„Teen couple have fun outdoors“ von Aravind Jayan ist mir direkt wegen des Titels und dem auffälligen Cover ins Auge gesprungen. Da ich schon viele Bücher von indischen Autoren gelesen habe und die indische Kultur und deren Widersprüchlichkeiten sehr faszinierend finde, konnte ich an diesem Buch definitiv nicht einfach vorbeigehen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine typische indische Mittelstandsfamilie. Die Eltern haben sich hochgearbeitet und gerade ein neues Auto, einen Honda Civic gekauft. In einer indischen Vorortsiedlung ein super Weg einen guten Eindruck in der Nachbarschaft zu machen. Doch Sree, der älteste Sohn, Anfang 20, verhält sich komisch, möchte nicht aus seinem Zimmer kommen. Wenige Tage später ist klar warum, Sree und dessen Freundin Anita wurden in aller Öffentlichkeit bei sexuellen Handlungen gefilmt, das Video kursiert im Internet und für Srees Eltern bricht eine Welt zusammen.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Srees 20-jährigem jüngerem Bruder. Dieser ist hin und hergerissen zwischen Verständnis für seine Eltern und seinem Bedürfnis loyal zu seinem Bruder zu sein. Nachdem der nach einem Streit mit dem Vater auszieht und zusammen mit Anita in einem heruntergekommenen Appartment eines Freundes unterkommt, versucht Srees Bruder zu vermitteln, doch sein eigenes Verhältnis zu seinem Bruder leidet immer mehr unter der Situation und als auch noch Anitas Eltern von dem Video erfahren eskaliert die Situation immer mehr.
Mir hat das Buch gut gefallen, die Widersprüche zwischen den teils sehr progressiven und westlich geprägten jungen Indern und alten Moralvorstellungen der Eltern sind gut herausgearbeitet und auch in Srees Bruder selbst scheinen sich diese Widersprüche einen ständigen Kampf zu liefern. Auf der emotionalen Ebene berührte mich das Buch allerdings nicht so stark wie vielleicht möglich gewesen wäre, was daran liegen darf, dass der Ich-Erzähler sehr nüchtern von den Ereignissen berichtet. Trotzdem ein sehr starkes Buch eines jungen indischen Autors.