„Durst“ ist der neueste Thriller aus der „Harry Hole“ Reihe von Jo Nesbo, aus der ich schon einige Bücher gelesen habe. Inzwischen ist Harry Hole offiziell gar kein Polizist mehr, sondern arbeitet als Hochschuldozent und ist mit seiner Ehefrau Rakel und Stiefsohn Oleg quasi häuslich geworden.
In seiner alten Polizeidienststelle leitet die junge Polizistin Katrine Bratt die Ermittlungen und es erwartet sie ein besonders gruseliger Fall, eine junge Frau wird quasi ausgeblutet mit durchgebissener Kehle aufgefunden und es scheint als sei der Täter ein Mensch gewesen, ein Mörder der wohl Gefallen daran findet, das Blut seiner Opfer zu trinken. Zu finden scheint er die Opfer über die Dating-App Tinder…und schon bald nach dem ersten Mord gibt es ein zweites Opfer. Der ehrgeizige (und wirklich sehr unsympathische) Polizeichef Mikael Bellmann träumt indes von einer großen Karriere als Justizminister und möchte auf keinen Fall, dass ein ungelöster Mordfall seinen Aufstiegschancen im Wege steht, weswegen er um jeden Preis versucht Harry Hole wieder für die Ermittlungen zu gewinnen. Zu dem Sonderermittlungsteam kommt noch ein junger talentierter Polizist namens Anders Wyller und ein selbsternannter Professor für Vampirismus, der in der Vergangenheit für sein Forschungsfeld viel Spott einstecken musste, jetzt aber hochgefragt ist…aber grade als die Ermittlungen Fahrt aufnehmen wird auch noch Harrys Frau schwer krank…
Soweit die Prämisse des Buches, auch wenn der Hintergrund etwas reißerisch daherkommt, handelt es sich um einen intelligenten psychologischen Thriller mit interessanten Charakteren in dem viele falsche Fährten gelegt werden und so einige erwartete und unerwartete Wendungen auftauchen. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten, auch wenn es für einen Psychothriller vielleicht nicht total innovativ ist, sondern eher ein klassischer Vertreter mit allen Zutaten, die man von so einem Thema so erwartet. Das Ende ist sehr spannend und führte bei mir durchaus dazu, dass ich das Buch die letzten 100 Seiten nicht mehr aus der Hand legen konnte, genau wie man es von einem guten Thriller erwartet. Einzige Schwäche des Buches war für mich, dass doch sehr offensichtlich einzelne Personen als „potentielle Verdächtige“ inszeniert werden und es dann nur noch darum geht, wer von ihnen tatsächlich etwas zu verbergen hat und bei wem es sich um eine falsche Fährte handelte. Für sehr erfahrene Krimileser waren diese Konstrukte doch etwas sehr offensichtlich, was dem Lesespaß aber trotzdem keinen Abbruch tat.