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Buch-Tipp: „Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron“ von Yade Yasemin Önder

Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron“ ist das Literatur-Debut von Yade Yasemin Önder. Der lyrische, teils wilde, sehr intensive Roman erzählt von Kindheit,Jugend und jungem Erwachsenenleben einer namenlosen Ich-Erzählerin. Die Mutter Deutsche, der stark übergewichtige Vater stammt aus der Türkei und ist laut der Tochter „zu fast nichts zu gebrauchen, das mit Schwerkraft zu tun hat“. Die ersten Jahre sind geprägt durch Erinnerungen an eine Familie, die nicht perfekt ist, die Ecken und Kanten hat, durchmischt mit vagen Erinnerungen an „Heimat“-Urlaube in der Türkei. Als der Vater bei einem Unfall mit einer Kreissäge stirbt, erfolgt ein Bruch, zurück bleiben Mutter und Tochter, die sich nicht verstehen, die sich aneinander reiben…Erzählt wird die Entwicklung nicht chronologisch, sondern in kurzen, intensiven Episoden, die in der Zeit springen und auch im Stil, manchmal ganz klar und realitätsnah, manchmal kreativ, absurd und eher wie ein Traum, künstlich übertrieben und manchmal schwer verständlich, trotzdem authentisch und berührend.

Die Themen des Buches sind Familie, Identität, Heimat, Körpergefühl, Essstörungen, Sex und Selbstfindung, sehr viel gepackt in ein Format, dass sicher vom Stil nicht jeden ansprechen wird, aber für mich sehr gut funktioniert hat, die Geschichte hat eine Sogwirkung, die Personen werden lebendig, obwohl man oft nur Bruchstücke erfährt. Ein spannendes und intensives Debut von einer Autorin, von der man hoffentlich noch viel hören wird.