„Letztendlich waren wir auch nur verliebt“ von William Hussey hat für einen Young Adult Roman eine etwas außergewöhnliche und traurige Ausgangssituation, denn das verliebte Paar um das es in dem Roman geht wird direkt am Anfang brutal auseinander gerissen: Der schüchterne, bisher ungeoutete und nicht besonders beliebte Dylan verliebte sich Hals über Kopf in seinen neuen Mitschüler Ellis, der so ganz anders ist als Dylan: selbstbewusst, provokant, schillernd und offen queer. Einige Monate wie auf einer Achterbahn verbringen Dylan und Ellis zusammen, dann wird ihre Beziehung überraschend öffentlich, denn jemand hat die beiden heimlich gefilmt und das Video auf Instagram geteilt. Dylan nutzt die Gelegenheit sich zu outen und eigentlich wäre nun erst Recht alles Bestens, aber in der gleichen Nacht gibt es einen folgenschweren Unfall und Ellis kommt ums Leben.
Die Ereignisse überschlagen sich also schon ganz am Anfang des Romans und ähnlich turbulent und leidenschaftlich wie der Beginn ist auch das ganze Buch. Während Dylan in der Gegenwart von Schuldgefühlen überwältigt wird, ist er gleichzeitig sicher, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Er ist sich sicher, dass er in der Unfallnacht von einer unbekannten Person gerettet wurde, die Ellis bewusst sterben liess. Während Polizei und auch sein Umfeld dies skeptisch als Symptom seiner Schuldgefühle als Überlebender sieht, ist Dylan fest entschlossen herauszufinden wer die Person war. Außerdem will er Ellis verborgene Geheimnisse lüften, denn dieser benahm sich in den letzten Monaten teilweise merkwürdig…
Das Buch erzählt abwechselnd von der Zeit nach Ellis Tod und abwechselnd erfährt der Leser was in den vergangenen Monaten passiert ist, von Dylans und Ellis erstem Kennenlernen bis hin zu der tragischen Nacht in der Ellis ums Leben kann.
Die Themen im Buch sind also sehr vielfältig: Coming out, Konflikte mit den Eltern, eine Liebesgeschichte, Dylans Beziehung zu seinem besten Freund Mike und dazu Dylans Recherchen, die dem Buch fast ein bisschen den Anschein eines Krimis gibt. Das klingt in der Beschreibung irgendwie überladen, aber in der Praxis funktioniert das Buch einfach, alles fügt sich nahtlos und harmonisch ineinander, die Charaktere sind sympathisch, stark und liebevoll gezeichnet und werden für den Leser lebendig.
Für mich deswegen ein wirklich außergewöhnlich guter Young Adult Roman, der aus der Masse heraussticht, spannend und charmant ist und trotz der Tatsache, dass eine Hälfte des Liebespaares tot ist, trotzdem unheimlich romantisch ist. Für mich eines der Lese-Highlights 2022.