Bücher

Buch-Tipp: „Yoga Town“ von Daniel Speck

„Yoga Town“ von Daniel Speck hat mich als Yoga-Begeisterte natürlich schon allein vom Titel her angesprochen. Von den anderen Büchern des Autors habe ich zwar schon gehört, aber noch keines gelesen. Bei „Yoga Town“ wusste ich rein von der Beschreibung her nicht genau was mich erwartet, war dann aber auf jeden Fall positiv überrascht. Die Yogalehrerin Lucy aus Berlin befindet sich am Anfang des Buches in einer schwierigen Phase, sie hat sich von ihrem Lebenspartner getrennt, schläft übergangsweise im Yogastudio und hadert mit ihrer eigenen Spiritualität. Genau in diesem Moment taucht ihr Vater Lou auf, der sich Sorgen um Corinna, Lucys Mutter und seine Ex-Frau macht, denn die scheint verschwunden zu sein. Gemeinsam finden die beiden heraus, dass Corinna wohl nach Rishikesh gereist ist, der spirituellen Metropole der Hippie Bewegung. Schon 1968 waren Lou und Corinna dort und Lucy kennt die Geschichten von damals nur romantisiert und ausgeschmückt von Lou: zusammen mit den Beatles und anderen Promis verbrachten er, sein Bruder Marc, Corinna und Lous damalige Freundin Marie längere Zeit in einem Ashram mit dem Meditations-Guru Maharishi und versuchen sich an der transzendentalen Meditation. Lucy weiß, dass Lous Bruder Marc auf dieser Reise verstorben ist und dass sie selbst damals dort gezeugt wurde, doch über Genaueres hielten sich Lou und Corinna immer bedeckt. Lucy ahnt intuitiv, dass sie nie die ganze Wahrheit über diese Zeit erfahren hat. Ist Corinna deswegen nach Indien gefahren, um mit der Vergangenheit ihren Frieden zu machen? Lucy und Lou machen sich auf die Suche nach ihr und reisen ebenfalls nach Indien.

Das Buch ist sehr komplex und vielschichtig und deswegen auch schwierig einfach nur kurz zusammen zu fassen und auf den Punkt zu bringen. Die Geschichte wird in parallelen Zeitsträngen erzählt, die aktuellen Geschehnisse in 2019 und die Reise auf dem Hippie Trail von Marc, Corinna, Lou und Marie in 1968, wobei der Teil in der Vergangenheit etwas mehr Raum einnimmt (zumindest wirkte es beim Lesen auf mich so). Dabei wurde mir (1979 geboren) erst mit der Zeit klar, dass die Geschehnisse rund um die Beatles in Rishikesh mehr oder weniger auf tatsächlichen Begebenheiten beruhen (was ich nebenher recherchiert habe und so auch noch mehr über die Entstehung von Beatles Songs wie „Dear Prudence“ und „Sexie Sadie“ erfuhr), die Verflechtungen zu den Hauptcharakteren des Buches sind natürlich fiktional, aber so clever gemacht, dass es immer so wirkt als hätte alles wirklich so passiert sein können. Man fiebert mit den Protagonisten des Romans mit, damals und heute, die alle nicht perfekt sind, aber alle menschlich, alle auf der Suche nach sich selbst und miteinander verwoben, auf eine Art und Weise, die sich Schicht für Schicht aufdeckt. Insgesamt ein Buch, dass sich für alle Menschen empfiehlt, die die Hippie Zeit miterlebt haben, für Beatles Fans, für Yoga-Fans, für Meditationsinteressierte, aber auch für alle die gerne Familiengeschichten und Generationenromane lesen und mehr über eine spannende Zeit der Vergangenheit lernen möchte. Für mich bot das Buch viel Spannendes und Neues und aktuell höre ich noch die zum Buch gehörende Playlist, die auf den bekannten Streaming Plattformen abgerufen werden kann und kann so noch weiter in die Musik aus dieser Zeit eintauchen.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Eine Idee von Mord“ von Anne Holt

„Eine Idee von Mord“ von Anne Holt ist schon der 3. Krimi in der Reihe rund um die eigenwillige Ermittlerin Selma Falck. Da ich schon die ersten beiden Teile als Hörbuch gehört habe und wissen wollen wie es mit Selma weiter geht, habe ich mich auch beim dritten Band für das Hörbuch entschieden.

Zum Buch: gerade hat sich Selma Falck von den lebensbedrohenden Strapazen ihres letzten Falles erholt, schon scheint sie wieder zur Zielscheibe zu werden. Während sie mit 2 Freundinnen in einem Cafe sitzt, wird sie von einem Streifschuss an der Schulter getroffen, dieser tötet ihre Freundin Linda, die neben ihr saß. Diese ist Parlamentsabgeordnete und nicht nur Selma fragt sich: war sie das eigentliche Ziel des Attentats oder sollte es tatsächlich Linda treffen? Doch als bald darauf noch andere Morde geschehen, wird schnell klar, dass dieser Fall deutlich komplexer und undurchsichtiger ist als zunächst angenommen.

Insgesamt hat mir auch dieser Band wieder gefallen und da mir die Hauptcharaktere, vor allem Selma und ihr Bekannter Einar trotz oder wegen der zahlreichen Ecken und Kanten ans Herz gewachsen sind, werde ich bei der Reihe sicherlich dabei bleiben. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich den Fall diesmal etwas langatmig fand, was meiner Meinung auch daran lag, dass neben dem Journalisten Lars Winter noch weitere Charaktere hinzu kamen, die scheinbar ähnliche Funktionen im Buch ausführten und dadurch etwas austauschbar wirkten. Trotzdem wieder ein kreativer und vielschichtiger Krimi.

Gelesen wird das Buch wie immer von Katja Bürkle, die einen guten Job macht, vor allem gefällt mir wie sehr sich die verschiedenen gelesenen Charaktere voneinander unterscheiden und dass auch die Männerstimmen von ihr immer authentisch und glaubwürdig klingen. Ein wenig mehr Dynamik würde mir eventuell trotzdem sogar noch etwas besser gefallen, allerdings liegt die fehlende Dynamik vermutlich weniger an der Sprecherin, sondern mehr daran, dass die  Selma Falck Krimis von Anne Holt generell sehr ausufernd geschrieben sind. Etwas mehr straffen könnte man die Bücher meiner Meinung nach, ohne dass Qualität verloren ginge.