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Krimi-Tipp: „Triff mich im Paradies“ von Heine Bakkaus

„Triff mich im Paradies“ von Heine Bakkaus ist der zweite Teil einer neuen Krimi-Reihe aus Norwegen rund um den ehemaligen Verhörspezialisten Thorkild Aske. Ich bin zufällig auf das Buch gestoßen und habe den ersten Teil nicht gelesen. Deswegen hatte ich am Anfang durchaus kleinere Schwierigkeiten in die Hintergründe des Charakters Thorkild Aske einzutauchen. Allerdings gibt sich das nach kurzer Zeit, so dass ich sagen würde, dass es ganz gut möglich ist, das Buch unabhängig vom ersten Teil zu lesen.

Thorkild Aske ist am Anfang des Buches eigentlich nicht arbeitsfähig (bedingt durch Ereignisse die vermutlich im ersten Teil der Reihe im Mittelpunkt standen), wird aber (auf etwas schwer greifbare Art und Weise) von der Krimiautorin Milla engagiert, um ihr bei der Recherche für ihr neues Buch zu helfen, indem sie einen realen Vermisstenfall verarbeiten möchte: das Verschwinden zweier Teenager aus einem Heim für Jugendliche. Thorkilds Vorgänger in dem Job wurde ermordet und schnell wird Thorkild klar, dass bei seinem Auftrag nicht alles so harmlos erscheint wie es auf den ersten Blick wirken soll.

Thorkild Aske als Ermittler kann man definitiv zum (vor allem bei nordischen und skandinavischen Krimis beliebten) Genre „kaputter Ermittler“ zählen, kaputter als er geht fast nicht mehr: Selbstmordversuche, Gefängnisvergangenheit, ein Hirnschaden (durch einen der Selbstmordversuche), Tablettensucht, …man könnte dem Autor also durchaus vorwerfen, bei der Charaktergestaltung ein bisschen arg dick aufgetragen zu haben.

Trotzdem muss ich sagen, dass mir sowohl Hauptcharakter als auch Buch durchaus gefallen haben, was vor allem daher kommt, dass ich einerseits den Plot ganz kreativ und etwas außergewöhnlich fand und auch die Sprache manchmal überrascht. Letzteres passiert bei Krimis und Thrillern ja eher selten. Die Handlung des Buches ist nicht unbedingt besonders glaubwürdig und hat eine Menge an sexuellen Eskapaden und Klischees zu bieten, als Ausgleich dafür ist sie durchweg fesselnd und unterhaltsam, garniert mit ein bisschen Action, aber für einen Thriller relativ wenig Brutalität. Für mich war das eine gute Mischung, die das Buch vor allem empfehlenswert machen, wenn man mal neue Krimikost ausprobieren möchte.

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Buchrezension: „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ von Joel Dicker

Heute möchte ich ein Buch vorstellen, bei dem es mir nicht so leicht fällt eine Rezension zu verfassen. Es handelt sich um den neuen Roman des französischen Schriftstellers Joel Dicker, von dem ich schon einen anderen Roman gelesen habe: „Die Geschichte der Baltimores“. Dieses Buch hatte mir damals eigentlich ziemlich gut gefallen, da es sich um eine umfassende amerikanische Familiengeschichte handelte, ein Genre das ich sehr gerne lese. Auch wenn ich etwas verwundert war, warum ein französischer Autor eine große amerikanische Familiensaga schreibt – einen direkten Bezug zu den USA konnte ich seiner Biografie zumindest nicht entnehmen – fand ich den Roman trotz kleinerer Einschränkungen gelungen.
Auch Dickers neuester Roman spielt wieder in den USA und die Geschichte klingt auf den ersten Blick sehr spannend. Im Jahr 2014 ist der Polizist Jesse eigentlich grade dabei seinen Ruhestand anzutreten, als er von einer jungen Journalistin – Stephanie Mailer – angesprochen wird. Sie erzählt ihm, dass sie neue Informationen zu einem schrecklichen Mordfall von 1994 habe, den Jesse und sein Partner Derek damals gemeinsam lösten. Laut Stephanie haben die beiden sich getäuscht und verhafteten damals den falschen Täter.
Als Jesse wenig später versucht der Sache nachzugehen, ist Stephanie schon verschwunden und wird einige Zeit später tot aufgefunden. War sie wirklich einem frei herumlaufenden Mörder auf der Spur? Gemeinsam mit seinem früheren Partner Derek und der Polizistin Anna macht sich Jesse daran herauszufinden, was 1994 wirklich geschah und setzt damit auch im Jahr 2014 eine unheilvolle Kette der Ereignisse in den Gang.

Soweit klingt das Buch nach einem spannenden Kriminalfall, ich hatte aber wirklich ziemliche Schwierigkeiten mit Stil und Form des Buches. Im Moment lese ich nebenbei einen Schreibratgeber (da mich das Thema Schreiben auch sehr interessiert und ich selber da sicher eine ganze Menge Defizite habe). Da wurde als eine der Grundregeln für Anfänger zum Beispiel genannt, dass man keine Erzählperspektiven mixen solle, also kein wilder Misch Masch aus „Ich-Erzähler“ und „Er-Erzähler“ zum Beispiel. Nun muss sich ein literarischer Beststeller-Autor, der sogar schon Preise gewonnen hat, sicher nicht strikt an Regeln für Schreibanfänger halten, sondern kann sicherlich oftmals tatsächlich auch Dinge gekonnt mischen. Aber auf mich wirkte die Erzählperspektive dieses Buches wirklich so unausgegoren, dass es nicht wie eine brilliant gewählte stilistische Spielerei eines Profis wirkte, sondern wirklich ziemlich wirr. Das Buch mixt nämlich tatsächlich „Er-Erzähler“ mit „Ich-Erzähler“ und dazu wird das Buch auch noch abwechselnd von unterschiedlichen Charakteren in der „Ich-Form“ erzählt (wer grade erzählt wird jeweils in der Überschrift kenntlich gemacht). Dazu kommt noch sehr viel direkte Rede und noch zwei Zeitebenen mit Zeitsprüngen und sehr häufige Szenenwechsel. Insgesamt ein Stilmix den ich in einem Buch von einem Erstling-Autor erwarten würde, der etwas über das Ziel hinaus geschossen ist und seinen Stil noch nicht gefunden hat. Alles zusammen führte dazu dass sich das Buch ein bisschen las wie ein Theaterstück, ein bisschen wie ein Drehbuch und ein bisschen wie ein Roman. Am meisten haben mich die Dialoge gestört, die oft sehr platt und überzeichnet waren, ebenso wie die Charaktere, die oft entweder besonders blass blieben (Jesse und Derek als Personen zu unterscheiden war gar nicht so einfach) oder fast bis zur Groteske überzeichnet.

Insgesamt hinterließ das Buch bei mir deshalb einen eher irritierenden Eindruck, auch wenn die Geschichte an sich nicht uninteressant ist und es zwischendrin auch immer wieder längere gelungene Passagen und Zwischenhandlungen gab.

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Krimi-Tipp: „Die Suche“ von Charlotte Link

In den letzten Monaten habe ich einige sehr dicke Krimis von Deutschen Autorinnen (Nele Neuhaus und Petra Hammesfahr) gelesen, die ich von meiner Mutter „geerbt“ habe und die ich aber eher langatmig fand. Deswegen hatte ich fast schon Bedenken einen weiteren anzufangen, habe mich aber trotzdem an „Die Suche“ von Charlotte Link gewagt, da die Handlung auf dem Klappentext sehr interessant klang. Und diesmal wurde ich von der Geschichte auch nicht enttäuscht, obwohl das Buch auch ein sehr dicker Wälzer ist und es sich nicht um eine klassische Krimihandlung handelt.

Das Buch beginnt mit dem Verschwinden des 14 jährigen Teenagers Hannah. Sie verpasst sehr zum Ärger ihres überbehütenden und kontrollsüchtigem Vater nach einem Besuch bei ihrer Großmutter den verabredeten Zug nach Hause und lässt sich von einem zufällig vorbeikommenden Nachbarsjungen mitnehmen. Dieser setzt sie am Zielort ab, aber als Hannah dort versucht ihren Vater zu erreichen, geht der nicht ans Telefon. Wenig später verschwindet Hannah spurlos und wird nie wieder gefunden. Jahre später wird die Leiche einer anderen 14-jährigen gefunden, gleichzeitig verschwindet in einem kleinen Küstenstädtchen die 14-jährige Amely, die aber nach ca. einer Woche unter sehr mysteriösen Umständen wieder auftaucht und aufgrund des erlebten Traumas nicht erzählen kann was passiert ist. Und dann gibt es noch Mandy, eine 14-jährige aus einem schwierigen Elternhaus, die nach einem Streit mit ihrer Mutter von Zuhause weggelaufen ist.

Die Scotland Yard Polizistin Kate aus London hat eigentlich gar nichts mit dem Fall der 14-jährigen Amely zu tun, da sie aber aus privaten Gründen in der Pension von deren Eltern übernachtet als diese verschwindet, wird sie mehr oder weniger gegen ihren Willen in den Fall hineingezogen. Eigentlich ist der leitende Ermittler nämlich Caleb Hale, mit dem Kate schon vor einigen Jahren zu tun hatte, als ihr Vater brutal ermordet wurde (dies ist die Art etwas unwahrscheinlicher Zufälle über die man in einem Krimi halt mal hinwegsehen muss ;-)). Lange stochert Caleb Hale im Nebel und es ist unklar ob es sich bei den Fällen der verschwundenen Teenager um eine Serie handelt. Außerdem gibt es viele Verdächtige, die alle Dreck am Stecken zu haben scheinen. Kate ist zudem noch ziemlich mit ihrem Privatleben beschäftigt, das Haus ihrer Eltern das sie vermietet hatte, wurde von ihren Mietern verwüstet und verdreckt zurück gelassen (auch der Grund warum sie in der Pension von Amelys Eltern unterkam), außerdem hat sie nach Jahren des erfolglosen Online-Datings plötzlich sogar 2 Verehrer, die um ihre Aufmerksamkeit buhlen. Trotzdem schafft sie es nicht sich aus dem Kriminalfall rauszuhalten, obwohl sie weiß dass Caleb Hale davon nicht begeistert sein dürfte.

Insgesamt hat das Buch also auch fast alle Zutaten, die mich an den anderen beiden Krimis der letzten Zeit gestört haben, die Geschichte ist ziemlich komplex und es geht in der Mitte ermittlungstechnisch wenig voran. Trotzdem konnte mich „Die Suche“ fast komplett überzeugen, denn die Geschichte ist zwar sehr vielschichtig, aber gut erzählt und kann auch mit einigen unerwarteten Wendungen überraschen. Und ganz am Ende kommt tatsächlich noch eine thrillerartige Hochspannung auf . Außerdem fand ich die Charaktere in dem Buch alle sehr gut und vielschichtig herausgearbeitet, auch Kate fand ich sympathisch und glaubwürdig geschildert. Natürlich gibt es einige Punkte die man kritisieren könnte, so sind die Probleme der Ermittler sicher auch etwas klischeehaft und nicht gerade neu in der Krimiwelt (Kommissar mit Alkoholproblem und Kommissarin mit Selbstbewußtseinsproblem in Sachen Beziehungen…), allerdings ist es vermutlich auch eher schwierig in dem Bereich noch neue Ideen zu entwickeln. Und die Kommissare wirkten definitiv nicht so problembehaftet wie es bei manchen nordischen oder skandinavischen Reihen eine Zeitlang Mode war. Insgesamt für mich von den relativ neu erschienen Krimis der großen Deutschen Autorinnen mit Abstand der Beste.

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Krimi-Rezension: „Muttertag“ von Nele Neuhaus

„Muttertag“ ist der neueste Krimi von Nele Neuhaus aus ihrer Krimireihe mit den Kommissaren Pia Sander und Oliver von Bodenstein (wobei die Kommissarin
in den ersten Bänden noch Kirchhoff hieß und der Roman immer noch als „Kirchhoff/Bodenstein“ Krimi zum Beispiel bei Amazon aufgeführt wird). Ich habe alle oder zumindest die meisten der Bücher aus der Reihe gelesen, da meine Mutter ein Fan der Reihe ist.
So richtig begeistert hat mich bisher aber nur der Band „Schneewittchen muss sterben“, die anderen Krimis fand ich in der Regel aber solide Unterhaltung.
„Muttertag“ ist wie die meisten der Vorgängerromane ein sehr umfangreiches Buch geworden. Normalerweise mag ich dicke Schmöker (so war ich auch immer ein großer Fan der Krimis von Elizabeth George, die ja auch immer sehr dick waren). Da ich die Charaktere ihrer Bücher aber sehr lieb gewonnen hatte, hat mich das gar nicht gestört, denn mit Charakteren die man mag, möchte man als Leser ja gerne so viel Zeit wie möglich verbringen. Ein perfektes Buch ist für mich eines an dessen Ende man traurig ist, dass es schon zu Ende ist…wie sah das Lesevergnügen nun bei „Muttertag“ aus?

Am Anfang des Buches war ich eigentlich sehr zuversichtlich. Der Kriminalfall wirkte nämlich sehr vielversprechend.
Die Komissarin Pia Sander wird am Anfang des Buches in ein altes Herrenhaus gerufen, dort wurde ein alter Mann – Theodor Reifenrath- tot aufgefunden. Die Familie Reifenrath betrieb dort früher einen Mineralwasserproduktionsbetrieb, der aber schon vor Jahrzehnten Pleite ging. Danach kümmerten sich das Mordopfer und seine (inzwischen seit Jahren verschollene) Frau auf dem großen Grundstück jahrzehntelang um Pflegekinder, die aus schwierigen Verhältnissen stammten. Jetzt liegt Theo mit einer Kopfwunde tot in seinem Haus, auf den ersten Blick ist er vielleicht nur nach einem Schwächeanfall gestürzt und eines natürlichen Todes gestorben. Doch dann finden die Ermittler nicht nur den halb verhungerten Hund des Toten, sondern auch noch menschliche Knochen und die Ermittler müssen nicht nur herausfinden, ob Theo ermordet wurde, sondern auch noch was hinter den Menschenknochen steckt. Schnell stellt sich heraus, dass es in der Vergangenheit der Reifenraths so einige dunkle Flecken und „Leichen im Keller“ gibt.

Die ersten 80 Seiten des Romans waren wirklich unterhaltsam geschrieben und machten Lust auf einen komplexen und interessanten Kriminalfall. Allerdings konnte
das Buch meine Erwartungen dann leider nicht wirklich erfüllen, mich haben gleich mehrere Punkte gestört. Erstens gestaltete sich der Mittelteil des Buches leider als sehr langatmig (und mit Mittelteil meine ich leider so ca. die Seiten 100 – 500). Die Ermittler befragen unzählige Verdächtige und Personen, die man sich allein wegen der Fülle schon kaum merken kann, so richtig voran geht in der Krimihandlung aber nichts. Das ist vielleicht im Hinblick auf die Darstellung von Polizeiarbeit realistisch, aber als Unterhaltung nicht ganz so mitreißend. Zweitens gibt es neben der normalen Ermittlungsarbeit noch eine Nebenhandlung, die sich eines für mich etwas unnötigen (und noch dazu durchschaubaren) Identitätskniffes bedient…und Drittens fremdelte ich in dem Buch auch noch etwas mit den Charakteren. Oliver von Bodenstein ist zwar weiterhin sympathisch, spielt in diesem Band aber eine eher untergeordnete Rolle und bleibt blass. Pia Sander war mir in diesem Band aber irgendwie unsympathisch, da sie eine gewisse Selbstgerechtigkeit entwickelt zu haben scheint. Noch dazu zog sich durch den Roman für mich eine Tendenz zum „Victim Blaming“, was ich angesichts des heiklen Themas ziemlich unangenehm fand. Der einzige Charakter der für mich im Buch eine positive Charakterentwicklung erfuhr war Pias Chefin Nicola.

Zusammengefasst war dieses Buch für mich also kein Schmöker in den ich mich mit Begeisterung vertieft habe, denn mir fehlte gerade das eingangs erwähnte: anstatt mit geliebten Charakter mitzufiebern war ich am Ende eher froh sie los zu sein. Für große Fans der Reihe ist das Buch sicherlich trotzdem geeignet, mich hat es leider nicht überzeugt.

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Portugal – Krimi: „Lost in Fuseta“

„Lost in Fuseta“ von Gil Ribeiro ist der erste Teil einer Krimi-Reihe, die in Portugal spielt und sich um den Deutschen Ermittler Leander Lost (ergo das Wortspiel im Titel) aus Hamburg dreht, der im Rahmen eines etwas unwahrscheinlich klingenden EU-weiten Austauschsprogramms ein Jahr in Portugal verbringt (während ein portugiesischer Polizist ein Jahr in Hamburg verbringt. Also so eine Art „RTL2 Frauentausch“ für Polizisten 😉 ) Leander hat aber einige Hürden zu überwinden, die andere Polizisten eher nicht haben, denn er ist Asperger Autist und kann zum Beispiel nicht lügen und keine Witze und keine Ironie erkennen. So eckt er unter seinen Kollegen immer wieder an und seine beiden portugiesischen Kollegen Carlos und Graciana haben schnell den Verdacht, dass er von seinen Deutschen Kollegen nur für den Austausch ausgewählt wurde, um ihn loszuwerden.

Nachdem Leander Lost in Portugal angekommen ist, wird seine Ankunft gleich durch einen Mord unterbrochen, ein stadtbekannter Privatdetektiv wurde auf einem Boot erschlagen. Leander Losts Einstieg in die gemeinsame Polizeiarbeit verläuft aber so holprig, dass er beinahe gleich wieder nach Hause zurück geschickt wird…doch glücklicherweise schaffen es Carlos, Graciana und Leander doch noch das Ruder herumzureißen und sich aneinander anzunähern.

Mir wurde das Buch von meiner Mutter wärmstens empfohlen, die die Krimireihe super und sehr unterhaltsam und lustig findet. Leider konnte ich selbst nur sehr wenig damit anfangen, denn mich haben einige Punkte daran massiv genervt: Erstens spielt die Krimihandlung teilweise eine extrem untergeordnete Rolle, auf den ersten 90 Seiten passiert nach dem Auffinden der Leiche erstmal quasi gar nix mehr in der Richtung und auch danach bleibt das Drumherum wie Privatkram und Beschreibung von Land und Leuten recht dominant. Mir war das Verhältnis etwas zu unausgewogen und ich empfand den Krimi deswegen als langatmig.

Zweitens fand ich die Darstellung von Portugal und den Portugiesen etwas zu romantisch verklärt…es las sich ein bisschen wie die Darstellung eines südeuropäischen Landes aus Sicht eines Deutschen Touristen, der da im Sommer immer hinfährt und die Portugiesen um ihren Lebensstil beneidet (der Autor heißt in Wirklichkeit Holger Karsten Schmidt und wohnt in meiner Region). Dieses Gefühl kann man vermutlich nur nachvollziehen wenn man begeisterter Südeuropa Tourist ist und die Vorstellung spät abends stundenlang in großem Kreis zusammen zu sitzen und zu essen attraktiv findet.

Drittens wirkte die Asperger Erkrankung von Leander Lost auf mich ein bisschen wie ein Gimmick, auch wenn seine Schwierigkeiten durchaus ernsthaft dargestellt wurden, kam es trotzdem etwas so rüber als würde das ganze also „putzige Besonderheit“ und Begabung transportiert, ähnlich wie in dem Film „Rain Man“ und ich finde das kommt immer etwas gönnerhaft rüber (interessanterweise erwähnte der Autor auch im Nachwort, dass ihn das Thema Autismus seit dem Film Rain Man interessiert). Dazu kam auch noch, dass die Kommissarin eine kleine Schwester hat, die sich zufällig beruflich mit Asperger Autisten auskennt und sich sofort in Leander verliebt, das war mir dann doch auch etwas zu zuckrig.

Generell wirkte der Roman etwas wie ein etwas schnulzenhaft angehauchter ZDF-Fernsehkrimi wo auch immer was „fürs Herz“ und ein bisschen Humor dabei sein muss. Vermutlich bin ich deswegen auch einfach nicht die Zielgruppe, denn solche ZDF Filme finde ich meist auch etwas zu nah am Kitsch.  Den Kriminalfall an sich fand ich gar nicht so uninteressant, aber er ging mir in dem Gesamtkonstrukt einfach zu viel unter.

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Krimi Rezension: „Der Unfall auf der A35“ von Graeme Macrae Burnet

Den Roman „Der Unfall auf der A35“ habe ich auf meine Leseliste genommen, da ich auf sehr unterschiedliche Rezensionen dazu gestoßen bin. Den Ausschlag zum Lesen hat dann auch tatsächlich eine sehr negative Rezension gegeben, die bemängelte, dass es sich bei dem Roman keineswegs um einen Krimi handeln würde. Auch sonst war die Leserin oder der Leser nicht überzeugt.
Da ich zwar sehr gerne Krimis lese, aber es in dem Genre doch eher selten Innovationen zu entdecken gibt, war ich dadurch neugierig auf einen Krimi der nicht einem typischen entspricht. Außerdem fand ich Cover und Klappentext ansprechend.

Hauptfiguren des Buches sind der französische Polizist Georges Gorski und der 17 jährige Teenager Raymond. Beide leben in der elsässischen Kleinstadt Saint Louis. Gorski ist dort Polizeichef, hat aber Probleme mit dem Selbstwertgefühl, seinem Privatleben, seinen Kollegen (und dem Alkohol).
Raymond ist der Sohn des Anwalts Bertrand Barthelme. Dieser kommt am Anfang des Buches durch einen angeblichen Unfall auf der A35 ums Leben. Eigentlich würde der Fall zu Akten gelegt werden, denn nichts daran scheint verdächtig. Aber Bertrands attraktive Ehefrau bittet Gorski um Nachforschungen und da er sich von ihr angezogen fühlt, fängt er an auf eigene Faust zu ermitteln. Raymond findet im Schreibtisch seines verstorbenen Vaters einen Zettel mit einer unbekannten Adresse in einer nahegelegenen Kleinstadt und fängt ebenfalls an sich auf die Spurensuche zu machen.

Die Kritik, dass das Buch kein Krimi sei, kann ich durchaus nachvollziehend, denn der Kriminalfall steht in dem Buch keineswegs im Vordergrund.
Stattdessen beschäftigt es sich ausführlich mit dem Innenleben der beiden ziemlich problembelastenden Charaktere Gorski und Raymond. Düster und negativ wirkt das Buch dadurch aber nicht, denn es hat einen sehr leisen schwarzen Humor und vor allem die (auch sexuellen) Irrungen und Wirrungen des pubertierenden Raymonds sind sehr unterhaltsam zu lesen. So würde ich das Haupttheme des Buches eher als Charakterstudie zweier Männer, die mit ihrem Leben und ihrer Position in der von ihnen eher verhassten Kleinstadt Saint Louis nicht zurechtkommen sehen. Mich hat es aber überhaupt nicht gestört, was aber vielleicht auch daran liegt, dass ich durch die vorher gelesenen Rezensionen „vorgewarnt“ war und dem Buch deswegen gegenüber sehr offen eingestellt war.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und direkt und dadurch sehr kurzweilig zu lesen und der Autor vermittelt glaubwürdig, dass das Buch in einem Frankreich vor einigen Jahrzehnten spielt (wann genau konnte ich nicht so richtig fassen, aber aus den Informationen zu schließen die über die Lebensgeschichte des Vaters preis gegeben werden habe ich eine Handlung geschlossen, die ca. Ende der 1970er oder Anfang der 1980er Jahre spielt).

Auch die Geschichte rund um den Autor und das Setting des Buches ist durchaus spannend. Wer sich dafür interessiert, sollte (erst nach Lektüre des Buches) gerne einmal Google bemühen.

Insgesamt fand ich das Buch kurzweilig, unterhaltsam und kreativ und für mich war es deswegen eine gute Wahl.

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Jörg Maurer: „Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt“

„Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt“ ist schon die 11. Folge der Krimiserie von Jörg Maurer rund um Kommissar Jennerwein und sein Team.
Damit ist es wie bei vielen Regionalkrimi-Serien wohl auch eher ein Buch für Kenner und Fans der Serie und nicht unbedingt zum Einstieg geeignet.

In diesem Band hat Kommissar Jennerwein sein ganzes Team zum Feiern in seine Berghütte eingeladen. Es soll also mal nicht um Verbrechen und Ermittlungen gehen, sondern einfach nur um Spaß. So beginnt der Abend in der Hütte auch entsprechend entspannt, nach und nach kommen die Teammitglieder an (wenn auch teilweise mit erheblichen Schwierigkeiten), doch im Laufe des Abends wird klar, dass sich ein brandgefährlicher Eindringling unter den Feiernden befindet. Und so geht es plötzlich nicht mehr um einen geselligen Abend unter Kollegen, sondern ums pure Überleben.

Parallel zu der aktuellen Krimihandlung hat der Roman noch einen Sub-Plot in dem wir mehr über die Jugend von Jennerwein erfahren,  er erzählt nämlich seinen Kollegen von seinem ersten „Kriminalfall“. Zu Schulzeiten wurde seine Schule von einem Übeltäter heimgesucht, der während der ganzen Adventszeit Stinkbomben im Schulgebäude zündete…Jennerwein versuchte damals den Schuldigen zu ermitteln, was angeblich der Einstieg in seinen Berufswunsch als Polizist war. So springt das Buch zwischen diesen beiden Erzählsträngen hin und her, was eine abwechslungsreiche Geschichte ergibt.

Was mich an dem Roman etwas überrascht hat, ist dass die Handlung rund um die Berghütte doch relativ action-reich ist, ich hatte eher eine Art klassischen „Whodunnit“ Krimi auf einer Berghütte erwartet. Dadurch war das Buch aber sehr kurzweilig und unterhaltsam zu lesen, auch wenn die Handlung natürlich teilweise etwas ins Absurde abdriftete (das ist bei den Jennerwein Krimis aber öfters so). Insgesamt ist es ein nettes Buch für die Vorweihnachtszeit, das einen kurzweilig unterhält sofern man nicht zu viel Realismus erwartet.
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Schweden-Krimi: „Minus 18 Grad“ von Stefan Ahnhem

Heute möchte ich einen Ausflug ins Genre Skandinavien-Krimi unternehmen: „Minus 18 Grad“ von Stefan Ahnhem. Dabei handelt es sich bereits um den 3. Teil einer Krimi-Reihe, von denen ich die ersten beiden Teile nicht gelesen habe.

Cover

Auf dem Cover ist eine zu Schweden passende winterliche Wald Landschaft zu sehen, die ein Gefühl von Kälte und Winter vermittelt und damit gut zum Titel des Buches passt. Das Bild wird auf den Innenseiten des Umschlags weitergeführt, was für ein Taschenbuch eine recht hübsche Spielerei ist.

Autor

Den Autor kannte ich im Gegensatz zu vielen anderen skandinavischen Krimi-Autoren noch nicht. Laut Klappentext schreibt er auch Drehbücher für Krimis und war zum Beispiel Autor einiger Wallander Verfilmungen.

Charaktere

Charaktere gibt es in dem Buch „Minus 18 Grad“ mehr als genug, wenn nicht sogar ein paar zu viele? Die Hauptperson ist wohl der Kommissar Fabian Risk, der nicht der Leiter seines Ermittlungsteams ist, aber diese Rolle mehr oder weniger unfreiwillig doch einnimmt, da die Chefin des Teams ein Alkoholproblem hat, das im Buch auch eine größere Rolle spielt. Fabian Risk schlägt sich mit Eheproblemen und einem (wohl in einem vorigen Band) traumatisierten Sohn im Teenageralter herum. Weiterhin gibt es noch mehrere andere Polizisten im Team, die eine mehr oder weniger große Rolle einnehmen. Und zusätzlich dazu gibt es noch eine junge dänische Polizistin, die in einem völlig anderen Fall in Dänemark ermittelt und deren Beziehung zu Fabian Risk sich erst im Laufe des Buches erschließt. Auch die beiden Fälle laufen anfangs parallel ohne dass erkenntlich wird warum es zwei so unterschiedliche Handlungsstränge gibt.
Dazu gibt es noch natürlich noch den/die Mörder in beiden Fällen und eine ganze Menge Nebenfiguren. Auch Fabian Risks Familie spielt eine nicht unwichtige Rolle. Dass man bei dieser Fülle an Personen nicht den Überblick verliert ist durchaus eine gute Leistung vom Autor.

Plot

Ein Mann fährt nach einer wilden Verfolgungsjagd über eine Kaimauer und kann nur noch tot geborgen werden. Der Gerichtsmediziner macht eine verblüffende Entdeckung, denn der Mann war offenbar schon mehrere Tage tot und offenbar auch längere Zeit tief gefroren. Wie kam er also ins Auto und wer hat es gefahren? Das ist der Ausgangspunkt der Geschichte, aus dem sich mit der Zeit ein sehr komplexer Kriminalfall ergibt. Dieser ist vielleicht nicht unbedingt sonderlich realistisch, denn dazu ist der Täter ein bisschen zu „übermenschlich“ geraten, allerdings ist das Ganze so gut aufgebaut und in sich durchaus schlüssig, dass mich das nicht wirklich gestört hat.
Parallel gibt es noch einen völlig unabhängigen Kriminalfall rund um die junge Polizistin Dunja in Dänemark (die wohl in einem der vorherigen Bücher schon mit Fabian Risk zu tun hatte). Auch wenn die Fälle Schnittpunkte haben, drängt sich der Gedanke auf, dass der Roman genug Stoff für 2 unterschiedliche Bücher geboten hätte (zumal der Krimi auch recht dick ist).

Schreibstil

Das Buch ist flüssig und leicht lesbar geschrieben und die Handlung ist recht dynamisch, auch da die Kapitel angenehm kurz sind und häufig die Perspektive wechseln. Mir hat der Stil gut gefallen und die kurzen Kapitel machen es auch gut möglich das Buch während einer Arbeitswoche in kleineren Häppchen zu lesen ohne den Faden zu verlieren. Durch die komplexe Handlung kam jetzt nicht unbedingt rasante Thriller-Spannung auf, das habe ich aber auch nicht vermisst.

Fazit

Das Buch ist sehr unterhaltsam mit überdurchschnittlich kreativen Kriminalfällen, die aus der Masse der Krimis und Thriller herausstechen. Die Charaktere sind alle sympathisch und trotz der Fülle relativ gut ausgearbeitet, einige Nebenfiguren bleiben aber schablonenhaft. Dass ich die ersten beiden Bände nicht kannte, hat mich nicht übermäßig gestört, denn man kann die Hintergründe aus dem Kontext herleiten. Trotzdem wirkt das Buch vielleicht einen Ticken überladen und da hätte etwas weniger an mancher Stelle nicht geschadet. Auch dass am Ende quasi schon ein neuer Fall angeteasert wird fand ich unnötig (wenn einem eine Reihe gefällt, bleibt man auch ohne solche Tricks dabei).

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Krimi-Rezension: „Rachgier“ von Val McDermid

Von ValMcDermid habe ich über die Jahre schon einige Krimis gelesen und vor allem vom Schreibstil her, hat mich diese Autorin noch nie enttäuscht, weswegen ich auch auf „Rachgier“ sehr gespannt war. Ihre älteren Bücher zeichneten sich für mich vor allem durch tiefgründige psychologische Spannung aus, die ich sonst vor allem aus älteren Kriminalromanen wie von Martha Grimes oder Ruth Rendell kannte (solche psychologischen Krimis scheinen leider im Moment aus der Mode zu sein). „Rachgier“ ist aber kein Krimi, sondern der schon 10. Teil einer Thriller-Reihe rund um die Ermittlerin Carol Jordan und den Profiler Tony Hill. Ich glaube ich habe schonmal 1 oder 2 Bücher aus der Reihe gelesen, die mir aber nicht besonders in Erinnerung blieben.

In „Rachgier“ leitet Carol Jordan ein neu gegründetes Sonderermittlungsteam, das für die Aufklärung von besonders schwierigen ungelösten Fällen gegründet wurde. Das Team kommt aber nicht so richtig in die Gänge, da Carol mit den Nachwirkungen eines schweren Traumas (ihr Bruder und dessen Frau wurden im Rahmen eines älteren Falles brutal ermordet) und mit ihrer Alkoholsucht zu kämpfen hat. Tony versucht sie zu unterstützen und scheint ansonsten mehr oder weniger nur am Rande Teil des Teams zu sein. Unter diesen schwierigen Bedingungen wird die Spezialeinheit mit einem besonders perfiden Killer konfrontiert, dessen Motiv und Identität man als Leser früh erfährt: er wurde von seiner Freundin und Geschäftspartnerin verlassen und sinnt auf Rache, in Stellvertretung zunächst durch Mord an anderen Frauen. Zum Finden seiner Opfer schleicht er sich heimlich in Hochzeiten ein und flirtet mit einsamen Frauen, die dort alleine sind, nur um sie nach wenigen Tagen oder Wochen zu töten. All dies ist früh im Buch schon klar, weswegen sich die Handlung primär darum dreht wie die Spezialeinheit mit sich selbst kämpft und den Fall (nicht) löst.

Insgesamt ist die Idee und Handlung des Buches schon originell, außerdem bekommen die einzelnen Ermittler des Teams individuell genügend Raum im Buch, so dass man alle gut kennenlernt, auch wenn man mit der Serie nicht vertraut ist. Insgesamt fand ich aber, dass die Handlung sich doch etwas dahinzieht, grad da ermittlungstechnisch eigentlich nicht viel passiert. Außerdem muss ich zugeben, dass Carol Jordan mir mit ihrer märtyrerhaften Art und der ganzen Selbstzerstörung in diesem Buch ausgesprochen unsympathisch war und Tony Hill recht blass blieb, was einen irritierenden Gesamteindruck ergab, der durch das Ende nicht wirklich verbessert wurde. Deutlich sympathischer fand ich die Ermittlerin Paula, die Storyline rund um ihren Pflegesohn Torin hatte aber irgendwie mit dem Rest der Handlung nichts zu tun und wirkte deswegen etwas konstruiert.

Insgesamt kann man also schon sagen, dass mich das Buch etwas enttäuscht hat und außerdem nicht wirklich Lust darauf gemacht hat, noch mehr Bände aus der Reihe zu lesen. Für Val McDermids Klasse wiederum spricht, dass es trotzdem sehr gut geschrieben und kurzweilig zu lesen war. Trotzdem wirkt es für mich wie eine ziemlich beliebige 08/15 Psychothriller Reihe (die Themen Spezialermittlungsteam, Profiler und so weiter sind ja nun auch nicht neu in dem Genre), die im Falle dieses Buches eher versucht durch eine etwas abwegige Charakterentwicklung aufzufallen, die mich aber nicht wirklich überzeugt hat. Mit ValMcDermids älteren Krimis aus anderen Reihen kann dieses Buch meiner Meinung nach nicht mithalten.

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Lesetipps: Krimis aus den Niederlanden

Heute möchte ich einmal eine komplette Krimireihe auf einmal vorstellen und zwar die Bände der „Nordsee-Morde“ Reihe der niederländischen Autorin Isa Maron. Wobei ich da einleitend gleich drauf hinweisen muss, dass „Nordsee-Morde“ etwas irreführend ist, denn dies erweckt beim Leser wohl das Bild typischer Regionalkrimis (vermutlich dachte man beim deutschen Verlag, dass das zwecks Marketing beim deutschen Leser am Besten zieht) und bei der Krimi-Reihe handelt es sich aber eher um eine typische Krimireihe, die eher noch in Richtung „Serienkiller-Thriller“ geht und größtenteils in Amsterdam spielt. Die Nordsee spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle.

Für mich ist das eine der besten Krimireihen, die ich seit längerem neu entdeckt habe, auch da die Ermittler mal was anderes sind und sich von den typischen skandinavisch melancholischen Kommissaren und auch den typischen britischen High-Society Ermittlern unterscheiden 😉

Als kleiner Wehrmutstropfen: von den 3 bisher erschienenen Bänden konnten mich nur zwei davon zu 100% überzeugen, aber insgesamt immer noch ein sehr sehr gutes Fazit.

Es ist zu beachten, dass man diese Krimireihe unbedingt chronologisch von Anfang an lesen sollen, da die Bände nur sehr schlecht für sich allein stehen können.

Hier nun die Rezensionen zu den einzelnen Bänden:

Isa Maron – „Dunkle Flut“ (Genre: Krimi)

„Dunkle Flut“ ist der erste Band einer Reihe von Krimis rund um ein ungewöhnliches Ermittlerduo, die Kommissarin Maud Mertens und die junge Abiturientin Kyra Slagter, die unbedingt Polizistin werden will, seitdem ihre ältere Schwester Sarina vor einigen Jahren spurlos verschwand. Zuerst war ich etwas skeptisch, als ich gelesen habe, dass eine Schülerin an den Mordermittlungen beteiligt ist, da mir das doch etwas sehr unrealistisch erschien. Das hat sich aber schnell gelegt, nachdem mir klar wurde, dass Kyra nicht tatsächlich offiziell mitermittelt, sondern quasi auf eigene Faust auf Mördersuche geht (das ist natürlich auch nicht wirklich so realistisch, aber es ist ja nur ein Buch 😉 ).

Am Anfang des Buches wird ein Mann aufgeknöpft an einem Laternenpfahl am Amsterdamer Hafen gefunden. Da ihr Bruder die Leiche entdeckt, ist Kyra noch knapp vor der Polizei am Tatort und kann die Leiche in Augenschein nehmen. Erschrocken erkennt sie, dass es sich bei dem Toten um ihren Kunstlehrer handelt…sowieso schon besessen von dem Beruf des Kriminalisten und von Morden beschließt sie, dass sie unbedingt dahinter kommen will, was passiert ist.

Auch Maud Mertens arbeitet mit dem Team an dem Fall, doch die Suche nach einem Motiv ist nicht leicht und mit der Zeit wird klar, dass es sich nicht um einen Einzelmord handelt, sondern dass der Täter Blut geleckt hat.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen, vor allem die Charaktere sind vielschichtig und nicht so eindimensional wie sonst oft, Kyra ist ein typischer Teenager, oft impulsiv und unvernünftig, dabei aber völlig von sich überzeugt. Maud Mertens führt eigentlich ein ganz normales Leben (mal keine völlig gescheiterte Existenz als Kommissar 😉 ), hat aber außer mit der widerspenstigen Kyra auch noch mit ihrer eigenen Tochter im Teenageralter zu kämpfen. Insgesamt muss ich sagen, dass mir an dem Buch die Charakterentwicklung und auch das im Hintergrund immer mit vorhandene Rätsel um Kyras verschwundene Schwester sogar etwas besser gefallen hat als der Kriminalfall an sich (der zwar auch spannend ist, aber in einer ähnlichen Form doch schon oft dagewesen). Insgesamt finde ich die Reihe sehr vielversprechend und auch das Setting in Amsterdam und an der Nordsee ist mal etwas anderes.

Isa Maron – „Kalte Brandung“ (Genre: Krimi)

Kyra Slagter, die im ersten Teil noch zur Schule ging, hat inzwischen ihr Studium der Kriminalistik angefangen und ist somit ihrem Ziel Polizistin zu werden und auch beruflich Kriminalfälle zu lösen einen Schritt näher gekommen. Zusätzlich zu der Beschäftigung mit Kriminalistik, versucht sie natürlich immer noch das Verschwinden ihrer Schwester vor einigen Jahren aufzuklären.

Auch Maud Mertens hat mehr als genug zu tun, denn zum Schrecken der ganzen Niederlande verschwinden innerhalb weniger Tage zahlreiche Kinder spurlos und immer von belebten Plätzen wie Geburtstagsfeiern oder Zoos. Während immer mehr Kinder verschwinden, versuchen Maud Mertens und ihr Team unter Hochdruck dahinter zu kommen, was hinter den Entführungen steckt, ein spannender und mitreißender Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Auch Kyra ist wieder am Rande mit dem Fall verbandelt (wie realistisch das ist, sei mal dahingestellt), denn sie kennt das erste entführte Kind flüchtig und eine ihrer Freundinnen ist das Kindermädchen des Jungen gewesen. Abgesehen von dieser etwas konstruierten Verbindung ist Kyra diesmal aber nicht wirklich in die Ermittlungen zu dem großen Kriminallfall eingebunden, was ich angenehm fand, da es sonst vermutlich zu unrealistisch geworden wäre. Stattdessen konzentriert sich ihre Rolle auf die Suche nach ihrer Schwester, in deren Fall durch neue Ermittlungsergebnisse aus den USA auch neues Leben kommt.

Insgesamt fand ich den zweiten Band der Reihe fast noch besser als den ersten, der Kriminalfall ist wirklich spannend, die Charaktere werden weiterentwickelt und auch der Fall von Kyras Schwester nimmt deutlich Fahrt auf.

Isa Maron – „Schwarzes Wasser“ (Genre: Krimi)

Nachdem ich den 2. Band wirklich herausragend fand (noch etwas besser als Band 1), war ich sehr gespannt auf den 3. Teil. Leider wurden meine Erwartungen nur teilweise erfüllt.

Am Anfang des Buches steht mal wieder ein spektakulärer Leichenfund, im Garten eines Hauses in der Nachbarschaft von Kyra Slagter werden bei professionellen Gartenarbeiten einige menschliche Schädel gefunden. In dem Haus wohnte bis vor einigen Jahren ein inzwischen verstorbener umstrittener Politiker und seine Familie, hatte er etwas damit zu tun?

Parallel zu dem Kriminalfall kommt Fahrt in die Suche nach Kyras verschwundener Schwester und der Fall nimmt deutlich mehr Raum ein als in den ersten beiden Bändern.

Auch in diesem Band hat es Spaß gemacht, die Ermittlungen von Maud und Kyra zu verfolgen und dass es mit dem Geheimnis um Kyras Schwester langsam wirklich voran geht fand ich auch gut.

Allerdings ist das auch etwas die Schwäche des Bandes, irgendwie gibt es gefühlt zu viele Handlungsstränge und Personen, die auch noch alle miteinander verbandelt sind. Ich fand es deswegen zum ersten Mal etwas schwierig, die Übersicht über alle Charaktere zu behalten und einige Stränge verliefen sich auch im Laufe des Buches etwas im Sande. Dass das ganze Buch dann auch noch mit einem kompletten Cliffhanger endet, passt zu diesem Gesamtbild.

Insgesamt wirkt der 3. Band leider etwas als ob er nur ein „Zwischen-Roman“ ist, der zu einem großen Finale hinführt und er funktioniert deswegen als eigenständiger Krimi auch nicht so gut wie die ersten beiden Bände.

Trotzdem ist die Reihe an sich grandios und weiterlesen muss man sowieso, wenn man hinter das Geheimnis um Kyras Schwester kommen will. Allerdings schreibt die Autorin eigentlich brilliant genug, um solche „Kniffe“ zur Kundenbindung gar nicht nötig zu haben. Von dem her hoffe ich, dass der 4. Band wieder etwas eigenständiger wird.