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Sachbuch-Tipp: „Kein Bock Club“ von Maria Popov

„Kein Bock Club“ von Maria Popov ist ein Buch, auf das ich über einige Posts auf Instagram aufmerksam wurde,  bei dem ich mir aber zunächst nicht sicher war ob ich es interessant genug finde es zu lesen, da es auf den ersten oberflächlichen Blick den Anschein erweckte, dass es darin nur um Asexualität ging und ich mir nicht sicher war, ob mich das genug interessieren würde. Nachdem eine Freundin das Hörbuch gehört hatte und weiterempfahl griff ich aber doch zu und wurde nicht enttäuscht, denn das Buch beschäftigt sich mit sehr vielen sehr relevanten Themen: dem Stellenwert von Sex in der Gesellschaft, dem überzogenen Blick auf die Bedeutung heteronormativer Beziehungen, weibliche und männliche Sexualität, gesellschaftliche Normen und Prägungen, Feminismus und Patriarchat.

Dazu erzählt die Autorin viele persönliche Anekdoten darüber wie ihr Blick auf Sex und Beziehungen durch ihre Jugendzeit geprägt wurde und wie schwer es ist sich davon zu lösen. Und am Wertvollsten an dem Buch finde ich den Fokus darauf wie gut es der Gesellschaft und den Menschen darin tun würde wenn man Freundschaften und alternative Beziehungsformen gleichberechtigt neben (sowieso meist romantisierte Vorstellungen von) romantische und durch Sex geprägte Beziehungen stellen würde. 

Das Buch ist bei der Vielfalt von Themen sehr kurzweilig und ich fand auch das Verhältnis zwischen persönlichen Anekdoten und Sachbuch ausgewogen. 

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Buch-Tipp: „Standing Ovations“ von Charlotte Runcie

Das Buch „Standing Ovations“ von Charlotte Runcie mit einer Sternebewertung zu versehen entbehrt nicht einer gewissen Ironie, denn genau darum geht es unter anderem in dem Roman: Die eher noch am Anfang ihrer Karriere stehende Journalistin und Kritikerin Sophie befindet sich mit ihrem scharfzüngigen und bekannten Kritikerkollegen Alex Lyons (Sohn einer bekannten Charakterdarstellerin) auf dem Fringe Festival in Edinburgh. Dort versieht Alex das Comedyprogramm der aufstrebenden Comedienne Hayley Sinclair mit einer seiner berüchtigten 1-Sterne Bewertungen, doch nicht nur das, er geht in der Nacht nach ihrem Auftritt auch noch mit ihr ins Bett ohne ihr davon zu erzählen. Erst am nächsten Morgen erfährt sie durch Zufall davon. Und reagiert anders als erwartet: sie greift die Ereignisse auf und wandelt sie kurzerhand in ein neues Comedyprogramm (eher ein Happening) namens „Die Sache mit Alex Lyons“  um, das einschlägt wie eine Bombe und eine ganze Schar an Frauen hervorruft, die von ihren eigenen schlechten Erfahrungen mit Alex (und anderen Männern wie ihm) berichten. 

Wie sich die nächsten Wochen entwickelt erfährt man als Leser:in aber nicht durch die Sicht von Hailey oder Alex, sondern immer aus Sicht von Sophie, die das Ganze zum Anlass nimmt, ihre eigene Beziehung zu Alex, aber auch zu ihrem Beruf und ihrem eigenen Privatleben zu hinterfragen.

Mir hat das Buch gut gefallen, es ist durchgehend unterhaltsam, amüsant und relevant, das Einzige was mich von einer 5-Sterne Bewertung abhält (ich würde 4 Sterne geben) ist tatsächlich die Frage, ob Sophie als Mittelpunkt der Geschichte wirklich die stärkste Variante war das Thema zu bearbeiten. Sophie ist ein glaubwürdiger Charakter und jemand mit der man sich auf jeden Fall identifizieren kann, aber durch die Erzählweise erfährt man natürlich nicht so viel über das Innenleben von Hayley (was suboptimal ist) und Alex wird tendenziell durch Sophie eher romantisiert (was im Kontext der Geschichte etwas fragwürdig ist). Insgesamt aber ein sehr kluges Buch mit einem perfekten Setting: wo sonst könnte man ein Buch über die Kulturbranche stattfinden lassen als während des Fringe Festivals in Edinburgh.

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Buch-Tipp: „Wintertöchter“ von Mignon Kleinbek

Die „Wintertöchter“ Trilogie von Mignon Kleinbek entdeckte ich schon vor einer etwas längeren Zeit auf eine ungewöhnliche Art und Weise. Die Autorin kommt aus meiner Region und der Landfrauenverein meines Heimatortes hatte eine Lesung mit ihr organisiert. Da das sehr interessant klang, habe ich mich mit einer Freundin zusammen angemeldet und wurde auch nicht enttäuscht. Die Autorin las Ausschnitte aus (wenn ich mich richtig erinnere) dem ersten und zweiten Band der Trilogie und überzeugte vor allem mit ihrem dichten und atmosphärischen Stil, der auch wenn der Inhalt der vorgelesenen Abschnitte teilweise ganz schön heftige Themen behandelte einen super unterhaltsamen und intensiven Abend bescherte. 

Jedenfalls ging ich mit dem Vorsatz aus der Lesung, die ganze Trilogie zu lesen, las dann aber zuerst mal ein autobiografisches Sachbuch der Autorin über ihre Rheuma-Erkrankung, das mir auch sehr gut gefallen hat.

Nun habe ich die ganze Trilogie beendet, die mir insgesamt wirklich gut gefallen hat, die zentralen Themen des Buches sind die Härten und Herausforderungen die Frauen Mitte des 20. Jahrhunderts auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben erdulden mussten, gepaart mit einigen mystischen Elementen und einer starken Familiengeschichte. Im Mittelpunkt des Buches steht die junge Anna, die 1940 im österreichischen Forstau geboren ist und mit ihrer Mutter ein schwieriges und karges Leben auf einer Alm führt, nachdem der Vater in der Nacht ihrer Geburt verstarb. Zudem ist Anna, wie schon einige Frauen in ihrer Familie mit einer besonderen Gabe versehen, mit der man in den damaligen rauen Zeiten besser kein Aufsehen erregen will. Als Annas Mutter Maria einen neuen Mann kennenlernt, scheint sich ihr Leben kurz ins bessere zu wenden, doch das bleibt leider ein schrecklicher Trugschluss…

Die ersten beiden Bände der Trilogie spielen überwiegend in den 1940er und 1950er Jahren und schildern Annas Kindheit und Jugend, der dritte Band macht dann einen großen Sprung nach vorne ins Jahr 2004. Der Schreibstil ist aus heutiger Sicht sicherlich etwas altmodisch, passt aber gut zur Atmosphäre der Geschichte und man merkt durchgehend wieviel Liebe und Herzblut die Autorin in diese Trilogie gesteckt hat. Ich würde die Bücher generell jedem empfehlen, der keine Angst vor schweren Themen hat (manchmal fand ich die Fülle an schrecklichen Ereignissen, die vor allem Anna zustoßen fast selbst etwas belastend, aber ich denke das hätte sich auch mildern lassen, wenn ich nicht alle 3 Bände am Stück gelesen hätte) und den auch ein Hauch Mystik und Übernatürliches nicht abschreckt. Insgesamt eine Trilogie, die aus der Masse der Bücher absolut heraussticht und es hat mich auch gefreut, mal Literatur aus meiner Heimatregion zu lesen (auch wenn das Buch an sich natürlich woanders spielt, für mich als „Bergliebhaberin“ aber auch ein super interessantes Setting, mit dem die Autorin viele persönliche Erinnerungen verbindet, so dass man merkt, dass sie sich mit der Region selbst auch sehr gut auskennt.

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Buchtipp: „Schamlos“ von Bile und Srour

Heute möchte ich ein Sachbuch für Jugendliche vorstellen, nämlich „Schamlos“ von Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz.

Die 3 Autorinnen sind norwegische Bloggerinnen, Muslimas und Feministinnen, die gemeinsam dieses Buch für junge Mädchen geschrieben haben. Im Buch erzählen sie erstens selbst von ihren Erfahrungen darüber wie es ist als muslimisches Mädchen „mit Migrationshintergrund“ in einem westlichen Land wie Norwegen aufzuwachsen, gleichzeitig haben sie aber auch einige anonyme Geschichten (bzw. eher Kurzberichte) von anderen Mädchen aus ihren Communities aufgenommen. Abgerundet wird das Buch mit einigen Fotos aus dem Leben der Autorinnen, sehr sehr hübschen Illustrationen sowie durch Diskussionen zwischen den Dreien über Politik, Gesellschaft, „negative soziale Kontrolle“ und die sonstigen im Buch behandelnden Themen. Diese Diskussionen sind im Buch durch pinke Blasen abgebildet, was das Schriftbild sehr schön auflockert und das Gefühl eines spontanen Chats vermittelt. Generell ist das Buch sehr hübsch und und leicht lesbar gestaltet und hat mit ca. 150 Seiten eine angenehme Länge, die es sehr kurzweilig macht und sicher für die angepeilte Zielgruppe junger Mädchen auch sehr zugänglich. Ein paar wenige Geschichten waren nicht auf Anhieb verständlich wenn man nicht aus Norwegen kommt (so geht es in einem Artikel um eine norwegisches Abi-Tradition, von der ich noch nie gehört hatte und einmal um eine norwegische Fernsehserie für Teenager, diese werden aber in den Fußnoten am Ende des Buches erklärt.)

Die Geschichten und Diskussionen behandeln alle möglichen Themen wie Religion, Familienleben, Sex/Aufklärung, Mobbing, Rassismus, das Verhältnis zwischen muslimischen Jugendlichen und ihren Eltern, Schule und Politik. Viele schwierige Themen mit Zündstoff also, die im Buch aber sehr direkt und locker rübergebracht werden, so dass man nie das Gefühl hat ein „schweres“ Buch zu lesen, sondern ein sehr lebendiges und sympathisches Buch das zum Nachdenken und Debattieren anregt und außerdem eine Anlaufstelle für junge Mädchen sein will, die niemanden haben mit dem sie über solche Themen reden können.

Ich finde das Buch ist absolut lesenswert und vor allem für jeden geeignet, der sich seine Meinungen über das Leben anderer Menschen gerne anhand derer eigener Erzählungen und Erfahrungen bildet und nicht anhand seiner eigenen festgefahrenen Meinungen und Vorurteile. Von dem her ist es sicher auch ein Buch das möglichst viele erwachsene Politiker, Lehrer und sonstige Menschen lesen sollten um nicht immer nur „über“ andere Personengruppen zu diskutieren sondern mit ihnen.

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Young Adult Tipp: „The Exact Opposite of Okay“

„The Exact Opposite of Okay“ von Laura Steven ist ein Young Adult Roman, der sich mit dem Thema „Slut Shaming“ auseinander setzt. Hauptperson des Buches ist die 18-jährige Izzy, die Vollwaise ist und mit ihrer Oma zusammen in eher prekären Verhältnissen lebt: die Familie hat nicht viel Geld und die gesundheitlich angeschlagene Oma hält die beiden mit einem schlecht bezahlten Job über Wasser. Izzy ist nicht besonders gut in der Schule, liebt aber das Schreiben von Drehbüchern und das Filmen von Comedy-Sketches. Sie träumt von einer Karriere als Comedy Star oder Drehbuchautorin, hat aber nicht mal das Geld um sich ein College-Studium oder eine Ausbildung leisten zu können. Sie versteckt ihre Gefühle und Schwächen hinter Witzeleien und sarkastischen Bemerkungen und verbringt ihre Freizeit am Liebsten mit ihren besten Freunden, der indisch stämmigen Ajita und ihren langjährigem Sandkastenfreund Danny. Als Izzy auf einer Party mit zwei Jungs schläft und dann auch noch Nacktfotos mit einem der beiden austauscht, gerät sie in einen Strudel der Ereignisse, der ihr ganzes Leben aus der Bahn wirft.

Das Buch ist in Tagebuch-Form geschrieben und beginnt kurz vor dem großen „Sex-Skandal“. Der Schreibstil ist sehr unterhaltsam, auch wenn Izzys Dauer-Sarkasmus vor allem anfangs etwas anstrengend sein kann (und das sage ich als großer Sarkasmus Fan 😉 ). Ich lese aber generell gerne Bücher in Tagebuch-Form, deswegen hat mir das Format sehr gut gefallen. Die Ereignisse und auch die Charaktere sind für mich gut herausgearbeitet, lediglich die Reaktionen (bzw. Nicht-Reaktionen) der Schule auf die Ereignisse fand ich irgendwie etwas befremdlich (auch wenn Izzy im Buch volljährig war, fände ich es merkwürdig wenn eine Schule bei derartigen Ereignissen überhaupt keine Maßnahmen ergreift um seine Schüler zu beschützen und zum Beispiel Mobbing einzudämmen). Gut gefallen hat mir, dass Izzy in dem Buch sehr vielschichtig geschildert wird, sie ist nicht nur die „Heldin“, sondern handelt teilweise auch sehr gedankenlos (damit meine ich jetzt nicht mal das Versenden von Nacktbildern über das Smartphone, sondern eher Zwischenmenschliches im Umgang mit ihrer besten Freundin) und ihr Charakter entwickelt sich im Laufe des Buches glaubwürdig weiter, so dass die hinter ihrer Fassade verborgenen Gefühle zu Tage treten können.

Nicht ganz so gut gefallen hat mir, dass das Buch teilweise fast etwas mehr wie ein feministisches Manifest wirkt als wie ein Roman, der rein um seiner Story wegen erzählt wird, was sich zum Beispiel darin äußert, dass vor allem Izzys Freund Danny etwas zu schablonenhaft ausgearbeitet wirkt. Man hat etwas den Eindruck seine Rolle existiert primär um ein bestimmtes Verhalten zu demonstrieren. Davon einmal abgesehen fand ich das Buch aber wirklich sehr gelungen und es sticht sowohl thematisch als auch vom Stil aus der Masse der Young Adult Romane heraus.

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Buchrezension: „Sleeping Beauties“ von Stephen & Owen King

„Sleeping Beauties“ ist (meines Wissens) das erste Buch, das Stephen King zusammen mit seinem Sohn Owen King geschrieben hat. Wie auch für Stephen Kings Solo-Romane typisch hat es eine epische Länge von an die 900 Seiten, ist also nichts für Leute, die es gerne kurz und knackig mögen. Obwohl das Buch übersinnliche Elemente enthält, handelt es sich keineswegs um einen Horrorroman, ich würde es am Ehesten als Fantasy Roman zur „Me too“ Debatte beschreiben 😉 (obwohl es von 2 Männern geschrieben ist, ist Feminismus, Sexismus, Patriarchat und der fortwährende Konflikt zwischen Frauen und Männern wohl das prägende Thema des Buches…dass es von 2 Männern stammt mag man merkwürdig finden, ist aus meiner Sicht aber durchaus gelungen).

Die Handlung spielt in einer Kleinstadt namens Dooling in den Appalachian Mountains (eine Gegend, die in Büchern und Filmen im Moment immer den Eindruck erweckt, als gäbe es da fast nur arme Menschen die Crack kochen und rauchen…), aber die Geschehnisse betreffen die ganze Welt. Von einem Tag auf den anderen fallen plötzlich Frauen in einen Art Dornröschen-Schlaf, sobald sie einschlafen bildet sich um ihren Körper eine Art spinnwebenartiger Kokon und die Frauen wachen nicht mehr auf. Versucht man den Kokon zu entfernen, nimmt das in der Regel kein gutes Ende für denjenigen der es versucht. Gleichzeitig mit dieser bedrohlichen Krankheit taucht in der Kleinstadt Dooling eine mysteriöse Frau auf und tötet 2 Drogendealer auf brutale Art und Weise…hat sie etwas mit den Geschehnissen zu tun?

In den ersten Tagen der Seuche, die „Aurora“ genannt wird, versuchen die Frauen die noch nicht eingeschlafen sind mit allen Mitteln (primär Drogen) wach zu bleiben, während die Männer mehr und mehr die Kontrolle über die Situation verlieren. Die drauf resultierende Geschichte beschäftigt sich dann mit fast allen gesellschaftlichen Themen, die die USA im Moment bewegen, ganz vorne dabei, Seximus und Waffen und stellt die große Frage ob eine Welt in der es nur Männer oder nur Frauen gibt, wohl überhaupt existieren könnte, besser oder schlechter oder gar wünschenswert wäre?

Mir hat der Roman gut gefallen, wobei ich mir vorstellen kann, dass jemand der einen Horrorroman oder Thriller erwartet hat, wohl enttäuscht sein könnte, denn ein Spannungsroman ist das Buch keineswegs und manchen Lesern wird er wohl auch etwas zu langatmig sein. Im Vergleich zum Schreibstil von Stephen King (alleine) finde ich den Stil etwas klarer und nüchterner und etwas weniger „jovial“, was einerseits erfrischend ist wenn man schon unzählige Stephen King Romane gelesen hat, andererseits aber etwas weniger Nähe zu den Charaktere schafft wie Stephen King das alleine irgendwie immer gelingt. Insgesamt ein gelungener Roman zu den großen gesellschaftlichen Debatten dieses Jahres (was eine Leistung ist, da ich vermute, dass der Roman schon sehr viel länger in Entstehung ist).