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Buch-Tipp: „Enid Blyton. Geheimnis hinter grünen Hecken – von Maria Regina Kaiser“

Das Buch „Enid Blyton. Geheimnis hinter grünen Hecken“ von Maria Regina Kaiser hat mich zuerst mal überrascht, da ich beim ersten Lesen des Klappentextes etwas unaufmerksam war und nicht bemerkte, dass es sich bei dem Buch um eine Romanbiografie handelt. So erwarte ich zunächst eine Sachbuch-Biografie. Mein Irrtum wurde mir aber schon beim Lesen des Prologs klar und inzwischen habe ich auch recherchiert, dass die Autorin auf Romanbiografien spezialisiert ist und zum Beispiel auch schon welche über Selma Lagerlöf und Astrid Lindgren geschrieben hat. 

Enid Blyton ist eine Autorin, die in meiner Kindheit definitiv eine große Rolle gespielt hat, habe ich doch einige ihrer Bücherreihen mit Begeisterung verschlungen, vor allem die „Abenteuer“-Reihe, Fünf Freunde, sowie die Internatsgeschichten rund um Hanni und Nanni und Dolly. Ich vermute die meisten lesebegeisterten Kinder aus meiner Generation dürften mit Enids Büchern mehr als vertraut sein. 

Über ihr Leben wusste ich aber bisher noch nicht allzu viel (bis auf einige vagen Berichte darüber, dass sie kein besonders gutes Verhältnis zu ihren eigenen Kindern bzw. ihrer jüngeren Tochter hatte). Dass ich sehr unwissend mit der Romanbiografie begann, war sicher eine sehr gute Sache, denn so war fast alles im Buch neu für mich.

Das Buch erzählt in teils etwas sprunghaften Episoden in eher einfacher Sprache aus Enids Leben, beginnend mit ihrer frühen Kindheit bis hin zu ihrem Tod. Und dieses Leben war definitiv interessant, außergewöhnlich und Enids durchaus etwas turbulentes Privatleben hätte vielleicht ein noch deutlich längeres Buch füllen können ohne im Geringsten langweilig zu werden. Die große Stärke der Romanbiografie liegt für mich darin, dass sie sehr sehr kurzweilig und unterhaltsam ist und man sich wirklich direkt ins Leben von Enid versetzt fühlt, der Autorin gelingt es hervorragend Enid Blyton zum Leben zu erwecken und dem Leser einen Einblick in ihrer teils sicher etwas schwierigen und widersprüchlichen Charakter zu geben. Trotzdem hätte ich mir manchmal eine vielleicht minimal tiefgründigere oder poetischere Sprache gewünscht, das ist aber Geschmacksache und nur eine Kleinigkeit.

Natürlich ist es bei so einer Romanbiografie immer etwas schwer zu sagen, wo die Fakten aufhören und Fiktion anfängt, parallele Recherchen zum Buch haben aber gezeigt, dass alle Episoden, die im Buch vorkommen, wohl weithin bekannt waren (weswegen ich denke, dass jemand der mit Enids Leben schon sehr vertraut ist, vermutlich nicht viel „Neues“ im Buch lernen wird, aber dennoch vermutlich sehr gut unterhalten wird). Ich fand es auch sehr spannend durch das Buch mehr über Enids Ehemänner, potentielle lesbische Affäre(n), Kinder und sonstigen Weggefährten zu erfahren. Auch super spannend fand ich zu erfahren, wie viel an Enids Werk bei der Übersetzung ins Deutsche verändert wurde, auch über diese Aspekte klärt dieses Buch nebenher und vor allem im Nachwort auf. 

Ich finde es sehr interessant, dass es bei Kinderbüchern oft eine sehr emotionalisierte Debatte darüber gibt, was für Kinder „geeignete“ Inhalte sind (als ob Kinder nicht selbst denken können und sich nicht selbst eine eigene Meinung bilden können), dass Kinderbuchautor*innen oft nicht ernst genommen werden und ihre Bücher frei umgeschrieben, anders zusammengestellt und weiter geschrieben werden und die Autor*innen aber gleichzeitig kritisiert werden und wurden, wenn sie nicht literarisch und gesellschaftlich relevant genug schreiben. Und das obwohl man ihnen oftmals zumindest in der Vergangenheit nicht genauso viel Respekt zollt wie Autor*innen, die primär für Erwachsene schreiben.

Was im Buch nicht wirklich im Mittelpunkt steht, ist die Entstehung von Enids Büchern und ihre Figuren und Inhalte, wer auf der Suche nach einer detaillierten Werksbiografie ist, ist mit diesem Buch nicht an der richtigen Adresse. Abgerundet wird das Buch dafür mit einem ausführlichen Nachwort zur Einordnung, Glossar, Personen- und Haustier(!)-Register und einer ausführlichen Zeitleiste. 

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Roman-Biografie über Michael Ende: „Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit“

„Die ganze Welt ist eine große Geschichte, und wir spielen darin mit“ von Charlotte Roth ist eine Romanbiografie über den Schriftsteller Michael Ende. Wie vermutlich die meisten Kinder habe ich dessen berühmtesten Bücher „Lukas und der Lokomotivführer“, „Momo“ und „Die unendliche Geschichte“ als Kind begeistert gelesen (und vor allem die Augsburger Puppenkisten Adaption vom Lukas geliebt). Mit seinem Leben und seiner Entwicklung als Autor habe ich mich aber nie näher beschäftigt. Trotzdem hat mich die Idee einer Romanbiografie über sein Leben sofort angesprochen, schon alleine durch den sehr faszinierenden und inspirierenden Titel.

Die Geschichte beginnt schon vor der Geburt Michael Endes, mit dem Kennenlernen seiner Eltern Edgar Ende und seiner Mutter Luise. Edgar Ende ist Künstler und Maler, vor und auch nach Michaels Geburt in Garmisch-Partenkirchen nur mit sehr wechselhaftem und unzuverlässigem kommerziellen Erfolg gesegnet. Michaels Mutter liebt ihren kleinen Sohn abgöttisch, eine Liebe die schon in den ersten Jahren des Familienlebens bei mir beim Lesen ein etwas unwohles Gefühl hervorrief, obwohl nichts im Text eine Erklärung dafür lieferte. Das das Gefühl etwas gerechtfertigt war, zeigte sich im späteren Verlauf des Buches allerdings noch, denn die Liebe von Michaels Mutter erschien dann später doch oft als durchaus „erdrückend“. Auch der starke Zusammenhalt der armen aber glücklichen Familie aus den ersten Jahren bleibt nicht lange erhalten, so dass Michaels Kindheit zuerst durch viele erbitterte Streitereien der Eltern und dann auch noch durch die Gräuel der Nazi-Zeit geprägt sind. Trotzdem bekommt Michael von seinen Eltern schon immer ein Faible für Kunst, Fantasie und Träumereien vermittelt. Nachdem es beruflich für seinen Vater zuerst etwas bergauf ging, wird dessen Kunst während der Nazizeit zu entarteter Kunst erklärt und verboten, die Familie landet wieder ganz am Anfang und kann sich nur durch die Arbeit der Mutter als Heil-Masseurin mit Mühe und Not in einer kleinen Münchner Wohnung über dem Wasser halten.

Beeindruckend fand ich bei dem Teil der Geschichte die Erzähl- und Bildkraft der Autorin Charlotte Roth, die den Einfluss der schwierigen Zeit auf das Kind Michael so lebhaft vermittelte, dass es für mich eine der eindrücklichsten und bewegendsten Schilderungen einer Kindheit im 3. Reich war, auch wenn das hier nur einen relativ kleinen Teil der Geschichte ausmachte. So lernte ich auch in diesem Buch das erste Mal welchen Einfluß diese Kindheitserfahrungen zum Beispiel auf die Entstehnung von „Momo“ waren und was Hintergrund und Inspiration für die Zeit stehlenden Grauen Herren waren, etwas das mir als Kind nicht bewußt war.

Der 2. Teil des Buches beschäftigt sich dann entsprechend einerseits überwiegend mit Michael Endes schriftstellerischer Karriere, die durch bemerkenswert viele Zweifel, Schreibblockaden und Fehlschläge geplagt war und andererseits mit seinen Beziehungen zu seiner ersten Ehefrau, der Schauspielerin Ingeborg Hoffmann, deren großen Einfluss auf sein künstlerisches Schaffen, sowie seinem etwas schwierigem Verhältnis zum Thema Treue. Besonders interessant fand ich auch zu erfahren wie schwierig und für den Autor deprimierend der Prozess der Verfilmung von „Die unendliche Geschichte“ verlief und wie unzufrieden und verhasst der endgültige Film für Michael Ende war (er wurde nur unter Androhung einer für seinen Verlag und ihn selbst existenzbedrohenden Klage dazu genötigt sich nicht mehr gegen den Film zu positionieren) . Da ich den Film als Kind gar nicht so schrecklich fand (obwohl ich die Kritik von Michael Ende aus dem Buch jetzt im Nachhinein schon gut nachvollziehen kann und es auch als Kind schon etwas merkwürdig fand, dass Fuchur aussieht wie ein putziger Hund), war das quasi erst mal etwas schockierend. Aber genauso habe ich erst dieses Jahr erfahren, dass Stephen King die doch sehr kultige Verfilmung von „Shining“ mit Jack Nicholson hasste. Vermutlich kommt es gar nicht so oft vor, dass eine Romanverfilmung die künstlerischen Ansprüche des Autors erfüllt.

Sprachlich und stilistisch fand ich das Buch wirklich herausragend und auch sonst hat es mir immens Spaß gemacht auf diese Art und Weise mehr über den Autor Michael Ende und seine Werke zu erfahren. So erhält man als Leser nochmal einen ganz anderen Zugang zu den Texten und Figuren eines Autors und ich habe richtig Lust bekommen die Klassiker von Michael Ende unter diesen neuen Voraussetzungen mal wieder zu lesen. Fans von Biografien (man sollte sich bewusst sein, dass bei einer Romanbiografie der künstlerische Ausdruck vor 100% Faktentreue steht, was im Vorwort auch betont wird) und Fans von Büchern über Autoren und Literatur, sowie allen Lesern, die Michael Endes Bücher mögen empfehle ich das Buch uneingeschränkt.