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Buch-Tipp: „Die Ausweichschule“ von Kaleb Erdmann

„Die Ausweichschule“ von Kaleb Erdmann ist das zweite Buch das ich mir dieses Jahr von der Longlist des Deutschen Buchpreises herausgesucht habe und auch dieses Buch hatte es auf jeden Fall verdient auf die Shortlist zu kommen, auch wenn es am Ende nicht gewonnen hat. Das Buch beschäftigt sich mit dem Amoklauf in Erfurt der 2002 im Gutenberg-Gymnasium verübt wurde und bei dem der Täter 16 Menschen ermordete. 

Viele Jahre später arbeitet der Ich-Erzähler von „Die Ausweichschule“, der den Amoklauf als Kind miterlebte, an einem Buch über das damalige Geschehen, hadert aber damit ob es überhaupt in Ordnung ist, sein damaliges Trauma literarisch zu verarbeiten und versucht zu ergründen warum der Amoklauf über 20 Jahre später durch eine Zufallsbegegnung wieder so präsent in seinem Denken geworden ist. Bei dem Buch handelt es sich somit um ein Genre, dass die letzten Jahre sehr beliebt geworden ist: Autofiktion, denn der Autor Kaleb Erdmann war tatsächlich Schüler am Gutenberg-Gymnasium und hat den Amoklauf überlebt.

Es handelt sich also gewissermaßen um einen Meta-Roman, der in weiten Teilen den Schaffens- und Denkprozess des Autors zum Inhalt hat. Dies funktioniert aber ganz hervorragend, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht wenig zugänglich klingt. Mich hat das Buch aber sehr abgeholt und auch angeregt, mich weiter mit dem Thema und Literatur zu beschäftigen und somit ist das „Experiment“ für mich absolut gelungen und empfehlenswert, vor allem da das Buch sich durch den leisen und feinen Humor auch trotz des schweren Themas Leichtigkeit bewahrt.

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Young Adult Tipp: „Bis die Zeit verschwimmt“ von Svenja Buchner

„Bis die Zeit verschwimmt“ von Svenja Buchner ist ein Young Adult Roman, der ein schwieriges Thema angeht. Die 15-jährige Helene Mey und ihre Freundin Cassie sind unzertrennliche Freundinnen. Bis zu dem Zeitpunkt als ein ehemaliger Mitschüler der beiden an der Schule einen Amoklauf begeht. Cassie ist unter den Toten und Helene hadert mit ihrem Überleben, Schuldgefühlen und ihrer Wut. Sie erträgt die Vorstellung nicht, dass der Täter Cassie zufällig ausgewählt hat und möchte unbedingt herausfinden, ob der Täter Cassie oder die anderen Opfer kannte, um einen Sinn hinter der Tat zu finden. Etwas Halt in dieser schwierigen Zeit gibt ihr nur ihre Freundschaft zu dem zwei Jahre älteren Erik, für den aber auch Cassie vor ihrem Tod schwärmte. Als Erik Interesse an Helene zu zeigen beginnt, möchte sie dieses deswegen erstmal gar nicht zulassen…

Der Roman hat also die typischen Zutaten eines Young Adults Romans, auf der einen Seite ein durchaus schweres Thema, das für viele Teenager Relevanz haben dürfte. Auf der anderen Seite die im Genre fast schon obligatorische Liebesgeschichte. Vom Schreibstil hat mir das Buch hervorragend gefallen, der ist eingängig, trotzdem durchaus etwas poetisch und Helene ist ein sehr interessanter und vielschichtiger Hauptcharakter, nicht auf den ersten Blick liebenswert, oft in ihrem Zorn egoistisch und etwas rücksichtslos, aber mit dem Herz auf dem rechten Fleck.

Ihr Trauerprozess und wie sie langsam ins Leben zurückfinden wird ist glaubhaft beschrieben, die Liebesgeschichte ist einfühlsam und nicht kitschig und die Thematik rund um die Nachwirkungen eines Amoklaufs auf Freunde, Familie und Helene selbst wird im Buch gut herausgearbeitet. Lediglich den Epilog des Buches fand ich vom Stil etwas mit dem Rest brechend und für mich wäre er auch nicht wirklich nötig gewesen.