre Pferde“ oder „Bille und Zottel“), weswegen man als Reiter bei Pferdebüchern und -filmen eigentlich immer nur schreiend die Flucht ergreifen kann. Da das Pferdethema im Buch allerdings nur ca. 5% der Zeit überhaupt vorkommt, kann man über diese Kleinigkeit gut hinwegsehen.

Davon mal abgesehen fand ich das Buch wirklich sehr gut und sehr kurzweilig und unterhaltsam. Vom Schreibstil ist es definitiv auch für Erwachsene gut geeignet.