Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Totholz“ von Andreas Föhr

Die Regionalkrimi-Reihe von Andreas Föhr rund um Kommissar Wallner und den ausgesprochen exzentrischen Wachtmeister Kreuthner gehört schon lange zu meinen Lieblingsreihen. Bisher habe ich aber alle Bücher gelesen, „Totholz“ ist mein erstes Hörbuch. Das war auf jeden Fall eine gute Idee, denn der Sprecher Michael Schwarzmaier macht auf jeden Fall einen super Job und liest auch die Charaktere hervorragend mit authentischem Dialekt.
Wer die Reihe kennt, wird bekommen was er erwartet: viel Humor, einige skurrile Situationen, einen Polizisten mit einer sehr frei ausgelegten Vorstellung von Recht und Gesetz, etwas Privatleben und viele familiäre Verflechtungen. So beginnt das Buch gleich damit, dass Kreuthner gemeinsam mit Wallners Opa Manfred versucht einer konkurrierende Schwarzbrennerin eine Lektion zu erteilen. Diese nächtliche Aktion verläuft aber etwas explosiver als sich Kreuthner vorgestellt hatte und setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die dann sogar zur Entdeckung einer Leiche führen.

Fortan versuchen Wallner und Kreuthner rauszufinden, wer der Tote ist und wer Grund hatte ihn zu ermorden. Doch auch diverse andere Handlungsstränge halten die Polizisten auf Trab. Ich muss zugeben, dass der Kriminalfall in dem Band nicht zu meinen Favoriten gehörte, etwas verworren und überladen waren die Handlungstränge. Insgesamt fand ich den Band aber trotzdem unterhaltsam zu hören, hoffe aber dass der nächste Band vielleicht einen etwas strafferen Fall anzubieten hat.

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Hörbuch-Tipp: „You’d Be Home Now“ von Kathleen Glasgow

„You’d Be Home Now“ von Kathleen Glasgow ist ein Young Adult Roman dessen zentrales Thema etwas ernsthafter und dramatischer ist als es sonst oft der Fall ist. Schon das Cover – verziert mit einigen Pillen – lässt erraten worum es geht: Drogensucht bei Teenagern und die generelle Drogen-/Opiodkrise in den USA (deren Ausmaße für uns in Deutschland trotz vieler Filme und Berichte darüber finde ich immer noch schwer vorstellbar ist).
Hauptperson des Buches ist die Jugendliche Emory, die in ihrer Familie nach eigenem Gefühl ein Schattendasein führt. Ihre ältere Schwester Maddie ist schön, erfolgreich und selbstbewusst. Ihr Bruder Joey dagegen ist das Schwarze Schaf der Familie: drogensüchtig und am Anfang des Buches gerade in der Entzugsklinik gelandet, nachdem sein ebenfalls drogensüchtiger Freund Luther einen Autounfall verursacht hat, bei dem Emory sich schwer am Knie verletzte und eine andere Schulkameradin sogar ums Leben kam.
Emory fällt in ihrer Familie weder positiv noch negativ besonders auf und fühlt sich in ihrer Familie deswegen nicht wohl, auch die super kritische und extrem kontrollierende Mutter (die ihren Kindern sogar den Umgang mit Freunden verbietet oder erlaubt) macht das Familienleben nicht gerade angenehm. Emorys Rebellionen geschehen ganz heimlich, ansonsten hat sie es sich zur Aufgabe gemacht die Auswirkungen der Suchtprobleme ihres Bruders möglichst erfolgreich zu vertuschen, auch wenn sie alles damit natürlich nur noch schlimmer macht…

Die Geschichte wird in der Ich-Form aus Sicht von Emory erzählt und beim Hörbuch sehr gut und für eine Teenagerstimme glaubwürdig und sympathisch von Nora Schulte gelesen. Generell höre ich am Liebsten Hörbücher die sehr dynamisch sind und viele Dialoge enthalten, aber Nora Schulte hat es geschafft, dass mich auch dieses aus Sicht einer Person erzählte Hörbuch durchgehend gefesselt hat.

Das Buch an sich hat mir auch gut gefallen. Joeys Drogensucht und die Auswirkungen auf seine Familie wird soweit ich es beurteilen kann realistisch und nicht romantisiert erzählt und das Buch hebt sich von den typischen Young Adult Roman durch seine Thematik ab. Kleinere Schwächen gab es aus meiner Sicht auch: handlungstechnisch passiert in dem Roman gar nicht sooo viel, dafür werden viele verschiedene Teenie-Themen aufgegriffen, das wirkt vielleicht minimal überladen. Trotzdem hat mir das Buch wirklich gut gefallen und wer sich an das Thema heranwagen will, erhält auf jeden Fall ein sehr gelungenes Hörbuch.

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Hörbuch-Tipp: „Die Burg“ von Ursula Poznanski

„Die Burg“ von Ursula Poznanski habe ich mir als Hörbuch rausgesucht, da ich einen leichten, aber unterhaltsamen Thriller haben wollte, der nicht zu blutig ist und aus meiner Erfahrung mit Ursula Poznanskis Büchern war ich zuversichtlich das all das auf „Die Burg“ zutrifft. Meine Erwartungen wurden auch nicht enttäuscht: das Trendthema „KI“ wurde unterhaltsam in Szene gesetzt (ob alles davon realistisch ist, ist bei einem Thriller ja nicht wirklich wichtig). Auch Fans von Escape Rooms und Escape Room Spielen sollten mit dem Buch voll auf ihre Kosten kommen: der exzentrische Millinär Nevio (der sofort an jemanden wie Elon Musk erinnert) hat eine alte Burg komplett in ein KI-gesteuertes Escape Room Adventure umgebaut. Vor der Eröffnung hat er eine gemischte Runde von Personen eingeladen, um die Anlage auf Herz und Nieren zu testen: darunter Maxim, den Besitzer einiger traditioneller Escape Rooms, Professor Melerski, der die historische Umsetzung der Burg-Escape Rooms bewerten soll und Yvonne, Influencerin, die natürlich kräftig die Werbetrommel rühren soll. Dazu kommen noch Emil, ein ehemaliger Top-Athlet und Petra, die die Teilnahme bei einem Gewinnspiel gewonnen hat. Doch während alle ein harmloses spannendes Wochenende erwarten, hat die KI andere Pläne…

Während des Hörens war ich mir nicht zu 100% sicher, ob es sich bei „Die Burg“ um einen Thriller für Erwachsene oder Jugendliche handelt (da Poznanski ja auch viele Jugendthriller schreibt). Da auf blutige Details weitgehend verzichtet wurde, würde ich sagen, dass das Buch sich an der Grenze bewegt. Für Fans von wirklich brutalen Thrillern ist das Buch also vermutlich nichts, aber für mich war es genau das Richtige. Ein paar Kleinigkeiten kann man sicherlich bemängeln, die Charakterentwicklung bleibt teilweise etwas auf der Strecke (vor allem bei den Mitarbeitern) und manchmal benehmen sich die Charaktere etwas sehr blauäugig (so stellen die Mitarbeiter bestimmt 2x fest, dass sie sich wohl nicht lautstark vor der „mitlauschenden“ KI unterhalten sollten, damit diese nichts von ihren Plänen erfährt, kommen aber trotzdem das ganze Buch lang nicht auf die Idee sich darauf zu einigen das eben tatsächlich nicht mehr zu tun). Das Hören der Geschichte macht aber einfach Spaß, was einen über kleine Schwächen großzügig hinwegsehen lässt.

Der Sprecher Rainer Strecker hat mich bei dem Buch zu 100% überzeugt. Er liest lebendig und mit einer zur Story passenden Art und Weise, die das ganze Hörbuch fast wie ein Hörspiel wirken lässt. Das passt hervorragend zu dem dynamischen und spielerischen Ansatz des Buches.

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Hörbuch-Tipp: „Eine Idee von Mord“ von Anne Holt

„Eine Idee von Mord“ von Anne Holt ist schon der 3. Krimi in der Reihe rund um die eigenwillige Ermittlerin Selma Falck. Da ich schon die ersten beiden Teile als Hörbuch gehört habe und wissen wollen wie es mit Selma weiter geht, habe ich mich auch beim dritten Band für das Hörbuch entschieden.

Zum Buch: gerade hat sich Selma Falck von den lebensbedrohenden Strapazen ihres letzten Falles erholt, schon scheint sie wieder zur Zielscheibe zu werden. Während sie mit 2 Freundinnen in einem Cafe sitzt, wird sie von einem Streifschuss an der Schulter getroffen, dieser tötet ihre Freundin Linda, die neben ihr saß. Diese ist Parlamentsabgeordnete und nicht nur Selma fragt sich: war sie das eigentliche Ziel des Attentats oder sollte es tatsächlich Linda treffen? Doch als bald darauf noch andere Morde geschehen, wird schnell klar, dass dieser Fall deutlich komplexer und undurchsichtiger ist als zunächst angenommen.

Insgesamt hat mir auch dieser Band wieder gefallen und da mir die Hauptcharaktere, vor allem Selma und ihr Bekannter Einar trotz oder wegen der zahlreichen Ecken und Kanten ans Herz gewachsen sind, werde ich bei der Reihe sicherlich dabei bleiben. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich den Fall diesmal etwas langatmig fand, was meiner Meinung auch daran lag, dass neben dem Journalisten Lars Winter noch weitere Charaktere hinzu kamen, die scheinbar ähnliche Funktionen im Buch ausführten und dadurch etwas austauschbar wirkten. Trotzdem wieder ein kreativer und vielschichtiger Krimi.

Gelesen wird das Buch wie immer von Katja Bürkle, die einen guten Job macht, vor allem gefällt mir wie sehr sich die verschiedenen gelesenen Charaktere voneinander unterscheiden und dass auch die Männerstimmen von ihr immer authentisch und glaubwürdig klingen. Ein wenig mehr Dynamik würde mir eventuell trotzdem sogar noch etwas besser gefallen, allerdings liegt die fehlende Dynamik vermutlich weniger an der Sprecherin, sondern mehr daran, dass die  Selma Falck Krimis von Anne Holt generell sehr ausufernd geschrieben sind. Etwas mehr straffen könnte man die Bücher meiner Meinung nach, ohne dass Qualität verloren ginge.

Hörbuch

Hörspiel-Tipp: „Momo“ von Michael Ende (Neuerscheinung zum Jubiläum)

Heute möchte ich ein ganz besonderes Hörbuch oder besser Hörspiel vorstellen. Zum 50. Geburtstag des Buches „Momo“ von Michael Ende wurde eine neue Hörspiel Version herausgegeben und diese hat mich wirklich rundum begeistert. Ein Fan von Michael Ende bin ich schon immer, doch Momo habe ich schon lange nicht mehr gelesen und in Erinnerung geblieben war mir vor allem Radost Bokel in ihrer Rolle aus der TV-Verfilmung, die wohl die meisten Menschen meines Alters (Jahrgang 1979) mit der „Momo“ assoziieren. Beim Hören des Hörspiels wurde mir schnell klar, dass ich weite Teile der Geschichte vergessen hatte, was das Anhören um so Spannender machte. Vor allem fand ich faszinierend wie aktuell und zeitlos die 50 Jahre alte Geschichte immer noch ist, als wäre sie gerade für die heutige Zeit geschrieben.

Sogar noch mehr als die Geschichte hat mich aber die wirklich unheimlich liebevolle und zauberhafte Umsetzung des Hörspiels überzeugt, es fällt mir wirklich schwer etwas zu finden beziehungsweise es ist tatsächlich unmöglich etwas zu finden, das man hätte besser machen können. Die Sprecher sind alle zu 100% überzeugend und passen zu ihren Rollen und die junge Paula Drescher liest die Momo wirklich hervorragend, authentisch und warmherzig. Auch ganz großartig fand ich wie die grauen Herren gesprochen wurde (für kleinere Kinder könnte das durchaus manchmal etwas gruselig sein). Abgerundet wird das ganze Erlebnis durch die großartige musikalische Untermalung, es kommen nicht übermäßig viele Lieder in der Geschichte vor und diese sind sehr kurz, doch definitiv wirklich eine Bereicherung. Für mich ein absolutes Highlight und sicherlich das Beste das ich im Jahr 2023 bisher gehört habe.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Die Verborgenen“ von Linus Geschke

Heute möchte ich ein Hörbuch vorstellen: „Die Verborgenen“ von Linus Geschke, ein Psychothriller mit einem düsteren unheimlichen Cover, das gut zum Ausgangspunkt der Story passt. Die Familie Hoffmann, Vater Sven, Mutter Franziska und die Teenager-Rochter Tabea leben an der Küste in einem schönen Haus, nach außen hin ist die Familie perfekt. Doch hinter der Fassade bröckelt es: Sven wollte eigentlich nie an die Küste ziehen, Franziska liebt er schon lange nicht mehr, stattdessen seine Geliebte Lara. Franziska ist konservativ und selbstgerecht, doch während sie gerne über andere urteilt, hat sie längst selbst eine Affäre. Tabea ist ein normaler Teenager,  doch ihre Eltern wissen wenig über ihr Leben. Als sich ein mysteriöser Eindringling, ein Phrogger (das sind wohl Menschen, die heimlich in den Häusern anderer Leute wohnen), in das Haus der Hoffmanns einnistet und dort Unfrieden stiftet, zieht das Misstrauen in die Familie ein. 

Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht der unterschiedlichsten Personen erzählt: Sven, Franziska, Tabea, dem Eindringling und in der zweiten Hälften gibt es sogar noch mehr Perspektiven. Das macht die Erzählweise des Buches sehr dynamisch und mitreissend, was vor allem beim Hörbuch besonders gut zur Geltung kommt. Allerdings wird die Handlung dadurch auch etwas unübersichtlich. Zusätzlich gibt es parallel auch noch einen Mordfall, dessen Verbindungen zu den anderen Geschehnissen sich erst gegen Ende offenbart. Einerseits macht es das Buch sehr abwechslungsreich, andererseits hätte vielleicht auch einer der Handlungsideen und -stränge für ein spannendes Buch ausgereicht. 

Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, der aber für Thriller-Fans vielleicht ein bisschen zu brav und harmlos daher kommt, richtig Grusel oder Hochspannung kam bei mir nicht auf, dafür eine sehr kurzweilige und durchaus aussergewöhnliche Geschichte. 

Die Hörbuchsprecher (sechs an der Zahl) lesen das Buch sehr lebhaft und trotz der großen Anzahl an Sprechern in einem so einheitlichen Stil, dass das ganze Hörbuch aus einem Guss erscheint, eine sehr gute Leistung. 

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „I was born for this“ von Alice Oseman

Heute möchte ich ein sehr unterhaltsames Young Adult Hörbuch vorstellen: „I was born for this“ von Alice Oseman. Die Autorin ist vielen Leser:innen und Hörer:innen sicher vor allem durch ihre Heartstopper Comics und die zugehörige Netflix Verfilmung bekannt. Ich selbst liebe diese Reihe auch, „I was born for this“ spielt aber in einem ganz anderen Kosmos. Im Mittelpunkt steht die junge Fereshteh „Angel“ Rahimi, die gerade die Schule abgeschlossen hat. Ihre Eltern möchten, dass sie an der Abschlussfeier teilnimmt, doch Angel hat anderes im Sinn: sie ist ein leidenschaftliches Fangirl der beliebten Boyband „The Ark“ und in dieser Woche sollen ihre großen Träume wahr werden. Sie fährt nach London und trifft zum ersten Mal ihre beste Online-Freundin Juliet. Die beiden möchten zu ihrem ersten The Ark Konzert inkl. Meet and Greet gehen und Angel widr somit auch das erste Mal ihren absoluten Liebling der 3 Boyband-Mitglieder sehen: Jimmy Caga-Ricci. Doch so groß Angels Erwartungen sind, so enttäuschend entwickelt sich alles auf den ersten Blick: Juliet hat noch einen anderen Online-Freund eingeladen, Mac, von dem Angel noch nie etwas gehört hat und scheint mehr an der Anbandelung einer Liebesbeziehung interessiert zu sein als an The Ark oder Angel. Und auch das ersehnte Meet & Greet mit The Ark entwickelt sich nicht wie erwartet. Angel muss sich bald der Erkenntnis stellen, dass die Realität vielleicht nicht ganz mit ihrer fiktiven Verehrung von The Ark mithalten kann.

Zur Erzählweise: Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Angel Rahimi und das Objekt ihrer Anbetung – Jimmy Caga-Riggi. Erzählt wird die Handlung entsprechend auch immer abwechselnd aus Sicht der beiden. Während Angel mit ihrer Vorfreude und ihren übersteigerten Erwartungen an die Konzertwoche beschäftigt ist, haben Jimmy und seine beiden Bandkollegen mit den Folgen von Ruhm, Druck in der Musikbranche und dem Verhalten der Fangirls zu kämpfen. Während Jimmy ein ruhiger und sensibler introvertierter junger Mann ist, der von einer Angststörung geplagt wird, ist Angel extrovertiert, laut, redefreudig und teilweise sehr um sich selbst kreisend, was vor allem in ihrem Verhalten gegenüber Juliet und Mac auffällt. Während sie trotzdem ein charmanter und spannender Charakter ist, fand ich sie deswegen trotzdem manchmal etwas anstrengend. Jeder der sich schonmal in Fan-Kosmos eines Superstars oder einer Band bewegt hat, wird viele der Themen und Verhaltensweisen im Buch sofort wiedererkennen und die Autorin erweckt dieses spezielle Universum mit ganz viel Authentizität und Detailfreude zum Leben. Die Geschichte hat mir deswegen ganz hervorragend gefallen, auch wenn die Entwicklung der Geschehnisse im 2. Teil vielleicht nicht ganz realistisch ist (man darf aber nicht vergessen, dass es sich primär um ein Buch für Jugendliche handelt).

Zum Hörbuch: Da die Geschichte abwechselnd von zwei Personen erzählt wird, hat das Hörbuch auch zwei Sprecher – Pegah Ferydoni und Jacob Weigert – die auch wirklich hervorragend ausgewählt wurden. Pegah Ferydoni liest Angel mit einer Lebhaftigkeit, die perfekt zu deren sprudeligen Extrovertiertheit passt (und das ganze Hörbuch sehr unterhaltsam und kurzweilig macht), Jacob Weigert liest den Jimmy ruhiger, aber ohne dass er deswegen im Vergleich zu Angel an Ausdruck verliert. Von dem her habe ich mich sehr darüber gefreut, dass ich das Buch als Hörbuch ausgewählt habe.

Insgesamt empfehle ich das Buch jedem Fan von Alice Oseman und vor allem auch jedem, der sich für Fankultur interessiert.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Die Schwester“ von Petra Johann

„Die Schwester“ von Petra Johann ist ein Krimi der auf den ersten Blick nicht besonders kreativ daher kommt. Im Mittelpunkt des Buches stehen zwei Schwestern: Mara und Lisa. Mara stand immer etwas im Schatten ihrer erfolgreichen und geliebten Schwester, schon als Kind konnte sie ihrer Mutter nichts recht machen, während Lisa alles zuflog. Und auch im Erwachsenenalter scheint diese Rollenverteilung zementiert: Lisa ist erfolgreiche Ärztin, hat einen liebevollen Mann und zwei Kinder, ein perfektes Zuhause mit einem perfekten Leben. Mara lebt von Tag zu Tag, mit zwei Mitbewohnern teilt sie sich eine Wohnung und verdient Geld mit Gelegenheitsjobs und einem OnlyFans Account auf dem sie relativ harmlose Bilder mit einem männlichen Publikum teilt. Trotz dieser etwas plakativen Rolle einer unsteten Anti-Heldin ist sie eine liebevolle Tante für ihren Nichten und Neffen und versteht sich inzwischen auch gut mit ihrer Schwester Lisa. Groß ist der Schock als diese nach einer beruflichen Tagung nicht wieder auftaucht. Während die Ermittlungen der Polizei aufgrund des mutmaßlich freiwilligen Verschwindens nur stockend in die Gänge kommen, ermittelt Mara auf eigenen Faust…

Die Sprecherin des Hörbuchs – Sarah Dorsel – hat mir sehr gut gefallen. Sie liest sehr dynamisch und lebhaft, so dass das Buch von der Atmosphäre her manchmal fast wie ein Hörspiel wirkt, etwas das sich bei einem unterhaltsamen Krimi besonders gut macht. Lediglich die Darstellung der Mara fand ich am Anfang etwas sehr „flapsig“, auch wenn es vermutlich zum Charakter passt. 

Die Geschichte hat mich durchaus überrascht, auch wenn einige Wendungen mit der Zeit für einen versierten Leser erraten werden können. Trotzdem ist die Geschichte, aber auch interessant, wenn man sich einige Dinge vorher denken kann und vor allem behandelt das Buch ein komplett anderes Thema als man von typischen Krimis gewohnt ist (das ich aus Spoilergründen hier nicht verraten möchte). 

Wenn man an dem Roman etwas kritisieren möchte, dann vielleicht die folgenden zwei Punkte: erstens, das Buch ist vielleicht kein Krimi im klassischen Sinne. Jemand der das erwartet könnte enttäuscht werden. Zweitens: einige Handlungsstränge und Beziehungen von Charakteren geraten im Laufe des Buches in den Hintergrund und die offenen Fäden werden nicht wirklich aufgelöst: so steht am Anfang des Buches die Beziehung von Mara und dem Polizisten Oliver stark im Mittelpunkt, doch am Ende spielt diese eigentlich überhaupt keine Rolle für die Handlung. Dies ließ mich etwas irritiert zurück.

Davon abgesehen, hat mir das Buch aber sehr gut gefallen, vor allem da es mal komplett andere Themen behandelt als andere Krimis.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Das Summen“ von Jordan Tannahill

„Das Summen“ von Jordan Tannahill hat mich wegen des ungewöhnliches Covers und der ebenso ungewöhnlichen Handlung angesprochen. Im Zentrum des Hörbuchs steht die Highschool-Lehrerin Claire. Sie führt ein ganz normales US-amerikanisches Vorstagdtleben, mit ihrem Mann Paul und ihrer 17-jährigen Tochter Ashley lebt sie in einem langweiligen Vorort und alles in ihrem Leben ist normal im Lot. Eines Tages hört sie ein komisches Hintergrundgeräusch, eine Art Summen, dass ihr den Schlaf raubt und dessen Ursprung sie sich nicht erklären kann. Zu ihrer Irritation kann ihre Familie es nicht hören und auch sonst niemand in ihrer Umgebung. Während Claire unter dem Summer psychisch und physisch leidet ist ihre Familie zunehmend genervt von ihrer Obsession damit. Als sich plötzlich herausstellt, dass Claires Schüler Kyle das Summen auch hören kann und Claire eine Gruppe Gleichgesinnter (oder besser Mitleidender?) findet, gerät Claires Leben immer mehr aus den Fugen.

Die erste Hälfte des Buches hat mir wirklich ganz hervorragend gefallen, die Geschichte wird im Nachhinein von Claire erzählt (nach einem tragischen Höhepunkt der am Anfang des Buches nur angedeutet wird) und ist trotz des ernstes Themas nicht schwer oder niederdrückend, sondern teilweise sogar etwas selbstironisch. Auch kann man Claires Verzweiflung und warum sie sich den anderen Menschen, die das Summen hören, anschließt kann man sehr gut nachvollziehen.

Etwas Schwierigkeiten hatte ich mit dem Übergang zur zweiten Hälfte des Buches, denn irgendwie war mir der Wechsel von einer harmlos wirkenden Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig unterstützen, zu einer abgedrifteten Sekte zu plötzlich, es bleibt für den Hörer irgendwie unklar wie und wann die Sache kippt, so dass auch die Eskalation am Ende irgendwie sehr plötzlich wirkt. Trotzdem hat mir das Buch alles in allem sehr gut gefallen, Thema, Atmosphäre und Idee sind sehr kreativ und gut umgesetzt. 

Gesprochen wird das Hörbuch von Marion Elskis, die das Buch lebhaft und mit einer gewissen sehr gut zum Text passenden Ironie liesst. Ihre Verkörperung von Claire war für mich sehr überzeugend, so dass man wirklich das Gefühl hat Claires Schilderungen der Ereignisse zuzuhören.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Julia und der Hai“ von Kiran Millwood Hargrave

„Julia und der Hai“ ist ein Kinderbuch von Kiran Millwood Hargrave, das ich mir als Hörbuch angehört habe. Empfohlen wird der Roman ab 10 Jahre, ich kann aber definitiv sagen, dass das Buch auch für Erwachsene absolut hörens- oder lesenswert ist. Julia zieht mit ihrer Familie für ein paar Monate in einen Leuchtturm auf den Shetland Inseln. Mit dabei der Vater, der Informatiker ist und am Leuchtturm etwas digitalisieren soll, die Mutter, die als Meeresbiologin arbeitet und für eine neuartige Forschung unbedingt einen Grönland-Hai finden will, sowie die Katze „Nudel“. Julia bewundert ihre Mutter sehr, die mit Leidenschaft für ihren Beruf brennt, allerdings noch auf die notwendige Finanzierung für ihre aktuelle experimentelle Forschung wartet.

Das Buch beginnt sehr positiv und liebenswert, Julias Familie streitet zwar auch mal, doch beide Eltern lieben Julia und das Familienleben ist von Offenheit und Humor geprägt. Julia ist zwar nicht begeistert davon monatelang in einem Leuchtturm zu leben, ohne Kontakt zu ihren üblichen Freunden, aber immerhin lernt sie im nahegelegenen Dorf den Jungen Kin kennen, so dass die Aussicht auf einen schönen Sommer plötzlich gar nicht mehr so schlecht scheint. Doch Kin hat Probleme mit einigen Jungen im Dorf und die Suche nach dem Grönland-Hai zeigt nach anfänglicher Euphorie auch keine Fortschritte. Schleichend verändert sich die Stimmung im Leuchtturm und Julias Leben wird zunehmend von Unsicherheit geprägt.

Die Geschichte behandelt für ein Kinderbuch so einige schwierige Themen, Mobbing, mentale Gesundheit und die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens. Julia ist ein spannender Charakter, so ist sie kein einfaches, rundum gutes und liebeswertes Kind, sie hat selbst Ecken und Kanten. Das Thema Mobbing wird in dem Buch sehr vielschichtig und nicht klischeehaft behandelt und auch die Geschichte um Julias Mutter ist außergewöhnlich und insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen, das zudem von Birte Schnöink sehr einfühlsam aus Sicht von Julia gelesen wird.