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„Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ – Eine literarische Reise an den Anfang der 80er

„Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ von Tom Barbash spielt im Jahr 1980. Anton ist Anfang 20 und gerade von einem (abgebrochenen) Jahr mit den Peace Corps in Afrika zurückgekommen, nachder er sich dort mit Malaria angesteckt hatte und nur knapp am Tod vorbeigeschrappt ist. Er lebt mit seiner Familie in dem legendären Dakota Building in New York, wo auch unter anderem John Lennon lebte und vor dem er ermordert wurde und wo der berühmte Horror Film „Rosemarys Baby“ gefilmt wurde. Antons Vater ist der fiktive aber im Buch ebenfalls berühmte ehemalige Talkmaster Buddy Winter, der 9 Jahre lang eine beliebte Talkshow moderierte bevor er vor laufender Kamera eine Art Nervenzusammenbruch erlitt. Danach verließ er seine Familie für Monate und begab sich auf einen Selbstfindungstrip.

Als Anton aus Afrika zurückkehrt ist Buddy noch arbeitslos und das Geld der sonst sehr betuchten und mit zahlreichen berühmten Freunden vernetzten Familie wird langsam knapper. Anton soll Buddy helfen langsam wieder ins Showbiz zurückzukehren (die schwierigste Herausforderung dabei: Produzenten und Fernsehsender davon überzeugen, dass Buddy nicht durchgeknallt, sondern weiterhin verlässlich ist), hadert aber etwas mit der Idee. Erst im Verlauf des Buches erfährt man langsam mehr über Antons etwas komplizierte Beziehung zu seinem Vater und auch was für eine Rolle John Lennon in der ganzen Geschichte und für die Familie spielt.

Das Buch behandelt gleich einige Themen gleichzeitig: im Mittelpunkt steht sicher Antons Versuch sich von seinem Vater zu lösen und seinen eigenen beruflichen Weg in der Welt zu finden und nicht immer nur der „Sohn von Buddy Winter zu sein“. Zusätzlich erfährt man sehr viel über die damaligen Verhältnisse in den USA und in New York und als Leser stellt man unweigerlich fest, dass die USA schon immer so zerrissen waren wie damals und die gleichen Themen wie 2020 das Land bewegten (auch Ronald Reagan als Präsidentschaftskandidat machte wohl nur eine bedingt bessere Figur als Donald Trump). Und zuletzt wirft das Buch die Frage auf was Ruhm mit den Menschen macht und für sie bedeutet, ein Aspekt der finde ich besonders gut herausgearbeitet wurde.

Mir hat das Buch gut gefallen, allein die Tatsache, dass ich 1980 erst 1 Jahr als war und deswegen die meisten gesellschaftlichen und politischen Ereignisse nur vom Hörensagen kenne, machten es für mich etwas schwerer mich auf einer emotionalen Ebene mit den Ereignissen zu verbinden, das wird Leuten die 10 – 20 Jahre früher geboren sind eventuell ganz anders gehen. Außerdem fand ich es anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, dass John Lennon in dem Buch ein tatsächlich auftretender Charakter ist. Da er aus heutiger Sicht so eine Art Ikone ist, wirkte es für mich fast ein bisschen gewagt, dass ein Autor es wagte ihn als Romanfigur „aus Fleisch und Blut“ auftreten zu lassen. Insgesamt auf jeden Fall ein Buch, das auf vielfältige Art und Weise zum Denken anregt auch wenn rein handlungstechnisch gar nicht so viel „passiert“. Man bleibt unweigerlich mit dem Bedürfnis zurück mehr über einige der im Buch behandelten Themen zu lernen.

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Jugendbuch-Lesetipp: „Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“

„Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“ spielt in den 80er Jahren. Die Hauptfigur ist die 15-jährige June Elbus. June hat nicht viele Freunde und auch mit ihrer 16-jährigen Schwester Greta versteht sie sich nicht mehr so gut wie als beide kleine Kinder waren und beide unzertrennlich schienen. Im Mittelpunkt des Buches steht Junes Verhältnis zu ihrem Patenonkel Finn, einem erfolgreichen New Yorker Künstler, der allerdings an AIDS erkrankt ist.  June vergöttert ihn und verbringt sehr viel Zeit mit ihm.

Das Buch beginnt gegen Ende von Finns Krankheit, als er es sich zur Aufgabe gemacht hat ein Portrait von June und Greta zu malen, einmal wöchentlich besuchen June und Greta Finn um ihm Modell zu sitzen (wobei Greta wenig Lust dazu hat). Nach Finns unausweichlichem Tod sieht June bei seiner Beerdigung einen jungen Mann, den alle Familienmitglieder außer ihr zu kennen scheinen und auf den ihre Mutter sehr allergisch reagiert…kurze Zeit nach der Beerdigung erhält June einen Brief von Toby, dem jungen Mann, der wie es sich rausstellt Finns Lebensgefährte war. Toby möchte sie sie treffen. June kann nicht verstehen, warum sie als Einzige in der Familie anscheinend nichts von ihm wusste (obwohl allen bekannt war, dass Finn schwul ist)…

Der Rest des Buches beschäftigt sich mit der Beziehung von June und Toby, mit der schwierigen Beziehung zwischen June und Greta und deren Eltern. Dabei gibt es keine groß aufregenden Handlungsstränge, das Buch lebt von der Aufarbeitung der Gefühle der Protagonisten, erst gegen Ende entwickelt auch die Handlung etwas mehr Dramatik. Mir hat aber gerade das an dem Buch gut gefallen, man taucht ganz in Junes Gefühlswelt ein und auch Greta ist ein komplexer und widersprüchlicher Charakter, den man aber nur aus der Außensicht kennenlernt. June hat mir als Hauptcharakter sehr gut gefallen, einerseits wirkt sie intelligent und sehr reif für ihr Alter, andererseits merkt man in manchen Situationen, dass sie doch noch sehr kindlich denkt. Als zentrales Thema des Buches würde ich Eifersucht ausmachen und wie diese das Verhältnis und Handeln der verschiedenen Personen des Buches beeinflusst. Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen und auch das Thema sticht aus dem Repertoire typischer Jugendbücher heraus. Für mich ein sehr gutes Buches für jeden der gefühlvolle Jugendbücher mit eher ruhigem Erzähltempo mag.