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Hörbuch-Tipp: „Der Trailer“ von Linus Geschke

„Der Trailer“ von Linus Geschke ist ein Thriller den ich als Hörbuch gehört habe. Gesprochen wird der Roman überdurchschnittlich gut von Richard Barenberg, weswegen ich definitiv empfehle den Thriller zu hören, denn der Sprecher erweckt die verschiedenen Charaktere mit so viel Dynamik und Unterschieden zwischen den verschiedenen Personen zum Leben, dass man fast das Gefühl hat ein Hörspiel zu hören.

Aber auch der Inhalt hat mich durchaus überzeugt: die aktuell wegen einer internen Untersuchung suspendierte Polizistin Frieda ist Gast in einem True Crime Podcast, in dem sie über einen 14 Jahre alten Cold Case spricht. Sie hat zwar nie in dem Fall ermittelt, aber sie kennt das Opfer, Lisa, mit dem sie gemeinsam in einem kleinen Ort aufgewachsen ist. Vor ca 14 Jahren verschwand Lisa von einem Campingplatz namens Donkerbloem in den belgischen Ardennen. Sie wurde nie gefunden und ihr Schicksal blieb somit ungewiß. Durch den Podcast wird auch Friedas Interesse an dem Fall wieder erweckt und sie beginnt zu ermitteln…

Und aufgeschreckt durch den Podcast wird auch jemand anders an die Geschehnisse in Camp Donkerbloem erinnert: der etwas zwielichtige Wout Meertens, der eine Bar führt und einige kriminelle Machenschaften in seiner Vergangenheit und Gegenwart hat. Auch er war damals in Camp Donkerbloem. Obwohl er eigentlich nichts von der Polizei hält lässt er sich von seinem Mitarbeiter Tayfun überreden Frieda anonym anzurufen, um seine Erinnerungen mit ihr zu teilen. 

Gemeinsam setzen die beiden eine Kette von Ereignissen in Gange, die auch 15 Jahre später Leben in Gefahr bringt…

Mir hat der Thriller sehr gut gefallen. Dass nicht eine klassische Ermittlung der Kommissarin im Mittelpunkt steht, macht die Geschichte besonders und interessant und die sehr unterschiedlichen Charaktere wachsen einem durchaus ans Herz. Auch die Auflösung hat mir gut gefallen. Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie, aber auch sehr gut einzeln lesbar. 

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Krimi-Tipp: „Das Nest“ von Sophie Morton-Thomas

Das Nest“ von Sophie Morton-Thomas ist ein psychologischer Kriminalroman, der durch einen außergewöhnlichen, aber sehr mitreissenden Stil geprägt ist. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Fran. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn Bruno an der Küste Englands und führt einen Campingplatz. Ihr Leben ist nicht besonders aufregend, sie liebt es Vögel zu beobachten und kann in diesem Hobby völlig versinken.

Doch schon am Anfang des Buches wird einem als Leser:in klar, dass Frans naturnahes Leben nicht wirklich idyllisch ist: das Verhältnis zu ihrem Mann könnte besser sein, auf dem Campingplatz lebt auch noch ihre Schwester mit ihrem alkoholkranken Partner und ihrer kleinen Tochter Sadie kostenfrei, was zu Konflikten führt.

Neben dem Campingplatz hat sich eine Gruppe Roma Reisender mit ihren eigenen Vans niedergelassen, Tad, ein älterer Herr der Gruppe lernt Bruno und Sadie kennen und beobachtet die Geschehnisse rund um Frans Familie als Außenstehender.

Nachdem Brunos und Sadies Lehrerin verschwindet (auch noch nachdem Sadie in der Schule Probleme mit ihr hatte) beginnt rund um Frans Leben alles auseinanderzubrechen…

„Das Nest“ ist ein Roman den ich einerseits großartig fand, denn die Atmosphäre  ist sehr eigenwillig und originell und Frans komplexes Innenleben ist hervorragend herausgearbeitet. Außerdem war die Geschichte trotz wenig Action wirklich mitreissend, so dass ich das Buch gar nicht mehr zur Seite legen konnte. Eigentlich spricht also alles für ein wirklich brillantes Buch, allerdings gab es auch kleine Abstriche: dadurch dass alle Geschehnisse ausschließlich aus der sehr subjektiven Sicht von Fran (die eine sehr erratische Erzählerin ist) und Tad erzählt werden bleiben die anderen wichtigen Charaktere der Geschichte in ihren Handlungen und Motiven undurchsichtig und es ist teilweise schwierig ihre Charaktere zu fassen zu bekommen. Dies ist vor allem bei Sadie und Bruno eine verpasste Chance. Und vielleicht damit zusammenhängend: ich fand die Handlungen vieler Personen im Buch nicht wirklich nachvollziehbar und fand es immer wieder schwierig zu glauben, dass jemand wirklich so handeln würde. 

Von dem her fand ich das Buch spannend, originell, toll geschrieben, aber etwas unglaubwürdig. Trotzdem empfehle ich es jedem der einmal einen Krimi lesen will, der aus dem Einheitsbrei heraussticht.

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Hörbuch-Tipp: „Coram House“ von Bailey Seybolt

„Coram House“ von Bailey Seybolt ist ein Thriller, den ich als Hörbuch gehört habe. 

Im Mittelpunkt steht die True Crime Autorin Alex Kelley, die nach dem Tod ihres Ehemannes und eines beruflichen Skandals ihre Wunden leckt. Als sie den Auftrag erhält quasi anonym im Auftrag eines Klienten ein weiteres Buch zu schreiben hofft sie auf einen literarischen Neuanfang ohne allzu viel Aufmerksamkeit. 

Sie soll die tragischen Ereignisse rund um einen vor Jahrzehnten passierten Missbrauchsskandal in einem von Nonnen und Priestern geführten Kinderheims namens „Coram House“ literarisch aufarbeiten. Der Gerichtsprozess rund um die Ereignisse endete in den 1980er Jahren mit einem Vergleich, doch der damalige Chefermittler möchte sich mit dem in Auftrag gegebenen Buch ein Denkmal setzen. 

Während ihrer Recherchen wird Alex auf Tommy, einen kleinen Jungen, aufmerksam, der wohl 1968 unter ungeklärten Umständen ertrank und gerade als Alex versucht tiefer in die damaligen Geschehnisse einzutauchen und rauszufinden was damals wirklich mit Tommy geschah, stößt sie im Wald auch noch auf eine ganz aktuelle Leiche. Hängt diese etwa mit den alten Geschehnissen zusammen? 

Im Großen und Ganzen hat mir der Roman gut gefallen, auch wenn ich ihn eher als Mystery-Krimi bezeichnen würde als als Thriller. Die Geschichte ist mysteriös und interessant und die Vermischung der alten Geheimnisse und der Gefahren in der Gegenwart macht sie noch etwas interessanter. Allerdings hat mich die Geschichte nicht zu 100% überzeugt: etwas nervig fand ich Alex, die mir etwas zu ich-bezogen und selbstmitleidig um sich selbst kreist (vor allem dafür, dass sie ständig betont wie sehr sie Tommys Schicksal nicht loslässt). Und auch die zumindest angedeuteten romantischen Avancen zwischen Alex und anderen Charakteren im Buch fand ich für die Handlung und das Genre eher überflüssig. Davon abgesehen aber trotzdem ein guter Krimi. 

Gelesen wird das Buch sehr gelungen von Heidi Jürgens (die die tatsächliche Handlung komplett liest) und Wolfgang Berger, der dazwischen eingeschobene Gerichtsprotokolle aus den 80er Jahren vorliest. Heidi Jürgens liest sehr lebendig und variiert sehr gut zwischen Alex und den anderen Charakteren, so dass es sehr viel Spaß macht das Buch als Hörbuch zu hören.

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Buch-Tipp: „Schattengrünes Tal“ von Kristina Hauff

„Schattengrünes Tal“ von Kristina Hauff habe ich wegen des Settings der Geschichte auf meine Leseliste gepackt: denn da ich am Rande des Nordschwarzwalds wohne unternehme ich natürlich öfters Ausflüge in den Schwarzwald und was einem dort (zumindest in manchen Gegenden) oft begegnet sind Hotels in mehr oder weniger verstaubten Zustand (oder gleich ganz zu in Form von Lost Places). Genau so ein Hotel ist der Schauplatz in „Schattengrünes Tal“. Lisa wohnt mit ihrem Mann Simon in der Nähe eines malerischen Ortes im Schwarzwald. Während ihr Mann Forstwirt ist, arbeitet Lisa im Tourismusbüro und hilft zusätzlich immer noch in dem in die Jahre gekommenen Hotel ihrer Eltern aus, das inzwischen von ihrem zunehmend tattrigen Vater und dessen mehr oder weniger offiziellen Geliebten Margret geführt wird, Lisas Mutter lebt nach einem Schlaganfall im Pflegeheim. Zu dieser schwierigen Familiendynamik kommen schwelende Eheprobleme. 

Im Hotel gibt es nicht viele Gäste, doch dann taucht Daniela dort auf, eine verzweifelt wirkende Frau, die ihrem alten Leben entfliehen will. Da Lisa ein Helfersyndrom hat nimmt sie sich der Fremden an und merkt erst mit der Zeit wie ihr die Kontrolle über ihr Leben verloren geht.

Mir hat das Setting und auch die Idee der Geschichte wirklich hervorragend gefallen. Die Umsetzung konnte damit dann leider nicht ganz mithalten, das Buch ist sehr direkt und leicht geschrieben, allerdings fand ich die Charaktere im Buch teilweise etwas klischeehaft gezeichnet (vor allem Daniela, die die einzige bleibt aus deren Sicht das Buch nie erzählt wird, so dass man nichts über ihr Innenleben erfährt). So hat mich das Buch gut unterhalten und die zentralen Themen (wie die Aufarbeitung von familiären Konflikten) sind wirklich interessant, aber das letzte bisschen Tiefgang im Bezug auf die Entwicklung der Protagonisten hat für mich gefehlt.