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Buchtipp: „Die letzten Tage meiner Kindheit“ von Rafel Nadal

Heute möchte ich ein Buch aus einem Genre vorstellen, das ich normalerweise nicht so häufig lese, nämlich einem historischen Roman, und zwar geht es um „Die letzten Tage meiner Kindheit“ des spanischen Autors und Journalisten Rafel Nadal (nicht zu verwechseln mit dem Tennispieler Rafael Nadal 😉 Lustigerweise beginnt die Autorenbeschreibung im Buch mit den Worten „Rafel Nadal kann besser schreiben als Tennis spielen“, diese Verwechslung ist dem Autor wohl schon häufiger passiert).

Der Hauptteil des Buches spielt Anfang und Mitte der 1940er Jahre in einem kleinen spanischen Dorf, wenige Jahre nach Ende des spanischen Bürgerkrieges. Die Geschichte erzählt von der Kindheit und dem weiteren Lebensweg von Lluc, dessen (alleinerziehende) Mutter am letzten Tag des Bürgerkriegs auf dem Dorfplatz vor den Augen ihres Sohnes erschossen wurde, als sie einem Verwundeten Kämpfer beistehen wollte. Lluc wächst seitdem bei Senora Stendhal, deren Vater und deren halbwüchsigem Sohn Dani auf, die er alle verehrt und bei denen er sich geborgen fühlt. Doch das Leben im Dorf ist weiterhin von Angst, Gewalt und Misstrauen geprägt, viele Anhänger des Widerstands gegen Franco verstecken sich seit dem Krieg immer noch in den Bergen und Wäldern rings um das Dorf und träumen von einem Umsturz der Regierung oder versuchen nur irgendwie zu überleben. Bei einer Rückkehr ins Dorf droht ihnen die Hinrichtung. Auch im Dorf stehen sich heimliche Sympathisanten der Rebellen sowie treue Anhänger der Regierung gegenüber und wenige reiche Großgrundbesitzer dominieren das ganze Dorf, während andere kaum über die Runden kommen. Trotz allem verlebt Lluc zunächst eine halbwegs  normale Kindheit, er bewundert den leidenschaftlichen und politisch engagierten Dani, er schwärmt für Senora Stendhal, doch eines Tages wird er durch schlimme Ereignisse so getroffen, dass er sich den Rebellen im Wald anschließt und wird fortan von dem Gedanken beherrscht für Gerechtigkeit für seine Mutter und seine Ersatzfamilie zu sorgen…doch im Laufe seines Lebens muss er realisieren, dass Rache oft dazu führt, dass man genauso schlimm wird wie seine Gegner und dass es im Krieg keine „Guten“ gibt

Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen, die Hoffnungslosigkeit, Brutalität und Ungerechtigkeit der damaligen Zeit in Spanien wird eindringlich geschildert und man leidet mit Lluc und den restlichen Personen mit. Allerdings ist es etwas schwierig die ganzen historischen Zusammenhänge zu verstehen, wenn man mit der Geschichte Spaniens nicht in der Tiefe vertraut ist. Um den Grundtenor des Buches zu verstehen ist das aber nicht so wichtig. Trotzdem hätte ich mir für mich selbst mehr Hintergrundwissen über die damalige Zeit in Spanien gewünscht.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Buch im letzten Drittel, als Lluc sich in die Berge zu den Rebellen absetzt vorübergehend doch einen recht abrupten und auch etwas unausgewogenen stilistischen Bruch erlebt, der bei mir den Lesefluss doch kurzzeitig etwas gestört hat. Insgesamt fand ich den Roman aber sehr lesenswert.

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Buchtipp: „Eine Geschichte der Wölfe“ von Emily Fridlund

„Eine Geschichte der Wölfe“ von Emily Fridlund spielt im ländlichen Minnesota, einem Bundesstaat im Nordwesten der USA.
Die 14-jährige Linda oder Madeline oder Mattie (ihr Name bleibt im Buch genauso merkwürdig unklar, wie ihre Beziehungen zu den Leuten um sie herum) lebt mit ihren Eltern in ärmlichen Verhältnissen unter widrigen Bedingungen an einer Hütte an einem der vielen Seen der Gegend.
Ihre Eltern zogen vor einigen Jahr als Spät-Hippies zusammen mit anderen Erwachsenen und Kindern dorthin, um ihren Traum in einer Kommune zu leben zu verwirklichen. Nach einigen wenigen Jahren in der Kommune verschwanden alle anderen und nur
Linda und ihre Eltern, sowie 4 Hunde, blieben zurück.
Linda lebt dort recht isoliert, ihre Klassenkameraden machen sich über sie lustig und ihre Beziehung zu anderen Menschen besteht weitgehend aus ungesunden Obsessionen (z.B. mit ihrem später wegen dem Besitz von Kinderpornographie verhafteten Geschichtslehrer oder einer Klassenkameradin, die aus anderen Gründen an der Schule ausgegrenzt wird). Echte Beziehungen oder Freundschaften hat Linda nicht und auch das Verhältnis zu ihren Eltern bleibt distanziert, aus Gründen die im Laufe des Buches gut herausgearbeitet werden.

Nicht sehr verwunderlich ist es also, dass Linda fasziniert ist als in eine andere Hütte am See eine junge Familie einzieht, die junge Mutter Patra und ihr kleiner 4-jähriger Sohn Paul (der Vater ist anscheinend Wissenschaftler und aus beruflichen Gründen zuerst mal nie da).
Linda freundet sich mit den beiden an und ergattert recht schnell einen Job als Babysitterin für Paul. Linda mag Paul und kümmert sich gut um ihn (auch wenn sie manchmal genervt von ihm ist), noch faszinierter ist sie aber von Patra, die ihr zunehmend wichtig wird, so dass sie immer mehr Zeit mit der jungen Familie verbringt. Unbehagliche Gefühle bezüglich der an der Oberfläche so „perfekt“ wirkenden kleinen Familie verdrängt Linda…als der Vater Joe während der Sommerferien zurück kommt, ist Lindas Babysitter Job erst mal beendet und Patra und die Familie scheint sich zunehmend merkwürdig zu verhalten…Linda kann sich nicht wirklich von ihnen lösen und sucht weiter ihre Nähe…

Mehr möchte ich an dieser Stelle über den Inhalt nicht verraten, um nicht zu viel von der Handlung Preis zu geben.
Das Buch ist sehr intensiv und erzählt Lindas Lebensgeschichte nicht linear, sondern in Zeitsprüngen, meist wird die Geschichte aus Sicht des Sommers erzählt, in dem Linda
Paul und Patra kennenlernt, es gibt aber auch Episoden aus Lindas jüngster Kindheit und aus ihrem aktuellen Leben mit Mitte 30. Es ist eine Geschichte von Schuld und Loyalität und Abhängigkeit und darüber wie man auch in bester Absicht Schlimmes verursachen bzw. zumindest nicht verhindern kann.
Die Sprache ist dabei poetisch und teilweise detailverliebt, war für mich aber nie langweilig. Ich habe das Buch an einem Wochenende quasi in einem Rutsch ausgelesen. Für mich ein absolut großartiges, aber auch sehr bedrückendes und bewegendes Buch.

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Tipp für Stephen King Fans: „Basar der bösen Träume“

„Basar der bösen Träume“ ist ein typischer umfangreicher Sammelband mit Kurzgeschichten von Stephen King. Dabei ist zu beachten, dass die meisten der Geschichten über die Jahre und Jahrzehnte hinweg schon in anderen Büchern oder Zeitschriften oder einzeln (wie die ehemalige Kindle Exklusivstory „Ur“) veröffentlicht wurden. Anscheinend ist nur eine Geschichte in dem Geschichtenband wirklich eine Neuheit. Allerdings hat mich das wenig gestört, obwohl ich quasi jedes Buch von Stephen Kind, das er jeweils veröffentlicht hat, gelesen habe. Die meisten der Geschichten, die ich schon kannte, hatte ich vermutlich vor Jahrzehnten gelesen, so dass sie fast neu auf mich wirkten, außerdem kamen mir sowieso nur grob die Hälfte der Story bekannt vor.

Die Sammlung an sich fand ich sehr gelungen, richtige Horrorfans werden vermutlich nicht auf ihre Kosten kommen, denn Monster und Gruselhorror sucht man hier mit wenigen Ausnahmen vergebens, auch Übersinnliches spielt nicht in allen Geschichten eine Rolle. Oftmals handelt es sich mehr um einen leichten psychologischen Grusel, aber auch Humor kommt nicht zu kurz und es gibt auch ein- bis zwei eher positive Stories mit „Happy End“, sowie 2 Gedichte. Ich fand wirklich fast alle Geschichten rundum gelungen und habe mich nicht gelangweilt (nicht mal bei der Baseball-Geschichte, für die sich Stephen King im Vorwort quasi noch „entschuldigt“ hat, allerdings habe ich persönlich schon immer einen Soft Spot für Baseball).

Abgerundet wird die Kurzgeschichtensammlung noch durch die Vorworte, die jede einzelne Geschichte begleiten und in denen Stephen King zu jeder Geschichte eine kleine Anekdote über die Entstehung erzählt. Ich bin ja eigentlich kein großer Fan von Vorworten, meist finde ich diese eher unnötig und langweilig, aber Stephen King ist finde ich sozusagen der Meister der Vorworte und der Einzige, der es schafft dabei nie zu langweilen, sondern einem wirklich einen kleinen Einblick in das Leben als Autor zu geben.

Für mich also eine sehr gelungene Sammlung für Stephen King Fans und Fans von Geschichten mit einem eher subtilen Grusel.

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Regionalkrimi-Tipp: „Rabenschwarze Beute“ von Nicola Förg

„Rabenschwarze Beute“ ist der neueste Regionalkrimi aus der Feder von Nicola Förg.
Das Buch beginnt in einer Silvesternacht in Murnau, beim Feiern wird der Architekt und passionierte Vogelschützer Markus Göldner kurz nach Mitternach vom Balkon seiner Freundin geschossen. Wer der Schütze war ist unklar, denn im Feuerwerkshagel ging der echte Schuss unter. Der erste Eindruck weist indessen auf einen cholerischen Nachbarn
und Waffennarr hin, der mit einer Schreckschusspistole die Nachbarschaft an Silvester terrorisierte.
Aber ist die Lösung wirklich so offensichtlich?
Komissarin Irmi und ihr Team stoßen im Laufe der Ermittlungen auf viele Spuren und Verdächtige, Markus Göldner hatte sich als Aktivist viele Feinde gemacht, aber alle vielversprechenden Ansätze scheinen erst mal im Sande zu verlaufen.
Während eines vom Chef verordneten Teambuilding-Events auf einer Berghütte werden die Polizisten dann auch noch in einen anderen Kriminalfall verwickelt, das Kind der angesagten Social-Media-Modebloggerin La Jolina verschwindet und wird wenig später erfroren aufgefunden. Als wäre das nicht genug verschwindet einige Tage später auch noch die trauernde Mutter…

Wie immer in den Krimis von Nicola Förg spielen ihre (offensichtlichen) Leidenschaften
Tiere und Naturschutz eine wichtige Rolle. In diesem Krimi hat mir das besonders gut gefallen, da ich bei einigen angesprochenen Themen auch eine eher leidenschaftliche Meinung habe (z.B. die Unnötigkeit von Feuerwerken 😛 ).
Auch hat Nicola Förg einige aktuelle kleinere Nachrichtenereignisse in die Handlung
eingearbeitet ohne dass es irgendwie besonders konstruiert wirkte.
Den Kriminalfall an sich fand ich auch gut und spannend umgesetzt. Eventuell gibt es ein paar Zufälle zu viel, die mitunter ein bisschen konstruiert wirken (z.B. dass die Polizisten just zufällig auf einer Berghütte ein berufliches Event haben, wo die angesagte Influencerin grad ihr neuesten Mode-Shooting hat), aber wirklich gestört hat das nicht.
Ich fand das Verhältnis zwischen Krimihandlung und (durchaus lehrreichen) Informationen zu aktuellen Themen wie Windkraft und Vogelschutz jedenfalls gut gelungen und auch dass der Krimi viel Bezug auf aktuelle Trends und Ereignisse nimmt, wirkt bei dieser Autorin nicht aufgesetzt. Das Buch liest sich jedenfalls kurzweilig und auch Humor kommt nicht zu kurz, obwohl der Kriminalfall an sich wirklich
recht düster und dramatisch ist. Insgesamt also eine sehr gelungene Mischung.

Nicht so gut gefallen haben mir bei diesem Regionalkrimi übrigens Cover und Titel.
Das Cover finde ich in der schwarz-roten Optik eher unattraktiv und nicht sehr
ansprechend (in einer Buchhandlung und beim Stöbern würde mich dieses Cover nicht zum Kauf animieren) und mit dem Titel „Rabenschwarze Beute“
konnte ich auch nicht wirklich etwas anfangen, zumal ich keine wirkliche Verbindung zum Inhalt des Buches herstellen kann (außer der kreative Anspruch hört bei „irgendwas das vogelmäßig klingt“ schon auf). Das ist allerdings nur eine Kleinigkeit, da
ich allerdings ein großer Freund von schönen Covern und Titeln bin, freue ich mich immer über Bücher wo man merkt, dass sich da viele Gedanken gemacht wurden.

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Lesetipp mit Kurzgeschichten: Bov Bjerg – Die Modernisierung meiner Mutter

Von Bov Bjerg habe ich dieses Jahr schon den Roman „Auerhaus“ gelesen, der mir ausnehmend gut gefallen hat. Da mir der ironisch lustige und trotzdem immer ernsthafte Stil des Autors gut gefallen hatte, hatte ich auch große Lust die Kurzgeschichtensammlung „Die Modernisierung meiner Mutter“  zu lesen. Das Buch (oder vom Umfang her eher Büchlein) erhält Kurzgeschichten aus den letzten 20 Jahren des Autors. Das Buch enthält einige längere Geschichten, die teilweise skurril unterhaltsam sind, teilweise aber trotz des immer vorhandenen absurden Humors auch sehr ernste Themen behandeln, bei denen einem das Lachen dann auch mal im Hals stecken bleibt. Von den längeren Geschichten fand ich 3-4 wirklich herausragend, so zum Beispiel der Opener „Schinkennudeln“ (indem diese tatsächlich eine relativ wichtige Rolle spielen 😉 ).

Viele sind wirklich lustig, andere nachdenklich und zusätzlich zu den längeren Geschichten gibt es kürzere Geschichten, die mehr wie Erinnerungsfetzen, Gedankenspiele oder Einwürfe wirken. Dabei gibt es natürlich welche die stärker sind und welche die eher nur „ganz nett“ sind und keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, aber insgesamt fand ich den Kurzgeschichtenband sehr kurzweilig. Da die Geschichten alle für sich alleine stehen können, eignet sich das Buch auch hervorragend um z.B. abends vor dem Zubettgehen noch schnell 2-3 Stories zu lesen.

Ich würde das Buch jedem empfehlen, der „Auerhaus“ mochte und vor allem von dem Schreibstil und Humor von Bov Bjerg begeistert ist und jedem, der generell gerne Kurzgeschichten liest. Das Buch ist vielleicht wegen der eher wilden Mischung von Geschichten nichts für Leute, die gerne auch bei Geschichtensammlungen einen thematischen oder stilistischen „roten Faden“ haben. Mich hat die Vielfalt an Themen nicht gestört.

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Lesetipps: Krimis aus den Niederlanden

Heute möchte ich einmal eine komplette Krimireihe auf einmal vorstellen und zwar die Bände der „Nordsee-Morde“ Reihe der niederländischen Autorin Isa Maron. Wobei ich da einleitend gleich drauf hinweisen muss, dass „Nordsee-Morde“ etwas irreführend ist, denn dies erweckt beim Leser wohl das Bild typischer Regionalkrimis (vermutlich dachte man beim deutschen Verlag, dass das zwecks Marketing beim deutschen Leser am Besten zieht) und bei der Krimi-Reihe handelt es sich aber eher um eine typische Krimireihe, die eher noch in Richtung „Serienkiller-Thriller“ geht und größtenteils in Amsterdam spielt. Die Nordsee spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle.

Für mich ist das eine der besten Krimireihen, die ich seit längerem neu entdeckt habe, auch da die Ermittler mal was anderes sind und sich von den typischen skandinavisch melancholischen Kommissaren und auch den typischen britischen High-Society Ermittlern unterscheiden 😉

Als kleiner Wehrmutstropfen: von den 3 bisher erschienenen Bänden konnten mich nur zwei davon zu 100% überzeugen, aber insgesamt immer noch ein sehr sehr gutes Fazit.

Es ist zu beachten, dass man diese Krimireihe unbedingt chronologisch von Anfang an lesen sollen, da die Bände nur sehr schlecht für sich allein stehen können.

Hier nun die Rezensionen zu den einzelnen Bänden:

Isa Maron – „Dunkle Flut“ (Genre: Krimi)

„Dunkle Flut“ ist der erste Band einer Reihe von Krimis rund um ein ungewöhnliches Ermittlerduo, die Kommissarin Maud Mertens und die junge Abiturientin Kyra Slagter, die unbedingt Polizistin werden will, seitdem ihre ältere Schwester Sarina vor einigen Jahren spurlos verschwand. Zuerst war ich etwas skeptisch, als ich gelesen habe, dass eine Schülerin an den Mordermittlungen beteiligt ist, da mir das doch etwas sehr unrealistisch erschien. Das hat sich aber schnell gelegt, nachdem mir klar wurde, dass Kyra nicht tatsächlich offiziell mitermittelt, sondern quasi auf eigene Faust auf Mördersuche geht (das ist natürlich auch nicht wirklich so realistisch, aber es ist ja nur ein Buch 😉 ).

Am Anfang des Buches wird ein Mann aufgeknöpft an einem Laternenpfahl am Amsterdamer Hafen gefunden. Da ihr Bruder die Leiche entdeckt, ist Kyra noch knapp vor der Polizei am Tatort und kann die Leiche in Augenschein nehmen. Erschrocken erkennt sie, dass es sich bei dem Toten um ihren Kunstlehrer handelt…sowieso schon besessen von dem Beruf des Kriminalisten und von Morden beschließt sie, dass sie unbedingt dahinter kommen will, was passiert ist.

Auch Maud Mertens arbeitet mit dem Team an dem Fall, doch die Suche nach einem Motiv ist nicht leicht und mit der Zeit wird klar, dass es sich nicht um einen Einzelmord handelt, sondern dass der Täter Blut geleckt hat.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, vor allem die Charaktere sind vielschichtig und nicht so eindimensional wie sonst oft, Kyra ist ein typischer Teenager, oft impulsiv und unvernünftig, dabei aber völlig von sich überzeugt. Maud Mertens führt eigentlich ein ganz normales Leben (mal keine völlig gescheiterte Existenz als Kommissar 😉 ), hat aber außer mit der widerspenstigen Kyra auch noch mit ihrer eigenen Tochter im Teenageralter zu kämpfen. Insgesamt muss ich sagen, dass mir an dem Buch die Charakterentwicklung und auch das im Hintergrund immer mit vorhandene Rätsel um Kyras verschwundene Schwester sogar etwas besser gefallen hat als der Kriminalfall an sich (der zwar auch spannend ist, aber in einer ähnlichen Form doch schon oft dagewesen). Insgesamt finde ich die Reihe sehr vielversprechend und auch das Setting in Amsterdam und an der Nordsee ist mal etwas anderes.

Isa Maron – „Kalte Brandung“ (Genre: Krimi)

Kyra Slagter, die im ersten Teil noch zur Schule ging, hat inzwischen ihr Studium der Kriminalistik angefangen und ist somit ihrem Ziel Polizistin zu werden und auch beruflich Kriminalfälle zu lösen einen Schritt näher gekommen. Zusätzlich zu der Beschäftigung mit Kriminalistik, versucht sie natürlich immer noch das Verschwinden ihrer Schwester vor einigen Jahren aufzuklären.

Auch Maud Mertens hat mehr als genug zu tun, denn zum Schrecken der ganzen Niederlande verschwinden innerhalb weniger Tage zahlreiche Kinder spurlos und immer von belebten Plätzen wie Geburtstagsfeiern oder Zoos. Während immer mehr Kinder verschwinden, versuchen Maud Mertens und ihr Team unter Hochdruck dahinter zu kommen, was hinter den Entführungen steckt, ein spannender und mitreißender Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Auch Kyra ist wieder am Rande mit dem Fall verbandelt (wie realistisch das ist, sei mal dahingestellt), denn sie kennt das erste entführte Kind flüchtig und eine ihrer Freundinnen ist das Kindermädchen des Jungen gewesen. Abgesehen von dieser etwas konstruierten Verbindung ist Kyra diesmal aber nicht wirklich in die Ermittlungen zu dem großen Kriminallfall eingebunden, was ich angenehm fand, da es sonst vermutlich zu unrealistisch geworden wäre. Stattdessen konzentriert sich ihre Rolle auf die Suche nach ihrer Schwester, in deren Fall durch neue Ermittlungsergebnisse aus den USA auch neues Leben kommt.

Insgesamt fand ich den zweiten Band der Reihe fast noch besser als den ersten, der Kriminalfall ist wirklich spannend, die Charaktere werden weiterentwickelt und auch der Fall von Kyras Schwester nimmt deutlich Fahrt auf.

Isa Maron – „Schwarzes Wasser“ (Genre: Krimi)

Nachdem ich den 2. Band wirklich herausragend fand (noch etwas besser als Band 1), war ich sehr gespannt auf den 3. Teil. Leider wurden meine Erwartungen nur teilweise erfüllt.

Am Anfang des Buches steht mal wieder ein spektakulärer Leichenfund, im Garten eines Hauses in der Nachbarschaft von Kyra Slagter werden bei professionellen Gartenarbeiten einige menschliche Schädel gefunden. In dem Haus wohnte bis vor einigen Jahren ein inzwischen verstorbener umstrittener Politiker und seine Familie, hatte er etwas damit zu tun?

Parallel zu dem Kriminalfall kommt Fahrt in die Suche nach Kyras verschwundener Schwester und der Fall nimmt deutlich mehr Raum ein als in den ersten beiden Bändern.

Auch in diesem Band hat es Spaß gemacht, die Ermittlungen von Maud und Kyra zu verfolgen und dass es mit dem Geheimnis um Kyras Schwester langsam wirklich voran geht fand ich auch gut.

Allerdings ist das auch etwas die Schwäche des Bandes, irgendwie gibt es gefühlt zu viele Handlungsstränge und Personen, die auch noch alle miteinander verbandelt sind. Ich fand es deswegen zum ersten Mal etwas schwierig, die Übersicht über alle Charaktere zu behalten und einige Stränge verliefen sich auch im Laufe des Buches etwas im Sande. Dass das ganze Buch dann auch noch mit einem kompletten Cliffhanger endet, passt zu diesem Gesamtbild.

Insgesamt wirkt der 3. Band leider etwas als ob er nur ein „Zwischen-Roman“ ist, der zu einem großen Finale hinführt und er funktioniert deswegen als eigenständiger Krimi auch nicht so gut wie die ersten beiden Bände.

Trotzdem ist die Reihe an sich grandios und weiterlesen muss man sowieso, wenn man hinter das Geheimnis um Kyras Schwester kommen will. Allerdings schreibt die Autorin eigentlich brilliant genug, um solche „Kniffe“ zur Kundenbindung gar nicht nötig zu haben. Von dem her hoffe ich, dass der 4. Band wieder etwas eigenständiger wird.

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Lesetipps zum Herbstanfang

Diesen Monat möchte ich zwei sehr unterschiedliche Romane vorstellen, einmal ein solider Thriller von Sebastian Fitzek, der mich leider nicht komplett vom Hocker gerissen hat und zweitens einen sehr intensiven gesellschaftskritischen Roman, der perfekt in die heutigen Zeiten passt:

T.C. Boyle – América (Genre: Belletristik)

„América“ (im Original „The Tortilla Curtain“) von T.C. Boyle ist ein gesellschaftskritischer Roman von 1996, der aber genauso gut 2016 oder 2017 geschrieben sein könnte, denn er hat nichts von seiner Aktualität verloren. Der Roman spielt im Kalifornien der 90er Jahre und liest sich fast wie eine groteske griechische Tragödie, an der allerdings nichts unrealistisch ist (bis auf vielleicht das etwas überzogene Ende, das aber ein sicherlich absichtliches Stilmittel ist und den Roman gelungen abrundet). Am Anfang des Romans treffen zwei Welten aufeinander. Delaney Mossbacher, der mit seiner Frau, seinem Sohn, 2 Hunden und einer Katze in einem exklusiven Wohngebiet in den Hügeln oberhalb von Los Angeles lebt, ist ganz selbsternannter Naturmensch, er verdient sein Geld damit in den Canyons von Kalifornien umherzuwandern und in Naturzeitschriften Kolumnen über Flora und Fauna zu schreiben (den tatsächlichen Lebensunterhalt der Familie verdient zum Glück seine Frau, die als Maklerin 6 Tage die Woche 10 Stunden arbeitet). Delaney liebt die Natur direkt vor der Haustür, zumindest solange bis Koyoten die Haustierpopulation der Mossbachers empfindlich dezimieren.

Als wäre das nicht schlimm genug, fährt Delaney Mossbacher auf der Heimfahrt auf der Canyon Straße auch noch einen Mann an, einen offenbar illegalen mexikanischen Einwanderer (der den Vorschlag einen Arzt zu rufen vehement ablehnt) und von Delaney trotz schwerer Verletzungen im Eifer des Gefechts mit 20 Dollar „Schmerzensgeld“ abgefertigt wird. Diese Szene ist der Einstieg des Buches und legt den Grundstein für einen Strudel an Ereignissen, der immer abwechselnd aus Sicht von Delaney und Cándido (dem Unfallopfer) erzählt wird. Cándido ist das genaue Gegenteil von den Mossbachers, er ist mit seiner jungen schwangeren 17-jährigen Freundin América aus Mexiko in die USA gekommen, um Geld zu verdienen. Statt großer Träume von einem eigenen Haus finden die beiden sich in einem behelfsmäßigen selbstgebastelten Lager im Canyon wieder und anstatt Arbeit (mit einem Stundenlohn von 3-4 Dollar) zu finden, versucht Candido von seinen Verletzungen zu genesen, während América sich auf Arbeitssuche macht. Ab diesem Zeitpunkt geht es für Delaney und Candido quasi nur noch bergab und die Ereignisse eskalieren immer schneller und schlimmer, bis zum dramatischen Finale…trotz der harten Kost liest sich der Roman dank der ironischen und bissigen Erzählweise nie zu deprimierend, dabei ist er auch noch hochspannend und eine hervorragende Analyse der heutigen Gesellschaft und Trumps USA, die sich aber auch problemlos auf unsere eigene Gesellschaft übertragen lässt und verdeutlich was passiert, wenn Leute nur noch angstgetrieben agieren und reagieren.

Sebastian Fitzek – „Achtnacht“ (Genre: Thriller)

Romane von Sebastian Fitzek lese ich meist nur, wenn ich sie mir von Verwandten oder Freunden ausleihen kann, da ich zugeben muss, dass ich mit dem Autor meist nicht 100% warm werde. Manchmal sind mir seine Bücher zu brutal, manchmal zu reißerisch, so richtig vom Hocker gerissen hat mich selten eins. Trotzdem bieten sie in der Regel kurzweilige Unterhaltung, weswegen ich zwischendurch doch immer wieder zugreife.

„Achtnacht“ hat auf den ersten paar Seiten sofort mein Interesse geweckt, die Story fängt mit viel Dynamik an und auch die Thematik, die total in das heutige Smartphone und Social Media affine Zeitalter passt und einige Themen überzeugend aufgreift, haben in mir zunächst den Eindruck geweckt, dass das mal ein Fitzek sein könnte, der mich von Anfang bis Ende überzeugt.

Der Hauptprotagonist Ben, ein beruflich und privat gescheiterter Familienvater findet sich plötzlich in einem Albtraum wieder, er ist auf der Todesliste eines ominösen Internet-Spiels gelandet, im Zuge dessen ein per Los ausgewählter Mensch für eine Nacht „vogelfrei“ erklärt wird, das heißt alle anderen Menschen dürfen den Ausgewählten töten ohne Konsequenzen fürchten zu müssen und es winkt ein Kopfgeld von 10 Millionen Euro. Gleichzeitig versucht Ben auch noch herauszufinden warum seine körperbehinderte Tochter Selbstmord begangen hat, oder steckt doch etwas anderes hinter ihrem Sturz vom Dach ihres Appartments?

Gut gefallen hat mir an dem Roman die Unklarheit des Spiels, existiert es wirklich, ist es nur ein durch einen Massenhype im Internet außer Kontrolle geratenes Experiment? Vieles in dem Buch hat erschreckend viel mit der heutigen Social Media Realität zu tun und scheint angesichts von Shitstorm, Selfie- und Youtube Wahn duchaus vorstellbar.

Leider passiert in Fitzeks Buch dann aber was fast immer passiert, die Handlung wird einfach immer überzogener und abstruser und irgendwann geht dadurch die ganze Spannung verloren (hier wäre weniger oft mehr), weswegen ich dem Buch am Ende doch wieder nur eine mittelmäßige Gesamtbewertung geben kann. Wer die Romane von Fitzek mag, kann mit diesen Buch aber sicherlich nicht viel falsch machen.

 

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Krimis für den Sommer – Lesetipps August

Diesen Monat hab ich zwei Krimis gelesen, von denen ich einen uneingeschränkt weiterempfehlen kann, der andere ist eher nur etwas für Liebhaber der Reihe:

Andreas Föhr – „Schwarzwasser“ (Genre: Krimi)

Andreas Föhr ist unter den aktuellen Regionalkrimi Autoren aus Bayern einer meiner absoluten Favoriten, denn für mich versteht er es mit am besten Humor und Krimihandlung so zu mischen, dass der Klamauk nicht überwiegt und die Krimihandlung nicht zu kurz kommt. Es ist nun eine Weile her seit ich das letzte Mal einen Krimi von Föhr gelesen habe, aber „Schwarzwasser“ fand ich mal wieder besonders gelungen, denn die Story fand ich sehr interessant und auch im Gegensatz zu vielen anderen Krimis war es nicht so einfach die Hintergründe und Geschehnisse vorauszusagen, so dass die Auflösung bis zum Ende spannend blieb.

Am Anfang des Buchs wird unter sehr skurrilen Umständen eine Leiche gefunden, das Opfer, ein zurückgezogener älterer Mann liegt erschossen im Bett, eine junge Frau wird mit der Tatwaffe in der Hand festgenommen, auf den allerersten Blick eine offensichtliche Sache, vor allem als am nächsten Tag auch noch ein mögliches Mordmotiv zu Tage tritt. Doch Kommissar Wallner kommt das Ganze spanisch vor und schnell stellt sich raus, dass der Fall weitaus komplexer ist, als er zu sein scheint, denn auch der Tote scheint nicht der zu sein, für den er sich ausgibt.

Der nachfolgende Kriminalfall spielt dann einerseits in der Gegenwart, dazwischen werden immer wieder Rückblicke auf Ereignisse die 20 Jahre davor in Berlin stattfanden und mit dem aktuellem Mordfall zusammenhängen eingeflochten.

Auch Kommissar Kreuthner (Kenner der Reihe wissen wie berüchtigt er ist) spielt natürlich wieder eine gewichtige Rolle in dem Fall und wie immer kann man wenn man kritisch sein will der Meinung sein, dass alles um ihn herum doch etwas sehr an den Haaren herbeigezogen ist und den Krimis von Andreas Föhr doch Einiges an Glaubwürdigkeit raubt, denn im echten Leben wäre eine Person wie er im Polizeidienst (zumindest hoffentlich 😉 ) wohl nicht vorstellbar. Andererseits machen seine Eskapaden einen großen Teil des Unterhaltungswertes der Krimis aus, von dem her würde ich ihn nicht missen wollen.

Jussi Adler Olsen – „Selfies“ (Genre: Krimi/Thriller)

Nachdem ich den Vorgängerroman „Verheissung“ der Krimi-Reihe rund um Carl Morck und sein unkonventionelles Ermittlerteam überdurchschnittlich gut gelungen fand, hab ich mich auf den neuen Fall „Selfies“ auch wieder sehr gefreut. Allerdings wurden meine Erwartungen hier nur teilweise erfüllt.
Auf den ersten Blick ist der Plot des Romans sehr spannend, eine Autofahrerin überfährt mit dem Auto junge Frauen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben, außer dass sie alle von Sozialhilfe leben. Außerdem wird eine ältere Frau in einem Park brutal erschlagen, für das Team von Carl Morck stellt sich die Frage ob dieser Mord etwas mit einem anderen Mordfall von vor einigen Jahren zu tun hat, bei dem eine junge Lehrerin erschlagen wurde.

Parallel zu den Kriminalfällen dreht sich ein Großteil des Buches außerdem noch um Carls Mitarbeiterin Rose, die von den Ereignissen im Vorgängerroman immer noch schwer traumatisiert ist und deren labile Psyche mehr oder weniger komplett zusammengebrochen ist, weil der letzte Mordfall die Erinnerungen an ihren grausamen Vater und dessen mysteriösen Tod wieder voll in ihr Bewusstsein gerückt haben. Neben den Ermittlungen in den Mordfällen müssen Carl und Assad als auch noch herausfinden, was mit Roses Vater eigentlich wirklich passiert ist, um ihr zu helfen.

Insgesamt also eigentlich alles gute Zutaten für einen spannenden und komplexen Roman, allerdings ist das auch etwas das Problem des Buches gewesen, es gibt einfach zu viele Handlungsstränge und zu viele Zufälle, die alle Handlungen miteinander verbinden…spätestens als auch noch Roses Story sich mit dem aktuellen Kriminalfall verflechtet wird es dann doch etwas abstrus. Dadurch liest sich das ganze Buch etwas zu wirr und unglaubwürdig, weswegen ich es als eines der schwächeren Bücher der Reihe einordnen würde. Als Fan der Reihe an sich kommt man allerdings natürlich trotzdem nicht wirklich umhin das Buch zu lesen, denn man erfährt hier das erste Mal tiefgehende Hintergründe über einen der Ermittler, nämlich Rose…

 

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Buchtipps: Ein Krimi und eine außergewöhnliche Autobiografie

Diesen Monat habe ich 2 sehr unterschiedliche Bücher gelesen, einmal einen Krimi aus einer meiner Lieblingskrimireihen und außerdem eine sehr außergewöhnliche Autobiografie voller subtil schwarzem Humor:

Jussi Adler Olsen – „Verheissung“ (Genre: Krimi/Thriller)

„Verheissung“ ist der 6. Fall rund um den etwas exzentrischen dänischen Sonderermittler Carl Morck (Leiter eines Dezernates für ungelöste Kriminalfälle) und sein Team Assad und Rose. Zu Beginn des Bandes erhält Carl Morck einen Anruf eines Polizisten von einer kleinen Insel, dieser bittet ihn um Hilfe bei einem lange Jahre zurückliegenden Fall, bei dem das junge Mädchen Alberte von einem Auto tödlich verletzt und in einen Baum geschleudert wurde. Der Fall wurde als Unfall mit Fahrerflucht zu den Akten gelegt, doch der Polizist ist sich sicher, dass es Mord war, an seiner Besessenheit mit dem Fall ist seine Ehe und mehr oder weniger sein ganzes Leben zerbrochen. Als Carl ihn recht rüde abweist, hinterlässt der Polizist eine verstörende Nachricht auf dem Anrufbeantworter und wenige Zeit später erschießt er sich bei seiner Pensionierungsfeier vor den Augen seiner ehemaligen Kollegen. Als Carl Morck und sein Team geschockt beschließen den alten Fall doch wieder aufzunehmen, beginnt eine langwierige Reise in die Vergangenheit.

Der Krimi ist von der Erzählweise eher ruhig und nimmt sich viel Zeit für klassische Ermittlungsarbeit und auch um die Geschichte um Alberte und ihre Vergangenheit Stück für Stück zu erzählen. Das Buch ist also vielleicht nichts für Menschen die actionreiche Thriller mögen, ich würde die Reihe auch definitiv eher als Krimireihe bezeichnen, auch wenn sie immer als Thriller ausgezeichnet wird. Genauso wichtig wie der Plot (der mir in dieser Folge besonders gut gefallen hat) ist in dieser Reihe das Zusammenspiel der verschiedenen Charakter, der etwas launische Carl Morck, der geheimnisvolle Assad, die etwas anstrengende und psychisch instabile Rose sind ein dynamisches Trio, das trotz der Exzentrik trotzdem irgendwie nicht so privat problembelastet wirkt wie die Ermittler in anderen Krimireihen (vielleicht weil nicht seitenweise Eheprobleme gewälzt werden?). Dazu kommt eine faszinierende Geschichte um Eifersucht und einen charismatischen Sektenguru, der eine lange Reihe von Menschen zurück lässt, die von ihm besessen sind. Auch wenn dem Leser in dem Buch relativ schnell offen gelegt wird, wer der Mörder ist, wird die Mördersuche aus Sicht der Kommissare nie langweilig und die Erzählweise der Geschichte, die Schicht für Schicht immer mehr der Geschehnisse enthüllt, hat mir sehr gut gefallen. Für mich war das einer der besten Bücher aus der Reihe um Carl Morck. Allerdings sollte man die Reihe möglichst komplett und chronologisch lesen, da immer wieder Geschehnisse aus den früheren Bändern eine Nebenrolle in der Handlung spielen.

Klaus Märkert – Wie wir leuchten im Dunkeln, geben wir so verdammt gute Ziele ab (Genre: Autobiografie)

Auf das Buch von Klaus Märkert bin ich durch den außergewöhnlichen Titel – „Wie wir leuchten im Dunkeln, geben wir so verdammt gute Ziele ab“ – aufmerksam geworden. In dem eher kompakten Büchlein erzählt Klaus Märkert Episoden aus seinem Leben, dabei ist das Buch jeweils in verschiedene Abschnitte gegliedert, die unterschiedliche Lebensabschnitte des Autors widerspiegeln, zwischen denen hin- und her gesprungen wird. Eine Verbindung gibt es dadurch, dass alle Abschnitte, in denen es um Ähnliches geht jeweils die gleiche Überschrift tragen, so gibt es einige Geschichten zum Thema „Kind sein“, einige zum Thema „Tot sein“ , einige zum Thema „Soldat sein“, usw. Für mich hat diese Struktur sehr gut funktioniert, denn obwohl zwischen unterschiedlichen Themen gesprungen wird, findet man sich problemlos zurecht und die Erzählweise ist abwechslungsreicher als hätte man die Geschichten chronologisch erzählt.

Inhaltlich konnte ich mich mit den Geschichten zum Thema „Kind sein“ am Besten identifizieren, was sicher daran liegt, dass fast jeder ähnliche Kindheitserfahrungen gemacht hat und der Autor es hervorragend geschafft hat, die typischen Ängste und Gefühle, die man als Kind hat, so zu erzählen, dass man direkt in seine Kindheit zurück versetzt wird. Bei anderen Themen fehlte dann im Vergleich der persönliche Bezug, so dass man etwas distanzierter darauf schaut, aber auch diese waren für mich sehr interessant zu lesen. Der Humor im Buch ist speziell, eher zynisch und schwarz und deswegen vermutlich nicht jedermanns Sache, aber mir hat er sehr gut gefallen, wobei das Buch in der ersten Hälfte etwas spielerischer und leichter daher kommt und in der zweiten Hälfte dann doch etwas zynischer und dunkler.

Für mich auf jeden Fall mal eine ganz andere Autobiografie, die ich sehr lesenswert fand.

 

Musik

Mein Soundtrack von 2016 – Teil 1

So langsam nähert sich die Zeit der Jahresrückblicke und wie letztes Jahr möchte ich auch dieses Jahr wieder einen kleinen Einblick in die musikalischen Veröffentlichungen geben, die mich dieses Jahr begleitet haben. Normalerweise kaufe ich eher selten tatsächliche Neuveröffentlichungen, auch weil mir die meiste aktuelle Chart-Musik, die im Pop- und Rockbereich so rauskommt nicht wirklich gefällt, aber dieses Jahr hab ich tatsächlich doch auch einige neue Alben gekauft, die mir super gefallen haben. Es waren aber auch einige ältere Alben dabei, mit denen ich erst mal anfange:

Cro – MTV Unplugged

MTV Unplugged ist eine meiner Lieblings-Musik-Formate, es handelt sich dabei um kleine intime Unplugged Konzert meist mit ein paar Gästen und Duetten. Das Unplugged Album von Cro hab ich mir relativ spontan mal gekaufen, ich bin kein Fan von Cro, aber er ist ein cooler Typ (soweit man sehen kann 😀 ) und hat Live definitiv richtig was drauf. Typischerweise finde ich sein bekanntestes Lied („Easy“) mit Abstand am Langweiligsten. Auf der CD gefallen mir vor allem die schnelleren und lustigeren Songs am Besten , das Konzert macht einfach gute Laune. Mein Lieblingssong ist aber trotzdem einer der ruhigen Duette, wobei der Song im Original gar nicht von Cro ist:

Die Ärzte – Rock’n’Roll Realschule

Und weil wir grad eh schon bei MTV Unplugged sind, auch mein zweites Album ist ein älteres MTV Unplugged Album und zwar von den Ärzten. Das besondere an „Rock’n’Roll Realschule“ ist, dass es tatsächlich in einer Realschule unter Mithilfe einer Schülerband aufgezeichnet wurde, mit teils ungewöhnlichen Instrumenten. Musikalisch bietet das Album eine gute Mischung zwischen sehr bekannten Songs wie „Westerland“ oder „Schrei nach Liebe“ und Songs, die der Mainstream Ärzte Hörer eher nicht (mehr) kennt. Natürlich ist auch das eine oder andere eher Provokante oder Versaute dabei 😉 Für mich ist dieses Konzert eine der Besten Live-CDs, die ich kenne. Als Hörprobe einer der spaßigsten Songs von dem Konzert

 

Weiter geht’s mit einigen tatsächlichen Neuerscheinungen, die ich mir in der ersten Jahreshälfte 2016 gegönnt habe…wenn ich genötigt werden würde zu sagen was meine Lieblings-Musik-Genres sind dann würde ich mich wohl für Country und Folk entscheiden, weswegen viele meiner Käufe 2016 auch aus diesem Bereich stammen:

Cyndi Lauper – Detour

„Detour“ von Cyndi Lauper ist eine reines Country Album, das auch eher traditionell daher kommt, sie singt darauf einige ältere Klassiker. Das Album ist also sicherlich nur etwas für wirkliche Country Fans, die auch altmodischere Country Songs wie z.B. von Dolly Parton mögen. Ich finde das Album sehr gut gelungen, es bietet eine gute Mischung aus Balladen und schnelleren Songs und Cyndis Stimme passt hervorragend zu Country. Ich finde ja sie hat sich musikalisch großartig entwickelt und ich finde es toll, dass sie die Gelegenheit später in ihrer Karriere nutzt, um sich musikalisch vielfältig auszuprobieren (sie hat auch schon ein reines Blues Album veröffentlicht). Mein absoluter Lieblingssong von dem Album ist übrigens ausgerechnet ein Weihnachts-Lied, „Hard Candy Christmas“, das auch schon von Dolly Parton gesungen wurde. Davon hab ich aber keine gute Youtube Aufnahme gefunden, deswegen einer der schnelleren Songs:

 

Cyndi Lauper – The Body Acoustic

Und weil wir grad schon bei Cyndi Lauper sind, ich habe mir dieses Jahr noch ein Album von Cyndi gekauft, das allerdings auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, nämlich ein Akustik-Album, auf dem einige ihrer alten Hits (darunter natürlich auch ihre großen Hits wie „Girls just wanna have fun“, „Time After Time“ und „True Colors“ ) in teilweise außergewöhnlichen Akustik-Versionen aufgenommen wurden, die meisten davon auch als Duett mit Sängerinnen und Sängern wie Sarah McLachlan, Ani DiFranco, Shaggy, Jeff Beck und anderen. Da Akustik eh genau mein Ding ist, kann man damit sowieso nicht viel falsch machen bei mir, aber ich finde das Album selbst dafür überdurchschnittlich. Am Besten gefallen mir auf dem Album die ruhigeren Nummern wie z.B. „I’ll be your river“ oder „Waters Edge“.

 

Lissie – My Wild West

Lissie ist eine US-Amerikanische Folk Sängerin, die oft stimmlich mit Stevie Nicks verglichen wird (sicherlich auch durchaus zu Recht). „My Wild West“ ist schon ihr drittes Studioalbum, auch die ersten beiden habe ich mir gekauft und finde sie total super. „My Wild West“ ist ihr erstes Album bei einem Alternativ-Label und es befasst sich inhaltlich mal nicht mit den üblichen Themen Liebe und Herzschmerz 😉 , sondern mit ihrem Umzug von Kalifornien zurück in ihre Heimat, den Mittleren Westen. Stilistisch kommt das Album ruhiger und weniger poppig daher, als die beiden ersten, mir gefällt es aber trotzdem oder gerade deswegen fast sogar noch etwas besser als die Vorgänger. Von den schnelleren und kraftvolleren Songs gefallen mir „Don’t you give up on me“ und „Daughters“ am Besten, aber für mich sind die allerbesten Songs auf dem Album die etwas melancholischen Balladen wie „Go For a Walk“ und „Ojai“ (übrigens eine Stadt in Kalifornien in der Lissie gelebt hat)