Heute möchte ich einen sehr unterhaltsamen „cozy“ Mystery-Krimi vorstellen, nämlich den Roman „Lavender House“ von Lev AC Rosen. Die Handlung spielt in den 1950er Jahren: der schwule Polizist Andy wurde bei einer Razzia in einem Schwulenclub von seinen Kollegen entdeckt und hat seinen Job verloren. Gerade als er sich in einer Bar betrinkt und darüber nachdenkt sein Leben zu beenden wird er von einer mysteriösen Frau namens Pearl angesprochen, die ihn für einen Privatdetektiv-Job anheuern möchte. Offenbar weiß sie wer er ist und dass er genau der richtige für ihre heikle Situation ist. Denn Pearl lebt heimlich zusammen mit ihrer Frau Irene Lamontaine in einem mondänen Anwesen, natürlich ist sie offiziell nicht Irenes Ehefrau, sondern ihre Angestellte.
Irenes Firma Lamontaine ist mit dem Verkauf von selbst gefertigten Duftseifen reich geworden, die Irene in liebevoller Kleinarbeit designt hat. Doch vor kurzer Zeit starb Irene in ihrer Bibliothek als sie an einer neuen Seifenrezeptur gearbeitet hat und Pearl vermutet, dass es Mord war. Doch natürlich kann sie nicht die Polizei rufen, denn die in dieser Zeit geächteten Familienverhältnisse sollen nicht ans Licht kommen (auch Irenes Sohn ist schwul und lebt mit seinem Freund zusammen, aber auch seine „Tarnungs“-Ehefrau und ihre Mutter leben im Haus, sowie mehrere Angestellte aus der queeren Undergrund-Szene).
Der Krimi hat gleich meinen Nerv getroffen, eine Mischung aus Knives Out meets Agatha Christie und das alles in einem queeren Umfeld sorgt für eine kreative und unterhaltsame Mischung. Nun ist es so, dass ich schon recht viele „Closed Room“-Krimis gelesen habe und viele sind überraschend schlecht. Viele Autor:innen scheinen mit dem Konzept etwas überfordert, so dass die Grundidee super ist, aber die Umsetzung nicht klappt, aber Lev AC Rosen gelingt es wirklich gut, auch wenn der Fokus des Romans nicht ausschließlich darauf lag einen Krimi zu schreiben (aber vielleicht ist das sogar der Schlüssel zum Erfolg, vielleicht konnte er weniger verkrampft an das Konzept dran gehen).
Andy ist ein sehr sympathischer Charakter, die Krimihandlung fand ich gelungen und das Setting ist ungewöhnlich aber trotzdem glaubwürdig und die damals offene Homophobie der Polizei und Gesellschaft ist hervorragend dargestellt, ohne dass der Roman seinen Optimismus und seine Leichtigkeit verliert.
Auf Englisch sind schon weitere Teile der Reihe erschienen, nach denen ich auf jeden Fall Ausschau halten werde.
