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Hörbuch-Tipp: „Body Number One“ von Helen Fields

„Body Number One“ von Helen Fields ist ein Hörbuch-Thriller der in Edinburgh spielt. Im Laufe das Buches wurde mir bewusst, dass es sich dabei wohl um Teil einer (mir unbekannten) Reihe handelt, da man den Eindruck bekam, dass die verschiedenen Ermittler:innen der Leserschaft bekannt sein müsste. Richtig gestört hat das aber nicht und der Krimi-Handlung kann man auch problemlos folgen, wenn man den Charakteren das erste Mal begegnet. 

Ausgangspunkt der Geschichte ist, dass ein mysteriöser Killer scheinbar wahllos und mit verschiedenen Methoden verschiedene Menschen tötet, ohne dass ein Zusammenhang zwischen ihnen erkennbar wäre. Nicht nur Geschlecht, auch Hautfarbe, sozialer Status und Alter wirken willkürlich gewählt.  Der sich daraus entwickelnde Fall und die Entwicklungen und Verwicklungen sind dann tatsächlich sehr kreativ und endet auch mit einer Wendung, die für einen Thriller recht raffiniert ist (als Verdacht kam sie mir trotzdem vor der Auflösung, aber ich lese auch sehr viele Krimis).

Etwas irritierend fand ich dass die Charaktere in dem Buch teils etwas merkwürdige Namen trugen („Woolwine“, „Waterfall“, „Midnight“, die eher Assoziationen mit einem schnulzigem Romantikroman in mir erweckten, aber das ist ja eher nebensächlich).

Gelesen wird das Buch von Kaja Sesterhenn, die einen sehr guten Job macht und alle Charaktere individuell zum Leben erwecken konnte. Die wenigen etwas horrorartigen Momente des Buches brachte sie sogar so überzeugend rüber, dass mir das Buch für kurze Momente sogar fast etwas zu gruselig war. 

Insgesamt hat mich das Hörbuch sehr gut unterhalten. Etwas mehr Charakterentwicklung hätte den Ermittler:innen aber nicht geschadet, zumal es sehr viele davon gab, aber vielleicht entwickelt sich das eher über den Gesamtverlauf der Reihe.

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Hörbuch-Tipp: „Der Trailer“ von Linus Geschke

„Der Trailer“ von Linus Geschke ist ein Thriller den ich als Hörbuch gehört habe. Gesprochen wird der Roman überdurchschnittlich gut von Richard Barenberg, weswegen ich definitiv empfehle den Thriller zu hören, denn der Sprecher erweckt die verschiedenen Charaktere mit so viel Dynamik und Unterschieden zwischen den verschiedenen Personen zum Leben, dass man fast das Gefühl hat ein Hörspiel zu hören.

Aber auch der Inhalt hat mich durchaus überzeugt: die aktuell wegen einer internen Untersuchung suspendierte Polizistin Frieda ist Gast in einem True Crime Podcast, in dem sie über einen 14 Jahre alten Cold Case spricht. Sie hat zwar nie in dem Fall ermittelt, aber sie kennt das Opfer, Lisa, mit dem sie gemeinsam in einem kleinen Ort aufgewachsen ist. Vor ca 14 Jahren verschwand Lisa von einem Campingplatz namens Donkerbloem in den belgischen Ardennen. Sie wurde nie gefunden und ihr Schicksal blieb somit ungewiß. Durch den Podcast wird auch Friedas Interesse an dem Fall wieder erweckt und sie beginnt zu ermitteln…

Und aufgeschreckt durch den Podcast wird auch jemand anders an die Geschehnisse in Camp Donkerbloem erinnert: der etwas zwielichtige Wout Meertens, der eine Bar führt und einige kriminelle Machenschaften in seiner Vergangenheit und Gegenwart hat. Auch er war damals in Camp Donkerbloem. Obwohl er eigentlich nichts von der Polizei hält lässt er sich von seinem Mitarbeiter Tayfun überreden Frieda anonym anzurufen, um seine Erinnerungen mit ihr zu teilen. 

Gemeinsam setzen die beiden eine Kette von Ereignissen in Gange, die auch 15 Jahre später Leben in Gefahr bringt…

Mir hat der Thriller sehr gut gefallen. Dass nicht eine klassische Ermittlung der Kommissarin im Mittelpunkt steht, macht die Geschichte besonders und interessant und die sehr unterschiedlichen Charaktere wachsen einem durchaus ans Herz. Auch die Auflösung hat mir gut gefallen. Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie, aber auch sehr gut einzeln lesbar. 

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Krimi-Tipp: „Das Nest“ von Sophie Morton-Thomas

Das Nest“ von Sophie Morton-Thomas ist ein psychologischer Kriminalroman, der durch einen außergewöhnlichen, aber sehr mitreissenden Stil geprägt ist. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Fran. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn Bruno an der Küste Englands und führt einen Campingplatz. Ihr Leben ist nicht besonders aufregend, sie liebt es Vögel zu beobachten und kann in diesem Hobby völlig versinken.

Doch schon am Anfang des Buches wird einem als Leser:in klar, dass Frans naturnahes Leben nicht wirklich idyllisch ist: das Verhältnis zu ihrem Mann könnte besser sein, auf dem Campingplatz lebt auch noch ihre Schwester mit ihrem alkoholkranken Partner und ihrer kleinen Tochter Sadie kostenfrei, was zu Konflikten führt.

Neben dem Campingplatz hat sich eine Gruppe Roma Reisender mit ihren eigenen Vans niedergelassen, Tad, ein älterer Herr der Gruppe lernt Bruno und Sadie kennen und beobachtet die Geschehnisse rund um Frans Familie als Außenstehender.

Nachdem Brunos und Sadies Lehrerin verschwindet (auch noch nachdem Sadie in der Schule Probleme mit ihr hatte) beginnt rund um Frans Leben alles auseinanderzubrechen…

„Das Nest“ ist ein Roman den ich einerseits großartig fand, denn die Atmosphäre  ist sehr eigenwillig und originell und Frans komplexes Innenleben ist hervorragend herausgearbeitet. Außerdem war die Geschichte trotz wenig Action wirklich mitreissend, so dass ich das Buch gar nicht mehr zur Seite legen konnte. Eigentlich spricht also alles für ein wirklich brillantes Buch, allerdings gab es auch kleine Abstriche: dadurch dass alle Geschehnisse ausschließlich aus der sehr subjektiven Sicht von Fran (die eine sehr erratische Erzählerin ist) und Tad erzählt werden bleiben die anderen wichtigen Charaktere der Geschichte in ihren Handlungen und Motiven undurchsichtig und es ist teilweise schwierig ihre Charaktere zu fassen zu bekommen. Dies ist vor allem bei Sadie und Bruno eine verpasste Chance. Und vielleicht damit zusammenhängend: ich fand die Handlungen vieler Personen im Buch nicht wirklich nachvollziehbar und fand es immer wieder schwierig zu glauben, dass jemand wirklich so handeln würde. 

Von dem her fand ich das Buch spannend, originell, toll geschrieben, aber etwas unglaubwürdig. Trotzdem empfehle ich es jedem der einmal einen Krimi lesen will, der aus dem Einheitsbrei heraussticht.

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Hörbuch-Tipp: „Coram House“ von Bailey Seybolt

„Coram House“ von Bailey Seybolt ist ein Thriller, den ich als Hörbuch gehört habe. 

Im Mittelpunkt steht die True Crime Autorin Alex Kelley, die nach dem Tod ihres Ehemannes und eines beruflichen Skandals ihre Wunden leckt. Als sie den Auftrag erhält quasi anonym im Auftrag eines Klienten ein weiteres Buch zu schreiben hofft sie auf einen literarischen Neuanfang ohne allzu viel Aufmerksamkeit. 

Sie soll die tragischen Ereignisse rund um einen vor Jahrzehnten passierten Missbrauchsskandal in einem von Nonnen und Priestern geführten Kinderheims namens „Coram House“ literarisch aufarbeiten. Der Gerichtsprozess rund um die Ereignisse endete in den 1980er Jahren mit einem Vergleich, doch der damalige Chefermittler möchte sich mit dem in Auftrag gegebenen Buch ein Denkmal setzen. 

Während ihrer Recherchen wird Alex auf Tommy, einen kleinen Jungen, aufmerksam, der wohl 1968 unter ungeklärten Umständen ertrank und gerade als Alex versucht tiefer in die damaligen Geschehnisse einzutauchen und rauszufinden was damals wirklich mit Tommy geschah, stößt sie im Wald auch noch auf eine ganz aktuelle Leiche. Hängt diese etwa mit den alten Geschehnissen zusammen? 

Im Großen und Ganzen hat mir der Roman gut gefallen, auch wenn ich ihn eher als Mystery-Krimi bezeichnen würde als als Thriller. Die Geschichte ist mysteriös und interessant und die Vermischung der alten Geheimnisse und der Gefahren in der Gegenwart macht sie noch etwas interessanter. Allerdings hat mich die Geschichte nicht zu 100% überzeugt: etwas nervig fand ich Alex, die mir etwas zu ich-bezogen und selbstmitleidig um sich selbst kreist (vor allem dafür, dass sie ständig betont wie sehr sie Tommys Schicksal nicht loslässt). Und auch die zumindest angedeuteten romantischen Avancen zwischen Alex und anderen Charakteren im Buch fand ich für die Handlung und das Genre eher überflüssig. Davon abgesehen aber trotzdem ein guter Krimi. 

Gelesen wird das Buch sehr gelungen von Heidi Jürgens (die die tatsächliche Handlung komplett liest) und Wolfgang Berger, der dazwischen eingeschobene Gerichtsprotokolle aus den 80er Jahren vorliest. Heidi Jürgens liest sehr lebendig und variiert sehr gut zwischen Alex und den anderen Charakteren, so dass es sehr viel Spaß macht das Buch als Hörbuch zu hören.

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Krimi-Tipp: „Lavender House“ von Lev AC Rosen

Heute möchte ich einen sehr unterhaltsamen „cozy“ Mystery-Krimi vorstellen, nämlich den Roman „Lavender House“ von Lev AC Rosen. Die Handlung spielt in den 1950er Jahren: der schwule Polizist Andy wurde bei einer Razzia in einem Schwulenclub von seinen Kollegen entdeckt und hat seinen Job verloren. Gerade als er sich in einer Bar betrinkt und darüber nachdenkt sein Leben zu beenden wird er von einer mysteriösen Frau namens Pearl angesprochen, die ihn für einen Privatdetektiv-Job anheuern möchte. Offenbar weiß sie wer er ist und dass er genau der richtige für ihre heikle Situation ist. Denn Pearl lebt heimlich zusammen mit ihrer Frau Irene Lamontaine in einem mondänen Anwesen, natürlich ist sie offiziell nicht Irenes Ehefrau, sondern ihre Angestellte. 

Irenes Firma Lamontaine ist mit dem Verkauf von selbst gefertigten Duftseifen reich geworden, die Irene in liebevoller Kleinarbeit designt hat. Doch vor kurzer Zeit starb Irene in ihrer Bibliothek als sie an einer neuen Seifenrezeptur gearbeitet hat und Pearl vermutet, dass es Mord war. Doch natürlich kann sie nicht die Polizei rufen, denn die in dieser Zeit geächteten Familienverhältnisse sollen nicht ans Licht kommen (auch Irenes Sohn ist schwul und lebt mit seinem Freund zusammen, aber auch seine „Tarnungs“-Ehefrau und ihre Mutter leben im Haus, sowie mehrere Angestellte aus der queeren Undergrund-Szene).

Der Krimi hat gleich meinen Nerv getroffen, eine Mischung aus Knives Out meets Agatha Christie und das alles in einem queeren Umfeld sorgt für eine kreative und unterhaltsame Mischung. Nun ist es so, dass ich schon recht viele „Closed Room“-Krimis gelesen habe und viele sind überraschend schlecht. Viele Autor:innen scheinen mit dem Konzept etwas überfordert, so dass die Grundidee super ist, aber die Umsetzung nicht klappt, aber Lev AC Rosen gelingt es wirklich gut, auch wenn der Fokus des Romans nicht ausschließlich darauf lag einen Krimi zu schreiben (aber vielleicht ist das sogar der Schlüssel zum Erfolg, vielleicht konnte er weniger verkrampft an das Konzept dran gehen).

Andy ist ein sehr sympathischer Charakter, die Krimihandlung fand ich gelungen und das Setting ist ungewöhnlich aber trotzdem glaubwürdig und die damals offene Homophobie der Polizei und Gesellschaft ist hervorragend dargestellt, ohne dass der Roman seinen Optimismus und seine Leichtigkeit verliert. 

Auf Englisch sind schon weitere Teile der Reihe erschienen, nach denen ich auf jeden Fall Ausschau halten werde. 

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Buch-Tipp: „Killer Potential“ von Hannah Deitch

„Killer Potential“ ist der Debütroman von Hannah Deitch und als Thriller einkategorisiert. Ein klassischer Hochspannungs-Thriller ist das Buch allerdings für mich nicht, Cover, Klappentext und Atmosphäre weckten in mir sofort Assoziationen zu Bonnie & Clyde oder Thelma & Louise:

Die SAT-Tutorin (Nachhilfelehrerin für die amerikanische Abschlussprüfung) Evie verdient ihr Geld damit den Sprösslingen reicher Familien in Los Angeles in deren Luxus-Zuhause Nachhilfe zu geben. Doch an einem Tag geht alles schief: als Evie am Haus ihrer Schülerin ankommt, entdeckt sie deren Eltern ermordet im Pool und als wäre das nicht genug auch noch eine gefesselte Frau in einer Kammer. Durch eine Verquickung unglücklicher Umstände geraten Evie und die Fremde unter Verdacht und fliehen vom Tatort. Es folgt ein Roadtrip durch die ganze USA mit unerwarteten Folgen, während dessen sich Evie und die geheimnisvolle Fremde immer näher kommen.

Die Idee des Buches fand ich wirklich super und auch die Erzählweise ist kreativ und mal was anderes für einen Thriller. Evie erzählt die Geschichte in der Ich-Perspektive und man erfährt viel über ihre Gedankenwelt und Gefühle. Insgesamt handelt es sich um eine verspielten und durchaus außergewöhnlichen Roman. Trotzdem hat er mich nicht 100% überzeugt, denn im Mittelteil gab es doch einige Längen, in denen nicht wirklich viel tatsächlich passiert. Der zweite Schwachpunkt ist meiner Meinung nach, dass der Verlauf der Flucht nicht wirklich unbedingt sehr glaubwürdig ist, ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass die beiden Flüchtenden im realen Leben nicht relativ schnell gefasst worden wären. 

Allerdings nahm das Buch im letzten Drittel für mich wieder deutlich an Fahrt auf und wenn man die Skepsis im Bezug auf den Plot etwas ausblendet kann man mit dem Roman trotzdem sehr gut unterhalten werden. Auf jeden Fall ein beachtliches Debut, die Schwächen kann die Autorin in weiteren Büchern dann hoffentlich auch noch beheben.

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Buch-Tipp: „Kleine Monster“ von Jessica Lind

„Kleine Monster“ von Jessica Lind ist ein weiterer Roman, der es auf die Nominierungsliste für den Österreichischen Buchpreis geschafft hat. Und ich kann gleich am Anfang sagen, dass der Roman eines meiner absoluten Lese-Highlights des Jahres 2024 geworden ist.

Im Mittelpunkt steht eine kleine Familie, Pia und Jakob mit ihrem Sohn Luca. Luca ist ein eher verschlossener und sensibler kleiner Junge im Grundschuldalter, dem plötzlich etwas für seine Mutter absolut Schockierendes vorgeworfen wird: er soll sich vor einer Schulkameradin entblösst haben. Obwohl die Angelegenheit in der Schule ohne größere Nachwirkungen aufgelöst wird, wirft sie Pia zurück in ihre eigene Kindheit und ihre komplizierte Familien-Konstellation. Sie lebte mit ihren Eltern, der Adoptivschwester Romi und der kleinen Schwester Linda relativ sorgenfrei zusammen bis die Familie durch eine Tragödie erschüttert wurde, die Pia nie richtig verarbeitet hat. Während Pia versucht aus Luca rauszubekommen, was in der Schule passiert ist, kann sie sich nicht von den Gedanken an die Vergangenheit befreien und verstrickt sich immer mehr in ihrer Gedankenwelt.

„Kleine Monster“ hat ein sehr schweres Thema, gleichzeitig aber eine sehr direkte und zugängliche Sprache, die es schafft, dass man sich sofort emotional mit den Charakteren verbunden fühlt und mit ihnen mitfühlen kann, selbst wenn ihre Handlung nicht immer wirklich verständlich sind. Gleichzeitig scheint das Buch auf einen dramatischen Höhepunkt zu zu steuern, ob es diesen gibt, möchte ich an dieser Stelle offen lassen. Jedenfalls hat mich das Buch in jeder Hinsicht überzeugt und meine Erwartungen sogar noch übertroffen, von mir also eine absolute Lese-Empfehlung. 

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Buch-Tipp: „Der König“ von Jo Nesbø

„Der König“ von Jo Nesbø hat meine Aufmerksamkeit geweckt, da es mal kein typischer Skandinavien-Krimi oder Thriller ist, in dem ein typisch nordischer grummeliger Kommissar versucht einem Serienkiller das Handwerk zu legen. Stattdessen sind die Hauptpersonen des Romans selbst eher zwilichte Personen. Die Brüder Roy und Carl leben in einem kleinen Dorf in Norwegen, namens Os, Roy ist Automechaniker, sein Bruder Carl gilt als „König von Os“, denn er führt ein Wellness-Hotel und gilt als erfolgreicher Geschäftsmann. Roy und Carl haben große Träume für Os, vor allem Roy möchte den kleinen Ort durch den Bau einer Achterbahn für Touristen noch attraktiver machen, doch ein Bauvorhaben bedroht die Attraktivität des Ortes. Also müssen Roy und Carl zu Tricks greifen, um die Sache zu ihren Gunsten zu drehen. Die beiden haben allerdings buchstäblich noch deutlich mehr Leichen im Keller und als der Dorfpolizist versucht Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen, wird schnell klar, dass Roy und Carl nicht nur enge Familienmitglieder sind, sondern auch Rivalen. 

Erst durch eine andere Rezension habe ich im Nachhinein mitbekommen, dass „Der König“ tatsächlich der zweite Band einer neuen Reihe ist, in „Ihr Königreich“ wurden die Brüder Carl und Roy dem Leser bereits vorgestellt, allerdings hatte ich den Start dieser Reihe nicht mitbekommen. Ich hatte beim Lesen von „Der König“ jedoch nie das Gefühl, dass ich etwas verpasst habe oder dass mir Informationen fehlen, also ein sehr gutes Zeichen, dass das Buch auch unabhängig vom Vorgänger lesbar ist.

Trotzdem muss ich sagen, dass mich „Der König“ nur teilweise überzeugt hat. Der Roman ist auf jeden Fall mal etwas anders, das Dorfleben wird überzeugend geschildert, es ist fast unmöglich den bauernschlauen Roy trotz seiner zahlreichen Charakterfehler nicht zumindest etwas zu mögen  und die Erzählweise der Geschichte hat fast etwas von einem Western und ist somit etwas für Leute, die es in einem Romane auch gern mal etwas altmodischer und robuster haben. Gestört hat mich, dass in dem Krimi nie so Richtung Spannung aufkam und dass die Liebesgeschichte zwischen Roy und der jüngeren Natalie für so einen Roman doch fast etwas kitschig daherkam. Und auch der Aufhänger des Achterbahn-Traums wirkt ein bisschen wie ein merkwürdiges Hirngespinst, das wenig zur Handlung beiträgt. Insgesamt lässt mich der Roman also nicht unbedingt mit dem dringenden Wunsch zurück mehr von dieser Reihe zu lesen, als Einzel-Roman war es aber eine nette Abwechslung vom Krimi-Alltag.

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Jugendbuch-Tipp: „Unsichtbar“ von Eloy Moreno

„Unsichtbar“ von Eloy Moreno ist ein spanisches Jugendbuch, das ein schwieriges Thema (Mobbing) auf eine unheimlich literarische und berührende Weise verarbeitet. Angesprochen hat mich bei dem Buch als erstes das schlichte, aber sehr gelungene Cover. Ansonsten wusste ich nicht wirklich was mich erwartet, aber das Buch hat auf jeden Fall jegliche Erwartungen übertroffen und mich sogar 2-3x fast zu Tränen gerührt. Dabei ist es kein hoffnungsloses Buch, sondern ein Buch voller Wärme, trotz der darin vorkommenden Traurigkeit. Ganz besonders ist auch die wirklich wundervolle poetische und trotzdem sehr direkte Sprache. 

Held der Geschichte ist ein namenloser Junge, von dem man am Anfang des Buches nur weiß, dass er im Krankenhaus liegt. Aufgrund eines angeblichen Unfalls. Ansonsten lernt man als Leser:in, dass der Junge davon überzeugt ist diverse Superheldenkräfte zu besitzen, darunter die Fähigkeit sich unsichtbar zu machen. Das Buch erzählt die aktuellen Geschehnisse und auch die Rückblenden, die zu dem Unfall führten dann aus Sicht des Jungen, aber auch aus Sicht anderer Personen aus seinem sozialen Umfeld. So schält sich Seite für Seite eine Geschichte heraus, die traurig ist, aber vermutlich überall auf der Welt jeden Tag genau so geschieht. 

Für mich ist „Unsichtbar“ eines der besten Bücher über Mobbing, das ich gelesen habe (das beste – das ich deswegen hier auch erwähnen möchte – ist meiner Meinung nach „Nennen wir ihn Anna“ von Peter Pohl) und ich empfehle es wirklich jedem unabhängig vom Alter. 

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Buch-Tipp: „Feuerjagd“ von Tana French

„Feuerjagd“ von Tana French ist der zweite Teil einer Reihe, den ersten Band „Der Sucher“ habe ich vor einigen Jahren gelesen. Tana French ist schon lange einer meiner Lieblings-Krimiautorinnen, wobei ihr Stil sicher nicht für Leute geeignet ist, denen es bei Krimis und Thrillern vor allem um Hochspannung und dynamische Action geht. Ihr Schreibstil ist eher literarisch, gerne etwas weitschweifig und die Faszination ergibt sich aus den psychologischen Spannungen zwischen Menschen. Für mich ist sie in gewisser Weise eine Künstlerin mit Worten, keine Autorin, die am Fließband Krimireihen „raushaut“.


Die Reihe rund um den amerikanischen US-Cop Hal, der sich in einem kleinen sehr rustikal klingenden Dorf in Irland niedergelassen hat und dort mehr oder weniger gegen seinen Willen in Konflikte und das Leben in der Dorfgemeinschaft hineingezogen wird ist aber auch für Tana French finde ich eher etwas außergewöhnlich, denn das typische Irland Feeling, das man zumindest als Deutsche(r) mit Irland verbindet kommt dort eher nicht auf, stattdessen fühlt sich das Buch immer ein bisschen an wie ein US-amerikanischer Western mit rauen kauzigen Männern und Frauen, die versuchen in dieser Welt zu überleben, ein Stil der von der Autorin sicherlich beabsichtigt ist. In „Feuerjagd“ wird dieses Gefühl noch verstärkt, da Irland darin in einer klimawandelbedingten Hitzewelle ächzt. Die Charaktere werden den Lesern des ersten Bandes sofort wieder bekannt sein kommen, Hals junge Protege Trey ist nun ein Teenager, deren Leben sich eigentlich gut entwickelt hat, doch das Wiederauftauchen ihres Vaters stellt die Dorfgemeinschaft und Treys Standing im Dorf auf eine neue Probe. Ich würde übrigens das Buch auch nur empfehlen wenn man den ersten Teil gelesen hat, denn ich denke ohne Hintergrund ist das Handeln der Personen nicht wirklich nachvollziehbar.
Wie gut hat mir der Roman, dessen Inhalt ich möglichst wenig spoilern möchte, denn nun aber gefallen? Ich muss sagen gut, aber andere Reihen der Autorin haben mich etwas mehr mitgerissen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ein so eingeschränkter Mikrokosmos wie er in den beiden Romanen geschaffen wird, sich wirklich eignet um eine längere Reihe darauf aufzubauen, aber die ersten beiden Bände finde ich auf jeden Fall lesenswert.