„Reise durch ein fremdes Land“ von David Park ist ein sehr lyrisches nordirischer Roman. Er spielt kurz vor Weihnachten in einem Jahr in dem Großbritannien von starkem Schneefall betroffen ist. Die Straßen sind verschneit und kaum befahrbar, die Flughäfen geschlossen und der Fotograf Tom setzt sich ins Auto um von Belfast nach Sunderland in England zu fahren um seinen Sohn Luke nach Hause zu holen. Luke studiert in England und sitzt aufgrund der geschlossenen Flughäfen alleine in seiner Studentenwohnung fest und hat sich zudem noch irgendetwas eingefangen.
Tom fährt also trotz der schwierigen Straßenverhältnisse los, um Luke nach Hause zu holen, damit er gemeinsam mit Tom, seiner Frau Lorna und der kleinen Schwester Lilly Weihnachten feiern kann. Doch die Sorge um Luke und auch die realen Gefahren der Fahrt sind nicht das eigentlich Problem mit dem sich Tom auf dieser Reise auseinander setzen muss. Denn in Wirklichkeit gibt es einen viel größeren Schmerz in der Familie: immer irgendwie am Rande der Wahrnehmung dabei ist Daniel, Lukes großer Bruder. Mit ihm führt Tom während der Fahrt Zwiegespräche, hadert mit seiner Rolle als Vater, mit seinen Entscheidungen, mit seinem Tun und mit der Vergangenheit. Was genau mit Daniel passiert ist, erfährt der Leser zunächst nicht, Daniel ist auf jeden Fall „weg“, doch ist er verschwunden oder tot? Je länger die Reise andauert, desto mehr Schichten legt Tom offen und desto schmerzlicher muss er sich mit seiner Beziehung mit Daniel auseinander setzen, mit Trauer, Schuld und Geheimnissen.
Der Ton des Buches ist sehr ruhig, die winterliche Atmosphäre passt perfekt zu dem Roman, die langsame einsame Autofahrt bringt den Leser ganz nah an Tom heran, so dass man wirklich mit ihm mitleidet. Von mir eine volle Leseempfehlung.