Bücher

Hörbuch-Tipp: „Body Number One“ von Helen Fields

„Body Number One“ von Helen Fields ist ein Hörbuch-Thriller der in Edinburgh spielt. Im Laufe das Buches wurde mir bewusst, dass es sich dabei wohl um Teil einer (mir unbekannten) Reihe handelt, da man den Eindruck bekam, dass die verschiedenen Ermittler:innen der Leserschaft bekannt sein müsste. Richtig gestört hat das aber nicht und der Krimi-Handlung kann man auch problemlos folgen, wenn man den Charakteren das erste Mal begegnet. 

Ausgangspunkt der Geschichte ist, dass ein mysteriöser Killer scheinbar wahllos und mit verschiedenen Methoden verschiedene Menschen tötet, ohne dass ein Zusammenhang zwischen ihnen erkennbar wäre. Nicht nur Geschlecht, auch Hautfarbe, sozialer Status und Alter wirken willkürlich gewählt.  Der sich daraus entwickelnde Fall und die Entwicklungen und Verwicklungen sind dann tatsächlich sehr kreativ und endet auch mit einer Wendung, die für einen Thriller recht raffiniert ist (als Verdacht kam sie mir trotzdem vor der Auflösung, aber ich lese auch sehr viele Krimis).

Etwas irritierend fand ich dass die Charaktere in dem Buch teils etwas merkwürdige Namen trugen („Woolwine“, „Waterfall“, „Midnight“, die eher Assoziationen mit einem schnulzigem Romantikroman in mir erweckten, aber das ist ja eher nebensächlich).

Gelesen wird das Buch von Kaja Sesterhenn, die einen sehr guten Job macht und alle Charaktere individuell zum Leben erwecken konnte. Die wenigen etwas horrorartigen Momente des Buches brachte sie sogar so überzeugend rüber, dass mir das Buch für kurze Momente sogar fast etwas zu gruselig war. 

Insgesamt hat mich das Hörbuch sehr gut unterhalten. Etwas mehr Charakterentwicklung hätte den Ermittler:innen aber nicht geschadet, zumal es sehr viele davon gab, aber vielleicht entwickelt sich das eher über den Gesamtverlauf der Reihe.

Bücher

Hörbuch-Tipp: „Der Trailer“ von Linus Geschke

„Der Trailer“ von Linus Geschke ist ein Thriller den ich als Hörbuch gehört habe. Gesprochen wird der Roman überdurchschnittlich gut von Richard Barenberg, weswegen ich definitiv empfehle den Thriller zu hören, denn der Sprecher erweckt die verschiedenen Charaktere mit so viel Dynamik und Unterschieden zwischen den verschiedenen Personen zum Leben, dass man fast das Gefühl hat ein Hörspiel zu hören.

Aber auch der Inhalt hat mich durchaus überzeugt: die aktuell wegen einer internen Untersuchung suspendierte Polizistin Frieda ist Gast in einem True Crime Podcast, in dem sie über einen 14 Jahre alten Cold Case spricht. Sie hat zwar nie in dem Fall ermittelt, aber sie kennt das Opfer, Lisa, mit dem sie gemeinsam in einem kleinen Ort aufgewachsen ist. Vor ca 14 Jahren verschwand Lisa von einem Campingplatz namens Donkerbloem in den belgischen Ardennen. Sie wurde nie gefunden und ihr Schicksal blieb somit ungewiß. Durch den Podcast wird auch Friedas Interesse an dem Fall wieder erweckt und sie beginnt zu ermitteln…

Und aufgeschreckt durch den Podcast wird auch jemand anders an die Geschehnisse in Camp Donkerbloem erinnert: der etwas zwielichtige Wout Meertens, der eine Bar führt und einige kriminelle Machenschaften in seiner Vergangenheit und Gegenwart hat. Auch er war damals in Camp Donkerbloem. Obwohl er eigentlich nichts von der Polizei hält lässt er sich von seinem Mitarbeiter Tayfun überreden Frieda anonym anzurufen, um seine Erinnerungen mit ihr zu teilen. 

Gemeinsam setzen die beiden eine Kette von Ereignissen in Gange, die auch 15 Jahre später Leben in Gefahr bringt…

Mir hat der Thriller sehr gut gefallen. Dass nicht eine klassische Ermittlung der Kommissarin im Mittelpunkt steht, macht die Geschichte besonders und interessant und die sehr unterschiedlichen Charaktere wachsen einem durchaus ans Herz. Auch die Auflösung hat mir gut gefallen. Das Buch ist der Auftakt einer Trilogie, aber auch sehr gut einzeln lesbar. 

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Totholz“ von Andreas Föhr

Die Regionalkrimi-Reihe von Andreas Föhr rund um Kommissar Wallner und den ausgesprochen exzentrischen Wachtmeister Kreuthner gehört schon lange zu meinen Lieblingsreihen. Bisher habe ich aber alle Bücher gelesen, „Totholz“ ist mein erstes Hörbuch. Das war auf jeden Fall eine gute Idee, denn der Sprecher Michael Schwarzmaier macht auf jeden Fall einen super Job und liest auch die Charaktere hervorragend mit authentischem Dialekt.
Wer die Reihe kennt, wird bekommen was er erwartet: viel Humor, einige skurrile Situationen, einen Polizisten mit einer sehr frei ausgelegten Vorstellung von Recht und Gesetz, etwas Privatleben und viele familiäre Verflechtungen. So beginnt das Buch gleich damit, dass Kreuthner gemeinsam mit Wallners Opa Manfred versucht einer konkurrierende Schwarzbrennerin eine Lektion zu erteilen. Diese nächtliche Aktion verläuft aber etwas explosiver als sich Kreuthner vorgestellt hatte und setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die dann sogar zur Entdeckung einer Leiche führen.

Fortan versuchen Wallner und Kreuthner rauszufinden, wer der Tote ist und wer Grund hatte ihn zu ermorden. Doch auch diverse andere Handlungsstränge halten die Polizisten auf Trab. Ich muss zugeben, dass der Kriminalfall in dem Band nicht zu meinen Favoriten gehörte, etwas verworren und überladen waren die Handlungstränge. Insgesamt fand ich den Band aber trotzdem unterhaltsam zu hören, hoffe aber dass der nächste Band vielleicht einen etwas strafferen Fall anzubieten hat.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „You’d Be Home Now“ von Kathleen Glasgow

„You’d Be Home Now“ von Kathleen Glasgow ist ein Young Adult Roman dessen zentrales Thema etwas ernsthafter und dramatischer ist als es sonst oft der Fall ist. Schon das Cover – verziert mit einigen Pillen – lässt erraten worum es geht: Drogensucht bei Teenagern und die generelle Drogen-/Opiodkrise in den USA (deren Ausmaße für uns in Deutschland trotz vieler Filme und Berichte darüber finde ich immer noch schwer vorstellbar ist).
Hauptperson des Buches ist die Jugendliche Emory, die in ihrer Familie nach eigenem Gefühl ein Schattendasein führt. Ihre ältere Schwester Maddie ist schön, erfolgreich und selbstbewusst. Ihr Bruder Joey dagegen ist das Schwarze Schaf der Familie: drogensüchtig und am Anfang des Buches gerade in der Entzugsklinik gelandet, nachdem sein ebenfalls drogensüchtiger Freund Luther einen Autounfall verursacht hat, bei dem Emory sich schwer am Knie verletzte und eine andere Schulkameradin sogar ums Leben kam.
Emory fällt in ihrer Familie weder positiv noch negativ besonders auf und fühlt sich in ihrer Familie deswegen nicht wohl, auch die super kritische und extrem kontrollierende Mutter (die ihren Kindern sogar den Umgang mit Freunden verbietet oder erlaubt) macht das Familienleben nicht gerade angenehm. Emorys Rebellionen geschehen ganz heimlich, ansonsten hat sie es sich zur Aufgabe gemacht die Auswirkungen der Suchtprobleme ihres Bruders möglichst erfolgreich zu vertuschen, auch wenn sie alles damit natürlich nur noch schlimmer macht…

Die Geschichte wird in der Ich-Form aus Sicht von Emory erzählt und beim Hörbuch sehr gut und für eine Teenagerstimme glaubwürdig und sympathisch von Nora Schulte gelesen. Generell höre ich am Liebsten Hörbücher die sehr dynamisch sind und viele Dialoge enthalten, aber Nora Schulte hat es geschafft, dass mich auch dieses aus Sicht einer Person erzählte Hörbuch durchgehend gefesselt hat.

Das Buch an sich hat mir auch gut gefallen. Joeys Drogensucht und die Auswirkungen auf seine Familie wird soweit ich es beurteilen kann realistisch und nicht romantisiert erzählt und das Buch hebt sich von den typischen Young Adult Roman durch seine Thematik ab. Kleinere Schwächen gab es aus meiner Sicht auch: handlungstechnisch passiert in dem Roman gar nicht sooo viel, dafür werden viele verschiedene Teenie-Themen aufgegriffen, das wirkt vielleicht minimal überladen. Trotzdem hat mir das Buch wirklich gut gefallen und wer sich an das Thema heranwagen will, erhält auf jeden Fall ein sehr gelungenes Hörbuch.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „I was born for this“ von Alice Oseman

Heute möchte ich ein sehr unterhaltsames Young Adult Hörbuch vorstellen: „I was born for this“ von Alice Oseman. Die Autorin ist vielen Leser:innen und Hörer:innen sicher vor allem durch ihre Heartstopper Comics und die zugehörige Netflix Verfilmung bekannt. Ich selbst liebe diese Reihe auch, „I was born for this“ spielt aber in einem ganz anderen Kosmos. Im Mittelpunkt steht die junge Fereshteh „Angel“ Rahimi, die gerade die Schule abgeschlossen hat. Ihre Eltern möchten, dass sie an der Abschlussfeier teilnimmt, doch Angel hat anderes im Sinn: sie ist ein leidenschaftliches Fangirl der beliebten Boyband „The Ark“ und in dieser Woche sollen ihre großen Träume wahr werden. Sie fährt nach London und trifft zum ersten Mal ihre beste Online-Freundin Juliet. Die beiden möchten zu ihrem ersten The Ark Konzert inkl. Meet and Greet gehen und Angel widr somit auch das erste Mal ihren absoluten Liebling der 3 Boyband-Mitglieder sehen: Jimmy Caga-Ricci. Doch so groß Angels Erwartungen sind, so enttäuschend entwickelt sich alles auf den ersten Blick: Juliet hat noch einen anderen Online-Freund eingeladen, Mac, von dem Angel noch nie etwas gehört hat und scheint mehr an der Anbandelung einer Liebesbeziehung interessiert zu sein als an The Ark oder Angel. Und auch das ersehnte Meet & Greet mit The Ark entwickelt sich nicht wie erwartet. Angel muss sich bald der Erkenntnis stellen, dass die Realität vielleicht nicht ganz mit ihrer fiktiven Verehrung von The Ark mithalten kann.

Zur Erzählweise: Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Angel Rahimi und das Objekt ihrer Anbetung – Jimmy Caga-Riggi. Erzählt wird die Handlung entsprechend auch immer abwechselnd aus Sicht der beiden. Während Angel mit ihrer Vorfreude und ihren übersteigerten Erwartungen an die Konzertwoche beschäftigt ist, haben Jimmy und seine beiden Bandkollegen mit den Folgen von Ruhm, Druck in der Musikbranche und dem Verhalten der Fangirls zu kämpfen. Während Jimmy ein ruhiger und sensibler introvertierter junger Mann ist, der von einer Angststörung geplagt wird, ist Angel extrovertiert, laut, redefreudig und teilweise sehr um sich selbst kreisend, was vor allem in ihrem Verhalten gegenüber Juliet und Mac auffällt. Während sie trotzdem ein charmanter und spannender Charakter ist, fand ich sie deswegen trotzdem manchmal etwas anstrengend. Jeder der sich schonmal in Fan-Kosmos eines Superstars oder einer Band bewegt hat, wird viele der Themen und Verhaltensweisen im Buch sofort wiedererkennen und die Autorin erweckt dieses spezielle Universum mit ganz viel Authentizität und Detailfreude zum Leben. Die Geschichte hat mir deswegen ganz hervorragend gefallen, auch wenn die Entwicklung der Geschehnisse im 2. Teil vielleicht nicht ganz realistisch ist (man darf aber nicht vergessen, dass es sich primär um ein Buch für Jugendliche handelt).

Zum Hörbuch: Da die Geschichte abwechselnd von zwei Personen erzählt wird, hat das Hörbuch auch zwei Sprecher – Pegah Ferydoni und Jacob Weigert – die auch wirklich hervorragend ausgewählt wurden. Pegah Ferydoni liest Angel mit einer Lebhaftigkeit, die perfekt zu deren sprudeligen Extrovertiertheit passt (und das ganze Hörbuch sehr unterhaltsam und kurzweilig macht), Jacob Weigert liest den Jimmy ruhiger, aber ohne dass er deswegen im Vergleich zu Angel an Ausdruck verliert. Von dem her habe ich mich sehr darüber gefreut, dass ich das Buch als Hörbuch ausgewählt habe.

Insgesamt empfehle ich das Buch jedem Fan von Alice Oseman und vor allem auch jedem, der sich für Fankultur interessiert.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Die Schwester“ von Petra Johann

„Die Schwester“ von Petra Johann ist ein Krimi der auf den ersten Blick nicht besonders kreativ daher kommt. Im Mittelpunkt des Buches stehen zwei Schwestern: Mara und Lisa. Mara stand immer etwas im Schatten ihrer erfolgreichen und geliebten Schwester, schon als Kind konnte sie ihrer Mutter nichts recht machen, während Lisa alles zuflog. Und auch im Erwachsenenalter scheint diese Rollenverteilung zementiert: Lisa ist erfolgreiche Ärztin, hat einen liebevollen Mann und zwei Kinder, ein perfektes Zuhause mit einem perfekten Leben. Mara lebt von Tag zu Tag, mit zwei Mitbewohnern teilt sie sich eine Wohnung und verdient Geld mit Gelegenheitsjobs und einem OnlyFans Account auf dem sie relativ harmlose Bilder mit einem männlichen Publikum teilt. Trotz dieser etwas plakativen Rolle einer unsteten Anti-Heldin ist sie eine liebevolle Tante für ihren Nichten und Neffen und versteht sich inzwischen auch gut mit ihrer Schwester Lisa. Groß ist der Schock als diese nach einer beruflichen Tagung nicht wieder auftaucht. Während die Ermittlungen der Polizei aufgrund des mutmaßlich freiwilligen Verschwindens nur stockend in die Gänge kommen, ermittelt Mara auf eigenen Faust…

Die Sprecherin des Hörbuchs – Sarah Dorsel – hat mir sehr gut gefallen. Sie liest sehr dynamisch und lebhaft, so dass das Buch von der Atmosphäre her manchmal fast wie ein Hörspiel wirkt, etwas das sich bei einem unterhaltsamen Krimi besonders gut macht. Lediglich die Darstellung der Mara fand ich am Anfang etwas sehr „flapsig“, auch wenn es vermutlich zum Charakter passt. 

Die Geschichte hat mich durchaus überrascht, auch wenn einige Wendungen mit der Zeit für einen versierten Leser erraten werden können. Trotzdem ist die Geschichte, aber auch interessant, wenn man sich einige Dinge vorher denken kann und vor allem behandelt das Buch ein komplett anderes Thema als man von typischen Krimis gewohnt ist (das ich aus Spoilergründen hier nicht verraten möchte). 

Wenn man an dem Roman etwas kritisieren möchte, dann vielleicht die folgenden zwei Punkte: erstens, das Buch ist vielleicht kein Krimi im klassischen Sinne. Jemand der das erwartet könnte enttäuscht werden. Zweitens: einige Handlungsstränge und Beziehungen von Charakteren geraten im Laufe des Buches in den Hintergrund und die offenen Fäden werden nicht wirklich aufgelöst: so steht am Anfang des Buches die Beziehung von Mara und dem Polizisten Oliver stark im Mittelpunkt, doch am Ende spielt diese eigentlich überhaupt keine Rolle für die Handlung. Dies ließ mich etwas irritiert zurück.

Davon abgesehen, hat mir das Buch aber sehr gut gefallen, vor allem da es mal komplett andere Themen behandelt als andere Krimis.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Das Summen“ von Jordan Tannahill

„Das Summen“ von Jordan Tannahill hat mich wegen des ungewöhnliches Covers und der ebenso ungewöhnlichen Handlung angesprochen. Im Zentrum des Hörbuchs steht die Highschool-Lehrerin Claire. Sie führt ein ganz normales US-amerikanisches Vorstagdtleben, mit ihrem Mann Paul und ihrer 17-jährigen Tochter Ashley lebt sie in einem langweiligen Vorort und alles in ihrem Leben ist normal im Lot. Eines Tages hört sie ein komisches Hintergrundgeräusch, eine Art Summen, dass ihr den Schlaf raubt und dessen Ursprung sie sich nicht erklären kann. Zu ihrer Irritation kann ihre Familie es nicht hören und auch sonst niemand in ihrer Umgebung. Während Claire unter dem Summer psychisch und physisch leidet ist ihre Familie zunehmend genervt von ihrer Obsession damit. Als sich plötzlich herausstellt, dass Claires Schüler Kyle das Summen auch hören kann und Claire eine Gruppe Gleichgesinnter (oder besser Mitleidender?) findet, gerät Claires Leben immer mehr aus den Fugen.

Die erste Hälfte des Buches hat mir wirklich ganz hervorragend gefallen, die Geschichte wird im Nachhinein von Claire erzählt (nach einem tragischen Höhepunkt der am Anfang des Buches nur angedeutet wird) und ist trotz des ernstes Themas nicht schwer oder niederdrückend, sondern teilweise sogar etwas selbstironisch. Auch kann man Claires Verzweiflung und warum sie sich den anderen Menschen, die das Summen hören, anschließt kann man sehr gut nachvollziehen.

Etwas Schwierigkeiten hatte ich mit dem Übergang zur zweiten Hälfte des Buches, denn irgendwie war mir der Wechsel von einer harmlos wirkenden Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig unterstützen, zu einer abgedrifteten Sekte zu plötzlich, es bleibt für den Hörer irgendwie unklar wie und wann die Sache kippt, so dass auch die Eskalation am Ende irgendwie sehr plötzlich wirkt. Trotzdem hat mir das Buch alles in allem sehr gut gefallen, Thema, Atmosphäre und Idee sind sehr kreativ und gut umgesetzt. 

Gesprochen wird das Hörbuch von Marion Elskis, die das Buch lebhaft und mit einer gewissen sehr gut zum Text passenden Ironie liesst. Ihre Verkörperung von Claire war für mich sehr überzeugend, so dass man wirklich das Gefühl hat Claires Schilderungen der Ereignisse zuzuhören.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Roxy“ von Johann von Bülow

Johann von Bülow kenne ich als Schauspieler aus zahlreichen Deutschen Film- und Fernsehproduktionen. „Roxy“ ist sein Debütroman und der Roman hat mich mit seinem auffälligen Cover und dem Klappentext gleich angesprochen. Außerdem habe ich mit Hörbüchern, die von Schauspielern gelesen werden bisher immer sehr gute Erfahrungen gemacht. Und dabei enttäuscht auch Johann von Bülow nicht, er liest ausdrucksstark und kraftvoll und erweckt das Buch von der ersten Seite an zum Leben. Im Zentrum des Buches steht Marc, der auf dem Weg zur Beerdigung seines ehemals besten Freundes Roy ist. Während der Autofahrt zurück nach München lässt er sein Leben und seine Freundschaft mit Roy (der eigentlich Robert heisst) Revue passieren und nimmt die Hörer:innen mit in sein Erwachsen werden, dem Beginn seiner Karriere als Schauspieler und seine komplizierte Freundschafts-Beziehung zu Roy, die von viel Eifersucht und Unsicherheit geprägt war.

Der Anfang des Buches hat mir besonders gut gefallen, als Marcs frühe Kindheit als „Zugezogener“ in München geschildert wird, mit viel Humor und bayerischem Dialekt. Auch die Freundschaft mit Roy beginnt zu dieser Zeit. Leider kann das Buch im Mittelteil das Mitreissende vom Anfang nicht ganz behalten, auch die humorvollen Momente nehmen ab, als Marc älter und unsicherer wird. Immer steht er ein bisschen im Schatten von Roy und seinen anderen Freunden, weiß nicht so recht was er will, ganz anders als der arrogante und sehr von sich überzeugte Roy. Auf einem Trip mit den Kumpels nach Barcelona lernt Marc eine attraktive Fremde kennen, Carolin, von der er eine Weile geradezu besessen ist, auch wenn nichts daraus wird, da Marc viel zu schüchtern ist, um sie richtig kennen zu lernen. Als junger Theater-Schauspieler in Wiesbaden trifft er Carolin wieder. Kann er sie diesmal für sich gewinnen?

Für mich waren der Anfang und der letzte Teil des Hörbuches am Stärksten, wo das Buch sich wirklich auf die Beziehungen von Marc konzentriert. Der Teil wo die Jugend und jungen Erwachsenenjahre beschrieben wird, hatte für mich ein paar Längen. Trotzdem hat mir die Geschichte (von der auch eine Teile autobiografisch angehaucht sein dürften?) und auch das Hörbuch insgesamt sehr gut gefallen. 

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Happy New Year“ von Malin Stehn

Heute möchte ich eines meiner Hörbuch-Highlights von 2022 vorstellen, den schwedischen Thriller „Happy New Year“ von Malin Stehn. Aufmerksam wurde ich auf das Hörbuch vor allem durch das sehr auffällige pinke Cover, das frisch und auffällig wirkt. Da auch der Klappentext nach etwas Abwechslung von typischer Thrillerkost (wie z.B. Serienmörder entführt und tötet Frauen) klang, griff ich zu und habe die Wahl auch nicht bereut.

Der Startpunkt des Thrillers ist eine Silvesterfeier in Malmö. Das Ehepaar Nina und Frederik sind bei ihren alten Jugendfreunden Lollo und Max eingeladen, während ihre 17-jährige Tochter Smilla zusammen mit Lollos und Max Tochter Jennifer das erste Mal im Zuhause von Nina und Frederik eine eigene Silvesterparty feiern dürfen. Nina hat ein schlechtes Bauchgefühl dabei, aber was soll schon passieren.
Während die Party der Erwachsenen aufgrund einiger betrunkenen Ausfälle von Max nicht besonders harmonisch ausfällt, kommt das böse Erwachen erst am Folgetag. Jennifer hat die Party der Teenager schon vor Mitternacht verlassen, kam aber nie zuhause an. Ihr Verschwinden ist ein Schock und warum verhält sich Frederik seit der Nacht so komisch? Das Buch schildert die Monate nach der verhängnisvollen Silvesternacht, aber auch einige Rückblicke, die die Beziehungen zwischen den Freunden und Familien erklären. Als Leser:in weiß man immer etwas mehr als die Charaktere, aber trotzdem gibt es noch viele Überraschungen und Wendungen.

Es ist natürlich immer schwierig zu sagen, ob einem ein Buch als Hörbuch oder selbst gelesen besser gefallen würde, da der Vergleich ja fehlt. Trotzdem ist „Happy New Year“ eins der Bücher, wo ich vermute, dass es als Hörbuch besonders gut zur Geltung kommt. Denn die Geschichte wird aus Sicht von 3 Personen erzählt – Frederik, Nina und Lollo – und entsprechend hat das Hörbuch auch 3 Sprecher, was dem ganzen sehr viel Dynamik verleiht und die ganze Geschichte sehr lebendig wirken lässt. Man kann sich sehr gut in die Personen hineinversetzen und die jeweiligen Perspektivenwechsel wirken sehr natürlich und authentisch.

Gibt es an dem Buch nun auch etwas zu kritisieren? Keine Kritik, aber für Fans von eher klassischen Spannungs-Thrillern (z.B. Sebastian Fitzek) ist das Buch eventuell nicht geeignet, denn es handelt sich eher um einen psychologischen Thriller, der den Fokus ganz auf die Geheimnisse und Abgründe hinter einigen eigentlich spießigen und bodenständigen Mittelstandsfamilien legt.
Außerdem sind die Charaktere allesamt nicht unbedingt Sympathieträger (vor allem die ich-bezogene und selbstgerechte Nina kann einem doch ganz schön auf die Nerven gehen), wer also gerne Bücher liest, bei denen er sich mit den Charakteren besonders gerne identifizieren oder mitleiden kann, ist vielleicht auch nicht 100% abgeholt. Aber davon abgesehen hat mich der Roman wirklich begeistert und extrem gut unterhalten.

Bücher, Hörbuch

Hörbuch-Tipp: „Ein notwendiger Tod“ von Anne Holt

„Ein notwendiger Tod“ ist der zweite Teil von Anne Holts neuer Krimireihe rund um die Detektivin Selma Falck. Da ich den ersten Teil schon als Hörbuch gehört habe, habe ich auch beim 2. Teil diese Form gewählt. Diesmal beginnt das Buch mit einem Schock für Selma Falck. Sie wacht orientierungslos und verwirrt in einer brennenden Hütte auf, aus der sie sich nur mit allerletzter Kraft befreien kann. Wie sie dorthin gekommen ist und wo sie ist, weiß sie nicht und auch als Leser:in erfährt man das erstmal nicht.
Denn schon springt das Buch einige Monate zurück, in einen Sommer wo noch alles soweit ok schien:
Nach ihrem Spielsucht-bedingten gesellschaftlichen und familiären Absturz hat sich Selma Falck inzwischen wieder einigermaßen berappelt, auch wenn das Verhältnis zu ihren Kindern und vor allem zu ihrer Tochter schwierig bleibt.
Letztere heiratet ihren Verlobten, einen rechtspopulistischen Meinungsbilder. Selma ist zur Hochzeit zwar eingeladen, doch an den Katzentisch verbannt. Von dort muss sie mit ansehen wie der frischvermählte Gatte ihrer Tochter bei einer Rede für die Gäste tot zusammenbricht. Gestorben an seiner Macadamia-Nuss-Allergie und das obwohl diese allen bekannt war und weit und breit keine Nüsse in Sicht waren.
Der Besitzer des Sterne-Restaurants, der die Hochzeit ausrichtete, beauftragt Selma damit, herauszufinden wie es zu dem Todesfall kommen konnte, um einen Imageschaden für sein Geschäft abzuwenden. Wirkt es erst so, als gäbe es gar keinen Fall, kommt Selma mit der Zeit unglaublichen Vorgängen auf die Spur…

Wie auch im ersten Fall zeichnet sich der Krimi vor allem dadurch aus, dass brandaktuelle gesellschaftspolitische Themen sehr anschaulich und spannend aufgegriffen werden, in diesem Fall die Verrohung des politischen Diskurses durch Fake News und Desinformation in den Sozialen Medien und die Radikalisierung der extremen rechten und linken politischen Ränder und die Frage wie eine demokratische Gesellschaftsordnung damit umgehen kann. Alles Themen die nicht nur in Norwegen eine Herausforderung darstellen. Der Kriminalfall birgt hierbei einige Überraschungen und das Buch hat mich wieder sehr gut unterhalten, auch Katja Bürkles ruhige, aber trotzdem nicht langweilige Vortragsweise passt sehr gut zu dieser typisch nordischen Krimireihe.